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24.08.2018 | (rsn) - Guten Abend lieber Leser meines Tagebuchs,
heute stand die vermeintlich schwerste Etappe von Bonn nach Trier über ca 200 Kilometer an. Nach einer erholsamen Nacht stand schon um 7:50 Uhr Frühstück an, da wir noch von Koblenz nach Bonn zum Start fahren mussten. Mein Frühstück sah eigentlich genauso aus wie gestern, denn "never change a winning team".
Auf der Fahrt zum Start musste ich leider eine traurige Nachricht lesen, denn der Langstrecken-Weltrekorder Alois Stöcklin, den ich von der Vor Tour der Hoffnung kenne und mit dem ich vor zwei Wochen noch zusammen Rad gefahren bin, ist gestern im Alter von 70 Jahren auf tragische Weise bei einer Radausfahrt bei einem Unfall mit einem LKW ums Leben gekommen.
Auch das Wetter war während der Fahrt nicht das schönste, denn es regnete fast die ganze Zeit. Unser sportlicher Leiter Christian Henn hatte jedoch wieder Recht behalten und zum Start war wieder alles trocken und während der ganzen Etappe hatten wir auch angenehme Temperaturen. Nach dem obligatorischen Einschreiben, der Besprechung, Nummern aufkleben und Rennverpflegung einpacken ging es dann um 10:50 Uhr los zum neutralen Start.
Unsere Ziele waren dieselben wie gestern. Einer sollte in die Gruppe des Tages und der Rest sollte Josh mit allen Kräften solange wie möglich den Tag über helfen. Das mit der Gruppe haben wir leider verpennt, wenn auch unser Küken Jan Hugger es beinahe geschafft hätte. Sky scheint hier eine etwas andere Taktik zu verfolgen, wie man es aus dem Fernsehen gewohnt ist, denn Luke Rowe höchstpersönlich sprang zu einer Gruppe hin. Das wollten dann Quickstep und Bora nicht zulassen und haben das Loch wieder zu gefahren. Die nächste Attacke hat dann gepasst und vier Mann haben sich vom Feld nach 10 Kilometern gelöst.
Hinten wurde dann wieder zum Pinkeln angehalten und der Abstand wuchs auf bis zu 5 Minuten. Ich hab dann ganz Tag im Stile meines Vorbildes Vasil Kiryienka die Jungs so gut es geht aus dem Wind gehalten. Vorne im Feld sind Quickstep, Bora und später noch Bahrain Merida hinterher gefahren.
Während der Verpflegung jedoch, wurde mir wieder bewusst, wie wichtig es doch ist einen Helm zu tragen. Denn der Rally-Fahrer Charles Bradley Huff meinte mich mit einem Riegel, der wohl nicht seinem Geschmack entsprach am Kopf abzuwerfen. Er entschuldigte sich jedoch sofort bei mir und wir beide konnten am Ende darüber lachen.
Richtig sportlich wurde es dann die Bergwertung "Auf Zummet" an der Mosel hoch, 52,5 Kilometer vor dem Ziel. Dort gab's die erste Knallgas-Probe wie Robert Wagner das glaube ich immer nennt. Denn aus dem Feld attackieren Fahrer von Katusha, Sky, Israel Cycling Academy und noch paar andere Gute, sodass die Spitzengruppe direkt eingeholt wurde. Oben auf der Kuppe waren dann auf einmal 16 Mann vorne weg mit ca. 20 Sekunden. Ich kann euch das auch nur so detailliert erzählen, da wir über Funk natürlich immer das Renngeschehen mitbekommen. Ich hab's trotzdem noch im Feld drüber geschafft.
Bora war überhaupt nicht glücklich mit der Situation und hat mit Vollgas die kurze Abfahrt runter das Loch zu gefahren. Danach lösten sich wieder einzelne Fahrer, mit dabei Joshua Huppertz, der sich nach eigener Aussage so stark wie Hulk Hogan in dem Moment gefühlt hat. Die sechs Fahrer konnten jedoch auch nur eine kleine Lücke rausfahren und wurden in der nächsten Bergwertung nach Naurath gestellt. Josh hatte dann Laktat 30 und ist leider aufgeplatzt. Ich konnte mich noch in den Autos über Bergwertung retten und mit meiner ganzen KT-Erfahrung wieder ins Peloton mogeln. Während des Berges konnte ich von hinten in den langgezogenen Kurven Fahrer vom Kaliber Dumoulin und Bardet attackieren sehen. Mit anderen Worten...es war schnell.
Bei der nächsten Herausforderung 22 Kilometer vor dem Ziel nach Korlingen hoch war dann bei mir der Ofen aus und ich habe mich an den erfahrenen Leuten wie Sieberg und Eisel orientiert, um ins Ziel zu kommen. Dort habe ich nur mitbekommen das Maximilian Schachmann das Rennen gewonnen hat. Von uns sind nur Jan Hugger und Florian Nowak auf Platz 57. und 58 noch vor mir ins Ziel gekommen.
Damit fällt mein Fazit zur Frage wie wir uns mit Weltklasse-Fahrern am Berg messen können leider sehr ernüchternd aus. Aber wie mein Coach immer zu mir sagt "only positive vibes", denn morgen ist ein neuer Tag und eine neue Chance.
Anschließend muss ich wieder erwähnen, wie viele Leute an der Strecke standen und uns angefeuert haben. Das macht richtig Spaß Rad zu fahren. Am Petrisberg auf der Schlussrunde konnte ich das Ganze auch relativ entspannt genießen.
Ich hoffe ihr schaut morgen wieder vorbei!
Sport frei
Euer Knaupaner
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