RSNplusDie Tour-Strecke, Teil 3: Etappen 10-15

Monströse Alpenanstiege und Chancen für Ausreißer

Von Daniel Brickwedde

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Die Streckenkarte der 109. Tour de France | Foto: ASO / Tour de France

11.07.2022  |  (rsn) - Die 109. Tour de France geht in ihre zweite Hälfte und fordert das Peloton gleich mit zwei harten Alpenetappen, die unter anderem die Ankunft an der Alpe d’Huez sowie zweimal den Col du Galibier auf 2.600 Metern Höhe beinhalten. Im Anschluss führt die Route ins Zentralmassiv und bietet sowohl Chancen für Ausreißer als auch für Sprinter. Im dritten von vier Teilen zur Strecke der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt stellt radsport-news.com die sechs Etappen bis zum dritten Ruhetag vor.

___STEADY_PAYWALL___ 10. Etappe, 12. Juli, Morzine les Portes du Soleil – Megève, 148,1 Kilometer
Nach dem zweiten Ruhetag ist diese Etappe quasi ein “Appetizer“ auf die kommenden schweren Aufgaben in den Alpen. Zwar stehen mehr als 2.500 Höhenmeter im Programm, allerdings jeweils mit moderaten Steigungen. Eine Ausreißergruppe dürfte gute Chancen haben, in Megève den Tagessieg unter sich auszumachen.

Zunächst führt die Strecke in Richtung Norden bis zur ersten Bergwertung nach 24,1 Kilometern an der Côte de Chevenoz (4. Kat.) in der Nähe des Genfer Sees. Im Anschluss verläuft die Etappe südlich bis zum Tagesziel. Mit dem Col de Jambaz (3. Kat.) nach 69,2 Kilometern und der Côte de Châtillon-sur-Cluses (4. Kat.) nach 97,3 Kilometern sind unterwegs noch zwei weitere Bergwertungen zu bewältigen. Der Zwischensprint steht ungewöhnlich spät an, nämlich in Passy rund 24 Kilometer vor dem Ziel. Kurz darauf folgt dann die finale Prüfung des Tages: Über 19,1 Kilometer führt der Schlussanstieg zum Flughafen in Megève – allerdings mit einer moderaten Steigung von durchschnittlich 4,1 Prozent. Das steilste Stück von 7,1 Prozent wartet auf dem letzten Kilometer. 2020 gewann Lennard Kämna beim Critérium du Dauphiné eine Ankunft in Megève, allerdings nach anderem Streckenverlauf.

Das Profil der 10. Etappe der Tour de France 2022. | Foto: ASO / Tour de France

11. Etappe, 13. Juli, Albertville - Col du Granon Serre Chevalier, 151,7 Kilometer
Es ist die erste von zwei harten Alpenetappen. Nach dem Start in Albertville lässt das Profil zunächst nichts Schlimmes erwarten: Auf den ersten 70 Kilometern sind lediglich der Zwischensprint in Aiguebelle und eine Bergwertung der 4. Kategorie über den Lacets de Montvernier eingebaut. Am Horizont dürften die Fahrer dort aber schon erkennen, was ihnen noch an Strapazen bevorsteht.

Unmittelbar nach der Rennhälfte steht das Doppel aus Col du Télégraphe (1. Kat.) und Col du Galibier (HC) an: Der Col du Télégraphe erstreckt sich über 11,8 Kilometer bei einer durchschnittlichen Steigung von sieben Prozent, nach kurzer Abfahrt geht es endlose 17,6 Kilometer bei 6,8 Prozent Steigung weiter bergauf zum Col du Galibier, der mit 2.642 Metern Höhe das “Dach“ dieser Tour bildet.

Der Gipfel ist rund 45 Kilometer vor dem Ziel erreicht. Es folgt eine rund 30 Kilometer lange Abfahrt bis an den Fuß des Schlussanstiegs zum Col du Granon. Dieser stand 1986 zuletzt im Streckenplan und markierte das Ende der Ära von Bernard Hinault, der dort letztmalig das Gelbe Trikot trug und es an diesem Tag an Greg Lemond abgeben musste Der Anstieg führt die Fahrer erneut in eine extreme Höhe auf 2.413 Meter, bis zum Ziel sind 11,3 Kilometer bei durchschnittlich brutalen 9,2 Prozent an Steigung zu bewältigen. Der Berg ist quasi eine einzige Rampe.

Das Profil der 11. Etappe der Tour de France 2022. | Foto: ASO / Tour de France | Foto: ASO / Tour de France

12. Etappe, 14. Juli, Briancon - Alpe d`Huez, 165,1 Kilometer
Für den französischen Nationalfeiertag haben die Streckenplaner eine regelrecht monströse Alpenetappe mit rund 65 Kletterkilometern entworfen, gekrönt von der ikonischen Ankunft an der Alpe d’Huez. Zuletzt stand der legendäre Anstieg 2018 im Tour-Programm.

Gleich nach dem Start in Briancon macht das Peloton erneut Bekanntschaft mit dem Col du Galibier (HC), dieses Mal jedoch von der anderen Seite über den Col du Lautaret. Diese Auffahrt ist mit 22,8 Kilometern zwar etwas länger als die vom Vortag, mit einer durchschnittlichen Steigung von fünf Prozent allerdings auch moderater. Dennoch geht es erneut hoch hinaus und zwar bis auf 2.642 Meter. Im Anstieg steht nach 12,4 Kilometern in Le Monêtier-les-Bains der Zwischensprint des Tages an.

Vom Gipfel des Galibier, der nach 33,2 Kilometern erreicht ist, geht es fast 50 Kilometer nur bergab, ehe der unrhythmische Anstieg über 29 Kilometer hinauf zum Col de la Croix de Fer beginnt, einem weiteren Berg der Ehrenkategorie (HC). Die durchschnittliche Steigung beträgt 5,2 Prozent, da der Anstieg im oberen Teil etwas abflacht. Die Bergwertung wird bei Kilometer 110,6 abgenommen. Im Anschluss geht es erneut fast 30 Kilometer bergab.

Der Schlussanstieg zur Alpe d’Huez beginnt 13,8 Kilometer vor dem Ziel. Von hier geht es die legendären 21 Kehren hinauf auf 1.850 Meter Höhe. Die durchschnittliche Steigung beträgt 8,7 Prozent. Es ist das 31. Mal, dass eine Etappe der Tour an der Alpe d’Huez endet. 2018 gewann hier zuletzt Geraint Thomas, der auch später die Tour für sich entschied.

Das Profil der 12. Etappe der Tour de France 2022. | Foto: ASO / Tour de France | Foto: ASO / Tour de France

13. Etappe, 15. Juli, Le Bourg d’Oisans - Saint-Étienne, 192,6 Kilometer
Der Tour-Tross verlässt die Alpen und steuert auf einer klassischen Überführungsetappe durch das Rhône-Tal das Zentralmassiv an. Auf dieser Etappe halten sich die Kletterprüfungen aber in Grenzen, deshalb scheinen sowohl ein Massensprint wie auch ein Ausreißercoup möglich.

Die Strecke führt größtenteils in Richtung Nordwesten und nach 30,4 Kilometern steht mit der Côte de Brie (4. Kat.) die erste von drei Bergwertungen an. Eine weitere folgt nach 79,2 Kilometern hinauf zum Col de Parménie, immerhin ein Anstieg der 2. Kategorie. In La Côte-Saint-André wird bei Kilometer 101,6 der Zwischensprint abgenommen.

Die letzte Bergwertung stellt sich dem Peloton 44 Kilometer vor dem Ziel an der Côte de Saint-Romain-en-Gal (3. Kat.) in den Weg. Im Anschluss folgt zwar kein kategorisierter Anstieg mehr, das Terrain bleibt jedoch bis acht Kilometer vor dem Ende wellig. Der Zielankunft in Saint-Étienne, wo zum 27. Mal eine Tour-Etappe endet, liegt in der Nähe des Fußballball-Stadions Stade Geoffroy-Guichard. Die Anfahrt ist jedoch kurvenreich, allein auf dem letzten Kilometer sind zwei Linkskurven eingebaut.

14. Etappe, 16. Juli, Saint-Étienne – Mende, 192,5 Kilometer
In den vergangenen Jahren hat sich der Flugplatz in Mende als beliebtes Etappenziel in Zentralmassiv etabliert – vor allem für Ausreißergruppen: Zuletzt siegten dort 2015 Steve Cummings und 2018 Omar Fraile. Und so dürften Fluchtexperten auch dieses Mal die Etappe ins Auge gefasst haben, was wiederum zu einem umkämpften Rennbeginn führen dürfte.

Auf den ersten 40 Kilometern stehen zudem mit der Côte de Saint-Just-Malmont (3. Kat.) und der Côte de Châtaignier (3. Kat.) die ersten beiden Bergwertungen an. Kurz darauf folgt bei Kilometer 50 der Zwischensprint in Yssingeaux. Die Strecke ist ein ständiges Auf und Ab, wobei nicht jede Steigung ein kategorisierter Anstieg ist. Erst bei Kilometer 135,3 steht mit der Côte de Grandrieu (3. Kat.) wieder ein Bergpreis an, der nächste folgt bei Kilometer 162,1 an der Côte de la Fage (3. Kat.).

Im Anschluss geht es fast 30 Kilometer bergab bis zum Zielort Mende. Dort wartet die letzte Herausforderung des Tages: Die Côte de la Croix Neuve (2. Kat.) ist zwar nur drei Kilometer lang, dafür aber auf den ersten 1,5 Kilometern im Schnitt zehn Prozent steil. Zum Ziel auf der Start- und Landebahn des Flugplatzes flacht das Terrain dann wieder ab.

Das Profil der 14. Etappe der Tour de France 2022. Foto: Foto: ASO / Tour de France

15. Etappe, 17. Juli, Rodez – Carcassonne, 202,5 Kilometer
Carcassonne stand bereits im Vorjahr im Streckenplan der Tour. Hier verbuchte Mark Cavendish damals im Massensprint den 34. Tour-Etappensieg seiner Karriere und egalisierte damit die Bestmarke von Eddy Merckx. Auch diesmal scheint Carcassonne prädestiniert für eine Massenankunft, ist diese Etappe doch einer der wenigen sprinterfreundlicheren bei dieser Frankreich-Rundfahrt.

Tellerflach geht es dennoch nicht zu: Auf der Route in Richtung Süden stehen bei Kilometer 68,9 und 154,6 die Anstiege zur Côte de Ambialet (3. Kat.) und zur Côte de Cammazes (3. Kat.) an, dazwischen liegen weitere kleine Steigungen, die jedoch nicht kategorisiert sind. So kommen erneut über 2000 Höhenmeter zusammen. Bei Kilometer 147 erreicht das Feld in Saint-Ferréol den Zwischensprint des Tages.

Die letzten zwölf Kilometer nach Carcassonne sind hingegen flach, die Zielgerade befindet sich auf dem breiten und leicht abschüssigen Boulevard Marcou. Auf dem Schlusskilometer sind eine scharfe Linkskurve und ein leichter Linksknick rund 200 Meter vor dem Ziel eingebaut.

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