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03.04.2024 | (rsn) – Einen Schreckmoment musste Primoz Roglic auf der 3. Etappe der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT) verkraften. Der Gesamtführende und Kapitän von Bora – hansgrohe stürzte rund 40 Kilometer vor dem Ziel und musste nach zwischenzeitlich mehr als zwei Minuten Rückstand von seinen Teamkollegen wieder ins Feld, das letztlich doch auf ihn wartete, gefahren werden. Der Zwischenfall hatte das Potenzial, den Tagessieg von Quinten Hermans (Alepcin – Deceuninck) zu überstrahlen, zumal kurz vor dem letzten Kilometer in Juan Ayuso (UAE Team Emirates) auch ein zweiter Trikotträger heftig stürzte.
Sieger Hermans kam im Finale problemlos durch. Nach 190 Kilometern, der längsten Etappe der 63. Baskenland-Rundfahrt (2.UWT), gewann er den Bergaufsprint in Altsasu vor Edoardo Zambanini (Bahrain – Victorious) und Alex Aranburu (Movistar). Zambaninis Teamkollege Nikias Arndt wurde Fünfter, noch vor dem Topfavoriten auf den Tagessieg, Ethan Hayter (Ineos Grenadiers).
“Es war ein wenig hektisch, als es nach der letzten Kurve (400 Meter vor dem Ziel) von der großen Straße in den Schlussanstieg ging“, erzählte Hermans im Siegerinterview. “Ich war am Hinterrad von Aranburu in der perfekten Position und habe dann meinen besten Sprint hingelegt.“ Der führte den 28-Jährigen, der bis zur letzten Saison seine größten Erfolge noch im Cross einfuhr, zu seinem dritten Sieg als Profi auf der Straße und dem ersten in der WorldTour. Sein Team habe ihm den Sprint perfekt vorbereitet.
Doch abgesehen vom Finale lag der Fokus zumindest in den letzten anderthalb Rennstunden auf Roglic. Der Slowene verteidigte seine Führung in der Gesamtwertung zwar, doch wirkte er angeknockt, als er nach dem Sturz auf sein Ersatzrad kletterte. Obwohl Roglic mit allen anderen Favoriten gemeinsam das Ziel erreichte, konnte die Konkurrenz den Rückstand etwas verringern.
Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) ist neuer Zweiter mit nunmehr sieben Sekunden Rückstand, nachdem er neun Kilometer vor dem Ziel den letzten Zwischensprint für sich entschied und drei Bonussekunden einheimste. Auch Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) konnte eine Sekunde gutmachen, damit liegt er 14 Sekunden hinter Roglic. Dazwischen rangiert noch Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) als Dritter (+0:10).
Der schwer gestürzte Ayuso ist zeitgleich mit Vingegaard. Von den Kameras unbeobachtet, schleppte er sich ins Ziel. Ob der Spanier das vierte Teilstück in Angriff nehmen kann, ist offen. Da der Unfall innerhalb der Drei-Kilometer-Marke passierte, bleibt er im Blauen Trikot des besten Jungprofis.
Die anderen beiden Wertungstrikots wechselten dagegen den Besitzer. Hermans übernimmt die Führung in der Punktewertung, Louis Meintjes (Intermarché - Wanty) ist neuer Bergkönig, nachdem er sowohl den ersten als auch den letzten Anstieg des Tages als Erster überquert hatte.
Mit etwas mehr als 3000 Höhenmetern stand die auf dem Papier zweitschwerste Etappe der Rundfahrt auf dem Programm. Nicht mehr dabei waren Ben Tulett (Visma – Lease a Bike) und David Gaudu (Groupama – FDJ). Der Franzose war nach einem Sturz ausgeschieden und musste an der Hand operiert werden.
Fünf Kilometer nach dem Start des längsten Abschnitts der Woche warfen die ersten Fahrer ihre Hüte in den Ring. Zum ersten Sextett gehörten auch Jason Osborne (Alpecin – Deceuninck) und Felix Engelhardt (Jayco – AlUla). Doch das Unternehmen, das durch die erste von sechs Bergwertungen des Tages, einem Kategorie-2-Anstieg, deutlich erschwert wurde, endete früh. Erster oben am Gipfel war Meintjes. Der Südafrikaner nutzte seinen Schwung in der Abfahrt und fuhr eine kleine Lücke heraus. Der spätere Etappensieger Hermans und Filippo Conca (Q36.5 Pro Cycling) schlossen sich ihm an.
Nach gut zehn Kilometern wurde aber auch dieser Ausreißversuch gestellt. Zehn weitere Kilometer später versuchte sich das nächste Sextett – wieder mit Engelhardt. Intermarché hatte in Rein Taaramae sein zweites Kletterass dabei, doch auch diese Kombination war nicht von Erfolg gekrönt. Erst der nächste Versuch, rund 55 Kilometer des Tages waren da absolviert, fruchtete: Alan Jousseaume (TotalEnergies) initiierte eine Gruppe, der sich Tom Paquot (Intermarché – Wanty) und Eric Antonio Fagundez (Burgos – BH) anschlossen. James Fouché (Euskaltel – Euskadi) kämpfte 40 Kilometer lang um den Anschluss und sollte ihn letztlich schaffen.
Da hatte die Gruppe noch drei ihrer maximal vier Minuten an Vorsprung, gut 80 Kilometer waren es von dort bis ins Ziel. Unterwegs wurden drei weitere Bergwertungen überfahren, Jousseaume sicherte sich zwei davon, eine ging an Fagundez. Lange hielt sich das Quartett etwa drei Minuten vor dem Feld, auch bei der ersten Zieldurchfahrt in Altsasu bei noch 70 zu fahrenden Kilometern. Doch 15 Kilometer später war davon lediglich die Hälfte übrig.
In der Abfahrt ging es dann noch schneller: 47 Kilometer vor dem Ziel waren die Ausreißer bis auf Paquot gestellt. Der Belgier rettete sich vor dem von Ineos Grenadiers und Cofidis angeführten Feld, die Bora – hansgrohe und Movistar abgelöst hatten, noch fünf Kilometer weiter.
Das Streckenprofil der 3. Etappe der Baskenland-Rundfahrt | Foto: Veranstalter
Zum Ende der eigentlich nicht schwierigen Abfahrt, die dazu bei Sonnenschein und trockenen Straßen genommen wurde, wurde es erneut dramatisch. Von den Kameras nicht eingefangen, stürzte Roglic in einer Kurve. Er wirkte etwas benommen, als er auf sein Ersatzrad stieg und von Emanuel Buchmann und Matteo Sobrero begleitet wieder nach vorne fahren sollte. 30 Kilometer vor dem Ende betrug der Rückstand des Führenden noch 1:40 Minuten.
Erst kurz vor dem letzten Anstieg des Tages schien das Feld zu warten, 26 Kilometer vor dem Ziel war die Gruppe, in der sich auch Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) befand, wieder im Feld. Doch Roglic ließ sich zunächst nicht nach vorne pilotieren, blieb am Ende des Pelotons sitzen.
Im Anstieg übernahmen Ineos und Visma das Kommando. Kurz vorm Gipfel löste sich Meintjes aus dem Feld und sicherte sich erneut sechs Bergpunkte. In der Abfahrt ließ er sich wieder einholen. Dann ging es zehn Kilometer vor dem Ende zum Zwischensprint. Evenepoel räumte drei Sekunden ab, Isaac del Toro (UAE Team Emirates) sicherte sich zwei, eine blieb für Vingegaard.
Die kleine Verschnaufpause danach nutzten Marc Soler (UAE Team Emirates), Gorka Izagirre (Cofidis) und Nelson Oliveira (Movistar) für einen letzten Angriff. Sie schafften es bis dreieinhalb Kilometer vor den Strich. Kurz vor dem Teufelslappen schepperte es noch mal enorm. Zwölf Fahrer waren verwickelt, auch Ayuso lag am Straßenrand.
Dann war Zielankunft. Nach einem Rechtsknick ging es für die letzten 300 Meter bergauf. Lange Zeit führte Aranburu, doch der war zu früh im Wind. Von seinem Hinterrad löste sich Hermans. Als der Belgier außer Reichweite war, ließ Aranburu locker und musste so auch noch Zambanini passieren lassen.
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