Glosse

Doping macht langsam

Foto zu dem Text "Doping macht langsam"

Foto: ROTH

07.05.2009  |  (rsn) - „Doping macht langsam“ – eine gewagte These, aber eine vielleicht lange verkannte Wahrheit. Dem FC Rheinland-Pfalz/Saar jedenfalls liegen Erkenntnisse vor, wonach Doping Sportlern offenbar keinen Wettbewerbsvorteil verschafft, sondern sie in ihrer sportlichen Leistung im Gegenteil eher benachteiligt. Vielleicht muss sogar die Schulmedizin einen komplett neuen Ansatz wählen, denn nicht zuletzt die in der jüngeren Vergangenheit aufgedeckten Fälle belegen, dass Doping einen sportlichen Erfolg verhindert!

„Das Interview mit Christian Pfannberger (amtierender österreichischer Staatsmeister Straße – die Red.) hat mir die Augen geöffnet“, so Jörg Abel, Anti-Doping-Vorstand bei den Rheinhessen. Pfannberger hatte gegenüber laola1.at geäußert, dass er für den Girokader seines Teams Katjuscha nicht nominiert wurde, weil er im Training für das Teamzeitfahren das Tempo der Mannschaft nicht mitgehen konnte. Kurz darauf wurde publik, dass Pfannberger bei einer Trainingskontrolle positiv getestet worden war.

„Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen“, so Abel, „Doping macht langsam! Das ist die einzig mögliche Erklärung! Denn nur so kann es sein, dass ein mutmaßlich gedopter Sportler das Tempo seiner sauberen Mannschaftskollegen nicht halten kann.“ Abel meint diesen Sachverhalt im Sport empirisch nachweisen zu können. „Es gibt viele Beispiele von Sportlern, die positiv getestet wurden und ihre Wettkämpfe nicht gewonnen haben. Prominentester Fall in der letzten Zeit sicherlich Davide Rebellin. Es ist wohl so, dass, wenn Rebellin auf die Einnahme von CERA verzichtet hätte, er mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit Olympiasieger geworden wäre. Unbehindert von der Einnahme verbotener Substanzen hätte er den Spanier Sanchez um Längen distanzieren können.“

Die erfolgreiche russische Biathletin Ekaterina Iourieva zum Beispiel wurde im Dezember 2008 beim Weltcup in Östersund positiv getestet, blieb in ihren Laufzeiten aber deutlich hinter den Laufzeiten ihrer ungedopten Konkurrentinnen Kati Wilhelm (Deutschland) und Helena Johnson (Schweden) zurück. Verhinderte Doping eine schnellere Laufzeit?

Bergspezialist Bernhard Kohl (Österreich) wurde bei der Tour de France positiv auf das EPO-Derivat CERA getestet, gewann aber keine einzige Etappe und wurde von der sauberen spanischen Konkurrenz Sastre, Valverde oder Sanchez am Berg deutlich distanziert. Verhinderte CERA einen Etappensieg?

„Ich bin richtig froh, hinter die übermenschlichen Leistungen von Sportlern wie Michael Phelps (Schwimmen) und Usain Bolt (Leichtathletik) keine Fragezeichen mehr setzen zu müssen. Die bei Olympia gezeigten Leistungen können nur sauber erzielt worden sein, sonst hätten beide nicht gewonnen. Auch spricht einiges ganz klar dafür, dass Lance Armstrong seine Tour-Siege absolut sauber eingefahren hat“, erläutert der FC Vorstand und ergänzt: „Allerdings kommt man in diesem Zusammenhang nicht umhin zu sagen, dass meine These nicht für Jan Ullrich spricht. In Abwandlung des Zitates des Fußballers Eric Meijer - , „Nichts ist scheisser als Platz 2“ – kann man sagen: Nichts ist verdächtiger als Platz 2“, so Abel.

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