Operacion Puerto-Prozess in Madrid

Wie erwartet - Fuentes nennt keine Namen

Foto zu dem Text "Wie erwartet - Fuentes nennt keine Namen"

Der Mediziner Eufemiano Fuentes muss sich in Madrid vor Gericht verantworten. Foto: Fabian Stratenschulte

29.01.2013  |  (rsn) – Eufemiano Fuentes hat sich wie erwartet als wenig auskunftsfreudig gezeigt. Am zweiten Tag des Prozesses gegen den spanischen Dopingarzt blieb der 57-Jährige in seinen Ausführungen allgemein und bestritt die gegen ihn gerichteten Anklagepunkte. Immerhin bestätigte Fuentes nun auch vor Gericht, dass nicht nur Radsportler von ihm behandelt wurden.

„Die meisten Patienten waren Radsportler, aber es waren auch Vertreter anderer Sportarten dabei“, erklärte der Gynäkologe etwa auf die Frage nach seinem Kundenkreis. „2006 stand ich bei keinem Radteam unter Vertrag, damals habe ich Fußballer, Boxer, Leichtathleten beraten“, zitierte as.com den Angeklagten. Fuentes nannte von den früheren Radprofis Roberto Heras, Unai Osa und Santiago Botero abgesehen keine Namen weiterer Sportler, die von ihm einst betreut wurden.

Dabei konnte er auf eine ihm offensichtlich gewogene Richterin bauen. Nicht nur, dass Julia Patricia Santamaría nach Angaben des beim Prozess anwesenden französischen Sportjournalisten Stéphane Mandard kein Interesse zu haben schien, die Sprache auf andere Sportarten zu bringen – selbst dann nicht, als Fuentes bestätigte, etwa mit dem Spanischen Leichathletikverband zusammengearbeitet zu haben.

Santamaria lehnte auch einen Antrag der als Nebenklägerin auftretenden Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ab, nach dem Fuentes Einblick in seinen persönlichen Computer hätte geben sollen. Das sei ein unzulässiger Eingriff in die Privatsphäre des angeklagten, begründete die Richterin ihre Entscheidung und folgte damit der Linie des Ermittlungsrichters Antonio Serrano, der über Jahre hinweg sämtliche Anträge auf eine Herausgabe der Dateien abgelehnt hatte. Die WADA hatte sich Hinweise auf die berüchtigte Kundenkartei des früheren Gynäkologen versprochen. Dem Antrag auf Zugriff auf den Computer hatten sich auch der Radsportweltverband UCI und die oberste spanische Sportbehörde CSD angeschlossen.

Ob die im Rahmen der Operacion Puerto bei der Razzia 2006 in Fuentes’ Büroräumen in Madrid sichergestellten mehr als 200 Blutbeutel an die WADA übergeben werden müssen, ist dagegen noch offen. Gegen einen entsprechenden Antrag der Agentur hatte die Staatsanwaltschaft Einspruch erhoben. Santamaria schob am Dienstag in der Frage eine Entscheidung auf. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Efe unter Berufung auf Justizkreise meldete, wird sie darüber wahrscheinlich erst beim Urteilsspruch befinden, der nicht vor April erwartet wird.

Dagegen erlaubte die Richterin, den US-Amerikaner Tyler Hamilton als Zeugen vorzuladen. Hamilton hatte im Zusammenhang mit seinem Dopinggeständnis auch über seine Besuche bei Fuentes in Madrid berichtet. Den Kontakt habe sein damaliger CSC-Teamchef Bjarne Riis hergestellt, schrieb Hamilton in seinem Buch „Die Radsport-Mafia“. Außerdem gab der langjährige Helfer von Lance Armstrong an, bei Fuentes auch Fußballer und Tennisspieler gesehen zu haben.

Bei seiner Vernehmung behauptete Fuentes nun, die sichergestellten Dopingmittel hätten nicht ihm gehört, sondern dem Ex-Radsportler Alberto León, der sich 2011 das Leben genommen hatte. Fuentes bestritt am Dienstag auch den Vorwurf der Anklage, die Gesundheit seiner Patienten gefährdet zu haben. Er habe Bluttransfusionen bei Hochleistungssportlern vorgenommen, weil deren Blut bei Wettkämpfen einen gefährlich niedrigen Hämatokritwert aufgewiesen habe, behauptete er. Dabei sei es ihm darum gegangen, den Wert auf ein normales Niveau zurückzuführen.

Neben Fuentes sind in Madrid dessen Schwester Yolanda sowie die drei früheren Teamchefs Manolo Saiz (ONCE, Liberty Seguros), José Ignacio Labarta (Comunidad Valenciana) und Vicente Belda (Kelme) angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert für sie je zwei Jahre Haft, Geldstrafen und ein mindestens zweijähriges Berufsverbot.

Die Anklage gegen Fuentes’ Assistenten José Luis Merino Batres ist wegen dessen Alzheimer-Erkrankung fallengelassen worden.

Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2015Armstrong: „Ich habe keine 100 Millionen“

Aspen (dpa) - Lance Armstrong bangt um sein Vermögen. „Ich habe keine 100 Millionen Dollar“, sagte der lebenslang gesperrte Amerikaner der britischen Tageszeitung The Telegraph vor Beginn des vom

24.03.2015Armstrong: Kaum noch Chancen auf Reduzierung der Sperre

Lausanne (dpa/rsn) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong dürfte kaum noch Chancen auf eine Reduzierung seiner Strafe haben. David Howman, Generaldirektor der Welt Anti-Doping-Agentur WADA, ertei

18.03.2015NYT: Armstrong traf sich mit USADA-Chef Tygart

Berlin (dpa) - Lance Armstrong hat im Kampf um eine Reduzierung seiner lebenslangen Dopingsperre den nächsten Vorstoß unternommen. Wie die „New York Times“ berichtete, soll sich Armstrong in de

18.02.2015Fall Bruyneel: Anfang März Berufungsverhandlung vor dem CAS

(rsn) – Die Berufungsverhandlung gegen den vom Amerikanischen Sportgerichtshof AAA zu einer zehnjährigen Sperre verurteilten Johan Bruyneel findet am 2. März vor dem Internationalen Sportgerichts

17.02.2015Armstrong muss um sein Vermögen fürchten

Berlin (dpa) - Auf den lebenslang gesperrten Lance Armstrong rollt eine Prozesslawine zu, der nahezu das gesamte Vermögen des entthronten siebenmaligen Tour-Siegers zum Opfer fallen könnte. Ei

16.02.2015Armstrong muss zehn Millionen Dollar an Ex-Sponsor zahlen

Dallas (dpa) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong muss an einen früheren Sponsor zehn Millionen US-Dollar (8,824 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. Der 43 Jahre alte US-Amerikaner verlor ein

27.01.2015Armstrong erntet mit BBC-Interview viel Kritik

London (dpa) - Lance Armstrong kniff nur kurz die Lippen zusammen. Ohne äußerliche Regung gab er dann zu, dass er zwar 2015 nicht dopen, es in einer vergleichbaren Situation wie damals in den neunzi

26.01.2015Armstrong will kein Ausgestoßener mehr sein

London (dpa) - Lance Armstrong würde unter gleichen Umständen wieder zu verbotenen Mitteln greifen. „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich

12.12.2014Armstrong-Prozess in einer Sackgasse?

Boston (dpa) - Lance Armstrong schweigt. Keine Namen von Komplizen, kein Wort über Mittäter und auch keine Hinweise auf die Ärzte im Hintergrund. Der US-Amerikaner setzt im Rechtsstreit mit staatli

23.10.2014Winokurow: „Ich fühle mich betrogen“

Paris (dpa/rsn) – Astana-Teamchef Alexander Winokurow hat sich vor dem Doping-Hearing beim Radsportweltverband UCI als Opfer dargestellt und sieht sein Dopingvergehen von 2007 mit der danach erfolgt

16.10.2014Hushovd wusste schon 2011, dass Armstrong dopte

Oslo (dpa) - Ex-Weltmeister Thor Hushovd wusste seit 2011 von den Doping-Praktiken Lance Armstrongs nach einem privaten Gespräch mit dem inzwischen lebenslang gesperrten Ex-Profi. Der im

25.09.2014Cookson: „Die Uhr tickt"

Ponferrada (dpa) - Brian Cookson drängt auf baldige Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit. „Es sind Fortschritte gemacht worden, die Vergangenheit und aktuelle Gegebenheiten im A

Weitere Radsportnachrichten

10.10.2025Die Aufgebote für das 119. Il Lombardia

(rsn) – Zum 119. Mal steht Il Lombardia im Rennkalender. Das der fünf Monumente des Radsports führt diesmal über 241 Kilometer von Como nach Bergamo, wobei die Strecke fast identisch mit der von

10.10.2025Transfer-Großkampftag mit Planckaert-Rückzieher

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.10.2025Viviani nimmt gleich zweimal Abschied

(rsn) – Nach Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) und Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) nimmt auch ein dritter Topsprinter früherer Jahre Abschied: Elia Viviani. Der Lotto-Profi sagt sogar gleic

10.10.2025“Es ist soweit“ für Démare

(rsn) – Mit einem Posting auf Instagram kündete Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) sein Karriereende nach Paris–Tours (1.Pro), das er 2022 noch gewann, an. “Es ist soweit“, schrieb der 34-

10.10.2025Gee: “Stehe vor einer Schadensersatzklage von über 30 Millionen Euro“

(rsn) – Ende August bestätigte Derek Gee, dass er seinen Vertrag bei Israel – Premier Tech mit sofortiger Wirkung gekündigt habe. Das Team gab seinerseits bekannt, dass die Kündigung eingegange

10.10.2025Es kann nur einen geben

(rsn) – Am Samstag wird die 119. Ausgabe von Il Lombardia (1.UWT) ausgetragen und es macht wenig Sinn, künstlich Spannung aufbauen zu wollen. Nach den Eindrücken der vergangenen Wochen von der WM

09.10.2025Israel - Premier Tech auch nicht am Start von Il Lombardia

(rsn) – Israel - Premier Tech wird auch nicht am Samstag bei Il Lombardia (2.UWT) starten. Wie die Organisatoren des letzten Monuments der Saison mitteilten, sei die Entscheidung “im gegenseitigen

09.10.2025Hirschi: “Das Maximum, das ich heute leisten konnte“

(rsn) – Kein Zweifel: Die italienischen Herbstklassiker sind in diesem Jahr das Metier von Isaac Del Toro (UAE – Team – Emirates – XRG). Der Giro-Zweite sicherte sich mit einem 20-Kilometer-So

09.10.2025Del Toro im Pogacar-Stil zum 15. Saisonsieg

(rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Team – Emirates – XRG) hat bei der 109. Ausgabe von Gran Piemonte (1.Pro) seinen 15. Saisonsieg eingefahren. Der 21-jährige Mexikaner setzte sich über 179 Kilom

09.10.2025Il Lombardia wechselt wieder die Fahrtrichtung

(rsn) - Il Lombardia (1.UWT) wechselt bei seiner 119. Austragung wieder die Richtung. Wie zuletzt 2023 führt das "Rennen der fallenden Blätter" von Como nach Bergamo, nachdem es in den "geraden Jahr

09.10.2025“Form stimmt, Beine sind gut“: Pogacar bereit für Il Lombardia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Team – Emirates – XRG) will seiner bisher wohl stärksten Saison der Karriere am Samstag mit einem fünften Sieg bei Il Lombardia (1.UWT) das Sahnehäubchen aufset

09.10.2025Neue UCI-Helmregeln ab 2026

(rsn) - Die UCI hat die angekündigten Helmvorschriften nun festgeschrieben. Nachdem in dieser Saison einige Teams bei Straßenrennen Helme einsetzten, die eher an Zeitfahrmodelle erinnern, will der R

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine