Ungarn-Rundfahrt: Schweizer feiert ersten Saisonsieg

Hirschi stürmt an erster Bergankunft ins Gelbe Trikot

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Hirschi stürmt an erster Bergankunft ins Gelbe Trikot"
Marc Hirschi (UAE Team Emirates) hat die 3. Etappe der Ungarn-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Cor Vos PRÃœFEN

12.05.2023  |  (rsn) – Mit einem souverän herausgefahrenen ersten Saisonsieg hat Marc Hirschi (UAE Team Emirates) das Gelbe Trikot der 44. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) erobert. Der 24-jährige Schweizer, der bereits am 1. Mai als Vierter von Eschborn-Frankfurt zu beeindrucken wusste, entschied die erste Kletterprüfung auf der 3. Etappe über 180 Kilometer von Kaposvár nach Pécs zur dortigen Bergankunft nach einer Attacke auf den letzten 1,5 Kilometern als Solist für sich.

Dabei verwies er den Briten Ben Tulett (Ineos Grenadiers) mit acht Sekunden Vorsprung auf Rang zwei. Zwei weitere Sekunden später wurde dessen Landsmann Max Poole (DSM) Dritter vor dem Belgier Sylvain Moniquet (Lotto – Dstny / +0:12) und Sam Onley (+0:12), einem weiteren Briten in Diensten von DSM. Der Italiener Matteo Fabbro wurde als bester Fahrer von Bora - hansgrohe zeitgleicher Sechster vor dem Kolumbianer Egan Bernal (Ineos Grenadiers / +0:14) und Hirschis Landsleuten Matteo Badilatti (Q36.5 / +0:23) und Yannis Voisard (Tudor / +0:23).

“Ein erster Saisonsieg ist immer schön. Ich bin wirklich sehr zufrieden damit“, sagte Hirschi, der zuletzt im Oktober 2022 in seinem damaligen letzten Saisonrennen die Veneto Classic gewonnen hatte. “Wir sind vor dem letzten Anstieg Vollgas gefahren, so konnten wir gut in ihn hinein gehen. Dann machte Ineos Grenadiers Druck, woraufhin Ben Tulett sehr früh startete. Zuerst konnte ich nur folgen. Irgendwann waren wir beide am Limit“, schilderte der frühere U23-Weltmeister das Finale, in dem er prompt reagierte, als Tulett dann schwächelte. “Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt zum Angriff. Ich glaube, der Unterschied heute war mentaler Art.“

Im Gesamtklassement führt Hirschi vor der morgigen Königsetappe nun mit zehn Sekunden Vorsprung auf Tullett sowie 16 auf Poole und je 22 gegenüber Onley und Moniquet."Uns steht noch ein weiterer harter Tag bevor. Das Klassement ist daher sicher noch nicht entschieden", so Hirschi. Davon geht auch Fabbro aus, der wie Bernal auch nur 22 Sekunden Rückstand aufweist und als Sechster geführt wird. "Ich denke, ich habe ein solides Rennen gezeigt und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ein großer Dank geht an meine Teamkollegen hier, die Jungs haben die Gruppe zurück geholt und mich am Fuße des Schlussanstiegs abgeliefert. Im Finale war es zuerst etwas hektisch, danach habe ich aber einen guten Rhythmus gefunden. Ich freue mich auf ein hartes Rennen morgen - das sollte mir entgegenkommen!", sagte der 28-jährige Italiener.

So lief die 3. Etappe der 44. Ungarn-Rundfahrt:

Routinier Dries De Bondt (Alpecin – Deceuninck) initiierte mit seiner Attacke kurz nach dem Start die Gruppe des Tages, der außer dem Belgier noch die Australier Cameron Scott (Bahrain Victorious) und Jarrad Drizners (Lotto – Dstny), der Tscheche Matus Stocek (ATT Investments), Führender der Bergwertung, sowie der Italiener Filippo Ridolfo (Novo Nordisk) angehörten. Ridolfo war bereits auf dem zweiten Teilstück als Ausreißer unterwegs gewesen und ging als Zweiter der Bergwertung mit nur einem Punkt Rückstand auf Stocek in die Etappe, auf der insgesamt sechs Bergpreise der 3. und 2. Kategorie vergeben wurden.

Bei einem Maximalvorsprung von rund drei Minuten holte sich Ridolfo die ersten beiden Bergpreise des Tages und übernahm damit auch die Führung in der Sonderwertung. Am zweiten Anstieg des Tages machten sich Sebastian Schönberger (Human Powered Health) und Silvan Dillier (Alpecin – Deceuninck) aus dem Feld auf die Verfolgung, die sie 65 Kilometer vor dem Ziel erfolgreich abschlossen. Verstärkt durch den Österreicher und den Schweizer baute die nunmehr siebenköpfige Spitzengruppe den Vorsprung gegenüber dem Feld wieder bis auf knapp drei Minuten aus. Mittlerweile waren der Gesamtführende Fabio Jakobsen (Soudal – Quick-Step) und weitere Sprinter zurückgefallen.

Im Feld übernahmen DSM und Ineos Grenadiers die Führungsarbeit und machten sich daran, den Rückstand wieder zu verringern. Nachdem Ridolfo auch den dritten Bergpreis gewonnen hatte, fielen zuerst Stocek und dann auch der neue Bergkönig bei der zweiten Überquerung des sieben Prozent steilen Melegmanyi-Anstiegs zurück. Dem hohen Tempo von Dillier und Schönberger konnte schließlich nur noch Drizners folgen, während das Feld durch Bernal 48 Kilometer vor dem Ziel ausgedünnt wurde.

Schönberger beweist wieder Ausreißerqualitäten

Am Gipfel setzte dann sein Teamkollege Narvaez einen drauf und löste sich mit Finn Fisher-Black (UAE Team Emirates) sowie Onley (DSM), um zur Spitze vorzustoßen. Die bestand mittlerweile nur noch aus Schönberger, der sich den vierten Bergpreis sicherte, und Drizners, erhielt dann aber 38 Kilometer vor dem Ziel Verstärkung durch Narvaez, Onley, Fisher-Black und De Bondt.

Doch Bora – hansgrohe sowie die beiden Schweizer Zweitdivisionäre Q36.5 und Tudor wollten sich mit dieser Konstellation nicht abfinden. Vor allem Bora-Sprinter Sam Bennett sorgte mit hohem Tempo an der Spitze des Feldes dafür, dass der Rückstand vor den beiden letzten Anstiegen des Tages fast wettgemacht war. Zu Beginn der dritten Überquerung des vier Kilometer langen und fünf Prozent steilen Manfa-Anstiegs waren die Ausreißer 18 Kilometer vor dem Ziel gestellt und UAE Emirates übernahm nun die Kontrolle,

Das Profil der 3. Etappe der Ungarn-Rundfahrt | Foto: Veranstalter

Schönberger hatte noch genügend Reserven, um sich den vorletzten Bergpreis des Tages zu sichern und sich in der Sonderwertung auf Rang zwei zu verbessern. In der letzten Abfahrt des Tages spannte sich Lotto – Dstny vor das noch rund 50 Fahrer starke Feld und führte es nach Pecs hinein.

Im 2,3 Kilometer langen und 8,6 Prozent steilen Allakert-Schlussanstieg schließlich kämpften Ineos und DSM um die Spitze, ehe Tulett 1,7 Kilometer vor dem Ziel in einer der extrem steilen Rampen antrat. Hirschi konnte nicht nur als einziger folgen, sondern setzte 400 Meter später den entscheidenden Konter, baute seinen Vorsprung schnell aus und rettete acht Sekunden bis ins Ziel.

Tulett konnte auf den letzten Metern seinen Landsmann Poole noch abschütteln, hinter Moniquet folgte mit Onley der dritte Brite unter den ersten Fünf vor Fabbro und Bernal.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.05.2023Schlussetappe neutralisiert: Hirschi gewinnt Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Aufgrund starken Regens und glatter Straßen wird die abschließende 5. Etappe der 44. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) neutralisiert ausgetragen. Wie die Organisatoren mitteilten, werden die Fahrer

13.05.2023Schweizer Tag in Ungarn: Etappe an Voisard, Hirschi bleibt vorn

(rsn) – Yannis Voisard (Tudor) hat die 4. Etappe der 44. Tour de Hongrie (2.Pro) von Martonvasar nach Dokogoko gewonnen. Im Schlussanstieg der 206 Kilometer langen Etappe setzte er sich im Finale vo

11.05.2023Europameister Jakobsen schlägt Bauhaus und erobert Gelb

(rsn) – Nach dem enttäuschenden siebten Platz zum Auftakt der 44. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) hat sich Europameister Fabio Jakobsen (Soudal – Quick-Step) auf der 2. Etappe revanchiert und in souverÃ

11.05.2023Bernal kann weiterfahren, Plapp mit Gehirnerschütterung raus

(rsn) – Nach dem Auftakt der 44. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) hatte Ineos Grenadiers gleich zwei prominente Sturzopfer zu beklagen. Einen Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe, die Dylan Groenewegen (Jay

11.05.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 11. Mai

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wich

10.05.2023Groenewegen gewinnt Auftakt in Ungarn, Bauhaus Vierter

(rsn) – Genau 100 Tage nach seinem ersten Saisonsieg hat Dylan Groenewegen bei der Tour de Hongrie (2.Pro) ein weiteres Mal zugeschlagen und seinen dritten Erfolg des Jahres eingefahren. Der Niederl

10.05.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 10. Mai

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wich

09.05.2023Trotz zweier Bergankünfte viel Sprinter-Weltklasse

(rsn) – Auch in diesem Jahr findet die Ungarn-Rundfahrt wieder im langen Schatten des Giro d’Italia statt. Dabei kann die 44. Ausgabe der Tour de Hongrie (10. - 14. Mai), die erstmals in der 2.Pro

Weitere Radsportnachrichten

30.01.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

29.01.2025Mit Ackermann in Topform das vergangene Jahr bestätigen

(rsn) - Zehn Jahre nach der Gründung blickt man bei Israel – Premier Tech zu Beginn der Saison 2025 auf das bis dato erfolgreichste Jahr der Teamgeschichte zurück. Ende 2024 lag das in Tel Aviv be

29.01.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

29.01.2025Jan Christen holt sich mit zwei guten ´Moves´ Mallorca-Auftakt

(rsn) – Jan Christen hat dem UAE Team Emirates – XRG den bereits vierten Saisonsieg beschert. Der 20-jährige Schweizer entschied zum Auftakt der fünftägigen Mallorca Challenge nach einem clev

29.01.2025Amstel Gold Race kann mit Polizei-Eskorte stattfinden

(rsn) – Nachdem der Niederländische Radsportverband KNWU bereits letzte Woche mitgeteilt hatte, dass für die vier wichtigsten Radrennen des Landes trotz des am 24. und 25. Juni in Den Haag stattfi

29.01.2025Pidcock mit entschlossenem Bergaufsprint zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Tom Pidcock hat schon im zweiten Renneinsatz für sein neues Team Q36.5 erstmals jubeln können. Der 25-jährige Brite entschied die 2. Etappe der 5. AlUla Tour (2.1) über 132,5 Kilometer v

29.01.2025Kann Vas in Liévin die niederländische Serie beenden?

(rsn) – Am Freitag beginnt im französischen Liévin die Cyclocross-WM (31. Januar – 2. Februar). Am Samstag steht mit dem Elite-Rennen der Frauen das erste Highlight auf dem Programm. Bei den let

29.01.2025Nur Wollaston in Torquay schneller als Dygert

(rsn) – Chloe Dygert hat nur knapp den zweiten Saisonsieg des deutschen Teams Canyon – SRAM zondacrypto verpasst. Die zweimalige Zeitfahrweltmeisterin aus den USA musste sich bei der Premiere der

29.01.2025Es wird mal wieder eine schwere Saison

(rsn) - Das Team XDS - Astana startet mit neuem Sponsor, einer im Profigeschäft noch unbekannten Radmarke und einem runderneuerten Kader in eine Saison, in der die WorldTour-Lizenz auf dem Spiel steh

29.01.2025Cadel Evans Women`s Race im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Nachdem mit der Santos Women`s Tour Down Under bereits der Auftakt der Women`s World Tour in Australien stattgefunden hat, folgt mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race auch das erste Einta

28.01.2025Van Aert scheitert mit seiner Berufung

(rsn) – Der belgische Kassationshof bestätigte in dieser Woche das Urteil des Arbeitsgerichtsprozesses zwischen Wout van Aert und seinem vormaligen Team Sniper Cycling. 2018 fuhr der Belgier für d

28.01.2025UEC-Präsident Della Casa tritt zur Wiederwahl an

(rsn) - 2025 endet die erste Amtszeit von Enrico della Casa als Präsident des Europäischen Radsportverbandes UEC. In einer E-Mail kündigte der Italiener nun seine Kandidatur für eine zweite Wah

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Surf Coast Classic - Men (1.1, AUS)
  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Felanitx - Ses Salines (1.1, ESP)