RSNplus“Das Härteste, was ich bisher erlebt habe“

Vuelta-Debütanten berichten - Teil 1: Ballerstedt und Osborne

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Vuelta-Debütanten berichten - Teil 1: Ballerstedt und Osborne"
Maurice Ballerstedt (Alpecin - Deceuninck) hat seine erste Grand Tour in den Beinen. | Foto: Cor Vos

19.09.2023  |  (rsn) – Mit Kim Heiduk (Ineos Grenadiers), Felix Engelhardt (Jayco – AlUla), Jason Osborne und Maurice Ballerstedt (beide Alpecin – Deceuninck) standen gleich vier deutsche Grand-Tour-Debütanten bei der am Sonntag in Madrid zu Ende gegangenen 78. Vuelta a Espana am Start. Alle vier hielten bei der mit unzähligen Anstiegen versehenen Spanien-Rundfahrt bis zum Ende durch. radsport-news.com hat sich beim Quartett umgehört, wie es gelaufen ist. Im ersten Teil lesen Sie vom Alpecin-Deceuninck-Duo Ballerstedt und Osborne:

Maurice Ballerstedt über…

… seine Form: Mit dem Höhentrainingslager hatte ich eine gute Vorbereitung und war in der besten Form, die ich je hatte. Sonst hätte ich die Rundfahrt aber auch nicht durchfahren können.

… seine Arbeit im Leadout: Da habe ich einen richtig guten Job gemacht, konnte immer alles für das Team geben.

___STEADY_PAYWALL___… seinen sechsten Etappenrang: An dem Tag, als Kaden stürzte, kam im Radio die Ansage: `Kaden ist weg, Maurice muss jetzt reinhalten.` Der sechste Platz ist jetzt auch nicht all zu schlecht.

…den Kampf ums Gruppetto: An den vielen bergigen Tagen habe ich ums sportliche Überleben gekämpft. Ich musste teilweise Bestwerte fahren, um ins Gruppetto reinzukommen. Ich hatte aber zum Glück nie großen Stress und musste im Vergleich zu anderen nie über Stunden hinweg dahinter alleine in den Autos fahren. Man musste sich aber schon ranhalten.

…ein mögliches Aus nach Etappe 19: In der letzten Woche stand es bei mir etwas auf der Kippe. Nach der 19. Etappe hatte ich Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Ich glaube nicht, dass ich krank war, mein Körper war einfach am Ende. Die letzten zwei Tage habe ich mich noch mal richtig durchkämpfen müssen.

…die Ankunft in Madrid: Es war für mich schon etwas ganz Großes, einfach durchgefahren zu sein. Aaron Gate ist bei uns früh raus wegen Krankheit, Robbe Ghys musste wegen Sitzproblemen aufgeben. Es kann bei einer Grand Tour so viel passieren. Ich bin einfach nur froh, durchgefahren zu sein.

…das Saisonfinale: Ich mache jetzt erst mal ruhig, dann fahren ich noch den Münsterland Giro, Paris-Bourges und Paris-Tours. Da wollen wir noch mal gut reinhalten, dann ist die Saison auch schon vorbei.

Sein Fazit: Es war sehr speziell, das mit Abstand härteste, was ich bisher gemacht habe. Jede einzelne Woche war härter, als die härteste Rundfahrt, die ich bisher gefahren bin. Ich habe aber viele supertolle Erinnerungen an die Vuelta, allein die Ausbeute von Kaden mit den drei Etappensiegen und dem Grünen Trikot.

Jason Osborne (Alpecin - Deceuninck) im Verlauf der 19. Etappe seiner ersten Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

Jason Osborne über…

… unliebsame Überraschungen: An einem der Ruhetage sind wir erst um 3 Uhr nachts im Hotel angekommen, weil unser Flug wegen eines Unwetters umgeleitet werden musste und wir dann noch eine zweistündige Busfahrt hatten.

… das Ausbleiben eigener Ergebnisse: Natürlich hatte man eigene Wünsche, mit denen man in die Vuelta reingegangen ist. Die haben sich nicht zu 100 Prozent erfüllt. Es gab sicher den Anreiz, auf ein eigenes Ergebnis zu fahren und vom Team gab es auf der einen oder anderen Etappe auch die Freiheiten dazu. Ich habe versucht, selbst etwas zu erreichen, was aber nicht funktioniert hat.

… die Gründe dafür: Ich bin mit gesundheitlichen Problemen in die Vuelta gestartet, hatte Magenprobleme und mein Rücken hat auch Probleme gemacht. Das habe ich während der Vuelta nicht ganz rausbekommen. Dazu hatte ich ein paar Probleme, mich auf den neuen Rädern zurecht zu finden. Es passte alles nicht so ganz und so habe ich mir in der ersten Woche die Beine zugefahren. Insgesamt war der Motor auch wegen der gesundheitlichen Probleme nicht so da. Die Form war auch nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.

… den Kampf um Ausreißergruppen: Ich hatte immer wieder die Freigabe, um ins Breakaway zu gehen. Es hat nie so richtig funktioniert. Letztlich ist es auch ein bisschen Erfahrungssache. Die Gruppen bei der Vuelta waren immer sehr groß, so 15 bis 20 Mann. Ich hatte aber, bevor die Gruppen gingen, schon meine ganzen Körner verschossen, weil ich schon mitsprang, wenn fünf Mann gingen. Man muss einfach mehr pokern und länger warten, als bei anderen Rennen.

… den Erfolg des Teams: Unser Hauptziel, das Grüne Trikot von Kaden (Groves) nach Madrid zu bringen, haben wir geschafft. Darüber bin ich sehr happy, zumal ich auch meinen Teil dazu beigetragen habe.

… seine Aufgaben im Team: Jimmy Janssens und ich habe die Arbeit verrichtet und auf den Sprinteretappen zu zweit jegliche Ausreißergruppen zurückgeholt. Die Arbeit macht man gerne und wenn die Arbeit noch durch einen Sieg von Kaden belohnt wurde, dann verspürt man schon Genugtuung, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat.

… den Nutzen der Vuelta für die Zukunft: Wenn man die Vuelta sinnvoll anstellt, wird man einen guten Push davon bekommen. Eine Grand Tour ist das härteste Trainingslager, das man machen kann.

Sein Fazit: Die Vuelta war bis jetzt das härteste, was ich in meiner Sportlerkarriere erlebt habe. Ich bin durch viele Hochs und auch viele Tiefs gegangen. Für die erste Grand Tour will ich es gar nicht zu negativ bewerten. Ich bin froh, durchgefahren zu sein und abgesehen vom Teamzeitfahren keine größeren Stürze gehabt zu haben. Alles in allem bin ich zufrieden, auch wenn das Einzelergebnis ausblieb. Meine Helferaufgabe konnte ich aber zu 100 Prozent erfüllen.

Gemeinsamer Erfolg: Daran, dass Kaden Groves das Grüne Trikot gewann, hatten auch Ballerstedt und Osborne als Teamkollegen ihren Anteil. | Foto: Cor Vos

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.11.2023Kuss: “Was ich bei Jumbo - Visma habe, ist einzigartig“

(rsn) – Vuelta-Sieger Sepp Kuss fühlt sich bei Jumbo – Visma wohl in seiner Rolle als Grand-Tour-Edelhelfer, der auch seine Freiheiten bekommt – so wie eben bei der diesjährigen Spanien-Rundfa

26.10.2023Zeeman zum Angliru-Drama: “Hätten zusammenbleiben sollen“

(rsn) – Primoz Roglic hat die Mannschaft verlassen und jetzt gibt es auch kaum noch einen Grund, den Mantel des Schweigens über die Geschehnisse im Team Jumbo – Visma bei der Vuelta a Espana zu h

19.09.2023Vuelta-Debütanten berichten - Teil 2: Heiduk und Engelhardt

(rsn) – Mit Kim Heiduk (Ineos Grenadiers), Felix Engelhardt (Jayco – AlUla), Jason Osborne und Maurice Ballerstedt (beide Alpecin – Deceuninck) standen gleich vier deutsche Grand-Tour-Debütante

19.09.2023Kelderman fuhr die Vuelta ab Etappe 4 mit gebrochenem Finger

(rsn) – Wilco Kelderman hat beinahe die gesamte Vuelta a Espana mit einem gebrochenen kleinen Finger absolviert. Das bestätigte Jumbo-Visma-Sportdirektor Merijn Zeeman gegenüber dem niederländisc

18.09.2023Jumbo - Visma räumt mit großem Abstand das meiste Preisgeld ab

(rsn) – Mit drei Mann auf dem Podium, dem Sieg in der Teamwertung und fünf Etappensiegen ist es keine große Überraschung, dass das niederländische Team Jumbo – Visma mit dem meisten Preisgeld

18.09.2023Ganna und Vollering verzichten auf Starts im EM-Zeitfahren

(rsn) – Filippo Ganna (Italien / Ineos Grenadiers) und Demi Vollering (Niederlande / SD Worx) werden am Mittwoch nicht im Einzelzeitfahren bei den Straßen-Europameisterschaften von Drenthe am Start

18.09.2023Video-Highlights der 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Der Australier Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) gewann den letzten Abschnitt der Vuelta a Espana 2023. Nach 101 Kilometern vom Hippodromo de la Zarzuela nach Madrid feierte der Australier

17.09.2023Kuss siegt sich vor seinen “Chefs“ in die Geschichtsbücher

(rsn) – Vier Tage nach seinem 29. Geburtstag war der erste Grand-Tour-Sieg für Sepp Kuss (Jumbo – Visma) perfekt. In einem Jahr, wo er alle drei großen Landesrundfahrten bestritt und sowohl beim

17.09.2023Denz: “Wir wollten mit Kämna für ein wenig Chaos sorgen“

(rsn) - Die traditionelle Ehrenfahrt, die Tour d'Honneur, war die letzte Etappe der Vuelta a Espana 2023 nicht. Erst auf den letzten 700 Metern wurde die sechsköpfige Fluchtgruppe mit Remco Evenepoel

17.09.2023Kuss macht mit dem Vuelta-Sieg Jumbos Grand-Tour-Triple perfekt

(rsn) – Sepp Kuss (Jumbo – Visma) hat als zweiter US-Amerikaner nach Chris Horner die Vuelta a Espana gewonnen. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Radsports nach 1966, damals ebenfalls in Spani

17.09.202321. Etappe der Vuelta a Espana: Madrid – Madrid, 101 km

(rsn) – Sepp Kuss (Jumbo – Visma) wird am Sonntagabend gegen 20:00 Uhr als zweiter US-Amerikaner nach Chris Horner die 78. Vuelta a Espana gewinnen. Zuerst muss der 29-Jährige aber noch die 101 K

16.09.2023Video-Highlights der 20. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Seite an Seite kamen Sepp Kuss und seine Teamkollegen Jonas Vingegaard und Primoz Roglic (alle Jumbo – Visma) nach 207 Kilometern ins Ziel in Guadarrama. Sie belegen die ersten drei Plätz

Weitere Radsportnachrichten

31.05.2025Garate:“ Carapaz in der besten Form, seit er bei uns ist“

(rsn) – Auch wenn sein Angriff auf das Rosa Trikot im Finale der 19. Giro-Etappe wirkungslos verpuffte, zeigte sich Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) im Ziel in Champoluc nicht unzufrieden

31.05.2025Am legendären Colle delle Finestre fällt die Entscheidung

(rsn / ProCycling) – Die Zutatenliste für eine finale Etappe im Hochgebirge ist eigentlich nicht sehr komplex. Beim Giro d´Italia braucht es einen monumentalen Anstieg, eine Bergankunft und ideale

31.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

30.05.2025Brenner nach Sturz auf 19. Giro-Etappe im Krankenhaus

(rsn) – Für Marco Brenner war das Debüt beim Giro d’Italia auf der 19. Etappe beendet. Wie sein Team Tudor am Abend mitteilte, stürzte der Deutsche Meister in der Abfahrt vom Col Saint-Pantalé

30.05.2025Jetzt steht Del Toro nur noch der Colle Delle Finestre im Weg

(rsn) - Angst in der Abteilung führt oft dazu, dass die Rolle des Chefs besonders dominant ist. Was fürs Büropersonal gilt, galt an diesem drittletzten Giro-Tag auch für ausdauernde Männer auf Re

30.05.2025Bei Tudor wiedervereint: “TwoStor“ beeindruckt beim Giro

(rsn) – Als der Schweizer Zweitdivisionär Tudor letztes Jahr beim Giro d’Italia sein Grand-Tour-Debüt gab, konnte Michael Storer bereits mit dem zehnten Gesamtrang überzeugen. Während er damal

30.05.2025Yates: “Der Plan war ganz anders als das, was wir gemacht haben“

(rsn) – Auf der mit fast 5.000 Höhenmeter gespickten 19. Giro-Etappe stürmte Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) zum größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Der 28-jährige Fra

30.05.2025Im Überblick: Alle Gelben Karten beim 108. Giro d´Italia

(rsn) – Die UCI-Jury greift beim Giro d´Italia von Beginn an hart durch: Schon ab der 1. Etappe in Tirana wurden Strafen und vor allem auch Gelbe Karten verteilt. Gerade die in diesem Jahr neu eing

30.05.2025Brennan fängt Langellotti ab und hält Van Gils auf Distanz

(rsn) – Nachdem er sich zum Auftakt überraschend dem norwegischen Kontinental-Fahrer Storm Ingebrigtsen (Coop - Repsol) hatte geschlagen geben müssen, hat sich Matthew Brennan (Visma – Lease a B

30.05.2025Highlight-Video der 19. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Nachdem er bei der Tour of the Alps im April seinen ersten Profisieg feiern konnte, hat Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) beim 108. Giro d’Italia nachgelegt. Der 28-jähri

30.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 19. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

30.05.2025Prodhomme wagt und gewinnt, Del Toro baut Giro-Führung aus

(rsn) – Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat auf der 19. Etappe des 108. Giro d’Italia den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 28-jährige Franzose, der erst im

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Oberösterreich Rundfahrt (2.2, AUT)
  • Course de la Paix Grand Prix (2.Ncup, CZE)
  • Tour of Estonia (2.1, EST)
  • Fleche du Sud (2.2, LUX)
  • Alpes Isere Tour (2.2, FRA)
  • Tour of Norway (2.Pro, NOR)
  • Boucles de la Mayenne - (2.Pro, FRA)