Uran gefeierter Held in der Heimat

Martinez zieht Vaughters´ Team endlich wieder an die Spitze

Von Felix Mattis

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Rigoberto Uran (vorne) übernahm die Gesamtführung, aber Daniel Felipe Martinez (links, mit Baby) war der Motor hinter EF Education Firsts Zeitfahrsieg in Medellin. | Foto: Cor Vos

13.02.2019  |  (rsn) - Es ist einige Jahre her, dass Jonathan Vaughters am Ende eines Mannschaftszeitfahrens regelmäßig Grund zum Jubeln hatte. Im kolumbianischen Medellin durfte der US-Amerikaner sich mit EF Education First am Dienstag endlich wieder über einen Sieg in der Spezialdisziplin freuen, in der sein Rennstall vor einem knappen Jahrzehnt unter anderen Namen tatsächlich bereits zu den besten der Welt gehörte - mit Fahrern wie Dave Zabriskie, Christian Vandevelde, Ryder Hesjedal und David Millar. Doch in der jüngsten Vergangenheit galt Vaughters' Truppe kaum mehr als Favorit im kollektiven Kampf gegen die Uhr. Umso besser schmeckte ihm der Triumph nach 14 Kilometern zum Auftakt der Tour Colombia 2.1.

"Ein Überraschungssieg ist immer am schönsten. Wenn alle denken, dass man wahrscheinlich Dritter oder Vierter wird und dann gewinnt, das ist immer großer Spaß", freute sich Vaughters, nachdem seine Jungs die stark besetzten Formationen von Deceuninck - Quick-Step und Sky auf die Plätze zwei und drei verwiesen und Rigoberto Uran das orangefarbene Führungstrikot seiner Heimatrundfahrt übergestreift hatte - in seiner Heimatregion Antioquia. "Ich bin besonders glücklich, weil wir in meiner Heimat fahren. Auf so etwas hofft man mehr, als auf alles andere. Der Radsport ist hier in Kolumbien so groß. Und jetzt ein Teamzeitfahren hier zu gewinnen, das motiviert für die ganze Woche", freute sich der Lokalmatador.

Uran, in Urrao rund 50 Kilometer westlich von Medellins Stadtzentrum geboren, überquerte den Zielstrich nach 14 Kilometern als Erster seines Teams und bekam daher das Führungstrikot - obwohl eigentlich sein Landsmann Daniel Felipe Martinez Mannschaftskapitän bei der sechstägigen Rundfahrt sein soll. "Das war der Plan und an dem halten wir fest", erklärte Education Firsts Sportlicher Leiter Juan Manuel Garate. "Aber wir werden auch versuchen, das Trikot mit Rigo zu verteidigen. Er trägt es in Antioquia - man kann sich vorstellen, was das für ihn und das Team bedeutet." Die riesige Freude der Protagonisten war auf dem Podium zu sehen, wo Uran von den Fans mit lauten "Rigo! Rigo! Rigo!"-Sprechchören gefeiert wurde.

Endlich kann Vaughters richtig planen

Das kolumbianische Traum-Szenario zum Rundfahrt-Auftakt, Vaughters sah darin auch die Bestätigung der Arbeit seines Teams in den letzten anderthalb Jahren, seitdem Education First das Team vor dem Bankrott rettete. "Das Talent war immer da", so der US-Amerikaner. "Aber wenn man Jahr für Jahr nur Teamzusammenschlüsse erlebt, dann kann man nie wirklich ein Team formen. Es kommen immer Fahrer von anderen Teams dazu und man kann einen Kader nicht strategisch aufbauen."

Eigentlich schon seit der Gründung seines Teams kämpft Vaughters Jahr für Jahr mit neuen Geldgebern ums Überleben seines Rennstalls. Slipstream, Garmin-Chipotle, Garmin-Transitions, Garmin-Cervelo, Garmin-Barracuda, Garmin-Sharp, Cannondale-Garmin, Cannondale, Cannondale-Drapac, EF Education First-Drapac - allein die ständigen Namensänderungen der letzten zehn Jahre sprechen Bände. 

Bereits Saisonsieg Nr. 4

"In den letzten 18 Monaten habe ich nun die Möglichkeit bekommen, das Team strategisch aufzubauen. Und jetzt fangen wir an, die Früchte zu ernten", so Vaughters angesichts der endlich einmal langfristigen Sicherheit dank des Engagements von EF Education First für weitere drei Jahre bis Ende 2021. "Es wird noch besser werden."

Der Sieg in Medellin - nach bereits zwei Etappensiegen bei der Herald Sun Tour durch Daniel McLay und Michael Woods sowie dem kolumbianischen Meistertitel im Einzelzeitfahren durch Daniel Felipe Martinez - er soll der Startschuss in eine bessere und erfolgreiche Zukunft für die Männer in Pink sein.

Allerdings muss man aufpassen, diesen Erfolg auch nicht überzubewerten. Denn auch wenn die Konkurrenz mit großen Namen nach Kolumbien kam, so steht hinter der tatsächlichen Form von Chris Froome (Sky), Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step) und Co. ein großes Fragezeichen, während Martinez bereits bestens drauf zu sein scheint. Der 22-Jährige tat im Teamzeitfahren nämlich selbst seinen eigenen Mannschaftskameraden weh.

Martinez zu schnell fürs eigene Team

"Ich habe ein paar Mal nach Dani gerufen, dass er langsamer fahren soll. Ich habe regelrecht geschrien, und auch Nate (Brown)", sagte Alex Howes, der gemeinsam mit Brown bereits nach vier von 14 Kilometern durch Martinez, Uran, Lawson Craddock und Taylor Phinney abgehängt worden war. "Aber er konnte uns nicht hören, wegen des Krachs von den Fans." 

Selbst Phinney hatte zu beißen: "Er ist superstark. Ich habe ihm gesagt, lieber länger zu führen und weniger intensiv, um gleichmäßig zu bleiben. Wir sind durch unsere Begeisterung super schnell gestartet. Dann verloren wir Nate und Alex nach vier Kilometern und ich saß hinter Dani, was ziemlich schwierig ist, weil er der Kleinste von uns ist. Da fuhr ich schon an Position zwei im Wind und mir war klar, dass ich jetzt in erster Linie mit dabei bleiben musste."

In Medellin hat es trotz dieser Fehler und dank der Power von Martinez zur Bestzeit gereicht, die Jubel auslöste. Doch um wieder zu den besten Teamzeitfahr-Rennställen der Welt zu gehören, muss sich Vaughters Team noch besser abstimmen und das Ergebnis später in der Saison bestätigen, wenn auch die Konkurrenz in Bestform fährt.

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