--> -->
12.11.2012 | (rsn) - "... und ihre schmutzigen Geschäfte" - so betitelt der zu Piper gehörende Malik-Verlag das am heutigen Montag in deutscher Sprache veröffentlichte Buch von Tyler Hamilton, das im Original "The Secret Race" heißt, bereits Anfang September erschienen ist, und mit dem "William Hill Sports Book of the Year Award" ausgezeichnet wurde.
Zwar hat Hamilton den Mafia-Vergleich durchaus gezogen, und nicht nur einmal; zuletzt in einem CNN-Interview im Oktober - nicht allerdings in seinem Buch. Und wenn man die fast unglaublich offene, stets spannende Biografie (und das ist das Werk eigentlich) gelesen hat, stellt sich schon die Frage, ob der reißerische Titel nötig war.
Denn was Hamilton in über 200 Stunden Gesprächen
mit dem "New York Times"-Autor Daniel Coyle geschildert hat, ist auch so unfassbar genug: Ein wirklich packender Einblick, warum Sportler (nicht nur Radsportler!) dopen. Natürlich geht's ums Gewinnen, klar. Aber auch einfach darum, dabei zu sein in der exklusiven Welt der Top-Athleten. Und darum, die eigenen Grenzen immer wieder ein Stück weiter nach vorn schieben.
Bisher habe ich kein (Rad-) Sport-Buch gelesen, in dem so gut nachvollziehbar und ehrlich geschildert wird, was Doping attraktiv macht: Ein junger, talentierter Radsportler arbeitet sich in seiner Heimat an die Spitze vor. Dann geht er nach Europa. Dort stellt er fest, dass er nicht mithalten kann - so hart er auch kämpft. Endlich engagiert ihn ein Team, das offensichtlich die Lösung dieser Probleme gefunden hat: Doping.
Aber noch ist Hamilton nur ein Wasserträger, und kommt nicht in den Genuss der wirklich leistungsfördernden Mittelchen. Das muss er sich erst verdienen - mit guten Resultaten in kleineren Rennen, und viel Arbeit für Team-Chef Armstrong.
Irgendwann ist es dann soweit:
Tyler liegt in einem Hotelzimmer, und Team-Arzt del Moral schiebt ihm eine riesige Kanüle in die Arm-Vene: Ein halber Liter Blut wird ihm abgezapft. Jetzt gehört er zum erlauchten Zirkel der Top-Fahrer, die vor den Rennen mit einem Augenzwinkern über ihre Blutwerte witzeln.
Später, vor und während wichtiger Etappen-Rennen, wird er sein Blut wieder bekommen. Nun kann Hamilton nicht nur mithalten - er fährt Top-Ergebnisse ein. Der anfängliche Widerstand gegen das regelmäßige Doping schwindet rasch. Die Transfusionen werden Alltag.
Angst vor Entdeckung? "Wir hatten immer Vorsprung vor den Verfolgern", schreibt Tyler: "Die hatten ihre Ärzte, wir unsere. Unsere waren besser, vor allem besser bezahlt."
Dann wird alles anders:
Epo kommt. Und nach der Festina-Affäre wollen die Team-Chefs nichts mehr von Doping wissen. Die Fahrer müssen es nun auf eigene Verantwortung tun, und lernen, sich die Spritzen selbst zu setzen.
Wie Drogensüchtige.
Und auf eine Art sind sie süchtig: Danach, weiter dazu zu gehören, vorn dabei zu sein, im Rampenlicht. Viel Geld zu verdienen, eigene Sponsoren zu haben. Doping wird verharmlost: Die Fahrer reden nicht von Epo, sondern von "Edgar", "Poe", "Salsa", "Vitamin E"... Armstrong nennt es "Butter", weil er die Epo-Spritzen im Kühlshrank neben der Butter aufbewahrt.
Wie alles in seinem Leben hat Armstrong auch Doping perfektioniert. Für die Tour 1999 wurde sein Gärtner als Helfer angeheuert, so Hamilton. Der "Motoman" folgte dem Peloton auf einem Motorrad, und hatte eine Thermosflasche mit Epo-Spritzen dabei, sowie ein Prepaid-Handy. "Immer wenn wir 'Edgar' brauchten, sagten wir Bescheid, und er fuhr vor und deponierte etwas für uns", schreibt Hamilton.
Ähnliche Geschichten finden sich zuhauf in Tyler Hamiltons Buch. So manches mag man kaum glauben - so dreist wurde zur Sache gegangen.
Beispiel Doping-Kontrollen:
Er habe nie eine Kontrolle direkt nach einem Rennen erlebt. Team-Mitarbeiter hätten es stets geschafft, den Fahrern noch 30 bis 45 Minuten Zeit zu verschaffen, um ihre Proben zu manipulieren. Manchmal wurden die Kontrolleure einfach zu einem Kaffee oder einem Gläschen Wein eingeladen, so Hamilton.
Auch Trainings-Kontrollen wurden ähnlich umgangen. Und mancher Kontrolleur war sogar so nett, am Vorabend telefonisch nachzufragen, ob der Fahrer am nächsten Morgen auch zuhause sei, schreibt Tyler: "Damit der Aufwand nicht umsonst war..."
Wer erwartet, Hamiltons jüngste Doping-Mutmaßungen
über Voigt und Ullrich im Buch konkretisiert zu finden, der wird enttäuscht. Tyler hat die Anschuldigungen in Interviews nach Erscheinen geäußert, und er hat betont, beide nie persönlich beim Dopen beobachtet zu haben. Im Gegensatz zu vielen ehemaligen Mannschafts-Kollegen, die er im Buch durchaus nennt.
Wer allerdings wissen will, wie Leistungssport funktioniert, der sollte dieses Buch lesen. Und dann eine gemütliche Runde auf dem Renner drehen. So wie Tyler H. das heute auch tut, in Boulder, Colorado: Einfach zum Spaß, ohne Druck. Nur um fit zu bleiben. Darum geht's doch eigentlich im Sport - oder?
Über den Autor
Tyler Hamilton, 1971 in Massachusetts geboren, war Lance Armstrongs "Leutnant" bei dessen ersten drei Tour-Erfolgen. Beim Giro 2002 belegte Hamilton trotz einer angebrochenen Schulter den zweiten Platz. 2004 in Athen wurde er Olympia-Sieger im Einzelzeitfahren.
Danach wurde er wegen Dopings mehrfach gesperrt und beendete 2009 seine Rad-Karriere. 2011 legte Hamilton vor US-Doping-Ermittler Jeff Novitzki ein umfangreiches Geständnis ab. Er ist einer der Kronzeugen der amerikanischen Anti-Doping-Behörde USADA in den Ermittlungen gegen Lance Armstrong.
11.06.2015Armstrong: „Ich habe keine 100 Millionen“Aspen (dpa) - Lance Armstrong bangt um sein Vermögen. „Ich habe keine 100 Millionen Dollar“, sagte der lebenslang gesperrte Amerikaner der britischen Tageszeitung The Telegraph vor Beginn des vom
24.03.2015Armstrong: Kaum noch Chancen auf Reduzierung der SperreLausanne (dpa/rsn) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong dürfte kaum noch Chancen auf eine Reduzierung seiner Strafe haben. David Howman, Generaldirektor der Welt Anti-Doping-Agentur WADA, ertei
18.03.2015NYT: Armstrong traf sich mit USADA-Chef TygartBerlin (dpa) - Lance Armstrong hat im Kampf um eine Reduzierung seiner lebenslangen Dopingsperre den nächsten Vorstoß unternommen. Wie die „New York Times“ berichtete, soll sich Armstrong in de
18.02.2015Fall Bruyneel: Anfang März Berufungsverhandlung vor dem CAS (rsn) – Die Berufungsverhandlung gegen den vom Amerikanischen Sportgerichtshof AAA zu einer zehnjährigen Sperre verurteilten Johan Bruyneel findet am 2. März vor dem Internationalen Sportgerichts
17.02.2015Armstrong muss um sein Vermögen fürchtenBerlin (dpa) - Auf den lebenslang gesperrten Lance Armstrong rollt eine Prozesslawine zu, der nahezu das gesamte Vermögen des entthronten siebenmaligen Tour-Siegers zum Opfer fallen könnte. Ei
16.02.2015Armstrong muss zehn Millionen Dollar an Ex-Sponsor zahlenDallas (dpa) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong muss an einen früheren Sponsor zehn Millionen US-Dollar (8,824 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. Der 43 Jahre alte US-Amerikaner verlor ein
27.01.2015Armstrong erntet mit BBC-Interview viel KritikLondon (dpa) - Lance Armstrong kniff nur kurz die Lippen zusammen. Ohne äußerliche Regung gab er dann zu, dass er zwar 2015 nicht dopen, es in einer vergleichbaren Situation wie damals in den neunzi
26.01.2015Armstrong will kein Ausgestoßener mehr seinLondon (dpa) - Lance Armstrong würde unter gleichen Umständen wieder zu verbotenen Mitteln greifen. „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich
12.12.2014Armstrong-Prozess in einer Sackgasse? Boston (dpa) - Lance Armstrong schweigt. Keine Namen von Komplizen, kein Wort über Mittäter und auch keine Hinweise auf die Ärzte im Hintergrund. Der US-Amerikaner setzt im Rechtsstreit mit staatli
23.10.2014Winokurow: „Ich fühle mich betrogen“Paris (dpa/rsn) – Astana-Teamchef Alexander Winokurow hat sich vor dem Doping-Hearing beim Radsportweltverband UCI als Opfer dargestellt und sieht sein Dopingvergehen von 2007 mit der danach erfolgt
16.10.2014Hushovd wusste schon 2011, dass Armstrong dopteOslo (dpa) - Ex-Weltmeister Thor Hushovd wusste seit 2011 von den Doping-Praktiken Lance Armstrongs nach einem privaten Gespräch mit dem inzwischen lebenslang gesperrten Ex-Profi. Der im
25.09.2014Cookson: „Die Uhr tickt" Ponferrada (dpa) - Brian Cookson drängt auf baldige Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit. „Es sind Fortschritte gemacht worden, die Vergangenheit und aktuelle Gegebenheiten im A
12.11.2025Arensman: “Letztendlich ist Radsport nur eine Nebensache“ (rsn) – Bei der vergangenen Tour de France feierte Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) die bisher größten Erfolge seiner Karriere. Aber nicht die auf der 14. Und 19. Etappe eindrucksvoll herausgef
12.11.2025“Pure Magie“: Red Bull absolviert Windkanaltests im Laserlicht (rsn) – Red Bull – Bora – hansgrohe nutzt im Kampf um jede Sekunde modernste Technik. Wie der Rennstall berichtete, wurden in der Catesby Aero Research Facility, einem stillgelegten Eisenbahntu
12.11.2025Steigt van Aert in Kortrijk in die Cross-Saison 2025/26 ein? (rsn) – Noch immer haben weder der siebenmalige Weltmeister Mathieu van der Poel noch der dreimalige Titelträger Wout van Aert ihre Pläne für die Cross-Saison 2025/26 offengelegt. Doch zumindest
12.11.2025Gravel-WM-Zweiter Biesterbos und de Jong zu Picnic (rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
12.11.2025Tour du Rwanda ab 2027 mit WorldTour-Status? (rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat trotz der Kritik an der WM-Vergabe an ein autokratisch regiertes Land die vergangene Straßen-Weltmeisterschaften sowohl aus sportlicher als auch aus organisa
12.11.2025Wiebes will mehr sein als die beste Sprinterin der Welt (rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) blickt auf eine erneut überragende Saison zurück, in der ihr nicht weniger als 25 Siege gelangen, so viele wie noch nie in ihrer Karriere, die 2018 bei
12.11.2025Club-Fahrer, deutsche Talente und ein österreichischer Routinier (rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komp
12.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025 (rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt
11.11.2025Sweeck im Sprintduell gegen Vandeputte zum ersten Saisonsieg (rsn) – Nach einem packenden Finale hat Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) den dritten von acht Läufen der Superprestige-Serie beim Jaarmarktcross in Niel für sich entscheiden können. In einer
11.11.2025Brand dreht in Niel den Spieß gegen van der Heijden um (rsn) – Nur drei Tage nach dem verpassten Europameistertitel hat Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) bei der Superprestige in Niel Revanche genommen. Ähnlich wie die Europameisterin Inge van der
11.11.2025Wettskandale in anderen Sportarten: UCI will Kontrollen verschärfen (rsn) – Angesichts zahlreicher Wettskandale in anderen Sportarten will der Radsportweltverband UCI seine Kontrollen verschärfen, um zu verhindern, dass es auch im Radsport zu Manipulationen kommt.
11.11.2025Rembe - rad-net ab 2026 auch mit Frauenteam (rsn) – Rembe - rad-net wird in der kommenden Saison auch ein Frauenteam an den Start schicken. Wie der Rennstall aus dem Sauerland mitteilte, habe man beim Radsportweltverband UCI ein weibliches Ko