Seligs Neo-Profi Blog / Tour of Beijing

Die Diktatur spürte man an jeder Ecke

Von Rüdiger Selig

Foto zu dem Text "Die Diktatur spürte man an jeder Ecke"
Rüdiger Selig (Katusha) bei den Hamburger Cyclassics 2012 | Foto: ROTH

21.10.2012  |  (rsn) - Hallo Radsportfanatiker, in letzter Zeit ist viel passiert in der Radsportwelt, wie ihr ja alle nachlesen konntet… Jedoch befand ich mich lange Zeit etwas abgeschnitten von der "öffentlichen" Welt - nämlich in Peking, dem Land der Technik und der aufgehenden Sonne, wie ich dachte. Da lag ich jedoch falsch und das gleich zweimal: kaum Internet und bis auf die Elektroroller, die man dort an jeder Ecke sieht, war von Innovation nicht sehr viel zu bemerken.

Mein Teamkollege Marco Haller, der überraschend die 4. Etappe vor Alessandro Petacchi gewann, sagte mir dann, dass dies auch  eher für Japan zutreffe....Und die Sonne sah man auch relativ selten, nur wenn es richtig windig/stürmisch war.

Ansonsten wurde die Stadt von dem Smog beherrscht und das mehr, als es uns lieb war. An sich war die Tour bis auf den Etappensieg für uns relativ erfolgslos. Vladimir Gusev war unserer Klassement-Fahrer, aber der kam nicht so recht in Schwung. Ganz im Gegenteil dazu Tony Martin, der absolute Topform an den Tag legte…

Was ich sehr faszinierend fand, war die "Peking-2008-Atmosphäre". Wir waren meist im Stadtzentrum einquartiert, wo z.B. das Olympia-Stadion Vogelnest nach wie vor strahlte! Die Einführungszeremonie und die Abschlussfeier war wiederum typisch China: gigantisch, bunt, faszinierend und kaum zu übertreffen (zumindest von der Lautstärke). Die Diktatur spürte man an jeder Ecke, überall stocksteife Polizisten, die keine Gnade vor etwas zu begeisternden Fans zeigte! Knallhartes politisches System, aber gut, ich muss da ja nicht wohnen...

Anschließend ging es direkt zum Teamtreffen nach Österreich, um die Saisonauswertung, sowie einige Tests und Anproben durchzuführen. Vorgestellt wurde auch unser neuer Flitzer von Canyon - was für uns Fahrer natürlich der Höhepunkt war. Im Vordergrund stand aber das Teambuilding und so „durften“ wir einen ziemlich hohen Berg erklimmen und das in voller Ausrüstung, damit wir uns richtig verstehen (Schneeschuhe, Sicherungsseil, Rucksack und Eispickel).

Nachdem einige Übungen auf luftiger Höhe ausgeübt wurden waren, überraschte uns das Büroteam mit einem aufgebauten Zelt am Skilift inklusive Gulaschkanone, Süßem und Trinken! Ein gelungener Tag.

So jetzt geht’s erstmal in die Saisonpause für drei Wochen! Abschalten und mal wieder auf andere Gedanken kommen ist jetzt das Tagesmotto und vor allem wieder richtig heiß werden, um wieder top motiviert in das Wintertraining starten zu können...

Bis dahin, bleibt schön gesund und wir lesen uns dann wieder, wenn die Cross-Saison für mich startet.

Liebe Grüße

Euer Rudi

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