Interview mit Christian Müller

"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

Foto zu dem Text "

Christian Müller (Amore e Vita), hier noch im Trikot seines letztjährigen Teams An

Post Foto: Christian Müller

11.02.2009  |  (rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zusammen. Im vom Vatikan gesponserten Team Amore e Vita-McDonalds nimmt der Thüringer einen neuen Anlauf. Im Interview mit Radsport News sprach Müller unter anderem über die Sponsoren und seine sportlichen Ambitionen.

Wie lief Ihre Vorbereitung bisher?

Müller: Ich bin während des kompletten Winters zu Hause in Weimar geblieben und habe dort ausschließlich Grundlagentraining gemacht. Wirklich nichts Intensives. Ein paar Mal war ich noch im Kraftraum und habe was für die allgemeine Athletik getan. Intensives Training habe ich bewusst vermieden, da mir klar war, dass hier im Trainingslager in der Toskana, wo ich mich seit Ende Januar befinde, wieder sehr schnell gefahren wird. Ich kenne die Gegend hier noch von meiner Zeit bei CSC sehr gut und wusste, was mich hier erwarten würde. Ich habe mich aber an die schnellere Gangart doch rascher gewöhnt, als ich erwartet hatte. Das neue Material ist fantastisch und ich habe mich ohne weitere Probleme sofort daran gewöhnt.

Was ist bei Amore e Vita-McDonalds, das Team das vom Vatikan unterstützt wird, anders als bei anderen Mannschaften, in denen Sie bisher gefahren sind?

Müller: Amore e Vita ist wirklich ein völlig bunt zusammengewürfelter Haufen. Die Fahrer kommen aus Nationen, die unterschiedlicher nicht sein können, unter anderem aus Russland, Kanada, USA, Dänemark, Italien, Ukraine. Wirklich ein sehr exotisches Team. Sehr interessant. Aber in rein sportlicher Hinsicht gibt es kaum einen Unterschied zu den Teams, mit denen ich die letzten Jahre unterwegs war. Alles dreht sich, wie sollte es auch anders sein, ums Radfahren.

Gibt es wegen des Sponsors speziellen Kriterien, nach denen die Fahrer für das Team ausgesucht werden?

Müller: Der religiöse Faktor spielt, so weit ich mitbekommen habe, keine Rolle bei der Auswahl der Fahrer. Zum Beispiel ist hier auch ein israelischer Fahrer als Gastfahrer mit im Trainingslager. Ich bin eigentlich Protestant. Also, nein, es ist nicht wichtig, welcher Konfession man angehört.

Neben dem Vatikan wird das Team auch von McDonald`s gesponsert. Was halten Sie von dieser ungewöhnlichen Sponsoren-Kombination?

Müller: Na gut, Mc Donalds scheint auf den ersten Blick recht ungewöhnlich. Auf den zweiten Blick ist Mc Donalds ein internationaler Konzern. So wie das Team. Außerdem macht sich Mc Donalds auf karitativen Weg mit der Ronald Mc Donald Kinderhilfe für schwer erkrankte Kinder stark. Das ist dann wohl auch der Berührungspunkt zu der Botschaft des Teams....Amore e Vita...

Wann starten Sie in die Saison?

Müller: Mein erstes Rennen wird die Trofeo Laigueglia am 21. Februar sein. Drei Tage später geht es wohl mit  der Sardinien-Rundfahrt weiter.

Gibt es für Sie und Ihr Team einen Saisonhöhepunkt oder versucht die Mannschaft, bei allen Rennen, so gut es geht auf sich aufmerksam zu machen?

Müller: Also, erst einmal sind wir bei den meisten Rennen hier in Italien klar die Underdogs. Das Ziel sollte es für uns alle sein, bei dem Rennprogramm, das wir haben - mit so vielen schweren Rennen - eine stabile Saison zu fahren, um sich für das nächste Jahr für höhere Weihen zu empfehlen. Die Rennen in Italien sind so schwer, da ist quasi jedes Wochenende ein kleiner Saisonhöhepunkt. Ich persönlich hoffe, endlich einmal bei den Nationalen Meisterschaften in Deutschland überzeugen zu können.

Ihr Team wurde vom GP Etruschi, das am vergangen Wochenende stattfand, wieder ausgeladen. Kennen Sie die Gründe?

Müller: Unser Präsident und früherer Teammanager Ivano Fanini scheint sich mit seiner strikten Anti-Dopinghaltung und seinen Äußerungen zu diesem Thema hier in Italien nicht viele Freunde zu machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Was haben Sie sich für 2009 vorgenommen?

Müller: Das ist ganz klar. Ich muss endlich wieder zu meiner einstigen Stärke zurückfinden und verdammt nochmal ordentliche Radrennen abliefern. Einfacher kann man das nicht ausdrücken.

Welche Rolle werden Sie im Team einnehmen?

Müller: Von Grund auf gibt es nur wenige festgeschriebene Rollen im Team, keine Hierarchien oder dergleichen. Aber man erhofft sich im Team doch schon sehr viel von mir und es wird wohl auch in der Zukunft von mir verlangt werden, die Verantwortung in den Rennen zu übernehmen.

Haben Sie schon feststellen können, was die Radsport-Nation Italien von Deutschland unterscheidet?

Müller: Nun ja, hier ist man wesentlich enthusiastischer und lebhafter als in Deutschland. Die Italiener versuchen das Radfahren wirklich zu genießen und Spaß daran zu haben, dennoch sind sie dabei äußerst professionell. In Sachen Training und Ernährung kann man sich dort immer wieder was abschauen.

Was, denken Sie, sind die Gründe, weshalb es bei Ihnen in der Vergangenheit nicht wirklich rund lief?

Müller: Die Gründe waren einfach zu zahlreich. Es war mir auf Grund verschiedenster Probleme einfach unmöglich, mich zu einhundert Prozent auf meinen Sport zu konzentrieren. Die letzten zwei Jahre waren ein Scherbenhaufen. Ich hoffe, in Italien einen Neuanfang machen zu können.

Die Fragen an Christian Müller stellte Christoph Adamietz.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

04.02.2009„Ich habe alles getan – jetzt reicht’s“

(rsn) – Mit nur 24 Jahren hat Tim Klinger seine Profikarriere beenden müssen. Im Interview mit Radsport News erläutert der ehemalige Gerolsteiner-Fahrer die Gründe für seine Entscheidung und bil

Weitere Radsportnachrichten

13.07.2025Ein Tour-Sonntag für die Sprinter

(rsn) – Wer die ganze 9. Etappe im Fernsehen verfolgt, wird wohl einiges über die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Region erfahren. Auch werden bestimmt ausführlich die drei Siege von Ma

13.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

12.07.2025Rührende Szenen: Niedermaier tröstet Konkurrentin Reusser

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) war schwer enttäuscht, als sie am Monte Nerone im Ziel der vorletzten Etappe des Giro d´Italia Women ankam und das Rosa Trikot um 22 Sekunden an Titelverteidigeri

12.07.2025“Schmerzhaft, aber nichts gebrochen“: Entwarnung bei Rutsch

(rsn) – Jonas Rutsch ist bei seinem schweren Sturz knapp 20 Kilometer vor dem Ziel der 8. Etappe der Tour de France glimpflich davongekommen. Das bestätigte der Intermarché-Wanty-Profi im Ziel dem

12.07.2025Bauhaus abgedrängt und ohne Chance

Zwei Aktionen gab es im Finale der 8. Etappe der Tour de France nach Laval, die Auswirkungen auf die Ergebnislisten hatten. Szenario eins: Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) wird vom spät

12.07.2025Van Aert: “Nächstes Mal kündige ich es auf Twitter an“

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) ist auf der 8. Etappe der Tour de France (2.UWT) endgültig im Rennen angekommen. Einem van Aert in Topform wäre im Verlauf der ersten sieben Tage

12.07.2025Van der Poel: “Mit Jasper wäre vielleicht mehr drin gewesen“

(rsn) – Für Alpecin – Deceuninck änderte sich die gesamte Dynamik der Tour de France 2025 mit dem Aus von Jasper Philipsen auf der 3. Etappe. Er war der Mann für die Sprints und der Mann für

12.07.2025Jury bestraft Etappensieger Milan

(rsn) – Die Tour-Jury hat Etappensieger Jonathan Milan (Lidl – Trek) nach dem 8. Teilstück bestraft. Der Italiener habe demnach auf dem letzten Kilometer Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuni

12.07.2025Ackermanm verzichtet auf Risiko: “Da bremse ich lieber“

(rsn) – Bislang war von Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten Tour de France noch nicht allzu viel zu sehen. Allerdings hatte die Rundfahrt bis zur 8. Etappe auch erst zwei M

12.07.2025Als “neuer Cipollini“ musste Milan mehr als eine Woche warten

(rsn) - Es war ein langer Anlauf. Acht Tage lang musste Jonathan Milan (Lidl – Trek) bei der Tour de France 2025 warten, bis er den ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere feiern konnte. Sein Hei

12.07.2025Highlight-Video der 8. Etappe der Tour de France

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 8. Etappe der Tour de France 2025 gewonnen. Dabei sicherte er sich auch das Grüne Trikot, das er sowieso – allerdings nur leihweise – trug. Für e

12.07.2025Bauhaus: “Das war nicht die schlaueste Aktion von Kaden Groves“

(rsn) – Bis zur 8. Etappe der Tour de France 2025 musste Jonathan Milan (Lidl – Trek) warten, um seinen ersten Etappensieg zu feiern. Nun hat der Italiener zugeschlagen und seine Favoritenrolle

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • GP Torres Vedras (2.2, POR)
  • Tour of Ankara (2.2, TUR)
  • GP Visegrad 4 GP Slovakia (1.2, SVK)
  • The Road Race Tokyo Tama (1.2, JPN)
  • Tour of Magnificent Qinghai (2.Pro, CHN)