--> -->
08.04.2022 | (rsn) – Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) hat auf der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt seinen ersten Profisieg gefeiert. Der junge Spanier profitierte dabei allerdings von der Vorarbeit von Marc Soler (UAE Team Emirates), in dessen Windschatten er mehr als 50 Kilometer lang Kräfte sparen konnte. Vierzehn Kilometer vor dem Ziel attackierte der 21-Jährige seinen Begleiter, um den Rest des Weges als Solist zurückzulegen.
Die Klassementfahrer verpassten nach 163,8 schweren Kilometern von Zamudio nach Mallabia den Tagessieg knapp. Rodriguez‘ Teamkollege Daniel Martinez wurde mit sieben Sekunden Rückstand Tageszweiter. Zwei Sekunden dahinter belegte Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) den dritten Platz und eroberte das Gelbe Trikot von Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der mit 1:15 Minuten Rückstand nicht über Rang 19 hinaus kam.
Tagesvierter wurde der Spanier Ion Izagirre (Cofidis), gefolgt von seinen Landsleuten Enric Mas (Movistar) und Pello Bilbao (Bahrain Victorious). Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) und Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) kamen als letzte der sieben Ausreißer ins Ziel, nachdem sie auf den letzten, extrem steilen Metern auf nassem Untergrund gestürzt waren.
Roglic reagierte nicht auf Evenepoels Attacke
Eingeleitet wurde das Finale 15 Kilometer vor dem Ziel durch Evenepoel. Der Belgier attackierte in einem Flachstück des vorletzten Anstiegs und zog sechs Konkurrenten mit sich - darunter Bilbao, der erneut überzeugte und kurzzeitig sogar zur Spitzengruppe um Soler und Carlos Rodriguez gehörte.
“Wenn ich vorn geblieben wäre, wäre das Rennen sicher anders gelaufen. Dann wäre die Gruppe besser kontrolliert worden“, begründete er, weshalb er sich zurückfallen ließ. Rodriguez konnten der Baske und seine Gruppe nicht mehr erreichen, auch weil die Klassementfahrer zum Schluss nicht mehr voll durchzogen. “Carlos hatte das gleichmäßigere Tempo, er hat den Sieg wirklich verdient“, freute sich Bilbao mit seinem Landsmann.
Der Gesamtführende Roglic dagegen reagierte nicht auf die Attacke von Evenepoel. Sein Teamkollege Vingegaard sollte wohl die Kohlen aus dem Feuer holen. Im letzten, steilen Rennkilometer zeigte sich, dass der Slowene keine guten Beine hatte, auch dort konnte er den besten seiner Gruppe nicht folgen. “Heute habe ich es kaum zum Finish geschafft, wir werden sehen, wie es morgen läuft“, sagte der Titelverteidiger im Ziel-Interview. Obwohl er viel Zeit und die Führung verlor, gab Roglic sich demonstrativ optimistisch: “Wir sind gut gefahren. Jonas war vorn. Es ist so gelaufen, wie wir wollten.“
Buchmann stellt sich in Vlasovs Dienst
Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) zeigte eine starke Vorstellung. Der 29-Jährige hielt am vorletzten Anstieg lange das Tempo hoch, teilte das Feld und leitete letztendlich die entscheidende Attacke ein, der auch sein Kapitän Vlasov folgen konnte. Auf Rang 27 kam er zwölf Sekunden hinter dem besten Deutschen im Rennen, Simon Geschke, an. Der Cofidis-Routinier wurde Achtzehnter 18. Noch besser lief es für Felix Gall (AG2R Citroën Team), der das Rennen auf dem 13. Rang beendete. Im Klassement liegt der Österreicher auf Platz 17, eine Position hinter Buchmann.
Der neue Spitzenreiter Evenepoel liegt nun zwei Sekunden vor Martinez liegt. Als Dritter hat Izagirre mit 21 Sekunden Rückstand. Roglic fiel auf den achten Platz zurück und liegt damit eine Position vor Adam Yates (Ineos Grenadiers), der ebenfalls den Sprung in Evenepoels Gruppe ebenfalls verpasste. Vlasov bleibt nach seiner guten Leistung und dem späten Missgeschick Vierter (+0:22).
An der Spitze der Sonderwertungen gab es keine Änderungen. Evenepoel hat als Erster der Nachwuchswertung 4:17 Minuten Vorsprung auf Gall. Sein Teamkollege Julian Alaphilippe verteidigte sein Punktetrikot ebenso wie Cristian Rodriguez (TotalEnergies) das Bergtrikot.
So lief das Rennen:
Es dauerte 64 Kilometer, ehe sich nach zahlreichen vergeblichen Versuchen endlich eine Gruppe vom Peloton absetzen konnte. Rodriguez, Soler, Sergio Samitier (Movistar), Lucas Hamilton (BikeExchange – Jayco), Sepp Kuss (Jumbo – Visma), Kenny Elissonde (Trek – Segafredo) und Pello Bilbao (Bahrain Victorious) bekamen vom Feld allerdings keinen größeren Vorsprung zugestanden. Grund dafür war Bilbaos Anwesenheit, schließlich lag der Spanier als Sechster der Gesamtwertung nur 19 Sekunden hinter Roglic.
So ließ sich der Baske 15 Kilometer später aus der Gruppe zurückfallen. Weitere 15 Kilometer danach tat Roglic-Helfer Kuss es Bilbao gleich. Samitier dagegen konnte dem Tempo der schrumpfenden Spitze nicht mehr folgen. Nur kurz danach flog Hamilton auf einer Abfahrt über die Leitplanke und hatte großes Glück, dass er nicht weiter den steilen Hang hinunterrutschte. Der Australier konnte zwar aus eigener Kraft wieder aufstehen, musste aber das Rennen 68 Kilometer vor dem Ziel beenden.
Neun Kilometer später verlor auch Elissonde den Anschluss an seine beiden Begleiter, die sich allerdings offensichtlich uneinig waren. Rodriguez verweigerte die Führungsarbeit, so dass Soler alleine für die Führungsarbeit verantwortlich war und den Vorsprung der Ausreißer im Alleingang auf immerhin vier Minuten ausbauen konnte. Gemeinsam machten sich Jumbo - Visma, Bahrain Victorious, Bora - hansgrohe und Quick-Step daran, den Rückstand zu reduzieren.
15 Kilometer vor dem Ziel attackierte Evenepoel aus der vor allem von Buchmann ausgedünnten Favoritengruppe, aus der sich dadurch neben dem Belgier noch Vlasov, Martinez, Vingegaard, Izagirre, Bilbao und Mas absetzen konnten. Roglic dagegen wollte oder konnte dem Angriff nicht folgen. Fast zeitgleich ließ Rodriguez an der Spitze Soler mühelos stehen. Der Führende ging mit 35 Sekunden Vorsprung gegenüber den Verfolgern auf die letzten zehn Kilometer, weitere 30 Sekunden dahinter folgte die Gruppe des Gesamtführenden.
In der fünf Kilometer langen Abfahrt änderten sich die Abstände kaum. Auf den letzten, im Finale schließlich steil ansteigenden Kilometern verlor die Gruppe Roglic dann aber Sekunde um Sekunde Rodriguez hingegen verteidigte seinen Vorsprung bis zur Schlussrampe tapfer. Dort stand er allerdings fast still und büßte so auf den letzten Metern noch 20 Sekunden ein. Es reichte allerdings, um sich den Sieg sieben Sekunden vor Martinez zu sichern, der seinerseits zwei Sekunden vor Evenepoel ins Ziel kam. Vlasov und Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) stürzten auf den letzten Metern und mussten ihre Räder ins Ziel schieben.