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18.06.2019 | (rsn) - Hallo aus Legazpi, Bicol, Philippinen! Heute stand schon die fünfte und letzte Etappe über moderate 138 Kilometer auf einer großen Runde an. Der Startbereich lag sehr schön direkt am Meer mit einem tollen Blick auf den Mayon Vulkan. In der Startaufstellung machte mich der Fahrer neben mir darauf aufmerksam, dass mein Vorbau einen sehr unschönen Riss an der Gabelschaftklemmung hatte, der mir bisher noch nicht aufgefallen war. Es war jedoch zu spät, um noch etwas dagegen tun zu können und so konnte ich nur hoffen, dass er halten würde. Das gleiche galt für meinen rechten Schalthebel, der immer noch Probleme beim runterschalten machte.
Leider gab es genau wie gestern die erste Bergwertung wieder bereits nach 2,2 Kilometern, was mir berechtigte Sorgen bereitete. Nach der Neutralisation hielten wir direkt am 0-Kilometer und "KOM-Start“ Schild nochmals an, da jemand einen Platten hatte und wir auf ihn warteten. Dann ging es direkt aus dem Stand heraus in den Anstieg hinein, der steiler war als gestern. Meine Beine fühlten sich steif und betonschwer an und ich konnte das Tempo nicht mitgehen. Da half auch das Anfeuern durch den irischen UCI-Chefkommissär nichts, der direkt hinter dem Feld fuhr und mich abfallen sah.
Wieder war der Rückstand oben nicht zu groß und wieder konnte ich in der Abfahrt nicht mehr heran fahren. Nun wiederholte sich das Schauspiel von gestern, nur dass meine Gruppe diesmal sechs Fahrer umfasste. Wir fuhren einsam und ohne Infos zu unserem Rückstand dem Feld hinterher und ich versuchte, mein Hirn abzuschalten, um nicht über den Sinn unseres Unterfangens nachzudenken. Die Gruppe lief mittelmäßig, wurde allerdings in den Anstiegen immer wieder von zwei einheimischen Fahrern gesprengt, da die uns anderen etwas zu schnell fuhren. Deshalb ließen wie sie an einem längeren Anstieg ziehen und waren von da an nur noch zu viert unterwegs.
Mittlerweile war mir klar, dass wir das Feld nicht mehr erreichen würden und ich die gesamte Etappe mit dieser Gruppe hinter mich bringen musste, denn aufzugeben war keine Option. Mein Mannschaftswagen ließ mich komplett im Stich, obwohl wir ja nur noch zu zweit im Rennen waren, und so musste ich mich von anderen Teams mitversorgen lassen. Das klappte zwar ganz gut, aber ich bekam ausschließlich Wasser, dabei hätte ich auch mal etwas zucker- und mineralstoffhaltiges gebraucht. Allgemein muss ich sagen, dass hier sehr fair gefahren wird, niemand fährt Klinke und abgefallene Gruppen werden auch nicht von Autos wieder nach vorne gefahren, sondern müssen es aus eigener Kraft schaffen.
Im Feld fährt es sich sehr angenehm und stressfrei und man hilft sich gegenseitig mit allem aus. Nach dem Rennen kommt man mit allen möglichen Fahrern ins Gespräch und alle sind freundlich und gut gelaunt und macht das Rennen fahren in Südostasien für mich auch mit aus. Die Landschaft war heute wieder sehr schön, wir fuhren teilweise auf einer kleinen Küstenstraße mit tollen Ausblicken aufs Meer, auf der nur die teils ziemlich steilen Anstiege etwas störten. Es standen heute auch öfter Schulklassen am Straßenrand und besonders die Mädchen kreischten laut und begeistert, als wir vorbei fuhren.
Die letzten ungefähr 30 Kilometer waren identisch mit denen der 3. Etappe und es herrschte dort Gegenwind, was es nochmal etwas zäh werden ließ. Etwa zehn Kilometer vor dem Ziel holten wir unsere ehemaligen beiden Begleiter wieder ein und waren nun wieder zu sechst vereint. So kamen wir auch mit 15 Minuten Rückstand ins Ziel und ich war einfach nur froh, dass es vorbei war.
Den Tagesieg holte sich wie schon auf der 2. Etappe Super-Mario (Mario Vogt), der aus einer Spitzengruppe heraus sechs Kilometer vor dem Ziel angegriffen hatte und dann noch eine Minute Vorsprung im Alleingang heraus holen konnte - sehr beeindruckend. Damit hat er natürlich auch sein Sprinttrikot verteidigt und die Rundfahrt war für ihn ein voller Erfolg.
Das kann ich leider ganz und gar nicht behaupten, denn bei mir war von Anfang an der Wurm drin und nach dem Sturz direkt zu Beginn der 1. Etappe lief es nicht rund. Ich schleppte mich durch die Etappen und konnte mich am Renngeschehen eigentlich gar nicht beteiligen. Man kann sich natürlich fragen, warum einen ein nicht allzu schwerer Sturz so aus der Bahn wirft, aber als Amateur kommt man eben nicht in den Genuss professioneller Hilfe. Man steigt am nächsten Tag quasi so wieder aufs Rad, wie man am Vortag abgestiegen war und muss selbst zusehen, wie man mit seinen Problemen klar kommt. Es hat zwar noch gereicht, um die Rundfahrt zu überstehen, aber das ist nicht mein Anspruch.
Nachdem ich nun einen Monat auf den Philippinen verbracht und mein 30-Tage- Visum voll ausgeschöpft habe, freue ich mich wirklich auf zu Hause und den Sommer in Deutschland. Die Rückreise wird sich über eineinhalb Tage hinziehen und ich werde dann wieder ein paar Tage am Jetlag leiden, aber das bin ich bereits gewöhnt.
Beim geneigten Leser möchte ich mich für das Interesse an diesem Tagebuch bedanken, vielleicht bis bald mal wieder.
Gez. Sportfreund Radbert
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