Favoriten geben wenig auf Abstände der ersten 10 Tage

Das Fazit vom Ruhetag: Der Giro geht jetzt erst richtig los

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Das Fazit vom Ruhetag: Der Giro geht jetzt erst richtig los"
| Foto: Cor Vos PRÃœFEN

19.05.2021  |  (rsn) – Zehn Renntage liegen beim Giro d'Italia bereits hinter dem Peloton, und viele davon waren alles andere als leicht. Das Klassement hat erste Vorsortierungen gesehen und einige Mitfavoriten wie Mikel Landa (Bahrain Victorious) mussten sich bereits verabschieden. Doch auch wenn die Fahrer, die den Ruhetag herbeigesehnt haben, das nur ungern hören: So richtig losgehen wird die Italien-Rundfahrt erst jetzt.

Die epische 11. Etappe über die weißen Schotterstraßen der Toskana nach Montalcino macht den Auftakt für eine sehr schwere zweite Giro-Woche, die ihrerseits aber lediglich das Vorspiel für eine brutale Schlusswoche sein wird. Da waren sich die Favoriten auf den Gesamtsieg am ersten Ruhetag einig.

"Wir haben bisher noch nichts von diesem Giro gesehen", sagte beispielsweise Romain Bardet (Team DSM). Der Franzose, aktuell Gesamt-13. und weiterhin hoffnungsvoll, in Mailand auf dem Podest stehen zu können. Allgemein war am Dienstag der Tenor, dass all diejenigen, die in den Top 10 und somit innerhalb von einer Minute zum Maglia Rosa liegen, den Giro noch nicht verloren hätten. Man darf das aber wohl gerne auch bis Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe / + 1:47) auf Rang 15 ausdehnen.

"Es ist immer schön, am nächsten am Leader zu sein. Aber jeder weiß, dass dieses Rennen in der dritten Wochen nicht durch Sekunden, sondern durch Minuten entschieden werden wird", meinte auch der aktuelle Gesamtzweite Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step), dem nach zehn Tagen nur 14 Sekunden auf Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und das Rosa Trikot fehlen.

Hinter dem Belgier folgen Alexandr Vlasov (Astana – Premier Tech / + 0:22), Giulio Ciccone (Trek – Segafredo / + 0:37), Attila Valter (Groupama – FDJ / + 0:44), Hugh Carthy (EF Education – Nippo / + 0:45), Damiano Caruso (Bahrain Victorious / + 0:46), Dan Martin (Israel Start-Up Nation / + 0:52), Simon Yates (BikeExchange / + 0:56), Davide Formolo (UAE Team Emirates / + 1:02), Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers / + 1:13), Marc Soler (Movistar / + 1:21), Bardet (+ 1:21), Louis Vervaeke (Alpecin – Fenix / + 1:34) und Buchmann (+ 1:47) sowie Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo / + 2:13).

"Ziehe nicht zu viele Schlussfolgerungen aus der aktuellen Situation

"Mein dritter Platz ist gut und wertvoll, aber ich ziehe nicht zu viele Schlussfolgerungen aus der aktuellen Situation", erklärte angesichts der geringen Abstände und vor allem der immer schwerer werdenden Etappen auch der Gesamtdritte Vlasov. "Mit der Strade Bianche-Etappe, dem Zoncolan und einer ganzen Reihe an Dolomiten-Etappen kann jetzt jeden Tag die Gesamtwertung auf den Kopf gestellt werden."

Bardet erklärte, dass seiner Ansicht nach bislang einzig der ehemalige Tour-Sieger Bernal herausstach. "Die Dinge werden bald viel deutlicher sein. So wie ich es sehe ist Bernal der Einzige, der bislang herausgeragt hat. Aber es geht nur um Sekunden und gibt noch keine echte Hierarchie", so der Franzose. "Die zweite Woche wird jetzt entscheidend, da wird das Klassement Formen annehmen."

Am Mittwoch in der Toskana könnte der eine oder andere Klassementfahrer auf dem Schotter in Probleme geraten und eventuell so viel Zeit verlieren, dass er aus dem Kampf um die Top 5 herausfällt. Doch Abstände zwischen allen Kontrahenten und eine echte Standortbestimmung erwarten die meisten erst am Samstag am Monte Zoncolan.

Zoncolan: Der Berg der Wahrheiten in Sachen GK?

"Nach dem Zoncolan werden wir sehen, wie die Situation wirklich ist und in welche Richtung es gehen kann", sagte beispielsweise der Gesamtvierte Ciccone, der den Giro als Edelhelfer für Nibali bestreiten wollte und nun aufgrund von dessen Verletzung selbst vorne mitmischt, sich aber keinen Druck machen will: "Solange wir da oben dabei sind, ist das gut. Aber wenn etwas schiefgeht ist das auch keine Niederlage, weil das gar nicht das Ziel war", so der Italiener.

Während Bernal derjenige war, der bislang auftrumpfte, sind der Kolumbianer und auch die meisten Kontrahenten vor einem anderen, bislang eher zurückhaltend agierenden Kletterer besonders gewarnt: Yates. Der Brite, der im April dominant die Tour of the Alps gewann, galt vor dem Giro-Start als Top-Favorit, zeigte sich bisher aber kaum und schwamm unter den Favoriten lediglich mit. Wenn man im Hinterkopf hat, dass er vor drei Jahren in der ersten Giro-Hälfte mit der Brechstange agierte, dann am Ende aber einbrach und zuschauen musste, wie Chris Froome ihm Rosa abnahm, versteht man, dass seine Fahrweise Methode haben dürfte. Spätestens am Samstag am Zoncolan aber wird auch er alles auspacken, da darf man sicher sein:

"Die bisherigen Anstiege waren sehr schnell und die kleinen Abstände wurde da immer erst ganz am Ende gemacht. Aber am Zoncolan gibt es keine Chance, sich zu verstecken", erklärte der Brite am Ruhetag.

Big 5: Bernal, Evenepoel, Vlasov, Yates und Carthy?

Das Bild von 2018 könnte sich also durchaus noch umdrehen und diesmal der Brailsford-Schützling in Person von Bernal derjenige sein, der am Ende in Probleme gerät. Froomes Sieg 2018 und auch der von Nibali 2016 haben gezeigt, dass den Giro auch gewinnen kann, wer am ersten Ruhetag bereits deutlicher als nur um eine Minute zurückliegt und diejenigen, die am Anfang glänzen, am Ende völlig untergehen könnten.

Das weiß auch der Kolumbianer selbst: "Es wird jetzt weiterhin darauf ankommen, wie ich mich von jeder Belastung erhole", erklärte er mit Blick auf seine Rückenprobleme, von denen man zwar in der ersten Giro-Hälfte nichts sah, aber von denen auch niemand weiß, ob sie nochmal zurückkommen werden.

Wenn Bernal schwächelt, werden Yates und Vlasov sowie sicher auch Carthy, die bislang beide sehr stark kletterten, an den steilen Alpen-Rampen zuschlagen. Und dann gibt es eben noch diesen Evenepoel, der ein Ass im Ärmel hat: das Schlusszeitfahren von Mailand. "Remco vor dem Zeitfahren innerhalb von einer Minute zu haben, wäre riskant. 90 Sekunden auf einen Zeitfahrspezialisten wären gut", meinte Bernal mit Weitblick.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.06.2021Buchmann startet bei der Tour von allen Fesseln befreit

(rsn) - Ursprünglich war Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) nicht für die diesjährige Tour de France vorgesehen. Doch nach seinem schweren Sturz und dem dadurch erzwungenen Ausscheiden beim Giro

31.05.2021Almeida: Sechster statt Vierter, aber trotzdem besser als 2020

(rsn) - Die Platzziffer am Ende des 104. Giro d'Italia war schlechter, als bei der 103. Auflage des Rennens, doch die Leistung von Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) durfte man in den vergangene

31.05.2021Rosa nimmt Bernal endlich die große Last von Gelb

(rsn) – Der Sonntagnachmittag in Mailand war emotional für Egan Bernal. Am Ende des 30 Kilometer langen Abschlusszeitfahrens richtete er sich auf, breitete die Arme aus und rollte erleichtert über

31.05.2021White: Yates´ Tour-Teilnahme ist “höchst wahrscheinlich“

(rsn) – Schlecht war das Ergebnis von Simon Yates (BikeExchange) beim 104. Giro d´Italia nicht: Rang drei in der Gesamtwertung, er stand auf dem Podest. Und doch war es nicht das, wofür er vor dre

31.05.2021Walscheid: “Bin super zufrieden mit den drei Wochen“

(rsn) – Mit gleich drei Etappensiegen durch Mauro Schmid, Giacomo Nizzolo und Victor Campenaerts war Qhubeka Assos eine der Überraschungsmannschaften beim Giro d`Italia. Nur Ineos Grenadiers hatte

30.05.2021Sturz kostet Cavagna möglichen Sieg in Mailand

(rsn) - Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step) hätte das Abschlusszeitfahren des 104. Giro d'Italia in Mailand gewinnen können. Zumindest wäre es äußerst knapp zwischen ihm und dem vorher per De

30.05.2021Video: Bernals letzte Meter auf dem Weg zum Giro-Sieg

(rsn) - Mit dem Tagessieg vor dem Mailänder Dom hatte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) erwartungsgemäß nichts mehr zu tun. Doch der Kolumbianer hat im Abschlusszeitfahren des 104. Giro d´Italia das

30.05.2021Ganna gewinnt Zeitfahren trotz Platten vor gestürztem Cavagna

(rsn) - Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das abschließende Zeitfahren des Giro d’Italia in Mailand für sich entschieden. Der Italiener gewann nach 30,3 Kilometern vor Rémi Cavagna (Deceuninck

30.05.2021Bernal feiert Gesamtsieg, Ganna gewinnt Abschlusszeitfahren

(rsn) - Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hat sich am Schlusstag des 104. Giro d`Italia sein Rosa Trikot nicht mehr abnehmen lassen und sich zum ersten Mal in seiner Karriere den Gesamtsieg der Italien-

30.05.2021Die Renneinsätze der deutschsprachigen Fahrer

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist trotz der Corona-Pandemie in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der

30.05.2021Bernal: “Nur mein Name auf der Giro-Trophäe zählt“

(rsn) – Erstmals ging Egan Bernal (Ineos Grenadiers) als Leader in die Schlusswoche einer der drei großen Landesrundfahrten. Nach 20 der 21 Etappen des Giro d’Italia hat er mit 1:59 Minuten auf d

30.05.2021Caruso war für Bardet Hilfe und Problem zugleich

(rsn) – Falls im abschließenden Zeitfahren keine Sensation passiert, wird das deutsche Team DSM den 104. Giro d’Italia ohne Tageserfolg verlassen. Nach einer schwierigen ersten Woche präsentier

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat die 1. Etappe der 77. Tour de Romandie (2.UWT) vor seinem Teamkollegen Andrea Vendrame gewonnen. Nach 165 Kilometern zwischen Château d’O

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)