Niederländischer Solosieg auf 2.428 Metern

Weening wie 2017 der König des Glockners

Von Peter Maurer vom Großglockner

Foto zu dem Text "Weening wie 2017 der König des Glockners"
Pieter Weening (Roompot-Nederlandse Loterij) hat die 5. Etappe der Österreich-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Jürgen Feichter/EXPA

11.07.2018  |  (rsn) – Wie im vergangenen Jahr krönte sich Pieter Weening zum Glocknerkönig der Österreich Rundfahrt. Der Fahrer der Equipe Roompot gewann die 93 Kilometer lange 5. Etappe der 70. Tour mit der spektakulären Bergankunft auf 2.428 Metern am Fuscher Törl. Zweiter wurde der Russe Alexander Foliforov (Gazprom-Rusvelo), der sich zwar von den restlichen Favoriten lösen konnte, aber seine Attacke zu spät setzte, um den 37-jährigen Niederländer noch einzuholen. Auf den dritten Platz kletterte der Italiener Simone Sterbini (Bardiani CSF). In der Gesamtwertung verteidigte Ben Hermans (Israel Cycling Academy) sein Rotes Trikot.

"Hier zu gewinnen ist wirklich speziell. Am Anfang der Etappe habe ich überhaupt nicht daran gedacht, etwas zu versuchen. Ich habe mich die ganze Woche nicht gut gefühlt, aber ich habe mir wohl ein wenig Energie gespart und das hat dann super geklappt heute", berichtete Weening, der sich 2017 auch die Bergwertung am Dach der Tour sicherte. Damals gewann aber dann der junge Ben O’Connor (Dimension Data) die Etappe in Alpendorf. Auch wurde die Großglockner-Hochalpenstraße von Heiligenblut aus befahren.

Nur 93 Kilometer standen auf der 5. Etappe an. Von Matrei in Osttirol ging es über die Felbertauernstraße nach Mittersill und Fusch an der Glocknerstraße. Von dort aus wartete der Schlussanstieg hinauf zum Fuscher Törl auf 2.428 Metern.

Gleich zum Beginn löste sich eine 13-köpfige Spitzengruppe aus dem Hauptfeld. Regen und kalte Temperaturen stellten am Anfang die größte Herausforderung für Fahrer dar. Besonders die Abfahrt nach der Bergwertung am Felbertauern, welche der Neuseeländer Aaron Gate (Aqua Blue Sport), der Träger des Bergtrikots gewann, sorgte für Frösteln im Feld.

Während die Gruppe gut zusammenarbeitete, sorgte die Israel Cycling Academy für das Tempo im Feld. Alle Fahrer kamen aber ohne Probleme über den ersten Anstieg des Tages und so rollte das Peloton mit einem Rückstand von zwei Minuten in die Abfahrt nach Mittersill. Die erste Sprintwertung in Uttendorf gewann aus der Spitzengruppe heraus Matthias Krizek (Felbermayr-Simplon-Wels). In Fusch an der Glocknerstraße war es dann Marcel Neuhauser, der sich die Sonderwertung sicherte.

Danach ging es in den Anstieg hinauf zum Großglockner, wo der Vorsprung der Gruppe auf das Hauptfeld noch 3:25 Minuten betrug. Während die Spitzengruppe immer kleiner wurde, attackierte Weening 15 Kilometer vor dem Gipfel aus dem Hauptfeld heraus. Zur Hälfte des Anstiegs erreichte der Routinier dann die verbliebenen Fahrer an der Spitze und ließ sie sogleich stehen. HInter dem Solisten sorgte das Team Bahrain-Merida für die Pace in der Gruppe der Favoriten, aus der sich als erster Foliforov absetzte.

Mit Riccardo Zoidl (Felbermay Simlin Wels) attackierte dann einer der Mitfavoriten auf den Gesamtsieg. Der Oberösterreicher konnte sich einige Sekunden von Hermans lösen, der Seite an Seite mit seinem ärgsten Widersacher Hermann Pernsteiner (Bahrain-Merida) die Kehren zum Fuscher Törl rauffuhr. Unbedrängt von den Klassementfahrern absolvierte Weening die letzten Meter und jubelte über seinen zwölften Profisieg in seiner Karriere.

Dahinter komplementierten mit Foliforov (+0:48) und Sterbini (+1:11) zwei weitere Spitzenkletterer das Podium. Vierter wurde Antonio Nibali (Bahrain-Merida, +1:26), der als einziger Fahrer der Fluchtgruppe es unter die besten Zehn schaffte. Bester Österreicher wurde Zoidl (+1:36), der als Tagessechster zeitgleich hinter Javier Moreno (Delko-Marseille) das Feld der Favoriten anführte.

"Teilweise habe ich heute sogar richtig gefroren, vor allem bergab vom Felbertauern. Meine Beine waren gut und deshalb habe ich sehr früh am Schlussanstieg die Initiative ergriffen“, erzählte Zoidl, der aber die Tücken der noch kommenden Etappen gut kennt: "Ich bin sehr motiviert und die nächsten beiden Tage werden noch richtig schwer". Vier Sekunden konnte der Rundfahrtssieger von 2013 auf Hermans und Pernsteiner herausholen, die nebeneinander die Ziellinie überquerten. In der Gesamtwertung hält der Belgier damit seine 18 Sekunden Vorsprung auf seinen österreichischen Verfolger.

"Es war saukalt. Sicherlich nicht die besten Wetterbedingungen für unsere Arbeit, aber ich fühle mich noch sehr gut und die Beine passen. Wenn ich aber bei so kalten Verhältnissen so gute Beine habe, dann habe ich eine tolle Form und das stimmt mich sehr zuversichtlich. Ich hoffe, dass mein Team die Fluchtgruppen der nächsten Tage gut kontrollieren kann", erklärte Hermans, der sich vor allem vor der 6. Etappe hüten muss.

Denn diese verläuft durch das Trainingsgebiet des Ex-Mountainbikers Pernsteiner, der ähnlich wie alle Favoriten unter den kalten Bedingungen litt: "Ich habe extrem unter der Kälte gelitten am Felbertauern. Am Glockner habe ich mich sehr gut gefühlt und mein Team hat gut gearbeitet. Leider habe ich dann ein paar taktische Fehler begangen und war zu oft in der Führungsarbeit. Es ist aber noch alles drinnen in den nächsten Tagen", sagte der 27-Jährige.

Ergebnis 5. Etappe.
1. Peter Weening (Roompot) 2:50:32
2. Alexander Foliforov (Gazprom-Rusvelo) + 0:48
3. Simone Sterbini (Bardiani CSF) + 1:10
4. Antonio Nibali (Bahrain-Merida) + 1:25
5. Javier Moreno (Delko-Marseille) + 1:35

Gesamtwertung (nach 5 von 8 Etappen):
1. Ben Hermans (Israel Cycling Academy) 17:33:13
2. Hermann Pernsteiner (Bahrain-Merida) + 0:18
3. Dario Cataldo (Astana) + 0:48
4. Patrick Schelling (Vorarlberg-Santic) + 0:53
5. Javier Moreno (Delko-Marseille) + 0:54

Sprintwertung:
1. Giovanni Visconti (Bahrain-Merida) 46 Punkte

Bergwertung:
1. Aaron Gate (Aqua Blue Sport) 59 Punkte

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.07.2018Hermans: “Ich musste der Beste sein“

(rsn) - Nach dem Sieg von Ruben Plaza bei der Vuelta a Castilla y Leon (2.1) sorgte der Belgier Ben Hermans für den zweiten Erfolg für das Israel Cycling Team bei einem mehrtägigen Etappenrennen

14.07.2018Hermans strahlender Sieger der Österreich-Rundfahrt

(rsn) - Der Belgier Ben Hermans ist der große Sieger der 70. Österreich Rundfahrt. Er verteidigte seinen knappen Vorsprung, welchen der Fahrer der Israel Cycling Academy sich am Kitzbüheler Horn er

13.07.2018Premiere für Nibali am Sonntagberg, Hermans vor Toursieg

(rsn) – Mit seinem Sieg am Sonntagberg sorgte Antonio Nibali für den vierten Tageserfolg für das Team Bahrain-Merida bei der 70. Österreich Rundfahrt. Der kleine Bruder des "Hai von Messina" gewa

12.07.2018Lutsenko hängt Mohoric auf den letzten Metern ab

(rsn) - Alexey Lutsenko (Astana) hat die sechste Etappe der Österreich Tour von Knittelfeld nach Wenigzell gewonnen. 100 Kilometer verbrachte er gemeinsam mit dem Slowenen Matej Mohoric (Bahrain-Meri

10.07.2018Visconti auch in Prägraten der Stärkste - Hermans verteidigt Rot

(rsn) – Im Sprint einer 41-köpfigen Gruppe setzte sich der Italiener Giovanni Visconti (Bahrain-Merida) auf der 4. Etappe von Kitzbühel nach Prägraten durch. Er wies den Belgier Wout van Aert (

09.07.2018Hermans vor Hermann am Kitzbüheler Horn

(rsn) – 2015 beendete Ben Hermans die Österreich Rundfahrt als Gesamtzweiter. Damals wurde der Belgier Etappenzweiter am Kitzbüheler Horn. Mit seiner Israel Cycling Academy kehrte Hermans nun zur

09.07.201870. Österreich Rundfahrt, Vorschau 3. Etappe

(rsn) - Folgt am Kitzbüheler Horn der dritte Sieg in Folge für Bahrain-Merida? Vom WM-Startort Kufstein geht es über 133,6 Kilometer in den mondänen Skiort nach Kitzbühel. Dort kommt es wohl zu e

08.07.2018Visconti beendet Durststrecke bei der Ö-Tour

(rsn) - Erneut hat Bahrain-Merida einen Etappensieg bei der 70. Österreich Rundfahrt gefeiert, denn nach dem Auftaktsieg durch Matej Mohoric jubelte mit Giovanni Visconti der nächste Fahrer aus dem

08.07.2018Zoidl: “Vielleicht können wir im Stubaital Zeit gewinnen“

(rsn) - Als ehemaliger Gewinner der Österreich Rundfahrt sowie als Gesamtsieger der UCI Europe Tour weist Riccardo Zoidl (Felbermayr-Simplon-Wels) das größte Palmarés der rot-weiß-roten Top-Kandi

07.07.2018Mohoric und Visconti sorgen zum Auftakt für Bahrain-Doppelerfolg

(rsn) - Das Bahrain-Merida-Team hat zum Auftakt der 70. Österreich-Rundfahrt einen Doppelerfolg gefeiert. Auf der 152,8 Kilometer langen 1. Etappe mit Start und Ziel in Feldkirch sicherte sich der Sl

07.07.2018Gazprom-RusVelo selbstbewusst zur Österreich-Rundfahrt

(rsn) - Mit viel Selbstbewusstsein startet die Gazprom-RusVelo Equipe in die zweite Hälfte der Saison. Denn am vergangenen Wochenende hat die Mannschaft in ihrer russischen Heimat souverän das Meist

07.07.201870. Österreich-Rundfahrt, Vorschau 1. Etappe

(rsn) - Parallel zur Tour de France startet am Samstag auch die achttägige Österreich-Rundfahrt (2.HC). Zum Auftakt steht ein welliges Teilstück rund um Feldkirch auf dem Programm, das auf einem 38

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine