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23.05.2019 | (rsn) - Es geht langsam in die Berge beim 102. Giro d’Italia. Dreimal gewann Claudio Chiappucci die Bergwertung der Italien-Rundfahrt, von 1991 bis 1995 klassierte er sich immer in den Top fünf der Gesamtwertung. Der Lombarde gehörte Anfang der neunziger Jahre zu den besten Kletterern. Für die italienische Tageszeitung Corriere della Serra analysierte er die 12. Etappe und worauf es für die Konkurrenz gegenüber Topfavorit Primoz Roglic (Jumbo – Visma) ankommen könnte.
"Ich bin selbst den Montoso schon gefahren, der 30 Kilometer von Pinerolo entfernt ist. Und ich bin mir sicher, dass wird ein Knaller. Wer nicht die Beine hat, dem wird die Luft wegbleiben. Der Berg hat nur einen Nachteil, er ist zu weit vom Ziel entfernt", analysierte er die erste Bergwertung der ersten Kategorie des Giro 2019. Diese wartet am Ende der 12. Etappe von Cuneo nach Pinerolo.
"Man darf auch solche Anstiege nicht unterschätzen. Manchmal machen es eben jene Berge aus, die auf dem Papier weniger wichtig erscheinen", fügte Chiappucci an, der seine schlimmste Klettererinnerung ausgerechnet am höchsten Berg des Giro 2019 hat: "Das war der Gavia-Pass 1988. Damals war ich an der Seite von Roberto Visentini, als noch ganz junger Radfahrer. Heute würden sie bei so einem Wetter nicht mehr rauffahren."
Das Wetter ist auch 2019 das größte Fragezeichen für die Königsetappe, die am nächsten Dienstag von über 226 Kilometer von Lovere nach Ponte di Legno führt. Dort warten der momentan noch in Schnee gehüllte Gavia und anschließend der Passo di Mortirolo. Im Hinblick auf dieses Highlight verglich der Lombarde beide Anstiege: "Der Mortirolo ist sicher schwieriger. Der Gavia ist lang und hoch, aber du kannst dich davon wieder erholen. Beim Mortirolo hast du keine Chance, 1.300 Höhenmeter die richtig reinknallen. Dafür brauchst du eine perfekte Form."
Chiappucci: "Eine Geschichte wie jene von Roglic könnte in Italien nie passieren"
Gegen den aktuelle Topfavoriten auf das Maglia Rosa am Ende des Giro Roglic, ist Chiappucci sogar noch gefahren, wie er im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung feststellte: "2012, als er noch Amateur war. Damals war er noch ein Fremder. Er ist nicht den vorgezeichneten Radsportweg gegangen und so etwas habe ich noch nie gesehen. In Italien sind wir strukturierter und umständlicher in der Nachwuchsarbeit: Eine Geschichte wie die von Roglic könnte niemals passieren."
Im Vergleich mit Italiens größter Hoffnung im Gesamtklassement, Vincenzo Nibali (Bahrain – Merida), sieht er die Vorteile zurzeit klar auf Seiten des Slowenen. "Er ist ein starker Zeitfahrer und auch in den Bergen ist er gut. Im letzten Jahr war er Vierter bei der Tour. Ihm fehlen die Grundlagen nicht und er versteckt sich auch nicht. Wenn er teilnimmt, dann ist er ganz vorne", erklärte der Lombarde. Roglic gewann 2019 jedes Etappenrennen, an dem er teilnahm.
Auf die Frage, was er Nibali raten würde im Duell, so analysierte der mittlerweile 56-Jährige, dass sich die Kontrahenten des Slowenen nicht auf das Finale verlassen sollen, sondern früh in die Offensive gehen müssen: "Das Zeitfahren in Verona spricht für Roglic. Nibali kann nicht hoffen, dort ihn dort zu besiegen. Ich sehe aber kein Team wie Sky im letzten Jahr, das den Giro absolut dominieren kann. Jeder hat Platz für Attacken und Möglichkeiten um etwas zu probieren. Tatsächlich musst du ein kleiner Psychologe sein, die Situation verstehen und erkennen, wer leidet und wer blufft. Roglic fehlt die Erfahrung bei GrandTours. Da muss man nach Fehler Ausschau halten."
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