RSNplusBock Elfter auf “Kurs für Puncheure“

Deutsche U23 zwischen “mega happy“ und “rabenschwarzer Tag“

Von Felix Mattis aus Kigali

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Max Bock im U23-Straßenrennen von Kigali | Foto: Cor Vos

26.09.2025  |  (rsn) – Die deutsche U23-Nationalmannschaft hat im WM-Straßenrennen von Kigali eine Top-10-Platzierung knapp verpasst. Max Bock landete nach 164,6 Kilometern über 3.350 Höhenmeter in Ruandas Hauptstadt auf dem elften Rang und Louis Leidert kam am Ende eines brutalen Ausscheidungsfahrens als 16. ins Ziel am Convention Center. Paul Fietzke und Mauro Brenner stiegen vorzeitig vom Rad.

So waren es gemischte Gefühle, mit denen die Vertreter von Schwarz-Rot-Gold in der Mixed Zone eintrafen und ans Mikrofon von radsport-news.com traten. Von "mega happy" bei Leidert über "zufrieden" bei Bock bis zum "rabenschwarzen Tag" bei Fietzke war alles dabei.

Der in Mainz geborene Kletterspezialist Bock - im August Gesamtachter der Tour de l'Avenir – hatte sich vor dem Rennen eine Top-10-Platzierung zum Ziel gesetzt. "Die habe ich jetzt knapp verpasst, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung", sagte der 20-Jährige, der abseits des Nationalteams für das Development-Team von Groupama – FDJ unterwegs ist. ___STEADY_PAYWALL___

Bock musste im Rennverlauf erkennen, dass der WM-Rundkurs in Kigali zwar sehr viele Höhenmeter bereithielt und auch durchaus schwer war, trotzdem aber nicht ganz so gut für ihn geeignet wie gedacht.

Bock: "Kurs war eher für Puncheure"

"Es war das Beste, was ich rausholen konnte auf dem Parcours hier. Man hat am Anfang gesagt, es ist ein Bergfahrerkurs, muss jetzt aber sagen, es war eher für Puncheure. Ich habe mich in der Vergangenheit auch da verbessert, aber meine Stärken liegen ganz klar bei 20-Minuten-Anstiegen, wie bei der Tour de l'Avenir zum Beispiel bei den letzten Etappen", so Bock, der außerdem erklärte: "Ich bin mit dem Kopfsteinpflaster nicht ganz so gut klargekommen. Da habe ich immer manche Gruppen ziehen lassen und bin dann wieder rangekommen."

Der Kopfsteinpflasteranstieg von Kimihurura war nun aber leider der entscheidende Faktor für den Kampf um die Positionen jenseits der Top 5. Denn während Finn an der Spitze den Schweizer Überraschungszweiten Jan Huber und auch dahinter der Bronze-Medaillengewinner Marco Schrettl (Österreich) den Spanier Hector Alvarez und den Polen Mateusz Gajdulewicz jeweils in der Schlussrunde am kürzeren, aber steileren Golfplatz-Anstieg etwas mehr als sechs Kilometer vor Rennende abschüttelten, um den Kampf um die Medaillen jeweils zu entscheiden, kämpfte dahinter eine siebenköpfige Gruppe um die Plätze sechs bis zwölf.

Leidert im Paarzeitfahren mit Australier Greenwood

Um sich dort durchzusetzen, hätte man dann auf dem Pflaster im letzten Anstieg besser sein müssen als die anderen sechs. Das war Bock nicht und so musste er sich mit Rang elf zufriedengeben, auch wenn seine Leistungsfähigkeit wohl durchaus für mehr hätte reichen können.

Max Bock wurde im U23-Straßenrennen von Kigali als bester deutscher Fahrer Elfter | Foto: Cor Vos

Vier Minuten, aber nur fünf Plätze nach Bock kam Leidert ins Ziel, der den Zug in Richtung Top 10 bereits rund 60 Kilometer vor Schluss verpasst hatte, dann aber mit dem Australier Matthew Greenwood ein sehr langes Paarzeitfahren absolvierte und mit ihm gemeinsam einen von vorne zurückfallenden Fahrer nach dem anderen ein- und überholte – darunter beispielsweise auch Mitfavorit Jarno Widar aus Belgien oder Matthias Schwarzbacher aus der Slowakei.

"Zur Rennmitte ging es übelst zur Sache, das hatte ich so auch nicht gedacht", sagte Leidert RSN im Ziel. "Einige von den Favoriten sind dann später auf einmal an den Anstiegen stehengeblieben und noch rückwärts gekommen. Viele haben vielleicht auch einfach die Distanz und vor allem den kürzeren Anstieg, der eigentlich aus meiner Sicht nochmal deutlich härter war, völlig unterschätzt. Für mich war das mit Abstand eines der härtesten Rennen."

In Zusammenarbeit mit Greenwood machte Leidert in den letzten Runden noch Position um Position gut, bis es am Ende noch zu Platz 16 reichte. "Ich dachte an einem richtig guten Tag, Top 15, sowas in die Richtung. Wenn ich jetzt auf die Ergebnisse schaue: Die Jungs um mich rum, die können auch schon alle gut Rad fahren und es ist mein erstes Straßenrennen bei der WM in der U23 - also ja, ich bin mega zufrieden!"

Fietzkes Power reichte nur für zweieinhalb Stunden

Ganz anders sah es bei Fietzke aus, der sich bei einem Sturz im letzten Vorbereitungsrennen im Friaul Anfang September sein Knie verletzt hatte und deshalb in den letzten Wochen eingeschränkt war. Das hatte schon seine Leistung im Einzelzeitfahren am Montag beeinträchtigt und auch im Straßenrennen ging nicht viel.

Das deutsche Team im U23-Straßenrennen von Kigali ging im Kampf um die Medaillen leer aus. | Foto: UCI

"Einfach ein rabenschwarzer Tag. Ich weiß nicht, ich habe mich eigentlich bis zweieinhalb oder zwei Stunden ganz gut gefühlt und danach bin ich einfach komplett explodiert. Ich weiß nicht, woran es liegt. Wahrscheinlich einfach durch die Vorbereitung, die Knieverletzung. Ich glaube, ich bin seit drei Wochen nicht länger als zwei, zweieinhalb Stunden Rad gefahren, maximal. Wir haben es probiert. Wir wussten, dass es entweder richtig gut wird oder richtig schlecht und es ist halt nun mal richtig schlecht geworden", sagte er, nachdem er wie Brenner vorzeitig vom Rad gestiegen war.

Während Fietzke in der Mixed Zone mit RSN sprach, lief hinter ihm auf den Bildschirmen noch das Rennen und sein Red Bull-Rookies-Teamkollege Finn fuhr dem Titelgewinn entgegen. "Eines der wahrscheinlich größten Talente, die es aktuell in unserem Alter gibt", sagte er über den Italiener. "Man kann sich schon an ihm orientieren und auch hochsehen. Das ist aktuell, würde ich sagen, der Stärkste im ganzen Team und in unserem ganzen Jahrgang mit."

Nach der WM reist die deutsche U23-Nationalmannschaft nun nach Frankreich weiter, wo in der kommenden Woche die Europameisterschaften rund um Valence in der Region Drome-Ardeche stattfinden. Neben Bock, Brenner, Fietzke und Leidert werden dort im Straßenrennen auch Ben Jochum und Silas Koech noch mit von der Partie sein. "Wir reisen mit einer guten Moral weiter", meinte Leidert und Bock erklärte: "Ich glaube, die EM liegt mir besser. Da ist ein längerer Anstieg drin. Deswegen erhoffe ich mir da auch wieder so etwas wie Top 10."

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