Frösis Sprint-Kolumne

Kittel schwimmt auf einer Welle

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "Kittel schwimmt auf einer Welle"
Robert Förster | Foto: Cor Vos

12.07.2017  |  (rsn) - Die Kittel-Festspiele gehen weiter. Keine Frage: Marcel strotzt nur so vor Stärke und Selbstbewusstsein. Auch heute war er im Sprint eigentlich wieder zu weit hinten, aber dann macht er auch diesmal alles richtig. Zu seiner körperlichen Stärke kommt die mentale, er schwimmt momentan auf einer Welle.

Im Finale merkt Kittel, dass sein Anfahrer Sabatini nicht mehr kann. Sofort reagiert er, sagt "Danke, den Rest mache ich selber“ und sucht sich ein anderes Hinterrad für seinen Sprint. Beeindruckend, wie er dieser Tour seinen Stempel aufdrückt.

Es wirkt alles so locker, was Marcel macht, aber da täuschen die Bilder: Es sieht nur leicht aus - im Ziel sah man ihn völlig ausgepumpt über den Lenker gebeugt, er war da "am A….“.

Was mich auch auf dieser 10. Etappe gewundert hat: Die Sprinterteams haben es sich diesmal nicht hingekriegt, bis 200 Meter vor dem Ziel einen vernünftigen Zug aufzubauen. Von Kilometer sechs vor Ziel an lief das gut, vor allem für Lotto Soudal, aber dann waren sie wieder zu früh dran. Schwer zu beurteilen, woran das liegt. Ich habe zwei mögliche Erklärungen dafür, dass es auf den letzten 500 Metern mal wieder chaotisch zuging.

1) Die Teams sind anders zusammengesetzt als zu meinen Zeiten. Damals fuhren bis zu acht Mann für den Sprinter, heutzutage haben die Mannschaften auch noch andere Interessen, etwa im Gesamtklassement. Deshalb fehlen einfach die Leute für die Sprintvorbereitung.

2) Speziell Lotto Soudal betreffend: Die Form stimmt nicht bei allen. Wenn nur einer oder zwei im Sprintzug ihre Aufgaben nicht wie gewünscht erfüllen können, funktioniert das Ganze nicht. Greipel kam auch am Dienstag nicht dazu, 200 Meter vor dem Ziel richtig anzutreten. Er kann gar nicht zeigen, dass er in Form ist. Ich meine, er wird unter Wert geschlagen.

Dafür läuft es für John Degenkolb immer besser: Er kommt langsam in Form, der Ruhetag hat ihm offensichtlich auch noch mal gut getan. Er ist in Bergerac Zweiter geworden in einem Finale, das nicht auf ihn zugeschnitten war. Ich denke, Dege ist auf einer der noch anstehenden mittelschweren Etappen wie der am Samstag nach Rodez für einen Sieg gut, vielleicht aus einer Ausreißergruppe heraus.

Euer Frösi

43 Siege, darunter Erfolge beim Giro und der Vuelta, sowie unzählige Podiumsplätze feierte Robert Förster in seiner Profikarriere. In die Herzen der Radsport-News-Leser schrieb er sich mit seinen Tagebüchern. Nun analysiert er in seiner Kolumne die Sprints seiner Ex-Kollegen in den großen Rennen. Robert Förster ist Inhaber der beiden Grupetto Radgeschäfte in Leipzig und Wachau/Markkleeberg.

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine