Zuversichtlich vor erwartetem Duell mit Pogacar

Nach dem Olympia- peilt Evenepoel das WM-Double an

Von Tom Mustroph aus Kigali

Foto zu dem Text "Nach dem Olympia- peilt Evenepoel das WM-Double an"
Remco Evenepoel will nach Zeitfahr- auch Straßengold in Kigali | Foto: Cor Vos

27.09.2025  |  (rsn) - Der dreimalige Zeitfahrweltmeister wirkte selbstbewusst, war aber vor allem sehr vorsichtig, um nicht als überheblich rüberzukommen. Es war eine für den Viel- und Gernsprecher aus Belgien sehr ungewöhnliche Pressekonferenz. Eher belustigt nahm Remco Evenepoel die Fragen der Journalisten zur Kenntnis. Er überlegte etwas länger als sonst vor den Antworten. Und dort blieb er ungewöhnlich vorsichtig.

“Ja, ich fühle mich gut“, sagte er kurz und knapp auf die Frage nach seinem Befinden. Anpassungsprobleme an die Bedingungen in Ostafrika hatte er nur in den ersten Tagen. “Ich denke, der erste Tag war recht hart, der zweite auch noch, aber vom dritten Tag an habe ich mich gut gefühlt. Aber das ist eigentlich immer so. Man braucht zwei, drei Tage, um sich anzupassen an die Hitze und an die Luftqualität. Für mich lief es aber sehr glatt. Hoffen wir, es bleibt so“, fügte er an.

Der Belgier betonte auch, wie wichtig es sei, nicht zu blauäugig nach dem Zeitfahr-Triumph zu sein. “Wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben und uns immer daran erinnern, dass es gegen den besten Fahrer der Welt in den letzten Jahren geht“, betonte Evenepoel und meinte damit natürlich Tadej Pogacar.

Evenepoel zieht Motivation aus dem Zeitfahr-Gold

Ein nach der Schlappe im Zeitfahren noch einmal besonders motivierter Pogacar macht ihm wiederum auch keine Angst. So sicher fühlt er sich dann doch seiner Mittel. “Ich denke, ich kann ziemlich viel Motivation aus dem Ergebnis bisher ziehen. Wir kamen schon mit einem guten Plan hier an, bevor das Zeitfahren überhaupt startete. Es gibt keinen Grund, diesen Plan jetzt zu ändern“, betonte er.

Viel andere ernsthafte Konkurrenz jenseits von Pogacar sieht er vor dem WM-Straßenrennen aber auch nicht. Gefragt nach Rivalen, auf die er verstärkt ein Auge werfen würde, fiel ihm gerade noch Tom Pidcock ein. Er überlegte eine Weile, ging sicher im Geiste den einen oder anderen Namen durch, sagte dann aber: “Mir fallen keine zehn Leute ein, die hier in Frage kommen.“

Als es um die Cote de Kigali ging und die Frage, ob eine Attacke schon hier eine ernsthafte Option wäre, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. “Wer weiß“, meinte er und fügte fast schon genießerisch hinzu: “Das ist eine schöne Distanz.“ Evenepoel scheint echte Lust auf das Straßenrennen zu haben. Er wirkt hochmotiviert und hochkonzentriert zugleich. Eine Aufgabe ist sicherhin, diese Art Spannung bis zum Sonntag zu halten, oder besser noch, etwas nachzulassen, um dann wieder in den richtigen Tunnel zu kommen.

Für Rennfahrer, die diese WM auslassen, Jonas Vingegaard wurde namentlich von den Fragenden genannt, hatte er kein Verständnis. “Wer nicht hier ist, über den muss man nicht reden. Aber es ist eine verpasste Chance für sie“, lautete sein Urteil.

Künftiger Teamkollege Finn ein “smarter Bursche“

Von einem der hier ist, und der schon ein Regenbogentrikot holte, hält er aber ziemlich viel. Um Auskunft zu Lorenzo Finn, seinem künftigen Teamkollegen bei Red Bull – Bora – hansgrohe und frisch gebackenen U23-Weltmeister gebeten, meinte er: “Es ist ziemlich beeindruckend, schon im ersten Jahr in dieser Kategorie das Rennen zu gewinnen. Eine tolle Performance. Und ich denke, er hat eine schöne Zukunft vor sich. Letztes Jahr gewann er, glaube ich, im Regen, jetzt in der Hitze, wirklich Respekt erheischend.“ 

Evenepoel äußerte regelrechte Vorfreude, den jungen Mann kennenzulernen, auch wenn der 18-Jährige in der kommenden Saison noch für die Red Bull Rookies fahren wird. “Er scheint ein smarter Bursche zu sein und auch nicht typisch italienisch“, sagte er. Und als er darauf hingewiesen wurde, dass Finn auch englische Wurzeln habe, nickte er nur und setzte nach: “Genau, das ist vielleicht auch gut so.“

Da blitzte endlich etwas vom alten Remco auf, von der Freude an zugespitzten Aussagen. Und irgendwann war er dann ganz der Alte. Als er darauf angesprochen wurde, der allererste Doppelweltmeister der Geschichte werden zu können, also einer, der im selben Jahr Zeitfahren und Straßenrennen gewinnt, meinte er nur: “Das hab ich doch schon geschafft.“

Klar, das Double bei Olympia ist schon seins. Eigentlich völlig logisch, dass das Regenbogen-Double dann folgen muss. Evenepoel weiß aber auch, dass vor allem einer viele Argumente auf der Pedale hat, das zu verhindern. Man darf sich auf Teil 2 des WM-Duells Pogacar vs. Evenepoel freuen, dieses Mal hoffentlich mit einer spannenderen Dramaturgie als letzten Sonntag.

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