Windkante sorgt für Vorentscheidung bei UAE Tour

Van der Poel jagt mit Cross-Form zum Wüsten-Sieg

Von Felix Mattis

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Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) hat die 1. Etappe der UAE Tour in Al Mirfa gewonnen. | Foto: Cor Vos

21.02.2021  |  (rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) hat drei Wochen nach seinem vierten WM-Titel im Cross den perfekten Saison-Einstand auf der Straße gefeiert: Der Niederländer gewann in Al Mirfa nach 177 Kilometern die 1. Etappe der UAE Tour im Sprint einer 26-köpfigen Spitzengruppe, die sich bereits 110 Kilometer vor dem Tagesziel im Seitenwind in der Wüste gebildet hatte und aus der am Ende noch 23 Mann übrig blieben. Van der Poel verwies im Sprint seinen Landsmann David Dekker (Jumbo - Visma), ebenfalls ein Fahrer mit Cross-Hintergrund, sowie den Dänen Michael Morkov (Deceuninck - Quick-Step) souverän auf die Plätze zwei und drei.

"Das habe ich wirklich nicht erwartet. Nach der Cross-Saison habe ich mich ausgeruht, dann eine Woche mit dem Team trainiert und bin hergekommen. Ich denke, das ist noch meine Cross-Form hier in der Wüste", freute sich van der Poel über den Sieg, nachdem er eigentlich als Anfahrer für Jasper Philipsen in die Emirate gekommen war.

"Das stimmt: Ich sollte eigentlich als Anfahrer hier sein. Aber heute war es sehr windig und hart. Ich hatte von Beginn an sehr gute Beine, und nach dem Zwischensprint hat sich eine große Gruppe gebildet. Ich konnte mitgehen und dann wurde es ein sehr hartes Rennen", so van der Poel. "Ich wusste, dass mein Sprint im Vergleich zu den anderen besser und besser wird, wenn das Rennen hart ist - und das war es eben. Es ist wirklich schön, die Straßensaison mit einem Sieg zu beginnen."

Vom Etappenausgang enttäuscht mussten dagegen die Teams Deceuninck - Quick-Step, UAE Team Emirates und Cofidis sein. Denn während Deceuninck den ganzen Tag dominierte, mit fünf Mann in der Spitzengruppe vertreten war und diese auch an der Windkante initiiert hatte, ließ man sich im Finale noch die Butter vom Brot nehmen und musste sich mit Rang drei für Morkov zufriedengeben.

Deutschsprachige Fahrer spielten keine Rolle

Cofidis-Sprinter Elia Viviani fehlte im Sprint die Kraft und er wurde Fünfter, während UAE-Sprinter Fernando Gaviria seine Energie mit einem Angriff auf den letzten zwei Kilometern verpulverte und dann nur Tages-13. wurde. Er und Viviani waren auf dem Papier die klar stärksten Sprinter der Spitzengruppe gewesen.

Mit Blick auf die Gesamtwertung aber durfte man sich bei Deceuninck - Quick-Step und UAE Team Emirates freuen, da sowohl Tadej Pogacar als auch Joao Almeida neben Titelverteidiger Adam Yates (Ineos Grenadiers) den Sprung in die Spitzengruppe geschafft hatten und nun die drei großen Favoriten auf den Rundfahrtsieg sind.

Keine Rolle spielten dagegen die deutschsprachigen Fahrer am Auftakt-Tag der UAE Tour. Keiner von ihnen war in der ersten Gruppe dabei, so dass sie alle im Etappenziel 8:29 Minuten Rückstand hinnehmen mussten. Die Gesamtwertung der ersten WorldTour-Rundfahrt der Saison ist für sie somit erledigt.

So lief das Rennen:

Schon kurz nach dem Start der Etappe an der Al Dharfa-Festung bildeten sich die ersten Windstaffeln in Richtung Medinat Zayed. Das Feld lief dann rund um die Wüstenstadt zwar noch einmal zusammen, doch als es nach rund 60 Kilometern dem ersten der zwei Zwischensprints entgegenging, drückte Deceuninck - Quick-Step gehörig aufs Tempo. Die Belgier nahmen die Bonifikationen - 3, 2 und 1 Sekunden für die Top 3 bei jedem Zwischensprint der UAE Tour - am Habshan Camp durch Joao Almeida mit und zogen danach voll durch, um das durch den Sprint in die Länge gezogene Feld erneut in Grüppchen zu zerlegen.

Nun ging es auf breiter Autobahn durch die offene Wüste gen Norden der Küste entgegen, und es bildeten sich vier Windstaffeln - die vorderste mit 26 Mann, darunter fünf Deceuninck, vier von UAE Team Emirates und je drei von Alpecin - Fenix, Cofidis und Trek - Segafredo. Mit dabei waren neben Almeida auch Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Titelverteidiger Adam Yates (Ineos Grenadiers) sowie die Sprinter Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) und Elia Viviani (Cofidis) sowie Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix).

Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) und Caleb Ewan (Lotto Soudal) hingegen saßen 100 Kilometer vor dem Ziel in der vierten und letzten Gruppe, rund 1:30 Minuten hinter der Spitze. Zehn Kilometer später liefen die Gruppen zwei, drei und vier wieder zu einem großen Hauptfeld zusammen, das nur 1:20 Minuten hinter den 26 Spitzenreitern lag. Zu diesem Zeitpunk sah es so aus, als würde die Deceuninck-Aktion letztlich ohne Erfolg bleiben.

Doch die erste Gruppe zog weiter voll durch, gab ihr Vorhaben nicht auf und wurde schließlich belohnt. Rund 60 Kilometer vor dem Ziel nämlich zerbrach das Hauptfeld hinten noch einmal und der Vorsprung der Spitze auf die zweite Gruppe betrug noch immer knapp anderthalb Minuten. Mit diesem Abstand ging es auch auf die letzten 45 Kilometer, bei allerdings immer weiter schrumpfendem Verfolgerfeld.

Almeida sichert sechs, Pogacar zwei Bonussekunden

Ewan und auch Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) fanden sich bald in einer weit abgehängten Gruppe wieder, doch auch Ackermann sah in der ersten Verfolgergruppe seine Felle davon schwimmen: Der deutsche Sprinter hielt sich gemeinsam mit unter anderem Europameister Giacomo Nizzolo (Qhubeka - Assos) zwar im ersten Verfolgerfeld, musste aber bald einsehen, dass die Jagd hoffnungslos war.

Die 26-köpfige Spitzengruppe nämlich ließ weiter nicht nach und hatte eingangs der zwei 18,8 Kilometer langen Schlussrunden um den Zielort Al Mirfa erstmals über zwei Minuten Vorsprung. Almeida gewann an der Spitze auch den zweiten Zwischensprint bei der ersten Zielpassage - diesmal vor Pogacar - und die Verfolger gaben ihre Jagd nun auf.

Während der ersten der zwei Schlussrunden wuchs der Abstand zwischen Spitze und erstem Verfolgerfeld auf knapp vier Minuten an, so dass die Vorentscheidung gefallen war: Der Etappensieger würde aus der 26-köpfigen Spitzengruppe kommen - und höchstwahrscheinlich wohl auch der Gesamtsieger der gesamten UAE Tour.

Deceuninck - Quick-Step diktiert das Finale, vermasselt aber den Sprint

An der Spitze rollte man jedoch auch nicht einfach nur einem Sprint entgegen. 9,5 Kilometer vor Schluss attackierte Almeida und sowohl Neilson Powless (EF Education - Nippo) als auch Gianni Vermeersch (Alpecin - Fenix) sowie Kenneth Vanbilsen (Cofidis) sprangen mit. Da im Quartett aber keine Einigkeit herrschte, wurde man schnell wieder von der durch Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) angeführten großen Gruppe gestellt, in der sich Gaviria und Viviani schon jetzt nicht mehr aus den Augen ließen.

Deceuninck versuchte es kurz darauf nochmal, wurde aber erneut von Vermeersch neutralisiert, bevor dann sechs Kilometer vor Schluss Matteo Cattaneo für die Belgier die Konkurrenz überraschte. Niemand sprang ans Hinterrad des Italieners, so dass der nun zum Solo ansetzen konnte. In der Gruppe tat man sich schwer, eine gemeinsame Verfolgung zu organisieren, und so ging Cattaneo mit 15 Sekunden Vorsprung auf die letzten vier Kilometer.

Zwei Kilometer vor dem Ziel attackierte Gaviria aus der Gruppe heraus und fuhr zum müde werdenden Cattaneo vor, doch das Duo wurde bei Gegenwind kurz nach der 1.000-Meter-Marke wieder gestellt. Nun zog Shane Archbold den Sprint von weit hinten an, holte aber Michael Morkov nicht richtig ab, so dass der Däne hinter Viviani und van der Poel nur auf Rang vier saß, als es 250 Meter vor Schluss um die letzte, weite Vollgas-Rechtskurve ging.

Auf der Zielgeraden eröffnete Viviani dann den Sprint, hatte am Ende aber nicht mehr die Kraft, um sich gegen den überlegenen van der Poel durchzusetzen, der schließlich souverän mit einer Radlänge Vorsprung vor Dekker und Morkov gewann.

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