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11.11.2015 | (rsn) - Jahrzehnte lang haben sie Deutschlands Radsport mitgeprägt - als Veranstalter von Cross-Rennen, aber auch von großen Straßenwettbewerben. Nun haben sie gemeinsam adieu gesagt: Algis Oleknavicius, aus dem RC Endspurt Mannheim hervorgegangener früherer Deutscher Meister sowie WM-und Olympiateilnehmer, und der Frankfurter Walter Wahl, der den Veloclub Frankfurt so großartig gemanagt hat.
Der Deutschland-Cup-Lauf GGEW - City-Cross-Cup von Lorsch an der Bergstraße am letzten Wochenende war gewissermaßen ihr Tandem-Ausstieg, den beide Veranstalter noch einmal mit einem namhaften europäischen Starterfeld zelebrierten. 5.000 Zuschauer und das berühmte, historische Klosterareal boten dafür eine großartige, würdige Kulisse.
Doch das i-Tüpfelchen dieses Abschiedsrennens war der Aufmarsch von fast einem Dutzend deutscher Altmeister, Querfeldein-Asse, die sechs Weltmeister- und 35 deutsche Titel repräsentierten. Sie waren aus Dank und zu Ehren von „Olek“ und Walter Wahl gekommen, um mit ihnen noch einmal zu feiern. Am Vorabend, der ein herzlich-fröhliches Treffen wurde, gespickt mit köstlichen nostalgischen Anekdoten aus den gemeinsamen Querfeldein-Jahren. Â
Allen Oldies voran Rolf Wolfshohl, der mit seinen fast 77 Jahren noch immer als Mister Querfeldein in Deutschland gilt - mit 14 deutschen Meistertiteln und drei WM-Triumphen sowie insgesamt zwölf WM-Medaillen zwischen den Jahren 1958 und 1973. Nicht weniger erfolgreich (3 x WM, 11 x DM) und genauso rank und schlank wie das Idol präsentierte sich Mike Kluge (53), der immer fröhliche und witzige Berliner.
Neben diesen beiden Cross-Pionieren wurden gleichermaßen auch alle anderen Protagonisten von einst auf ihrer Rennkurs-Ehrenrunde gefeiert, als da waren: Klaus Jördens, Dieter Uebing, Frank Ommer, Heinz Weiß, Georg Bickel, Ralf Berner und „Jupp“ Meisen. Der hatte zwar nie ganz oben gestanden; doch „stolz wie Bolle“ war er trotzdem. Ist doch sein Sohn Marcel der Deutsche Meister 2015.
Diese Meisterschaft des Jahres 2015 zu veranstalten, hatte sich eigentlich Walter Wahl gewünscht - in Frankfurt, als sein 40. und finales von ihm organisierte Cross-Rennen. 1983 hatte der Agile, dem man seine 79 Lenze weder ansieht noch anmerkt, begonnen. Zuerst im benachbarten Dietzenbach, dann am Bornheimer Hang und schließlich an der Frankfurter Eissporthalle.
Die Crossrennen von Walter Wahl hatten Format. Sie hatten Klasse. Sie waren beliebt. Dass ihm der BDR das „40.“, eben die DM von 2015, nicht gewährte - weil es auch andere Mitbewerber gab - schmerzte Walter Wahl sehr: „Ich glaube, diese DM hätte ich verdient gehabt.“ Die Absage tat ihm so weh, dass er aus Enttäuschung spontan beschloss: “Ich höre auf.“ Ein verdienter Funktionär ist vom Verband im Groll geschieden.
Ähnliches behauptete Algis Oleknavicius bei seinem Finale in Lorsch: „Ich habe diesen Deutschlandpokal noch einmal dem Radsport zu Liebe auf die Beine gestellt, aber nicht für den BDR.“ So etwas klingt verbittert, nach 23 Jahren vielseitiger, engagierter, so überaus erfolgreicher Veranstaltertätigkeit. Â
Was hat der lange „Olek“ (jetzt 68) nicht alles organisiert, auf der Straße und im Gelände: Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften und Bundesligarennen der verschiedenen Alterskategorien, Etappenankünfte der Deutschlandtour, Rundestreckenrennen, auch die Inlineskater präsentierte er. Und als Radsport eine Zeit lang nicht gefragt war, erfreute er das Publikum zweimal mit Sommerbiathlon der Weltelite.
Algis, der neunmalige Deutsche Radmeister (u.a. sechs Titel im 100 km-Mannschaftsfahren) war nach seiner Karriere weit und breit geschätzt und erfolgreich mit „Olek's Radsport“-Geschäft in Einhausen. Der Hobby-Tritathlet, der stolz auf zwei Ironman-Hawaii-Starts verweist, veranstaltete Rennen in Bensheim wie auch in Lorsch, Heppenheim, Einhausen oder Bürstadt. Dieser 68-Jährige, auf den sein Trainer, die fast 96-jährige Mannheimer Radlegende Karl Ziegler, allzeit stolz war, hat nun - gleich dem Frankfurter Walter Wahl und mit diesem gemeinsam - aufgehört, dem Radsport zu dienen.
Man darf sie getrost „Pioniere des Sports“, oder wie Streckensprecher Reinhold Böhm "Weltmeister der Veranstalter" nennen. Wir haben Olek und Walter zu danken. Wir werden sie schon bald vermissen – sie und ihre Veranstaltungen, die allzeit Höhepunkte waren!
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