Giro: Lichtenberg hält Schaden in Grenzen

Kirchmann beim Debüt ausgerechnet am Canada Day in Rosa

Von Felix Mattis aus Gaiarine

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Leah Kirchmann (Liv-Plantur) gelang der Überraschungs-Coup beim Giro-Prolog. | Foto: Cor Vos

01.07.2016  |  (rsn) - Als Titelverteidigerin Anna Van der Breggen (Rabo-Liv) über die Ziellinie fuhr, sprang Liv-Plantur-Teamchef Hans Timmermans in die Luft und riss beide Arme nach oben. Der Niederländer stürmte aufs Podium zum "Hot Seat" und umarmte seine Siegerin: Leah Kirchmann hatte gerade den Prolog des Giro Rosa gewonnen, weil Van der Breggen als letzte Starterin um eine Sekunde an der Zeit der Kanadierin scheiterte.

"Es ist unglaublich. Das ist mein erster Giro und gleich so ein Start!", freute sich auch die 26-jährige Sprinterin an ihrem Nationalfeiertag. "Ich kann zwar nicht zuhause bei meinen Landsleuten sein, aber ich denke das ist auch eine gute Art den Canada Day zu feiern", grinste sie. Kirchmann selbst hatte zuvor Van der Breggens Teamkollegin, die Cross-Weltmeisterin Thalita De Jong, nur um 0,8 Sekunden vom Hot Seat verdrängt.

"Es war wunderbar, da zu sitzen. Ich habe die ganze Zeit die Fahrerinnen heruntergezählt, gezittert und gehofft, dass ich da bleiben könnte. Aber unglücklicherweise hat sie mich dann abgelöst", sagte De Jong, die vor Van der Breggen im Spiel um Hundertstelsekunden Zweite wurde. Platz vier ging an die Gesamtdritte des Vorjahres, Megan Guarnier (Boels-Dolmans / + 0:03 Minuten) aus den USA vor einer weiteren Rabobank-Niederländerin, Roxane Knetemann (+ 0:03).

Auf dem zwei Kilometer langen Kurs in Gaiarine, der topfeben und mit weiten Kurven im Uhrzeigersinn durch den Ort im Treviso führte, war Hochgeschwindigkeitsfahren angesagt. Kirchmann gewann mit einem Schnitt von 50,35 km/h und Timmermans erklärte: "Sie ist den Kurs heute zehn Mal abgefahren und hat jede Kurve genau inspiziert." Vorbereitung war offensichtlich Trumpf.

Claudia Lichtenberg (Lotto-Soudal) wurde 48. und verlor zwölf Sekunden gegenüber Kirchmann. "Ich hatte nicht das Gefühl, mein persönliches Maximum zu erreichen", sagte die Münchenerin. "Aber es ist nicht der wichtigste Tag." Lichtenberg, die den Giro im Jahr 2009 gewann, hielt den Schaden dennoch in Grenzen und ist in Schlagdistanz mit den Favoritinnen auf den Gesamtsieg - was im Olympia-Jahr mehr noch das Ziel sei, als das Erreichen eines Top-Resultats in Italien. "Das größte Ziel ist, in der Weltspitze dabei zu sein - da wollen wir jetzt vor Rio alle sein. Es geht weniger um das Ergebnis selbst", sagte Lichtenberg.

Trotzdem musste die zweifache Giro-Siegerin Mara Abbott (Wiggle-High5) ihren Prolog als Enttäuschung werten. Die Klettererin beendete das Kurz-Zeitfahren nach 2:48 Minuten auf dem 126. Platz von 137 Starterinnen und war damit 25 Sekunden langsamer als Kirchmann. "Glücklicherweise ist das jetzt hinter uns", sagte die US-Amerikanerin.

Beste Deutsche in Gaiarine war Charlotte Becker (Hitec Products). Der 33-Jährigen fehlten auf dem 30. Platz neun Sekunden zur Bestzeit. Die Deutsche Zeitfahrmeisterin Trixi Worrack (Canyon-SRAM) kam zwei Sekunden dahinter auf den 44. Platz. Christine Majerus (Boels-Dolmans) aus Luxemburg wurde 14. und war nur sechs Sekunden langsamer als Kirchmann. Die Österreicherin Martina Ritter (BTC City Ljubljana) wurde zeitgleich mit Lichtenberg 49., die Schweizer Zeitfahrmeisterin Doris Schweizer (Cylance / + 0:14) belegte Rang 71 und ihre Landsfrau Jessica Übelhart (Hagens Berman-Supermint / + 0:24) fuhr die 123. Zeit.

Unter den Giro-Favoritinnen erwischte Titelverteidigerin Van der Breggen den besten Start und gewann gegenüber Guarnier zwei Sekunden. Ihre Teamkollegin und Edelhelferin Katarzyna Niewiadoma - Rabo-Liv brachte vier Frauen in die Top 7 - wurde vier Sekunden hinter Van der Breggen Siebte, Evelyn Stevens, Lizzie Armitstead (beide Boels-Dolmans), Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) und Alena Amialiusik (Canyon-SRAM) verloren allesamt fünf Sekunden, Lichtenberg sowie Malgorzata Jasinska (Alé Cipollini) und Tatiana Guderzo (Hitec Products) elf und Abbott 24.

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