Italiener holt das vierte Monument für Vaughters

Bettiol: Muttersöhnchen, Spinner und jetzt Ronde-Gewinner

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bettiol: Muttersöhnchen, Spinner und jetzt Ronde-Gewinner"
Rosa war Trumpf bei der Flandern-Rundfahrt 2019 | Foto: Cor Vos

08.04.2019  |  (rsn) - Mit dem Sieg von Alberto Bettiol bei der 103. Ronde van Vlaanderen verdeutlichte das EF Education First Team, dass auch der April schon eine passende Zeit ist, um die rosa Farben prächtig zu präsentieren. Die US-amerikanische Mannschaft, die 2006 als TIAA – Cref debütierte, feierte ihren vierten Sieg bei einem der Monumente des Radsports, nachdem 2012 Johan Vansummeren Paris-Roubaix gewann, 2013 Dan Martin bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und im Jahr darauf bei der Lombardei-Rundfahrt triumphierte. Hinzu kommt der Giro-Gesamtsieg von Ryder Hesjedal, den der Kanadier 2012 für die Equipe von Manager Jonathan Vaughters holte, die in den letzten Jahren hart mit der Finanzierung des Rennstalls kämpfte.

"Wir hatten viele Probleme damit und konnten uns dadurch nicht mehr auf die kleinen Details konzentrieren, die im Radsport den Unterschied machen. Mit dem Einstieg von Education First hat sich das nun geändert. Alles ist entspannter und das gibt auch den Fahrern eine bessere Unterstützung", erzählte Vaughters, der Bettiols Sieg genauso hoch wertete wie den überraschenden Roubaix-Erfolg von Vansummeren vor sieben Jahren.

Wirklich überrascht zeigte der Teamchef vom Coup des aus der Toskana stammenden Italieners aber nicht. "Ich weiß, dass er ein extrem unterschätzter Fahrer ist. Heute war das egal. Denn selbst wenn ihn die Konkurrenten als Topfavoriten markiert hätten, wäre er ihnen trotzdem davongefahren", zeigte sich Vaughters von der Attacke am Oude Kwaremont begeistert.

Aber Bettiol gehört nicht nur wegen seines Erfolges zu den Lieblingen seines Teamchefs. "Ich habe ihm 2017 bei der Tour de France den Namen Mami di Pasta gegeben. Ja, er ist ein Muttersöhnchen und sagt ja selbst, wenn ihr mich in der Toskana mit ihr alleine lässt, dann werde ich nur dick", schmunzelte Vaughters, der es Bettiol aber nicht übel nimmt, dass es dem zu Hause einfach am besten schmeckt: "Wir investieren viel in ihn, schicken ihn in Trainingslager, bringen ihn an seine Grenzen und bemühen uns auch extra um ihn." Aber nicht nur das Talent Bettiols begeistert den US-Amerikaner. "Er ist ein wenig ein Spinner. Ich glaube von unseren Fahrern hat er sich am meisten mit den rosa Trikots identifiziert, mehr als alle anderen", flachste Vaughters weiter.

Erfolgreiche Kopie der Deceuninck-Taktik

Nach nur einem Jahr bei BMC kehrte Bettiol wieder zu EF Education First zurück. 2019 erlebte er sein bislang wohl bestes Frühjahr. "Er war schon bei der Tour Down Under stark, zeigte seine tollen Zeitfahrqualitäten bei Tirreno-Adriatico und hat mit seiner Attacke Julian Alaphilippe bei Mailand-Sanremo das Sprungbrett für dessen Erfolg gelegt", blickte Vaughters zurück. Enttäuschter Vierter wurde Bettiol dann beim E3 BinckBank Classic: "Aber dort hat er bemerkt, dass er solche Rennen gewinnen kann. Er war sehr angefressen, dass er es nicht schon dort geschafft hat." In Harelbeke wurde der 25-Jährige von Zdenek Stybar aus dem belgischen Team Deceuninck Quick-Step bezwungen.

Ähnlich wie die Belgier legte auch die US-Mannschaft ihre Taktik für die 103. Ronde an: "Wir wollten mit vielen Optionen in das Rennen gehen und mit drei klaren Leadern. Nachdem Sep Vanmarcke aber verletzt war, rückte er in die Reihe der Unterstützer. Alle wollten Deceuninck abhängen heute. Nur wir nicht. Unser Plan war, dahinter war zu fahren und die Helfer von Deceuninck als unsere eigenen zu sehen. Wenn die nicht mehr können, dann fahren wir los", erklärte der Sportliche Leiter Andreas Klier. 13 Mal stand der gebürtige Münchner selbst am Start von “Flanderns Schönster“, beendete sie 2005 hinter dem damals 24-jährigen Tom Boonen als Zweiter. Nun war es sein Schützling, der sich als jüngster Gewinner seit dem Belgier in Oudenaarde feiern ließ.

Weniger emotional beschrieb Klier allerdings die Zielüberquerung über den Teamfunk: "Es war ein ruhiges Congratulations, das ich durchgab." Allerdings ganz ruhig war es auf den letzten 14 Kilometern dann doch nicht im Teamauto von Education First. "Normalerweise sind meine Fahrer keine lauten Ansagen gewöhnt. Zuerst waren noch alle Ansagen auf Englisch, weil ja auch Sebastian Langeveld noch gut positioniert war. Am Ende war es dann eine Art Italienisch, die ich rausfunkte", grinste Klier im Gespräch mit radsport-news.com.

Nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Teilnahmen kannte der Deutsche die Region wie seine Westentasche: "Es ist das A und O, sich bei diesem Rennen auszukennen. Und dann ist es halt die Frage, wie bringst du es rüber und wie nehmen die Fahrer es auf. Die drei Sachen musst du zusammenbringen für eine erfolgreiche Ronde." Alles das gelang EF Education First am Sonntag in Perfektion.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.04.2019Terpstra kann sich nicht an seinen Sturz erinnern

(rsn) - Niki Terpstra hat sich erstmals seit seinem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt zu Wort gemeldet. Auf Twitter bestätigte der Niederländer, dass er sich dabei eine schwere Gehirnerschütterung z

09.04.2019Sagan auf der Jagd nach Ergebnissen und dem guten Gefühl

(rsn) - Mit einem Etappensieg und zwei weiteren Podiumsplatzierungen bei der Tour Down Under gelang Peter Sagan (Bora - hansgrohe) ein perfekter Saisoneinstand. Doch seit Mitte Januar wartet der dreim

08.04.2019Schachmann demonstriert in Zumarraga seine Vielseitigkeit

(rsn) - Nicht Peter Sagan, sondern Maximilian Schachmann ist bei Bora - hansgrohe bisher der überragende Mann dieses Frühjahrs. Nachdem er im Februar in Italien das Eintagesrennen GP Industria und i

08.04.2019Valverde stimmt sein Ronde-Debüt zuversichtlich

(rsn) - Sein Debüt bei der Flandern-Rundfahrt hat der bald 39 Jahre alte Alejandro Valverde nicht nur ohne Sturz und Defekt überstanden, sondern auch bewiesen, dass er beim belgischen Radsport-Monum

08.04.2019Ronde: Houle spendet 5000 Euro an Stig Broeckx` Rehazentrum

(rsn) - Hugo Houle (AG2R) hat bei der Flandern-Rundfahrt den mit 5000 Euro datierten GP Stig Broeckx gewonnen. Der Kanadier war bei der ersten Überquerung des Oude Kwaremont der erste Fahrer auf der

08.04.2019Van der Poel: “Ich komme hierher zurück“

(rsn) – Nach seinem Sieg bei Dwaars doors Vlaanderen schien für Mathieu van der Poel alles angerichtet für einen großen Tag bei der Ronde van Vlaanderen. Der zweimalige Crossweltmeister sollte am

08.04.2019Asgreen stellt in Oudenaarde Deceuninck-Hierarchie auf den Kopf

(rsn) - Mit gleich drei Kapitänen war Deceuninck - Quick-Step in die 103. Flandern-Rundfahrt gestartet. Nach 270 Kilometern von Antwerpen nach Oudenaarde sorgte aber ein Ronde-Debütant für das Erge

08.04.2019Degenkolb: “Ich bin klassisch in die Luft geflogen“

(rsn) - Am Kruisberg etwa 30 Kilometer vor dem Ziel der Flandern-Rundfahrt lief es für John Degenkolb (Trek – Segafredo) noch bestens. Der Oberurseler attackierte aus dem Verfolgerfeld heraus. Piet

07.04.2019Sagan: “Mir hat heute der letzte Punch gefehlt“

(rsn) - Als Elfter fuhr Peter Sagan (Bora - hansgrohe) am Sonntag in Oudenaarde über den Zielstrich. Als er später aus dem Teambus stieg, kam er sich aber vor, als ob er zum zweiten Mal nach 2016 di

07.04.2019Naesen hatte nicht seinen besten Tag auf dem Rad

(rsn) - Oliver Naesen war der beste Belgier bei der 103. Auflage der Flandern-Rundfahrt. Aber Rang sieben war nicht dass, was sich der Kapitän der Equipe von AG2R La Mondiale für das zweite Monument

07.04.2019Politt weiß nicht, warum er so gut sprinten kann

(rsn) - Mit jedem Rennen stößt Nils Politt (Katusha Alpecin) ein Stückchen weiter in die Weltelite vor! Auf einem starken fünften Platz beendete der Kölner die Flandern-Rundfahrt, nachdem er am E

07.04.2019Kristoff fast wieder da, wo er 2015 schon mal war

(rsn) – Zum ersten Mal seit seinem Sieg 2015 hat es Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) bei der Flandern-Rundfahrt wieder aufs Podium geschafft. Nach schweren 270 Kilometern des flämischen Früh

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)