Straßenprofis machen Schotter-WM unter sich aus

Vos wird im Duell mit Kopecky Gravel-Weltmeisterin, Kasper Fünfte

Von Felix Mattis

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Marianne Vos (Niederlande) bejubelt ihren WM-Titel auf dem Gravel-Bike vor Lotte Kopecky (Belgien, im Hintergrund). | Foto: Cor Vos

05.10.2024  |  (rsn) – Marianne Vos hat sich im Duell mit Lotte Kopecky den WM-Titel im Gravel-Racing gesichert. Die Niederländerin gewann das 134 Kilometer lange Rennen ums Regenbogentrikot in Leuven im Zweiersprint vor der Straßen-Weltmeisterin aus Belgien.

Bronze ging mit 3:57 Rückstand an Lorena Wiebes. Vierte wurde deren niederländische Landsfrau Puck Pieterse (+ 4:09), als beste Deutsche belegte Romy Kasper (+ 4:15) Rang fünf. Das Verfolgertrio war bis rund zwei Kilometer vor dem Ziel noch zusammen unterwegs, dann aber konnte Kasper im Kopfsteinpflaster-Anstieg in einer engen Gasse in Leuven nicht mehr folgen, als Wiebes die entscheidende Attacke zu Bronze setzte.

"Ich habe nicht an die anderen 13 Titel gedacht. Das hier ist etwas neues, aber es ist auch eine Weltmeisterschaft und natürlich gibt man da sein Bestes", freute sich Vos über den insgesamt 14. WM-Titel ihrer Radsportkarriere. Kopecky und sie hatten die letzten knapp 55 Kilometer zu zweit bestritten. Im Finale attackierte Vos rund zwei Kilometer vor Schluss in einer engen Kopfsteinpflastergasse bergauf, dem sogenannten Ramberg. Kurz riss sie dabei auch eine Lücke, dann aber kam Kopecky wieder heran und es lief auf den Sprint Frau gegen Frau heraus, den Vos schließlich vom Hinterrad der Belgierin 200 Meter vor der Linie lancierte und gewann.

"Es war schön, dort vorne mit Lotte zu fahren. Aber ich wusste da natürlich auch, dass es schwer werden würde. Mit jemand so schnellem vorne zu sein ist nicht ideal, und nachdem sie letzte Woche den Straßentitel geholt hat wusste ich, dass sie in guter Form ist. Aber es war wirklich toll, mit ihr zu fahren – besonders vor diesem tollen Publikum", sagte Vos. "Ich war nicht allzu zuversichtlich für den Sprint, wusste aber auch, dass es schwer wird, wegzufahren. Als ich dann gesehen habe, dass das nicht klappen wird, habe ich mich auf den Sprint konzentriert."

Kopecky, die nach dem Sieg bei der Straßen-WM in Zürich am vergangenen Samstag gesagt hatte, dass sie bei der Gravel-WM vor allem Spaß haben wollte, da es ihr erstes Gravelrennen überhaupt sein würde, war der Aktivposten des Rennens. Schon nach 66 Kilometern setzte sie eine erste Attacke, hatte damit aber keinen Erfolg. Kurz darauf allerdings beschleunigte sie erneut und setzte sich mit Vos sowie Wiebes und Soraya Paladin ab.

"Wir waren wirklich lang in einem großen Feld, aber dann hat Lotte in einem schweren Abschnitt ein hohes Tempo angeschlagen und wir waren nur noch zu viert mit Lorena Wiebes und Soraya Paladin. Aber nach einem weiteren schweren Stück waren wir nur noch zu zweit", fasste Vos das Rennen zusammen, an dessen Ende auch Kopecky mit Silber leben konnte:

"Vielleicht hätte ich etwas früher lossprinten sollen, aber es ist keine Schande, hinter Marianne Zweite zu werden. Es war mein erstes Gravelrennen und etwas komplett anderes", so die Belgierin, die im Rennverlauf deutlich sichtbar mit der Umstellung aufs Gravel-Rad zu kämpfen hatte und sich immer wieder den Rücken dehnte. "Es hat Spaß gemacht, aber als ich mit Marianne alleine vorne war ist mein unterer Rücken fast explodiert. Ich habe versucht es etwas zu stretchen, damit der Schmerz weggeht, aber es war schrecklich. Ich denke das kam von all den Schlaglöchern."

Straßen-Profis dominieren, Klöser auf Rang 21

Hinter den Top 5, die die Medaillen unter sich ausmachten, fuhr Soraya Paladin (Italien) mit 6:00 Minuten Rückstand als Sechste ins Ziel, Siebte wurde Riejanne Markus (Niederlande / + 6:04). Den Sprint einer großen Gruppe um Rang acht entschied Femke Markus (Niederlande / + 8:52) vor Emma Norsgaard Bjerg (Dänemark / + 8:52) und Lucinda Brand (Niederlande / + 8:53) für sich. Damit wurden die Top 10 komplett durch Fahrerinnen als WorldTour-Straßenteams besetzt.

Beste Fahrerin, die in dieser Saison nicht bei einem Women's WorldTeam unter Vertrag steht, war Thalita De Jong (Niederlande) in eben jener großen Gruppe auf Rang 14. Auch sie ist beim Continental-Rennstall Lotto – Dstny 2024 aber sehr viel im WorldTour-Peloton unterwegs gewesen und fuhr unter anderem die Tour de France im August. Lauren Stephens (USA / + 8:53) war auf Rang 15 die beste Fahrerin, die ihren Fokus wirklich aufs Gravel-Racing legt. Unbound-Siegerin Rosa Klöser (Deutschland / + 8:54) fuhr als 21. über den Zielstrich und war damit zweitbeste Gravel-Spezialistin.

So lief das Frauenrennen bei der Gravel-WM 2024:

In der ersten Hälfte des nur wenig hügeligen, aber durch sehr viele Richtungswechsel geprägten Rennens, entstand vor allem ein Ausscheidungsfahren. Das Elite-Feld wurde nach und nach immer kleiner. Dabei hatten einige Fahrerinnen Sturz- und Defektpech, darunter auch Kasper sowie Wiebes und Fem van Empel (Niederlande). Sie konnten aber wieder zur Hauptgruppe aufschließen.

Die vorentscheidende Selektion führten dann Kopecky, Vos, Wiebes und Paladin etwa zur Rennhalbzeit des 134 Kilometer langen Rennens herbei, als sie sich zu viert absetzten und dahinter mit Kasper, Pieterse sowie Nicole Frain (Australien) ein Verfolger-Trio entstand. Knapp 55 Kilometer vor Schluss ließen Kopecky und Vos dann auch Paladin und Wibes stehen und fuhren von da an zu zweit dem Ziel entgegen.

Zunächst kämpfte Wiebes noch um den Anschluss, doch als 47 Kilometer vor Schluss die große Schlussrunde um Leuven erreicht wurde, hatte sie bereits 45 Sekunden Rückstand und lag nur noch deren 15 vor Frain, Kasper, Paladin und Pieterse, die wenig später zum Sprint-Star aufschlossen.

Kasper wehrt Angriff von Wiebes ab

Von da an fuhr das Quintett gemeinsam hinter dem Spitzenduo her, doch der Abstand wuchs kontinuierlich an. 28 Kilometer vor Schluss verlor Frain den Anschluss, 13 Kilometer später auch Paladin. Kopecky und Vos lagen da aber schon mehr als vier Minuten vor Kasper und den beiden Niederländerinnen Pieterse und Wiebes.

Zwölf Kilometer vor dem Ziel attackierte hinten Wiebes und riss eine Lücke, doch Kasper gab alles und schloss das Loch rund einen Kilometer später wieder. An der Spitze blieb man bis ins Zentrum von Leuven beisammen.

Dort attackierte Vos in einer engen Kopfsteinpflastergasse bergauf, dem sogenannten Ramberg, und brachte ein paar Meter zwischen sich und die Straßen-Weltmeisterin. Kopecky aber fuhr wieder heran und es ging gemeinsam durch einen Park auf die asphaltierte Zielgerade. Dort ließ die Niederländerin die Belgierin von vorne fahren und eröffnete dann 200 Meter vor dem Strich vom Hinterrad den Spurt um den WM-Titel. Kopecky versuchte noch dagegenzuhalten, doch Vos war schneller und gewann.

Dahinter konnte Kasper ihren beiden niederländischen Begleiterinnen in eben jener Kopfsteinpflastergasse in Leuven rund zwei Kilometer vor Schluss nicht mehr folgen. Wiebes fuhr davon und sicherte sich Bronze.

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