RSNplusNur Coach Schär “nicht wirklich überrascht“

Huber und das Silber, mit dem er “definitiv nicht gerechnet“ hätte

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Huber und das Silber, mit dem er “definitiv nicht gerechnet“ hätte"
Jan Huber mit seiner Silbermedaille nach dem U23-Straßenrennen bei der WM 2025. | Foto: Cor Vos

27.09.2025  |  (rsn) – Auch wenn er überhaupt nicht danach aussieht: Jan Huber ist ein Exot. Zumindest noch. Das bezieht sich in diesem Fall nicht auf seine Herkunft. Als Schweizer gehört er einem der bei den Weltmeisterschaften in Ruanda erfolgreichsten Verbände an. Nur: Ein Team, bei dem er während der Saison unterwegs ist, hat Huber nicht. Das erklärte der 20-Jährige RSN bereits nach dem Einzelzeitfahren der U23. Er erwähnte ebenfalls, dass sich das im neuen Jahr ändern werde.

Vier Tage später stellte er nun erneut unter Beweis, warum das auch höchste Zeit wird. Denn Huber musste sich im Straßenrennen der U23 lediglich dem neuen Weltmeister Lorenzo Finn geschlagen geben. Erst auf den letzten sechseinhalb Kilometern, als es hinauf zur Cote de Kigali Golf ging, konnte Huber dem 18 Jahre alten Überflieger aus Italien nicht mehr folgen.

“Mit diesem Ergebnis habe ich definitiv nicht gerechnet“, sagte Huber nach seinem Rennen im erneuten Gespräch mit RSN. Dann ließ er ein kleines Lächeln folgen. “Aber umso glücklicher bin ich, dass es geklappt hat. In den ersten Runden habe ich schon gemerkt, dass die Beine heute extrem gut sind. Dass sie so gut sind, hätte ich dann aber auch nicht geglaubt.“ ___STEADY_PAYWALL___

Huber zählte zwar nicht unbedingt zu den Aktivposten im Rennen, war aber immer dabei, als die Post abging. So etwa in der Situation rund 60 Kilometer vor dem Ziel, als sich erstmals eine größere Gruppe aus dem Feld absetzte, die letztlich auch schon die entscheidende sein sollte. Dann gehörte er zum Ende der drittletzten Runde zu dem Sextett, dass schließlich die Medaillen ausfahren sollte. Als Finn einen Umlauf später dann versuchte, all seine Konkurrenten vorzeitig abzuschütteln, war Huber der Einzige, der die Attacke kontern konnte.

Huber und Finn waren sich "nicht mehr ganz einig"

“In der letzten Runde war er dann stärker“, musste der Schweizer dem Italiener zugestehen. “Wir waren uns da nicht mehr ganz einig. Aber es ist schön, dass wir durchgekommen sind. Als ich abgehängt wurde, war ich mir nicht immer ganz sicher, ob ich von hinten vielleicht doch noch eingeholt werde, habe dann aber auch schnell die Info bekommen, dass es eigentlich reichen sollte.“ Gut 40 Sekunden brachte Huber auf den Österreicher Marco Schrettl und den Bronzerang ins Ziel.

Jan Huber war der Einzige, der Weltmeister Lorenzo Finn bis in die Schlussrunde folgen konnte. | Foto: Cor Vos

Auch Michael Schär, Nationalcoach der Schweiz, konnte sein Glück im Anschluss an das Rennen kaum fassen. “Für uns ist das ein Traumtag“, sagte er am Eurosport-Mikrofon. “Wir sind hier mit einem sehr kleinen Team mit nur drei Fahrern. Dann den zweiten Platz zu holen mit Jan Huber, ist für uns wie ein Sieg. Eine wirkliche Überraschung ist es für uns aber nicht.“

Das macht Schär an der Tour de l`Avenir fest, die Huber einen Monat vor den Weltmeisterschaften als Elfter beendete. Vor der Tour de France des Nachwuchses war Huber fast ausschließlich auf Schweizer Boden Rennen gefahren. “Er ist für uns so etwas wie die Entdeckung des Jahres. Er ist noch relativ neu im Sport und gewinnt dann eine Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften – das ist unglaublich.“

Schär: "Er hat noch viel Entwicklungspotenzial"

Während der Ex-Profi von einem Traumtag gesprochen hatte, weitete der vermutlich künftige Profi das auf seine gesamte Zeit in Ruanda aus. “Es war eine unglaubliche Woche für mich. In den Trainings nach dem Zeitfahren habe ich mich immer besser gefühlt. Heute dann sehr gut. Und das ist das Ergebnis.“

Im Einzelzeitfahren am Montag war Huber 17. geworden. | Foto: Cor Vos

Ein Ergebnis, das für den Trainer von Swiss Cycling aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. “Er hat noch viel Entwicklungspotenzial in fast jedem Aspekt, es liegt noch viel Form ihm“, so Schär, der die Zukunft bereits absteckte. “Er ist ein Kletterer, er wird kein Sprinter und kein Zeitfahrer, sondern ein Klassementfahrer. Seine psychische Stärke ist sehr beeindruckend. Er ist sehr cool, damit meine ich sehr abgeklärt, eiskalt. Niemals nervös, macht sich keine Gedanken über Druck.“

Auch Teamkollege Donzé lobt: "Bei der L'Avenir ist er geflogen"

Den starken Schweizer Auftritt in der U23 abgerundet hat übrigens auch noch Robin Donzé. Der 21-Jährige aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz wurde Achter und war damit selbst glücklich, lobte aber auch Landsmann Huber. "Ich kenne ihn noch nicht so gut, aber wir sind die Tour de l'Avenir zusammen gefahren, wo er mich wirklich beeindruckt hat. Da war er neben mir zweiter Kapitän und ist regelrecht geflogen", erzählte der Mann vom Tudor-Development-Team.

"Dass er ohne großes Team zur WM kommt und hier Zweiter wird, das ist großartig! Hoffentlich lerne ich ihn jetzt etwas besser kennen, denn er ist recht zurückhaltend. Aber er ist ein netter Kerl." Zum 'näheren Kennenlernen' wird es demnächst in Tudor-Farben kommen. Wie das Development-Team bestätigte, habe man Huber mit einem "Mehrjahresvertrag" ausgestattet.

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.09.2025Keine Medaille in Ruanda: German Cycling muss umdenken

(rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jah

29.09.2025Saison für Van Wilder nach Sturz im WM-Straßenrennen beendet

(rsn) – Er wird letztlich nicht entscheidend für die Vergabe von Gold und Silber gewesen sein, doch der Ausfall von Ilan Van Wilder als mutmaßlich wichtigstem Helfer von Remco Evenepoel war schon

29.09.2025Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“

(rsn) – Es war eine schnelle Nummer. Das Rennen an sich einerseits. Knapp 270 Kilometer mit 5500 Höhenmetern. 6:21 Stunden benötigte Weltmeister Tadej Pogacar dafür. Trotz enormer Länge und Höh

29.09.2025Healy fuhr mit einem speziellen Rennanzug aufs WM-Podium

(rsn) – “Es ist ein besonderes Bild“, sagte Ben Healy. Da kam er gerade von der Siegerehrung am Convention Center von Kigali und war auf dem Weg zur Pressekonferenz. “Viele der Großen sind da

28.09.2025Ayuso bleibt am längsten Berg als einziger an Pogacar dran

(rsn) – Juan Ayuso hat es am Mont Kigali 104 Kilometer vor dem Ziel des WM-Straßenrennens als einziger Fahrer geschafft, direkt am Hinterrad von Tadej Pogacar zu bleiben und mit ihm die Abfahrt in

28.09.2025Skujins glänzt auch in Kigali: “Habe Gewichtsklasse 70+ gewonnen“

(rsn) – Toms Skujins hat bei den Weltmeisterschaften in Ruanda einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er wohl einer der unterschätztesten Fahrer im gesamten Peloton ist. Der Lette wurde nach Platz

28.09.2025Sattel-Drama kostet Evenepoel die Chance aufs WM-Double

(rsn) – Remco Evenepoel war am Boden zerstört. Im Ziel des WM-Straßenrennens von Kigali setzte sich der Belgier an die Bande und blickte minutenlang schwer enttäuscht nach unten. Es dauerte, bis

28.09.2025Hirschi schon 90 Kilometer vor dem Ziel im “Überlebenskampf“

(rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mi

28.09.2025Roglic: “Bin glücklich, dass ich das Rennen beendet habe“

(rsn) – Der alte und neue Weltmeister Tadej Pogacar aus Slowenien kann offensichtlich nicht anders, als die internationale Konkurrenz durch lange Solo-Ritte bei Welttitelkämpfen zu düpieren. Ähnl

28.09.2025Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) – Tadej Pogacar hat seinen WM-Titel aus Zürich mit einem 67-Kilometer langen Solo in Kigali verteidigt. Der Slowene eröffnete 104 Kilometer vor dem Ziel am Mont Kigali das Finale und ließ d

28.09.2025Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“

(rsn) – Vom Nachrücker zum besten Deutschen im Straßenrennen – und das ohne ein Ergebnis. Die kurze Zeit für Marius Mayrhofer bei den Weltmeisterschaften in Ruanda ist schon wieder vorbei. Nach

28.09.2025Pogacar verteidigt Titel nach 67 Kilometer langem Solo

(rsn) - Mit dem zweitlängsten Solo in der Geschichte der Straßenweltmeisterschaften hat Tadej Pogacar seinen Titel verteidigt und souverän Gold geholt. Ab Kilometer 67 vor dem Ziel in Kigali lag de

Weitere Radsportnachrichten

22.10.2025Charmig zurück zu Uno-X, Peter wird Profi bei Unibet

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

22.10.2025Lappartient mit Solidaritätsadresse an “meinen Freund Sarkozy“

(rsn) – Immer wieder beschwört der organisierte Sport die Trennung von der Politik. Das geschieht meistens dann, wenn staatliche Stellen regulierend einzugreifen drohen oder allgemeine Kritik geüb

22.10.2025UAE bestätigt: Del Toro am Start der Mexikanischen Meisterschaften

(rsn) – Mit bisher 16 Saisonsiegen hat Isaac Del Toro (UAE – Team Emirates – XRG) nur vier weniger auf seinem Konto als sein Teamkollege Tadej Pogacar. Den Rückstand auf den Welt- und Europamei

22.10.2025Unibet künftig mit deutschem Co-Sponsor

(rsn) – Bas Tietema wird in der kommenden Saison nicht mehr im Namen seiner Mannschaft auftauchen. Der in Frankreich lizensierte Rennstall, der gute Chancen hat, 2026 sein Debüt bei der Tour de Fra

22.10.2025Das Programm der UCI-Bahn-WM von Santiago de Chile

(rsn) – Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften in Santiago de Chile (21. – 26. Oktober) werden Medaillen in insgesamt 22 Disziplinen vergeben - jeweils elf bei Männern und Frauen. Den Anfang mache

22.10.2025Späte Standortbestimmung für German Cycling

(rsn) – Vor allem für die deutschen Sprinterinnen stellen die am Mittwoch in Santiago de Chile beginnenden UCI-Bahn-Weltmeisterschaften (22. – 26. Oktober) die erste echte Standortbestimmung nach

21.10.2025Vingegaard erwägt Giro-Tour-Double 2026

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat in einem Interview mit L’Equipe Einblicke in seinen zukünftigen Rennkalender gegeben. Gegenüber der französischen Sportzeitung sagte der

21.10.2025Juni-Start für Tour de France 2028 – in Luxemburg?

(rsn) – Die Tour de France 2028 soll Medienberichten zufolge bereits am 23. Juni beginnen – eine Woche früher als normalerweise. Damit könnte man einer Terminkollision mit den Olympischen Spiel

21.10.2025Jetzt träumt Seriensieger Magnier von den Monumenten

(rsn) – 19 Siege in einer Saison, 14 Siege innerhalb von fünf Wochen. Diese Fabelzahlen stammen nicht von Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) oder Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) – nic

21.10.2025Intermarché ohne Antrag auf WorldTour-Lizenz

(rsn) – Die UCI hat in einer Pressemitteilung alle Teams veröffentlicht, die für das kommende Jahr WorldTour- oder ProTour-Lizenzen beantragt haben. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frau

20.10.2025UCI spricht sich gegen Einnahme von Ketonen aus

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat sich in einer Pressemitteilung zur Einnahme von Ketonen zur Regeneration geäußert. Darin hieß es, dass der Verband den Gebrauch nicht empfehle, da die Stu

20.10.2025Fakten und Gerüchte zur Strecke der Tour de France 2026

(rsn) – Am 23. Oktober wird die ASO um Präsident Christian Prudhomme die Strecke der Tour de France 2026 offiziell bekanntgeben. Schon vor der großen Zeremonie in Paris im Beisein einiger Superst

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine