RSNplusÄthiopierin imponiert im Straßenrennen

WM-7. bei den Juniorinnen: Kiros nimmt nun U23-Gold ins Visier

Von Tom Mustroph aus Kigali

Foto zu dem Text "WM-7. bei den Juniorinnen: Kiros nimmt nun U23-Gold ins Visier"
Tsige Kiros Kahsay (re.) im WM-Straßenrennen der Juniorinnen | Foto: Cor Vos PRÜFE

27.09.2025  |  (rsn) - Eine junge Frau aus Äthiopien schreibt Geschichte bei der ersten Rad-WM auf afrikanischem Boden: Tsige Kiros Kahsay wurde im Straßenrennen der Juniorinnen Siebte. Noch größer wird die Geschichte freilich, wenn man Kiros Kahsay (das ist ihr zweiter Nachname, wie RSN vom äthiopischen Team bestätigt wurde, kein Vorname) nach ihrer eigenen Einschätzung dieses bemerkenswerten Resultats fragt. “Ich habe eigentlich schon etwas mehr erwartet“, sagte sie, und präzisierte dann: “Ich habe die Goldmedaille im Auge gehabt.“

Derart forsche Erwartungen an sich selbst verblüffen zunächst. Aber die 18-Jährige ist keine, die solche Ziele völlig grundlos von sich fordert. Kiros nahm bereits an der Tour de l’Avenir Femmes in diesem Jahr teil, als Juniorin wohlgemerkt, und ließ dort einige Talente aus den Devo-Abteilungen der WorldTour-Rennställe hinter sich. Sie belegte Gesamtrang 22 und wurde auf der 3. Etappe, die die frisch gebackene U23-Weltmeisterin Celia Gery gewann, als Kämpferischste Fahrerin geehrt.

___STEADY_PAYWALL___ Zuvor hatte sie in Äthiopien die Tour Tigrai in ihrer Heimatprovinz mit vier Tagessiegen bei fünf Etappen sowie die Gesamtwertung gewonnen. “Sie kommt aus einer Bauernfamilie in Tigray“, erzählte Mebrat Haftu Berhe, Kommissärin in Kiros' Heimatregion, die auch die Übersetzung übernahm, gegenüber RSN. “Es gibt viele Fahrräder bei uns. So entstand bei mir eine Liebe zu diesem Sport.“

Im WM-Rennen der Juniorinnen war die Äthiopierin Tsige Kiros Kahsay (in Gelb-Grün-Rot) stets vorne zu sehen | Foto: Cor Vos

Sport spielt überhaupt in dieser Bergregion eine wichtige Rolle. Zahlreiche äthiopische Läuferinnen und Läufer kommen von hier, unter anderem der Doppelolympiasieger von 1980, Miruts Yifter, Cross-Weltmeisterin Werknesh Kidane (2003) oder 1500-Meter-Weltmeisterin Adeba Aregawi (2013). Auch Äthiopiens bekanntester Radsportler, Tsgabu Grmay, stammt aus der Region. Grmay war es dann auch, der den Kontakt zum World Cycling Center der UCI vermittelte.

Für das nahm sie auch an der Tour de l’Avenir teil. Ihr Heimteam in Äthiopien heißt aber Mesfin Engineering. Das Team gab ihr das erste eigene Rad. Vorher lieh Kiros sich immer mal wieder Zeiten auf Rädern. Es sei üblich, ein Rad für ein, zwei oder zehn Dollar für eine bestimmte Zeit zu mieten, sagte die Betreuerin zu RSN. Die Praxis ist in vielen afrikanischen Ländern verbreitet.

Inzwischen ist Kiros aber längst über die lokale und regionale Szene hinausgewachsen. Für das nächste Jahr versucht sie den Sprung nach Europa . “Ich rede mit europäischen Teams und hoffe, 2026 dort einen Vertrag zu bekommen“, sagte sie. 

So, wie sie hier in Kigali fuhr, mehr aber noch aufgrund ihrer mentalen Entschlossenheit, dürfte man in Zukunft von ihr einiges hören. “Ich lerne bei jedem Rennen, versuche, mir so viel wie möglich abzuschauen. Die Athletinnen hier bei der WM hatten zum Teil viel mehr Erfahrung. Sie fahren die europäischen Rennen, haben viele Möglichkeiten im Wettkampf wie im Training“, erzählte Kiros. Und was sie sich abgeguckt habe, werde ihr helfen, im nächsten Jahr im Kampf um die Medaillen einzugreifen, betonte sie.

Am Ende hätte es fast noch zu einer Medaille gereicht. Mit drei Sekunden Rückstand auf die Weltmeisterin Paula Ostiz wurde Kiros Kahsay starke Siebte. | Foto: UCI

Viel fehlte auch in Kigali nicht, drei Sekunden nur auf die Medaillen. Kiros gehörte bei der letzten Überfahrt des Kopfsteinpflasteranstiegs in Kimihurura eine Zeitlang sogar zur führenden Gruppe, aus der die Medaillengewinnerinnen kamen. Sie hatte dann aber einen Schwächemoment, fiel zurück, fing sich allerdings wieder in der großen Gruppe der Verfolgerinnen und kam noch auf den zweiten Platz in dieser zweiten Gruppe.

Zuvor bereits hatte sie einige Attacken gesetzt, war nach einem Defekt auch wieder souverän nach vorn gefahren und gehörte an den Anstiegen jeweils zu den Stärksten. “Sie gewinnt wirklich auf vielen Terrains, in den Bergen, im Flachen und auch im Zeitfahren ist sie gut“, lobte Mentor Grmay schon während der Tour de l’Avenir.

Auch die Tour de France ist ein (Fern)-Ziel

Für die Zukunft hat Kiros Großes vor. “Ich freue mich sehr über diese Gelegenheit hier bei der WM in Kigali, dass wir Leute aus Afrika diese Chance hier haben. Aber im nächsten Jahr möchte ich gern die erste Goldmedaillengewinnerin für Afrika und für mein Land sein“, kündigte die WM-Siebte von Kigali selbstbewusst an.

Ihr ambitioniertes Ziel wird sie dann aber in der nächsthöheren Alterskategorie angehen müssen, denn Kiros wird 2026 zur U23 gehören. Und irgendwann in der Zukunft möchte sie auch bei der Tour de France Femmes für Furore sorgen, wie sie noch anfügte.

Große Ziele, viel Entschlossenheit. Tsige Kiros Kahsay ist definitiv eine der größten Entdeckungen dieser WM.

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.09.2025Keine Medaille in Ruanda: German Cycling muss umdenken

(rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jah

29.09.2025Saison für Van Wilder nach Sturz im WM-Straßenrennen beendet

(rsn) – Er wird letztlich nicht entscheidend für die Vergabe von Gold und Silber gewesen sein, doch der Ausfall von Ilan Van Wilder als mutmaßlich wichtigstem Helfer von Remco Evenepoel war schon

29.09.2025Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“

(rsn) – Es war eine schnelle Nummer. Das Rennen an sich einerseits. Knapp 270 Kilometer mit 5500 Höhenmetern. 6:21 Stunden benötigte Weltmeister Tadej Pogacar dafür. Trotz enormer Länge und Höh

29.09.2025Healy fuhr mit einem speziellen Rennanzug aufs WM-Podium

(rsn) – “Es ist ein besonderes Bild“, sagte Ben Healy. Da kam er gerade von der Siegerehrung am Convention Center von Kigali und war auf dem Weg zur Pressekonferenz. “Viele der Großen sind da

28.09.2025Ayuso bleibt am längsten Berg als einziger an Pogacar dran

(rsn) – Juan Ayuso hat es am Mont Kigali 104 Kilometer vor dem Ziel des WM-Straßenrennens als einziger Fahrer geschafft, direkt am Hinterrad von Tadej Pogacar zu bleiben und mit ihm die Abfahrt in

28.09.2025Skujins glänzt auch in Kigali: “Habe Gewichtsklasse 70+ gewonnen“

(rsn) – Toms Skujins hat bei den Weltmeisterschaften in Ruanda einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er wohl einer der unterschätztesten Fahrer im gesamten Peloton ist. Der Lette wurde nach Platz

28.09.2025Sattel-Drama kostet Evenepoel die Chance aufs WM-Double

(rsn) – Remco Evenepoel war am Boden zerstört. Im Ziel des WM-Straßenrennens von Kigali setzte sich der Belgier an die Bande und blickte minutenlang schwer enttäuscht nach unten. Es dauerte, bis

28.09.2025Hirschi schon 90 Kilometer vor dem Ziel im “Überlebenskampf“

(rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mi

28.09.2025Roglic: “Bin glücklich, dass ich das Rennen beendet habe“

(rsn) – Der alte und neue Weltmeister Tadej Pogacar aus Slowenien kann offensichtlich nicht anders, als die internationale Konkurrenz durch lange Solo-Ritte bei Welttitelkämpfen zu düpieren. Ähnl

28.09.2025Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) – Tadej Pogacar hat seinen WM-Titel aus Zürich mit einem 67-Kilometer langen Solo in Kigali verteidigt. Der Slowene eröffnete 104 Kilometer vor dem Ziel am Mont Kigali das Finale und ließ d

28.09.2025Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“

(rsn) – Vom Nachrücker zum besten Deutschen im Straßenrennen – und das ohne ein Ergebnis. Die kurze Zeit für Marius Mayrhofer bei den Weltmeisterschaften in Ruanda ist schon wieder vorbei. Nach

28.09.2025Pogacar verteidigt Titel nach 67 Kilometer langem Solo

(rsn) - Mit dem zweitlängsten Solo in der Geschichte der Straßenweltmeisterschaften hat Tadej Pogacar seinen Titel verteidigt und souverän Gold geholt. Ab Kilometer 67 vor dem Ziel in Kigali lag de

Weitere Radsportnachrichten

09.11.2025“Cube liefert 2026 die Räder für TotalEnergies“

(rsn) – Der französische Zweitdivisionär TotalEnergies soll in Deutschland einen neuen Radsponsor gefunden haben. Der Tour-Zehnte Jordan Jegat und Co. werden ihre Kilometer 2026 auf Rädern von Cu

09.11.2025Aerts schlägt Nys im Sprint, Wyseure komplettiert belgisches Podium

(rsn) – Neun Jahre nach seinem EM-Sieg in Pontchateau hat der Belgier Toon Aerts in Middelkerke seinen zweiten Titel eingefahren. Nach einem echten Strandkrimi war er im Fünfersprint schneller al

09.11.2025Bentveld sichert sich bei der EM ersten großen Titel

(rsn) – Die neue U23-Europameisterin im Cross heißt Leonie Bentveld, Die Niederländerin gewann bislang drei Medaillen bei Welttitelkämpfen; zwei fügte sie ihrer Sammlung bei kontinentalen Meiste

09.11.2025Grigolini verteidigt Agostinacchios EM-Titel für Italien

(rsn) – Filippo Grigolini hat dem italienischen Team bei der Cross-EM in Middelkerke den zweiten Titel beschert. Einen Tag nachdem Mattia Agostinacchio, der letztes jahr Junioren-Europameister wurde

09.11.2025Vingegaard kommt beim Saitama Criterium als Erster ins Ziel

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) durfte beim Saitama Criterium in Japan als Erster über den Zielstrich fahren. Der Däne kam beim Showwettkampf in der Nähe von Tokio, bei dem zum

09.11.2025Augé folgt den Spuren seines Vaters und wird Profi

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

08.11.2025Philipsen will bei den Klassikern um den Sieg fahren

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat bereits ein Monument in seinem Palmàres stehen: 2023 gewann der Belgier Mailand-Sanremo. Wenn es nach seinem Team geht, dürften noch weitere

08.11.2025Van der Heijden überrascht bei Oranje-Festspielen

(rsn) - Inge van der Heijden ist die neue Cross-Europameisterin. In Middelkerke feierte sie den größten Erfolg ihrer Karriere mit einem Start-Ziel-Sieg. Auch Silber und Bronze gingen an die NiederlÃ

08.11.2025U19-Europa- und Weltmeister Agostinacchio schlägt in U23 zu

(rsn) – Bei der U23-EM 2024 gab es Gold und Silber für Familie Agostinacchio: Filippo wurde Zweiter in der U23, der vier Jahre jüngere Mattia fuhr bei den Junioren als Erster über den Zielstrich.

08.11.2025Topfavoritin Bukovska holt EM-Gold bei den Juniorinnen

(rsn) – Nach Silber im Vorjahr bei der EM und WM hat Barbora Bukovska bei den Juniorinnen die erste Goldmedaille dieser Europameisterschaft im Cross gewonnen. Die Tschechin war in Middelkerke 49 Sek

08.11.2025“Team Hincapie“ präsentiert Aufgebot für 2026

(rsn) – Das neue US-amerikanische Team Modern Adventure Cycling hat seinen Kader für die Saison 2026 bekannt gegeben. Die Equipe wird geleitet vom Ex-Profi George Hincapie und seinem Bruder Richar

08.11.2025Kaija Budde startet bei der EM “tatsächlich“ aus Reihe 1

(rsn) – Wie Kai aus der Kiste kam Kaija Budde (Pure Energy - Haro Bikes) letzte Saison an die Spitze der deutschen Cyclocross-Szene. Mit nur 17 Jahren nahm sie 2024/25 ihren ersten Querfeldeinwinter

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine