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16.05.2019 | (rsn) - 21 Etappen, eine Gesamtdistanz von 3.578 Kilometern sowie über 40.000 Höhenmeter - das sind die Eckwerte des Giro d’Italia 2019. radsport-news.com schaut genauer hin: Was verbirgt sich hinter den einzelnen Etappen der 102. Italien-Rundfahrt? In der ersten Rennwoche fordert ein kurzes, aber schweres Zeitfahren zum Auftakt die Fahrer, bevor vor allem die Sprinter zum Zug kommen.
Etappe 1: Bologna – San Luca, 8 Kilometer
Der Giro beginnt in diesem Jahr in der norditalienischen Region Emilia-Romagna und deren Hauptstadt Bologna, die zuletzt 1994 den "Grande Partenza“ des Giro ausrichtete. Damals standen mit einer kurzen Straßenetappe und einem Zeitfahren noch zwei Teilstücke an einem Tag auf dem Programm, dieses Jahr sind die Fahrer nur im Kampf gegen die Uhr gefordert. Die Strecke über gut acht Kilometer führt zunächst durch den Stadtkern von Bologna, ehe auf den letzten beiden Kilometern der Colle della Guardia über den Tagessieg und das erste Rosa Trikot des 102. Giro d’Italia entscheidet. Der Anstieg hinauf zur roten Basilica della Madonna di San Luca ist vor allem aus dem italienischen Eintagesrennen Giro dell’Emilia bekannt und mit 2,1 Kilometern Länge sowie einer durchschnittlichen Steigung von 9,7 Prozent (maximal 16 Prozent) eine echte Prüfung. Klassementfahrer sind heute womöglich im Vorteil, insbesondere kletterstarke Fahrer wie Simon Yates (Mitchelton - Scott) und Miguel Angel Lopez (Astana) dürften ihre Verluste mit der Schlussrampe in Grenzen halten. Die Etappe endet übrigens erst in den Abendstunden, der letzte Fahrer sollte um 20 Uhr im Ziel sein.
Etappe 2: Bologna – Fucecchio, 205 Kilometer
Die erste Straßenetappe dieses Giro führt das Feld hinaus aus Bologna und entlang des Apennin zum Zielort Fucecchio. Richtig bergig wird es auf den 205 Kilometern allerdings nicht: Den höchsten Punkt erreicht die Etappe nach 50 Kilometern (774 Höhenmeter), die einzigen beiden Bergwertungen in Montalbano (3. Kategorie) und San Baronto (4. Kategorie) stehen erst innerhalb der letzten 50 Kilometer an. Für eine Fluchtgruppe gibt es auf dieser Etappe zumindest das Bergtrikot zu gewinnen, der Tagessieg entscheidet sich jedoch sehr wahrscheinlich im Massensprint. Denn vom Gipfel des San Baronto-Anstiegs verbleiben noch 26 Kilometer. Außerdem dürften sich genügend Teams mit Interesse an einer Sprintankunft finden. Die Zielanfahrt beinhaltet auf den letzten vier Kilometern einige Kurven und Kreisverkehre, die Zielgerade ist mit 900 Metern auf weiten Straßen hingegen wie gemacht für die schnellen Leute. Im Ziel bekommen die drei Erstplatzierten, wie auf jeder Etappe, 10, 6 und 4 Sekunden an Zeitbonifikation. Die Chancen auf das Rosa Trikot dürften für die Sprinter nach dem schweren Auftaktzeitfahren dennoch gegen Null gehen.
Etappe 3: Vinci – Orbetello, 220 Kilometer
Der Startort Vinci ist vor allem bekannt als Geburtsort des großen italienischen Universalgelehrten Leonardo da Vinci. Passend zu dessen 500. Todesjahr macht der Giro in der kleinen Gemeinde bei Florenz halt. Anschließend geht es südlich in Richtung der Lagunenstadt Orbetello ans Tyrrhenische Meer. Kurz vor dem Ziel rollt das Feld über einen vier Kilometer langen Verbindungsdamm, im Anschluss schlängelt sich der Kurs auf den letzten fünf Kilometern an der Küste entlang, eine kleine Schikane erfolgt noch 400 Meter vor dem Ziel. Am Ende sollte es erneut ein Kräftemessen der Sprinter um Fernando Gaviria (Team UAE), Elia Viviani (Deceuninck – Quick-Step) und Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) geben. Das Terrain ist unterwegs nur wenig hügelig, die einzige Bergwertung wird 37 Kilometer vor dem Ziel am Poggio L’Apparita (4. Kategorie) abgenommen. Die letzten 30 Kilometer sind anschließend völlig flach.
Etappe 4: Orbetello – Frascati, 223 Kilometer
Für die Fahrer steht ein weiterer langer Tag im Sattel an. Über 223 Kilometer führt die Route das Feld weiter in Richtung Süden nach Frascati, einer Gemeinde südöstlich von Rom. Zuletzt gewann Robert Förster 2007 dort eine Etappe. Unterwegs halten sich die topografischen Schwierigkeiten einmal mehr in Grenzen. Zwar gibt es hier und da einen kleinen Hügel, die einzige Bergwertung wird allerdings schon nach 32 Kilometern in Manciano (4. Kategorie) erreicht. Entsprechend halten sich auch die Anreize für eine Fluchtgruppe auf diesem Teilstück in Grenzen. Die Ankunft ist hingegen nicht ganz einfach: Bis ungefähr zwei Kilometer vor dem Ziel fällt das Profil, bevor das Terrain auf den letzten beiden Kilometern noch einmal um durchschnittlich 4,4 Prozent ansteigt. Mit dem Schwung aus der kleinen Abfahrt dürften die Steigungsprozente den meisten Sprintern eigentlich keine Probleme bereiten. Die Länge von zwei Kilometern könnte allerdings bei dem einen oder anderen am Ende im kurvenreichen Finale für schwere Beine sorgen. Ausdauer und Punch sind die Schlüssel zum Tagessieg in Frascati.
Etappe 5: Frascati – Terracina, 140 Kilometer
Zur Abwechslung empfängt die Fahrer auf der 5. Etappe ein kurzes Teilstück. Mit Terracina endet dabei eine weitere Etappe direkt am Tyrrhenischen Meer, was für ansehnliche TV-Bilder sorgen wird. Die Schwierigkeiten liegen vor allem im Etappenbeginn, gleich nach dem Start müssen zwei Wellen mit 250 Höhenmetern bewältigt werden. Die einzigen Bergpunkte gibt es allerdings erst 50 Kilometer vor dem Ziel in Sezze (4. Kategorie) – anschließend findet sich kaum eine nennenswerte Erhöhung mehr im Etappenprofil. Das Finale wird auf einer 9,2 Kilometer langen Zielrunde in der Hafenstadt ausgetragen, die Zielgerade ist dabei 1,5 Kilometer lang. Die ersten Etappen bleiben damit fest in Sprinterhand, denn auch auf dieser Etappe deutet alles auf eine Massenankunft hin.
Etappe 6: Cassino - San Giovanni Rotondo, 238 Kilometer
Die Serie der Sprintentscheidungen dürfte ein Ende nehmen. Zwar ist die Coppa Casarinelle (2. Kategorie) 33 Kilometer vor dem Ziel mit 4,4 Prozent Steigung kein Schwergewicht, die 15 Kilometer Länge dürften den schnellen Leuten bei entsprechender Fahrweise dennoch den Zahn ziehen. Nach dem Gipfel folgt keine Abfahrt, die verbleibenden 18 Kilometer bis zum Ziel nach San Giovanni Rotondo werden auf welligem Gelände fortgeführt – was zumindest theoretisch die Möglichkeit offen lässt, dass der eine oder andere bergfestere Sprinter mithilfe seiner Teamkollegen noch einmal zurückkommt. Da der Anstieg für die Klassementfahrer nicht selektiv genug ist, stehen aber auch die Chancen für eine Fluchtgruppe nicht schlecht. Denn ist eine gut besetzte Gruppe erst einmal um einige Minuten enteilt, stellt sich die Frage: Wer hat ein Interesse, die Ausreißer zurückzuholen? Für die Sprinterteams ist die Etappe vermeintlich zu schwer, für die Klassementfahrer zu leicht.
Etappe 7: Vasto – L’Aquila, 185 Kilometer
Ausgehend vom Startort Vasto am Adriatischen Meer geht es zurück ins Landesinnere nach L’Aquila, der Hauptstadt der bergigen Region Abruzzen. Im Profil findet sich allerdings erneut nur eine Bergwertung wieder, der Svolte di Popoli (2. Kategorie) fordert das Feld über neun Kilometer und mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,5 Prozent. Die Bergwertung wird 42,5 Kilometer vor dem Ziel abgenommen, im Anschluss folgt nicht sofort eine Abfahrt, sondern das Terrain bleibt über 20 Kilometer mehr oder weniger ansteigend. Erst danach geht es in eine kurze, knackige Abfahrt, bevor eine weitere kleine Gegensteigung ansteht und der Schlusskilometer sich als Rampe mit 7,6 Prozent Steigung entpuppt. 2005 und 2010 gingen die Ankünfte in L’Aquila an derselben Steigung zu Ende, Danilo di Luca und Evgeni Petrov waren jeweils siegreich. Mit dem kurvenreichen und welligem Finale durch die engen Straßen der Zielstadt ist auch für die Klassementfahrer größte Aufmerksamkeit geboten: Wer nicht aufpasst, kann schnell den Anschluss und einige Sekunden verlieren. Ein Allrounder mit Punch im Bergaufsprint dürfte auf dieser Etappe gute Chancen auf den Tagessieg haben.
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