RSNplusKommentar zur deutschen Erwartungshaltung

Tour-Podium für Lipowitz? Ruhig Blut!

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Tour-Podium für Lipowitz? Ruhig Blut!"
Florian Lipowitz (Red Bull - Bora - hansgrohe) im Weißen Trikot beim Critérium du Dauphiné. | Foto: Cor Vos

24.06.2025  |  (rsn) – Florian Lipowitz ist ein bärenstarkes Critérium du Dauphiné gefahren. Der 24-Jährige war hinter den Überfliegern Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard der drittstärkste Mann im Feld, schlug Remco Evenepoel nicht mit Glück, sondern durch schiere Kletterpower im Duell um den dritten Gesamtrang.

Selbst wenn man die 1:08 Minuten Zeitgewinn als Ausreißer auf Etappe 3 herausrechnet, wäre er noch vor dem Tour-de-France-Dritten von 2024 geblieben. Und allen anderen Top-Fahrern im Dauphiné-Starterfeld war Lipowitz im Zeitfahren und am Berg ohnehin deutlich überlegen.

Der Reflex, den dieser Fakt in der deutschen Radsport-Öffentlichkeit und bei Mainstream-Sportmedien ausgelöst hat, war erwartbar: Jetzt wird Lipowitz zum Podiumskandidaten für die Tour de France analysiert, kommentiert, geschrieben und gepodcastet! Es wird eine Erwartungshaltung bei den deutschen Sportfans geschürt, die aberwitzig ist – und geradezu besorgniserregend. ___STEADY_PAYWALL___

Die drei Wochen zwischen Dauphiné-Ende und Tour-Auftakt sind lang. Genug Zeit, um aus 'Lipo' den großen deutschen Podiumskandidaten zu formen. Den neuen 'Emu', den neuen 'Klödi' – oder sogar den neuen 'Ulle'? Nachdem der 'Lenni' ja leider doch nicht das Gelbe Trikot angezogen hat, 2022 in Megève – lieber Gruß an die damals so Aufgeregten! Genug Zeit also, um eine gewisse Fallhöhe zu erzeugen, aus der heraus am Tour-Ende öffentliche Enttäuschung werden könnte.

Lipowitz in Top-Form, die Konkurrenz im Aufbau

Drei Wochen sind aber auch genug Zeit, damit die Protagonisten an ihrem Formstand noch einiges verbessern können. Und genau das ist der Punkt: Lipowitz hatte das Critérium du Dauphiné als großen Saisonhöhepunkt in seinem Trainingsplan stehen, schon seit dem Winter. Er hat die einwöchige Rundfahrt angepeilt, um dort als Red-Bull-Kapitän in bestmöglicher Verfassung am Start zu stehen. Diese Top-Form nun drei Wochen bis zum Tour-Start und dann weitere drei Wochen bis zu den letzten Bergetappen der Frankreich-Rundfahrt zu halten, wäre eine riesige Leistung – eine Sensation, und damit eben das Gegenteil von erwartbar!

Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step, im Gelben Trikot) kann nur zusehen, wie ihm Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe, links) beim Critérium du Dauphiné davonfährt. | Foto: Cor Vos

Pogacar, Vingegaard, Evenepoel & Co. dagegen waren bei der 'Generalprobe Dauphiné' unterwegs, um den aktuellen Stand der Dinge in ihrer eigenen Tour-Vorbereitung im Vergleich mit ihren Hauptkontrahenten abzuchecken und anschließend im Formaufbau weiterzumachen – mit dem Ziel, erst drei, vier, fünf Wochen später wirklich ihre Peaks zu erreichen.

Den Wasserstand vom Lac du Mont-Cenis am 15. Juni herzunehmen, daraus die Kräfteverhältnisse bei der Tour de France abzuleiten und damit Lipowitz zum großen Podiumskandidaten hochzustilisieren, zeugt nahezu von trainingswissenschaftlicher Ahnungslosigkeit.

Ein Top-Ergebnis ist möglich, aber darf nicht erwartet werden

Sicher ist es nicht ausgeschlossen, dass Lipowitz auch bei der Tour zu den Allerbesten gehören wird. Und es dürfte nach den Leistungen bei der Dauphiné-Rundfahrt niemand mehr überraschen, wenn er im Juli erneut mit den Top 5 oder Top 10 klettert. Doch das zu erwarten ist vermessen, gerade bei der ersten Tour-Teilnahme seiner Karriere, wo alles größer und überwältigender ist. Und diese Erwartungshaltung zu schüren, ist sogar verantwortungslos.

Das Podium beim Critérium du Dauphiné: Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG, Mitte) siegte vor Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike, links) und Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe, rechts). | Foto: Cor Vos

Deutsche Radsport-Fans tun gut daran, nochmal einen Schritt zurück zu machen. Fakt ist: Bislang ist noch nicht einmal bestätigt, ob Lipowitz die Tour überhaupt fahren wird. Mit der Kaderbenennung von Red Bull – Bora – hansgrohe ist klassischerweise am kommenden Wochenende rund um die Nationalen Meisterschaften zu rechnen. Klar wäre es überraschend, würde der 24-Jährige nicht im Aufgebot stehen. Doch sollte das der Fall sein, dann wohl kaum als Leader für die Gesamtwertung, sondern wie bei der Vuelta im vergangenen Jahr als Helfer von Primoz Roglic. Darauf war Lipowitz' Saisonplanung ausgelegt. Und daran ändert auch das Dauphiné-Ergebnis nichts.

Es wäre für den deutschen Radsport sehr schön, wenn der neue deutsche Hoffnungsträger bei seinem Tour-Debüt auch ein Top-Ergebnis erzielt – und ich will nicht in Abrede stellen, dass das möglich ist, ganz im Gegenteil! Doch wenn es am Ende in Paris dann 'nur' Platz 15 wird – oder Lipowitz in der Gesamtwertung sogar gar keine Rolle mehr spielen sollte - darf bitte niemand enttäuscht sein!

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.07.2025Räder von Cofidis bei der Tour gestohlen

(rsn) – In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden dem Cofidis-Rennstall vor seinem Hotel in Bondues elf Räder der Marke Look entwendet. Die Diebe hatten einen Lastwagen der Mannschaft von Emanuel

06.07.2025Evenepoel reagiert auf kleinen Social-Media-Shitstorm

(rsn) – Die 112. Tour de France hat schon am ersten Tag ihren ersten kleinen Social-Media-Shitstorm und in seinem Zentrum steht Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Der Belgier rollte gestern, d

06.07.2025Regen und Stau vor Start zur 2. Etappe

(rsn) - Regnerisches Wetter wird die 2. Etappe der Tour de France 2025, das mit 209 Kilometern längste Teilstück der drei Wochen, von Lauwin-Planque an die Küste nach Boulogne-sur-Mer prägen. Und

06.07.2025Ein Tag für die Klassikerspezialisten

(rsn) - Auch am zweiten Tag bleibt die Tour de France im Norden Frankreichs. Für die Fahrer bedeutet das eine angenehme Konstante. Die 209 Kilometer lange Etappe führt von Lauwin-Planque zur Küste

06.07.2025Mayrhofer auf seiner allerersten Tour-Etappe in den Top 10

(rsn) – Alpecin – Deceuninck und Uno-X Mobility haben das Finale der 1. Etappe in Lille am Samstag dominiert und Jasper Philipsen trug völlig überlegen den Tagessieg davon. Dazu waren Tadej Poga

06.07.2025Waerenskjold Dritter und Johannessen macht bereits Boden gut

(rsn) – Das norwegische Team Uno-X Mobility war einer der Gewinner am ersten Tag der Tour de France 2025. Nicht nur, dass die Wildcard-Mannschaft das Feld im Finale anführte, den Sprint vorbereitet

05.07.2025Ackermann sprintet in Lille extrem früh los und geht leer aus

(rsn) – Platz 19 zum Auftakt. Das klingt auf dem Papier nicht nach einem besonderen Auftritt von Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) auf der 1. Etappe der Tour de France in Lille. Doch der 31

05.07.2025Roglic an der Windkante abgehängt! Na und?

(rsn) - Ist das wirklich eine Blamage? Schon am ersten Tag der 112. Tour de France verlor Red Bulls Kapitän Primoz Roglic an der Windkante 39 Sekunden auf die beiden Top-Favoriten Tadej Pogacar (UAR

05.07.2025Ganna fuhr zum Tour-Auftakt 60 Kilometer mit Gehirnerschütterung

(rsn) – Ein Baum verhinderte die freie Sicht auf das, was bei der ersten wirklich wichtigen Szene dieser Tour de France geschehen war. Aus der Helikopterperspektive ließ sich nur beobachten, dass F

05.07.2025Red Bull büßt am ersten Tour-Tag Zeit und Selbstbewusstsein ein

(rsn) - Nein, diesen ersten Tag der Tour de France hatte man sich bei Red Bull – Bora – hansgrohe sicher ganz anders vorgestellt. Mick van Dijke, Laurence Pithie und Gianni Moscon sollten gerade b

05.07.2025Evenepoel verliert beim Tour-Auftakt “dumme Sekunden“

(rsn) – Für Soudal – Quick-Step lief der Auftakt zur 112. Tour de France in Lille nicht nach Maß. Sowohl Remco Evenepoel als auch Tim Merlier hatten den Abgang im Finale der 1. Etappe verpasst.

05.07.2025Benjamin Thomas stürzt ins erste Bergtrikot der Tour

(rsn) - Benjamin Thomas (Cofidis) wird das erste Bergtrikot der 112. Tour de France mit einigen Schmerzen bezahlen. Der Franzose lieferte sich am Mont Cassel, der zweiten von drei Bergwertungen, ein p

Weitere Jedermann-Nachrichten

06.07.2025Räder von Cofidis bei der Tour gestohlen

(rsn) – In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden dem Cofidis-Rennstall vor seinem Hotel in Bondues elf Räder der Marke Look entwendet. Die Diebe hatten einen Lastwagen der Mannschaft von Emanuel

06.07.2025Reusser holt sich das Auftaktzeitfahren beim Giro d’Italia

(rsn) - Marlen Reusser (Movistar) hat das Auftaktzeitfahren des Giro d´Italia Women gewonnen und sich das erste Rosa Trikot des Rennens gesichert. Die Schweizerin war auf dem 14,2 Kilometer langen Ku

06.07.2025Lappartient kündigt Gespräche der UCI mit Saudi-Arabien an

(rsn) – UCI-Präsident David Lappartient hat im ´Village du Tour´ am Rande der Frankreich-Rundfahrt in einem Gespräch mit Wielerflits-Journalist Raymond Kerckhoffs erklärt, dass er Anfang Novemb

06.07.2025Evenepoel reagiert auf kleinen Social-Media-Shitstorm

(rsn) – Die 112. Tour de France hat schon am ersten Tag ihren ersten kleinen Social-Media-Shitstorm und in seinem Zentrum steht Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Der Belgier rollte gestern, d

06.07.2025Regen und Stau vor Start zur 2. Etappe

(rsn) - Regnerisches Wetter wird die 2. Etappe der Tour de France 2025, das mit 209 Kilometern längste Teilstück der drei Wochen, von Lauwin-Planque an die Küste nach Boulogne-sur-Mer prägen. Und

06.07.2025Ein Tag für die Klassikerspezialisten

(rsn) - Auch am zweiten Tag bleibt die Tour de France im Norden Frankreichs. Für die Fahrer bedeutet das eine angenehme Konstante. Die 209 Kilometer lange Etappe führt von Lauwin-Planque zur Küste

06.07.2025Mayrhofer auf seiner allerersten Tour-Etappe in den Top 10

(rsn) – Alpecin – Deceuninck und Uno-X Mobility haben das Finale der 1. Etappe in Lille am Samstag dominiert und Jasper Philipsen trug völlig überlegen den Tagessieg davon. Dazu waren Tadej Poga

06.07.2025Waerenskjold Dritter und Johannessen macht bereits Boden gut

(rsn) – Das norwegische Team Uno-X Mobility war einer der Gewinner am ersten Tag der Tour de France 2025. Nicht nur, dass die Wildcard-Mannschaft das Feld im Finale anführte, den Sprint vorbereitet

06.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

05.07.2025Ackermann sprintet in Lille extrem früh los und geht leer aus

(rsn) – Platz 19 zum Auftakt. Das klingt auf dem Papier nicht nach einem besonderen Auftritt von Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) auf der 1. Etappe der Tour de France in Lille. Doch der 31

05.07.2025Roglic an der Windkante abgehängt! Na und?

(rsn) - Ist das wirklich eine Blamage? Schon am ersten Tag der 112. Tour de France verlor Red Bulls Kapitän Primoz Roglic an der Windkante 39 Sekunden auf die beiden Top-Favoriten Tadej Pogacar (UAR

05.07.2025Ganna fuhr zum Tour-Auftakt 60 Kilometer mit Gehirnerschütterung

(rsn) – Ein Baum verhinderte die freie Sicht auf das, was bei der ersten wirklich wichtigen Szene dieser Tour de France geschehen war. Aus der Helikopterperspektive ließ sich nur beobachten, dass F

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine