Almeida baut Giro-Führung aus

Ganna glänzt am Monte Scuro, Konrad sprintet auf Rang zwei

Foto zu dem Text "Ganna glänzt am Monte Scuro, Konrad sprintet auf Rang zwei"
Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) bejubelt seinen Sieg auf der 5. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

07.10.2020  |  (rsn) - Der Zeitfahrweltmeister triumphiert im Mittelgebirge! Mit seinem Solo-Sieg auf der 5. Etappe des Giro d‘Italia bewies Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) endgültig, dass er zu den stärksten Fahrern der neuen Generation gehört. Der Italiener setzte sich am letzten Anstieg des 225 Kilometer langen Abschnittes gegen seine Fluchtkollegen und einen starken Thomas De Gendt (Lotto Soudal) durch.

Aus der geschlossenen Favoritengruppe heraus sicherten sich Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) und Joao Almeida (Deceunick - Quick-Step) die Plätze zwei und drei. Almeida baut damit seine Führung im Gesamtklassement weiter aus und liegt nun 43 Sekunden vor dem Spanier Pello Bilbao (Bahrain - McLaren) und 48 vor dem Niederländer Wilco Kelderman (Sunweb ).

Nach dem sturzbedingten Aus von Kapitän Geraint Thomas hat sich Ineos Grenadiers schnell auf die Etappenjagd umgestellt. “Gestern habe ich mit Geraint Thomas geschrieben und er meinte: ‚Hey Pippo, geh in die Spitzengruppe, versuch eine weitere Etappe zu gewinnen, du kannst es schaffen‘“, berichtete Ganna, wie er zum Ausreißen animiert wurde. “Heute habe ich es versucht und es ist ein großartiger Sieg für mich und das Team.“ Zusätzlich durfte er sich auch das Bergtrikot überstreifen. Der 24-Jährige etabliert sich damit auch abseits seiner Spezialdisziplin als Spitzenfahrer.

Gannas zweiter Etappensieg bei diesem Giro war am 25 Kilometer langen Schlussanstieg hart erarbeitet. “Es war wirklich schwer, es ist nicht einfach 82 Kilogramm die Steigung hochzustemmen“, beschrieb er seine Qualen. Besonders als De Gendt vom Hauptfeld zur Spitzengruppe aufschloss, schien es eigentlich schon um die Ausreißer geschehen. Doch der Belgier machte einen Fehler, indem er Ganna wenige Meter Freiraum ließ. Ab dann ließ der Zeitfahrweltmeister seiner schieren Kraft freien Lauf. “Zum Ziel habe ich ein großes Zeitfahren gemacht“, erzählte Ganna. “Im Teamradio hatte ich keine Zeitabstände zu den anderen, also habe ich nur gedacht: ‘Okay Pippo, Vollgas bis zum Ziel!‘“

Almeida sammelt im Rosa Trikot weiter Sekunden

In der Favoritengruppe setzten Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) und Domenico Pozzovivo (NTT) einzelne Nadelstiche. Die konnten den Träger des Rosa Trikots jedoch nicht aus dem Konzept bringen. “Da niemand eine große Lücke hatte, war ich gelassen. Das Maglia Rosa macht mich mental starker. Es gibt mir Selbstvertrauen und ein bisschen mehr Motivation“, meinte der 22-jährige Almeida im Ziel.

Da mit Jonathan Caicedo (EF) der Gesamtzweite im letzten Anstieg zurückgefallen war, wähnte er das Rosa Trikot sicher auf seinen Schultern: “Ich wusste, dass Caicedo abgehängt war, was mich entspannte.“ Auch das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers bleibt in Almeidas Besitz. Im Ziel sicherte er sich sogar noch vier Sekunden Zeitbonifikation. “Ich wollte sprinten, um zu zeigen, dass ich noch hier bin und nicht nur am Hinterrad sitze. Bis zum Ende habe ich alles gegeben“, meinte Almeida.

Schneller war nur Konrad, der sich in der Gesamtwertung auf den neunten Rang schob. “Es war ein harter Tag, aber das Rennen wurde kontrolliert gefahren und unser Team hat gut zusammengearbeitet. Wir waren am letzten Anstieg in einer guten Position im Feld und dann auf die Abfahrt fokussiert, wo wir dann auch vorne waren. Wir haben kein Risiko genommen“, erklärte der Österreicher. Sein Teamkollege Peter Sagan bleibt im Punktetrikot. Deceuninck - Quick-Step führt die Mannschaftswertung an.

So lief das Rennen:

Die Anfangsphase war geprägt vom Kampf um die Gruppe des Tages. Mehrere Attacken, unter anderem von De Gendt, Sagan und Nico Denz (Sunweb), wurden neutralisiert. Erst nach 52 Kilometer konnte sich Ganna bei regnerischem Wetter mit Jhonatan Restrepo (Androni Giocattoli - Sidermec), Jan Tratnik (Bahrain - McLaren), Carl Fredrik Hagen (Lotto Soudal), Hector Carretero (Movistar), Salvatore Puccio (Ineos Grenadiers), Valerio Conti (UAE - Team Emirates) und Edoardo Zardini (Vini Zabù - KTM) abgsetzen. Die Gruppe baute ihren Vorsprung auf maximal 5:15 Minuten aus. Im Feld kontrollierten unterschiedliche Mannschaften das Tempo, keine wollte den Ausreißern einen komfortablen Abstand zugestehen.

Die erste Sprintwertung holte sich Restrepo, während sich Zardini die beiden Bergwertungen der 3. Kategorie sicherte und Hagen beim zweiten Sprint die maximalen Bonussekunden gewann. Die Vorentscheidung um den Tagessieg fiel wie erwartet an der 24,2 Kilometer langen letzten und schwersten Steigung des Tages. Nach einer ersten Attacke von Carretero reduzierte sich die Spitzengruppe nach und nach, bis nur noch Ganna und Zardini folgen konnten.

Das Feld hatte den Rückstand indessen auf knapp zwei Minuten reduziert, was Thomas De Gendt ausnutzte, um einen Angriff zu starten. Mit Einar Rubio (Movistar) am Hinterrad schloss De Gendt die Lücke zu den Spitzenreitern innerhalb von zehn Kilometern. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob den Belgier nichts und niemand würde stoppen können.

Nibali und Pozzovivo testen die Favoriten

Doch als De Gendt und Rubio zum Spitzentrio vorgefahren waren, ließen sie sich in taktische Katz-und-Maus Spiele verwickeln. Dies nutzte Ganna mit einer Konterattacke aus, die zunächst nicht allzu gefährlich aussah. Auf den flacheren letzten Kilometern der im Schnitt knapp sechs Prozent steilen Steigung konnte der Zeitfahrweltmeister seine ganze Kraft ausspielen und nahm seinen ehemaligen Fluchtkollegen innerhalb kürzester Zeit eine Minute ab. Auf der nassen Abfahrt hatte Ganna keine Probleme mehr und fuhr souverän einem Solo-Sieg entgegen.

Im Feld verschärfte Nibalis Mannschaft im oberen Teil des Anstiegs das Tempo und dünnte so die Favoritengruppe erheblich aus. Kurz vor dem Gipfel testete Pozzovivo die Beine seiner Konkurrenten, die jedoch alle entsprechend reagierten. Auf der Abfahrt versuchte Nibali den Druck aufrecht zu erhalten, die Straßenführung war allerdings nicht anspruchsvoll genug, um Lücken aufzutun. Am Ende sprinteten die Favoriten hinter Ganna um die restlichen Zeitbonifikationen, die sich im Sprint Almeida und Konrad sicherten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.01.2021Die Highlights des Giro d´Italia 2020

(rsn) - Der Giro d’Italia 2020 stand ganz im Zeichen der Youngster: Tao Geoghegan Hart (Ineos) sicherte sich den Gesamtsieg vor Jai Hindley (Sunweb), der Portugiese Joao Almeida (Deceuninck - Quick-

02.01.2021Spekenbrink verteidigt Giro-Taktik mit Kelderman und Hindley

(rsn) - Im Oktober 2020 musste Sunweb beim Giro d’Italia eine Entscheidung treffen, vor der sich jede Teamleitung fürchtet: Als der nominelle Kapitän Wilco Kelderman auf der 16. Etappe am berücht

18.12.2020Kelderman: “Bei Bora – hansgrohe spüre ich Vertrauen“

(rsn) - Wilco Kelderman (Sunweb) hat eine bewegte Saison hinter sich. Der Niederländer stand kurz vor dem Gesamtsieg beim Giro d’ Italia, ehe er am vorletzten Tag in Sestriere das Rosa Trikot an se

26.11.2020Sagan würde gerne zum Giro zurückkehren

(rsn) - Nach seinem erfolgreichen Giro-Debüt, bei dem er einen Etappensieg feiern und vier weiteren zweiten Plätzen würde Peter Sagan (Bora - hansgrohe) im kommenden Jahr gerne zur Italien-Rundfahr

30.10.2020Sagan: “Ich bin immer noch da und definitiv noch nicht fertig“

(rsn) - Peter Sagan (Bora - hansgrohe) hat an seinen 64 Renntagen dieser Saison nur einmal als Erster die Ziellinie überquert. Den Spaß am Radsport hat der dreimalige Weltmeister, der im Januar sein

28.10.2020Vegni fordert Bestrafung von EF und Jumbo - Visma

(rsn) - Giro-Renndirektor Mauro Vegni fordert Sanktionen gegen die Teams EF und Jumbo - Visma wegen deren Verhalten im Zusammenhang mit der Corona-Politik der Italien-Rundfahrt. Jumbo - Visma hatte da

27.10.2020Giro-Sieger Geoghegan Hart erhält 314.781 Euro Preisgeld

(rsn) - Tao Geoghegan Hart und sein Team Ineos Grenadiers haben beim 103. Giro d’Italia mit sieben Etappenerfolgen und dem Gesamtsieg nicht nur in sportlicher Hinsicht groß abgeräumt, sondern füh

27.10.2020Brailsford begeistert die neue Ineos-Fahrweise

(rsn) - Die bisherigen Grand-Tour-Siege von Ineos Grenadiers kamen alle nach dem gleichen Schema zustande. Zunächst hiel die Mannschaft das Feld zusammen, erhöhte dann im Schlussanstieg das Tempo, e

27.10.2020Trek-Segafredo-Chef Guercilena zweifelt nicht an Nibali

(rsn) - Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) war beim 103. Giro d’Italia erwartungsgemäß bester Italiener. Das kann den zweimaligen Gesamtsieger aber kaum darüber hinwegtrösten, dass er im Kampf u

26.10.2020Campenaerts: “Vielleicht war Giro-Zeitfahren mein letztes Rennen“

(rsn) - Mit seinem zweiten Platz im Zeitfahren von Mailand beendete Victor Campenaerts (NTT) den Giro d’Italia zwar mit einem Erfolgserlebnis. Doch der Stundenweltrekordler weiß immer noch nicht, w

26.10.2020Sunweb-Duo Hindley und Kelderman beim Giro 2021 Gegner?

(rsn) - Am Ende kam es für Team Sunweb so, wie es sich bereits nach der letzten Giro-Bergetappe angedeutet hatte: Jai Hindley konnte sein in Sestriere erobertes Rosa Trikot nicht verteidigen und wurd

26.10.2020Geoghegan Hart: Schulschwänzer, Kanalschwimmer, Giro-Sieger

(rsn) - Vor eineinhalb Jahren sorgte Tao Geoghegan Hart (Ineos – Grenadiers) mit seinem Teamkollegen Pavel Sivakov bei der Tour of the Alps für Furore, als die beiden ihre jeweils ersten Siege im P

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024Merlier und Kooij führen die Riege der schnellen Männer an

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia wird es für die Sprinter kein gemütliches Einrollen geben. Am Samstag beginnt die erste Grand Tour des Jahres in Venaria Reale nördlich von Turin mit einer schwe

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Highlight-Video der 6. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Auch auf der 6. Etappe der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) das Geschehen im Schlussanstieg dominiert. Doch nach 132,1 Kilometern von Tarazona zur Bergankunft an

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)