NetApp-Chef widerspricht Keinaths Vorwürfen

Denk: "Wir stehen zu unseren Fahrern"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Denk:
NetApp-Teamchef Ralph Denk Foto: ROTH

23.09.2010  |  (rsn) - „Ich finde die Teamphilosophie gut. Wir sind nicht einfach nur ein Haufen wild zusammengewürfelter Fahrer. Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen“, hatte sich Nico Keinath Ende des letzten Jahres im Gespräch mit Radsport News noch auf sein Engagement beim aufstrebenden Team NetApp gefreut. Gemeinsam mit dem deutschen Drittdivisionär wollte das Rundfahrttalent in die ProTour aufsteigen. Daraus wurde jedoch nichts. Die Verbindung zwischen Keinath und NetApp hielt nur gut acht Monate. Der 23-Jährige hat seine Profikarriere mittlerweile beenden müssen.

Auslöser der Trennung war eine schwere Verletzung Keinaths. Bei einer speziellen Angiographie zeigte sich, dass seine rechte Beinarterie unter Belastung gleich zweimal abknickt und den Blutfluss derart stört, dass sein rechtes Bein bei hohen Belastungen übermäßig übersäuert und somit die Muskulatur nur noch eingeschränkt arbeiten kann. „Das war natürlich ein Schock für mich“, kommentierte Keinath die Diagnose.

Danach stellte sich für den Tübinger die Frage: Karriereende oder komplizierte und riskante OP? „Mein damaliges Team NetApp signalisierte mir recht schnell, dass es mich nicht unterstützen und mir ohne Leistungen meinen Vertrag nicht weiter verlängern werde“, so Keinath enttäuscht.

Diese Vorwürfe bestreitet das Team aber. „Wir als Team hätten das größte Interesse daran gehabt, mit einem gesunden Nico Keinath erfolgreich zu fahren. Deshalb haben wir ihn auch in jeder Hinsicht unterstützt", so Teamchef Ralph Denk zu Radsport News. "Jens Heppner und ich haben uns beispielsweise auf die Suche nach medizinischen Spezialisten für die außergewöhnliche Verletzung gemacht. Wir haben im Ausland auch jemanden gefunden und es wäre uns sicher auch gelungen, für Nico Termine zu vereinbaren. Aber unsere Bemühungen sind leider nicht geschätzt worden.“

Mitgefühl mit Keinath kann Denk trotz der unterschiedlichen Sichtweisen dennoch aufbringen. „Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass ein junger Mensch wie Nico Keinath enttäuscht ist, wenn sein Lebenstraum so unvermittelt enden muss. Bei aller Enttäuschung dürfen aber die Tatsachen nicht verdreht werden", sagte der Teamchef, stellte aber klar: "Nicht wir als Team sind schuld an seinem Karriereende, sondern die außergewöhnlich schwere Verletzung von Nico.“

Nach der Diagnose der Verletzung folgte laut Keinath sehr schnell die fristlose Kündigung durch das Team. „Mein Fahrerprofil war noch am selben Tag von der Teamhomepage gelöscht, ohne Erklärung und noch bevor die Kündigung überhaupt rechtskräftig war. Dass der Körper nicht mehr mitspielt, ist wohl Berufsrisiko und Pech, dass jedoch ein Team sich so gegenüber einem Sportler verhält, hätte ich mir nicht erträumt. Sehr schade, dass es ein Team nötig hat, einem Radsportler das Leben so schwer zu machen“, so Keinaths Vorwürfe.

Auch in diesem Punkt widersprach Denk seinem ehemaligen Fahrer: „Im Interesse von Nico hat sich das Team bisher mit Verlautbarungen zurückgehalten und wir haben auch zukünftig nicht vor, vertragliche oder medizinische Details unserer Sportler in der Öffentlichkeit zu diskutieren", sagte der 36-Jährige. "Nur so viel: Nach allen uns vorliegenden Informationen, wäre eine weitere Belastung im Profi-Radsport für Nico extrem risikobelastet und schlichtweg unverantwortlich gewesen.“

Den Vorwurf, dass man die eigenen Fahrern nach Verletzungen vernachlässigen würde, wollte Denk ebenfalls nicht auf sich sitzen lassen. „Wir sind mit einem außerordentlich hohen Verletzungspech in unsere erste Saison gestartet", so der Raublinger. "Eric Baumann hat sich gleich Ende Februar das Knie gebrochen und ist über drei Monate für uns kein Rennen gefahren. Huub Duyn hat sich eine Woche danach diverse Gesichtsfrakturen zugezogen und ist ebenfalls über zwei Monate ausgefallen. Ende März hat es dann Daniel Schorn und eben Nico Keinath erwischt. Daniel hatte sich das Kahnbein gebrochen und konnte erst zuletzt bei der Slowakei-Rundfahrt wieder seine Form unter Beweis stellen. Sie sehen, wir stehen zu unseren Fahrern.“

Während seine Kollegen wieder im Rennsattel sitzen, ist für Keinath das Abenteuer Profi-Radsport vorbei. Kontakt mit Net App besteht nach seiner Aussage nur über die Anwälte: „Noch heute streiten sich unsere Anwälte, da das Team, abgesehen von allen Ausrüstungsgegenständen, wie gebrauchten Socken und Hosen, auch noch Geld für Gegenstände möchte, die sich nicht einmal in meinem Besitz befinden", klagte der Allrounder.

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Ronde de l`Oise (2.2, FRA)
  • Tour of Malopolska (2.2, POL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)