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19.05.2019 | (rsn) - Selbst ist die Frau: Das dachte sich auf der Schlussetappe der 5. Kalifornien-Rundfahrt zwischen Santa Clarita und Pasadena wohl auch Anna van der Breggen (Boels - Dolmans), als sie in den Bergen nördlich von Los Angeles im Gelben Trikot höchstselbst das Peloton anführte, um Ausreißerinnen zurückzuholen und ihren zweiten Gesamtsieg bei der Rundfahrt an der US-Westküste nach 2017 feiern zu können.
Nach 126 Kilometern rollte die Weltmeisterin am berühmten Rose Bowl-Stadion inmitten des in den Bergen auf 37 Frauen zusammengeschrumpften Hauptfeldes als 17. ins Ziel und hatte zwar mit dem Tagessieg, den sich im Sprint die Italienerin Elisa Balsamo (Valcar - Cylance) sicherte, diesmal nichts zu tun. Dafür durfte die sich aber anschließend als Gewinnerin eines Autos von Rennsponsor Lexus freuen. Denn an der Spitze des Gesamtklassements gab es dank der Sprintankunft keine Verschiebungen mehr.
"Ich muss sagen, es fühlt sich wirklich gut an. Denn es war ein harter Tag, wir mussten wirklich darum kämpfen. Und wenn es dann geschafft ist, nach drei wirklich starken Tagen, dann ist es schön, das Trikot zu bekommen", freute sich van der Breggen, nachdem sie ihr Gelbes Trikot verteidigt hatte. "Ich mache auch gerne mal etwas selbst, und heute war es einfach auch nötig, weil wir nur noch wenige waren - und es war auch möglich, weil es die Schlussetappe war."
Während es für sie einer unter bereits zahlreichen WorldTour-Erfolgen war, jubelte die Junioren-Weltmeisterin von 2016, Balsamo, über ihren ersten Sieg in der höchsten Rennkategorie. Die 21-Jährige hatte auf der 1. Etappe in Ventura bereits den Sprint des Feldes um Etappenrang zwei hinter Solistin van der Breggen und vor Arlenis Sierra (Astana) gewonnen. Diesmal war keine Ausreißerin mehr vorne weg und Balsamo konnte, nachdem sie erneut Sierra bezwang, die Arme als Siegerin in die Luft reißen. Dritte wurde die US-amerikanische Kriteriumsmeisterin Leigh Ann Ganzar (Hagens Berman - Supermint).
Hammes im Angriffsmodus zum Sondertrikot
"Das ist mein erster WorldTour-Sieg und auch der erste fürs Team. Deshalb sind wir super happy", freute sich Balsamo, die angesichts des schweren Streckenprofils nicht sicher war, ob es überhaupt zum Sprint kommen würde. "Ich wusste nicht, ob ich am langen Anstieg in der ersten Gruppe bleiben kann. Aber als wir oben waren, dachte ich mir: Okay, jetzt bin ich hier, jetzt kann ich auch um den Sieg sprinten." Im Finale klemmte sie sich an den Sprintzug von Sunweb, deren Kapitänin Coryn Rivera auf der Zielgeraden jedoch die Kette herunterfiel, um dann zum souveränen Sieg vor Sierra durchzuziehen.
Lisa Klein (Canyon - SRAM) sprintete als beste Deutsche auf den sechsten Platz, während Clara Koppenburg (WNT - Rotor) als 20. ins Ziel rollte und damit ihren vierten Gesamtrang behauptete. Den beeindruckendsten Auftritt aus deutschsprachiger Sicht legte am Schlusstag zwischen Santa Clarita und Pasadena über den 1.475 Meter hohen Angeles Forest Highway Summit aber Kathrin Hammes (WNT - Rotor) hin, die bei mehrfach wechselnder Besetzung der Spitzengruppen immer vorne mit dabei war und dafür völlig zurecht mit dem Trikot der kämpferischsten Fahrerin belohnt wurde. Allerdings durfte auch Klein aufs Podium, da sie mit Canyon - SRAM die Mannschaftswertung gewann.
Peloton schon früh in drei geteilt
Gleich zu Rennbeginn wurde am Santa Clara River entlang viel attackiert und das Peloton zerbrach in drei etwa gleichgroße Gruppen - wobei Boels - Dolmans bei den 20 Spitzenreiterinnen nicht vertreten war, so dass van der Breggens Teamkolleginnen im Hauptfeld hart arbeiten mussten. "Etwas nervös war ich schon, muss ich zugeben. Denn wir waren nur noch zu dritt", erklärte van der Breggen später im Ziel. Ex-Weltmeisterin Chantal Blaak befand sich in der letzten Gruppe und Skylar Schneider war bereits auf der 1. Etappe ausgeschieden. "Karol-Ann (Canuel) hat gute Tempoarbeit gemacht, um die Gruppe nicht zu weit weg zu lassen. Aber es war eine große Gruppe, und da weiß man nie, wie es läuft. Ich war schon erleichtert, als wir das Loch zugefahren hatten."
Immerhin befanden sich in der 20-köpfigen ersten Gruppe die Gesamtsechste Brodie Chapman (Tibco - SVB) aus Australien, die Achte Omer Shapira (Canyon - SRAM) und die Zehnte Pauliena Rooijakkers (CCC - Liv). Doch im langen Anstieg zum Angeles Forest Highway Summit liefen die ersten beiden großen Gruppen etwa zu Rennhalbzeit wieder zusammen. Anschließend bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe, aus der heraus schließlich Hammes und Rooijakkers noch einmal wegfuhren.
Cavalli erst auf Schlusskilometer gestellt
Auch wenn van der Breggen selbst bei der Nachführarbeit half, erreichte das Duo die drei jeweils fünf Kilometer langen Schlussrunden um den Rose Bowl von Pasadena noch mit 20 Sekunden Vorsprung und bekam dort dann noch einmal Zuwachs durch Olga Zabelinskaya (Cogeas Mettler Look) und die Italienische Meisterin Marta Cavalli (Valcar - Cylance). Doch auch das änderte nichts daran, dass alles auf einen Massensprint hinauslief. Auf der Schlussrunde setzte Cavalli noch zum Solo an und sorgte so dafür, dass Balsamos Teamkolleginnen das Feld nicht mehr anführen mussten. Aber auch sie wurde auf dem Schlusskilometer noch vor der Eröffnung des Schlusssprints durch Ganzar vom Feld geschluckt.
Die US-Amerikanerin war dann etwas zu früh im Wind, so dass sie auf den letzten 50 Metern nichts mehr zuzusetzen hatte, als Balsamo und Sierra an ihr vorbeischossen.
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