Brite beim Weltcup zweimal gestürzt, Meisen Elfter

Vanthourenhout bezwingt mit Gala in Namur favorisierten Pidcock

Von Kevin Kempf aus Namur

Foto zu dem Text "Vanthourenhout bezwingt mit Gala in Namur favorisierten Pidcock"
Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) hat den Cross-Weltcup von Namur gewonnen. | Foto: Cor Vos

19.12.2021  |  (rsn) – Mit einer technischen Glanzleistung hat Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) den zweiten Weltcup-Sieg von Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) binnen 24 Stunden verhindert. Der Belgier setzte sich an der Zitadelle von Namur souverän gegen den Briten durch, profitierte dabei aber auch von zwei Stürzen, die Pidcock entscheidend zurückwarfen. Dritter wurde Toon Aerts (Baloise - Trek Lions), nachdem der Belgier in Führung liegend Materialpech hatte. Sein Landsmann Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) verteidigte als Tagesfünfter das Weiße Trikot des Weltcup-Gesamtführenden.

Mit seinem zweiten Saisonerfolg und dem insgesamt zweiten Weltcup-Sieg seiner Karriere rührte Vanthourenhout nicht nur seinen Team-Manager Jurgen Mettepenningen zu Tränen. “Es ist ein besonderes Gefühl. Ich habe heute immer irgendwie ein bisschen an einen Erfolg geglaubt. Als Toon den Platten hatte, habe ich endgültig an den möglichen Sieg geglaubt“, sagte der Flame, der sich zudem gegen Pidcock chancenlos wähnte, mit feuchten Augen. “Ich dachte, er würde heute viel zu stark sein, aber mit dem Publikum im Rücken hat es geklappt“, freute sich Vanthourenhout.

Allerdings konnte sich der 28-Jährige vor allem auf seine technischen Fähigkeiten verlassen, denn bis zur letzten Runde, als er folgenlos stürzte, blieb er bei schwierigen Bedingungen fehlerlos auf einem Kurs, der den Fahrern alles abverlangte. “In einigen Passagen war er stärker, aber in den technischen Teilen wie der Traverse war ich besser – und das gab mir Moral“, erklärte Vanthourenhout mit Blick auf Pidcock.

Der dagegen leistete sich gleich mehrere Schnitzer. “Ich habe Fehler gemacht, aber der Tank war auch leer. Ich fühlte mich nicht so wie gestern. Nach dem letzten Fehler war alles gelaufen“, sagte Pidcock im Zielinterview. Bis dahin war er Vanthourenhout in den Anstiegen immer wieder enteilt, bevor der in den kniffligen Passagen wieder den Anschluss schaffte. “Dieser zweite Platz zeigt, dass ich noch viel arbeiten muss“, urteilte Pidcock selbstkritisch. Ein Extralob gab es vom 22-Jährigen für das Publikum. “Die Fans waren fantastisch. Es ist toll, ein Teil davon gewesen zu sein“, strahlte er.

Aerts schlug in die gleiche Kerbe. “Wenn man die Stimmung heute mit der von gestern vergleicht, ist das einfach herrlich“, erinnerte er sich an das wegen der niederländischen Corona-Bestimmungen ohne Zuschauer ausgetragene Rennen in Rucphen. “Es hat ein wenig gedauert, bis das Publikum hierhergekommen ist, aber jetzt ist es einfach unglaublich“, fügte er an.

Meisen an der Zitadelle knapp an den Top Ten vorbei

Allerdings war Aerts mit seinem Ergebnis nicht zufrieden. “Mit dem Sturz begann das Elend. Da musste ich wechseln und gleich danach hatte ich den Platten“, beschrieb er die beiden Szenen, die ihn aus der ersten auf die dritte Position zurückwarfen. Trotz der guten Beine blieb dem 28-Jährigen nur der letzte freie Podiumsplatz. “Ich war immer zwischen 18 und 22 Sekunden hinter den Beiden. Ich habe ihren Weg auch immer an den gleichen Stellen gekreuzt. Das ist natürlich ärgerlich“, trauerte Aerts der verpassten Chance hinterher.

Marcel Meisen (Alpecin – Fenix) lag bis zur letzten Runde auf dem zehnten Platz, büßte dann allerdings noch eine Position ein. Als Elfter verpasste der Deutsche Meister seine zweite Top-10-Platzierung im diesjährigen Weltcup nur knapp.

In der Gesamtwertung verteidigte Iserbyt seine Gesamtführung souverän. Sein Vorsprung gegenüber Vanthourenhout schrumpfte um 17 Zähler auf immer noch sehr komfortable 90 Punkte. Aerts folgt auf Rang drei mit 107 Punkten Rückstand. 

So lief das Rennen:

Nachdem in der ersten Runde sich noch niemand lösen konnte, setzte sich Aerts zu Beginn des zweiten Umlaufs an einer langen Steigung aus der Spitzengruppe ab. Pidcock, Vanthourenhout und Quinten Hermans (Tormans CX) bildeten die erste Verfolgergruppe, dahinter formierte sich ein Trio um Iserbyt.

In der dritten von sieben Runden stürzte Aerts, wodurch sich sein Vorsprung gegenüber Pidcock von 30 auf zehn Sekunden reduzierte. Zum Sturzpech kamen auch noch Materialprobleme. Ein platter Vorderreifen weit vor dem Materialposten veränderte das Geschehen erneut. Pidcock übernahm die Spitze, auch Vanthourenhout ging wenige Sekunden später an seinem Landsmann vorbei und schloss eingangs der fünften Runde zu Pidcock auf.

Eine weitere Tempoverschärfung des Britischen Meister endetekurz darauf mit einem Sturz in der berühmten Traverse. Hier wendete sich das Blatt in der fünften Runde: Vanthourenhout zog am Mountainbike-Olympiasieger vorbei und erarbeitete sich einen Vorsprung von zwölf Sekunden, die Pidcock vergeblich versuchte wiedergutzumachen.

Wenig später stürzte der Gewinner von Rucphen zudem ein zweites Mal, spätestens hier wurde deutlich, dass er den Rückstand nicht mehr würde wettmachen können. Zwar rutschte in der Schlussrunde auch Vanthourenhout noch in der Traverse weg, zu diesem Zeitpunkt betrug sein Vorsprung aber bereits mehr als 20 Sekunden. Im Ziel war der Abstand der beiden stärksten Fahrer des Tages sogar auf 33 Sekunden angewachsen. Aerts kam 51 Sekunden später als Dritter ins Ziel, gefolgt von Hermans (+1:38) und Iserbyt (2:01).

Das Tagesergebnis:
1. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) 59:28
2. Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) +0:33
3. Toon Aerts (Baloise - Trek Lions) +0:51
4. Quinten Hermans (Tormans – CX) +1:38
5. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) +2:01
6. Daan Soete (Deschacht - Group Hens) +2:06
7. Laurens Sweeck (Pauwels Sauzen – Bingoal) +2:15
8. Corné van Kessel (Tormans – CX) +2:40
9. Joshua Dubau +2:44
10.Timon Rüegg +2:46

Gesamtstand nach elf von 15 Rennen:
1. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) 358 Punkte
2. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) 268
3. Toon Aerts (Baloise Trek Lions) 251
4. Quinten Hermans (Tormans – CX) 240
5. Lars van der Haar Baloise – Telenet Lions) 210
6. Corné van Kessel (Tormans – CX) 181
7. Daan Soete (Deschacht - Group Hens) 159
8. Toon Vandebosch (Pauwels Sauzen – Bingoal) 155
9. Vincent Baestaens (Deschacht - Group Hens) 152
10. Niels Vandeputte (Alpecin - Fenix) 148

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

23.12.2025Del Grosso schlägt van Aert in Heusden-Zolder im Sprintduell

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat in Heusden-Zolder seinen ersten internationalen Profisieg im Cross gefeiert. Bei der Superprestige war er im Sprintduell schneller als Wout van

23.12.202517.600 Fans beim Comeback: Hofstade reif für eine WM?

(rsn) – Erstmals seit 17 Jahren wurde in Hofstade wieder ein Crossrennen ausgetragen – und die Rückkehr in den Kalender war ein voller Erfolg. Nach Angaben der Veranstalter sahen 17.600 Zuschauer

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

22.12.2025Brand holt sich in Hofstade auch das vierte X2O-Rennen

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) baut ihre Serien weiter aus. Bei der X2O Badkamers Trofee in Hofstade gewann die Niederländerin zum neunten Mal in Folge, was gleichzeitig ihr 56. Podi

22.12.2025Van der Poel spielt mit Rücktrittsgedanken vom Cross

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) dominiert die Cyclocross-Szene auch in dieser Saison nach Belieben. Doch im Anschluss an seinen überlegen herausgefahrenen Sieg in Koksijde erklÃ

21.12.2025Hendrikx beschert Heizomat zwei Top-Resultate in zwei Tagen

(rsn) - “Mit Kevin und Mees haben wir vor, in die Top Ten der Weltcups reinzufahren“, erklärte Heizomat-Cube-Teamchef Stefan Herrmann Ende Oktober gegenüber RSN. Während der Schweizer Meister K

21.12.2025Van der Poel auch nach dem Weltcup in Koksijde mit weißer Weste

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) setzte seine makellose Bilanz in diesem Cross-Winter beim Weltcup in Koksijde fort. Nachdem ihm seine Teamkameraden im Stile eines Mannschaftsz

21.12.2025Brand holt mit Machtdemonstration ersten Sieg in Koksijde

(rsn) – Zwei Starts, zwei Siege - mit dieser maximalen Ausbeute beendete Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) das Weltcup-Wochenende beim sechsten Lauf der Serie in Koksijde. Die Niederländerin k

21.12.2025Cross-Europameister Aerts bald im Charles-Liegeois-Trikot?

(rsn) – Die Fusion zwischen den Straßenteams Lotto und Intermarché – Wanty ist inzwischen unter Dach und Fach, doch als Spätfolge dieses Zusammenschlusses bahnt sich gleich der nächste an. Wie

21.12.2025Antwerpen sorgt für Umsturz im Weltcup-Klassement

(rsn) – Wer bei der Fernsehübertragung des Weltcups in Antwerpen nach dem Weißen Trikot des Gesamtführenden suchte, wurde nur in den ersten beiden Minuten fündig. Das lag nicht daran, dass Thiba

Weitere Radsportnachrichten

27.12.2025Warum zieht es so viele Straßen-Profis ins Gravel?

(rsn) – Als der Gravel-Sport vor etwa fünf Jahren nach Europa hinüber schwappte, hätten zunächst wohl nur wenige vermutet, in welcher Anzahl und vor allem mit welcher Bedeutung Gravel-Rennen nu

27.12.2025Teams fordern mehr Geld als RCS für Giro-Start in Bulgarien zahlen will

(rsn) – Vor allem der Giro d`Italia hat in den letzten Jahren Auslandsstarts in Regionen gewählt, die nicht gerade zu den Kernländern des Radsports zählen und obendrein - vom Sitz der meisten Tea

27.12.2025Als Tudor-Aushängeschild deutlich hinter den Erwartungen zurück

(rsn) – Zunächst schien es so, als hätte sich zwar das Outfit von Marc Hirschi geändert, ansonsten aber nur wenig. Der zur Saison 2025 von UAE – Emirates zu Tudor gewechselte Schweizer gewann a

27.12.2025Verpasste Windkante und Magenkrämpfe verhinderten das i-Tüpfelchen

(rsn) – Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto) hatte hohe Erwartungen an ihre dritte WorldTour-Saison, wie sie es RSN noch im März dieses Jahres anlässlich eines langen Interviews

27.12.2025Ex-Profi Hoste macht auf Alkoholsucht aufmerksam

(rsn) – In den 2000er Jahren war Leif Hoste mehrfach nah dran am Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. 2004, 2006 und 2007 wurde er Zweiter. Nach seiner 15 Jahre währenden Karriere als Radprofi, die 201

27.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

27.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

26.12.2025Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

(rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei

26.12.2025Van-Dijke-Zwillinge drängen auf mehr gemeinsame Einsätze

(rsn) – Familienbande sind stark. Das wissen auch Tim und Mick van Dijke. Die Zwillingsbrüder haben ihr erstes gemeinsames Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe hinter sich, nachdem sie zuvor me

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

26.12.2025Ziel nach starkem Jahr: “Die zweiten Plätze in Siege umwandeln“

(rsn) – Das sei verraten: So weit vorne wie Max Kanter (XDS – Astana) landete in der RSN-Jahresrangliste 2026 kein anderer deutscher Sprinter. Das liegt zum einen daran, dass lange Zeit dominieren

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)