Tiefschlaf und doppelter Tigersprung bei der Vuelta

Groves und van Aert verhelfen Bittner zum Premierensieg

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Pavel Bittner (dsm-firmenich – PostNL) springt besser als Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) | Foto: Cor Vos

21.08.2024  |  (rsn) – Pavel Bittner (dsm-firmenich – PostNL) hat die 5. Etappe der 79. Vuelta a Espana im Massensprint gewonnen. Nach 177 Kilometern zwischen Fuente del Maestre nach Sevilla war der Tscheche schneller als Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der viel zu früh zum Tigersprung gegen Bittner angesetzt hatte und deswegen ein zweites Mal das Rad nach vorn werfen musste. Es reichte aber nicht mehr, so dass der 21-Jährige den bisher größten Sieg seine Karriere feiern konnte.

Dritter wurde Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck), der van Aerts Antritt komplett verschlafen hatte. Bryan Coquard (Cofidis) belegte den vierten Rang vor Stefan Küng (Groupama – FDJ). Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) beendete das Rennen im Feld und behauptete die Führung im Gesamtklassement, auf dessen vorderen Positionen es keine Veränderungen gab.

Die Zielstadt Sevilla war zuletzt 2010 Austragungsort der Spanien-Rundfahrt, bei der Rückkehr in diesem Jahr empfing die größte Stadt Andalusiens das Feld nach einem Renntag über 177 Kilometern ohne Bergwertung. Entsprechend war eine Massenankunft vorprogrammiert – insbesondere, da die Chancen für die Sprinter im diesjährigen Streckenplan rar sind. Alles lief dabei auf ein erneutes Duell zwischen Groves und van Aert hinaus. Doch am Ende fuhr sich Bittner ins Rampenlicht.

"Es ist unglaublich. Vor ein paar Wochen habe ich meinen ersten Profi-Sieg eingefahren – nun habe ich bei der Vuelta eine Etappe gewonnen. Ich kann es noch nicht glauben“, sagte Grand-Tour-Debütant Bittner im Siegerinterview. Bei der Burgos-Rundfahrt (2.Pro) war er gleich zweimal der Schnellste, damals aber gegen weniger namhafte Konkurrenz. "Wout van Aert in einem Sprint zu schlagen, ist verrückt – er ist einer der besten. Ich habe den Jungs heute aber gesagt, dass ich dran glaube, dass ich es packen kann. Wenn ich meine Chance sehe, gebe ich Vollgas. Heute hat es geklappt.“

Sein Team fand sich bereits fünf Kilometer vor dem Ziel vorne an der Spitze des Feldes ein und hielt Bittner bis zum Schluss in einer guten Position. An der Flamme Rouge sicherte sich jedoch zunächst Alpecin – Deceuninck die Pole-Position und hatte noch vier Fahrer vor Groves. Doch der Australier wurde schließlich von van Aert überrumpelt, der links aus dem Windschatten des Australiers den Sprint eröffnete, während rechts Bittner vorbeizog. Van Aert und Bittner lieferten sich dann einen engen Sprint bis zur Linie, den Bittner schließlich um einige Zentimeter für sich entschied.

Aus dem Windschatten auf einen Schatten gesprungen

Dabei begünstigt wurde der 21-Jährige allerdings von einem groben Fehler des Mannes in Grün. "Ich habe getan, was ich geplant hatte. Ich bin wieder als Erster angegangen und spürte, dass jemand neben mich kam. Ich habe mein Rad dann leider zu früh nach vorn geworfen. Ich hatte mich mit ein paar Schatten vertan. So einen Fehler kann man im Eifer des Gefechts machen, aber es war ein teurer Fehler", meinte van Aert im Gespräch mit Eurosport.

Mit Rang zwei verteidigte er zumindest die Führung in der Punktewertung. In der Gesamtwertung gab es auf den vorderen Plätzen keine Veränderungen. Roglic bleibt an der Spitze des Klassements und führt mit acht Sekunden Vorsprung auf Joao Almeida (UAE Team Emirates). Der Drittplatzierte Enric Mas (Movistar) hat einen Rückstand von 32 Sekunden, Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) liegt als Sechster 47 Sekunden zurück. In der Bergwertung führt weiterhin Sylvain Moniquet (Lotto - Dstny), Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) liegt an der Spitze der Nachwuchswertung.

Die Deutschen zeigten sich am Mittwoch nicht. Florian Lipowitz (Red Bull - Bora - hansgrohe) war sowohl als 24. des Tages als auch als 20. im Klassement bester Fahrer aus der Bundesrepublijk.

So lief die 5. Etappe der Vuelta a Espana

Mit Start des Rennens in Fuente del Maestre bildete sich die Ausreißergruppe des Tages um Txomin Juaristi (Euskaltel - Euskadi) und Ibon Ruiz (Equipo Kern Pharma). Dieses Duo ließ das Fahrerfeld bereitwillig davonfahren. Der Vorsprung kratzte an der Sechs-Minuten-Grenze, pendelte sich aber größtenteils zwischen drei und vier Minuten ein.

Eine Bergwertung gab es auf dieser Etappe nicht, entsprechend gab es für die beiden Ausreißer unterwegs nicht viel zu gewinnen. Eine völlige Flachetappe war es - typisch Vuelta - indes nicht, einige unkategorisierte Wellen waren im Tagesprofil eingebaut. Im Feld organisierte größtenteils Visma – Lease a Bike die Nachführarbeit.

Das Streckenprofil der 5. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Die Etappe wurde über weite Strecken allerdings mit geringem Tempo absolviert, die ersten beiden Stunden wurden mit durchschnittlich 37 km/h zurückgelegt. Entlastend für die Fahrer sei jedoch angebracht: In Andalusien herrschten an diesem Tag bis zu 37 Grad an Temperatur. Da dürften selbst Profis keine Lust haben, sich unnötig zu verausgaben.

Erst 50 Kilometer vor dem Ziel kam Bewegung ins Rennen. Aufgrund einer Richtungsänderung und breiten Straßen setzten sich einige Teams an die Spitze und versuchten, eine Windkantensituation zu provozieren. Ein Riss im Feld blieb jedoch aus. Das erhöhte Tempo wirkte sich allerdings auf den Abstand zu den Ausreißern aus - 38 Kilometer vor dem Ziel war ihre Flucht beendet. Immerhin bekam Ruiz später noch die Auszeichnung als kämpferischster Fahrer des Tages.

Erster Schlagabtausch schon am Zwischensprint

25 Kilometer vor dem Ziel gab es einen ersten Schlagabtausch zwischen Groves und Van Aert beim Zwischensprint in La Algaba, den der Australier für sich entschied. Im Anschluss mischten sich die Teams der Klassementfahrer und die Sprintermannschaften an der Spitze des Feldes, das Tempo blieb folgerichtig hoch.

Vor allem Red Bull – Bora – hansgrohe brachte seinen Leader Roglic herausragend durch das Etappenfinale. Die Zielanfahrt durch Sevilla fand auf breiten Straßen statt, dennoch kamen zehn Kilometer vor dem Ziel Owain Doull und Rui Costa (beide EF Education – EasyPost) in einer Linkskurve vorne im Feld zu Fall. Das Teilstück endete dann in der erwarteten Massenankunft, die Bittner knapp vor van Aert für sich entschied.

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