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18.11.2009 | (rsn) - Trotz konstant guter Leistungen hat Hannes Blank (Differdange) den Sprung in ein höherklassiges Team nicht geschafft und beendet deshalb seine Karriere. Im Interview mit Radsport News erklärt der 26-jährige Dieburger, warum es nicht mit einem großen Vertrag geklappt hat und spricht über Höhe- und Tiefpunkte seiner Laufbahn sowie über sein neues Leben abseits des Radsports.
Herr Blank, trotz einiger guter Resultate beenden Sie im Alter von 26 Jahre Ihre Karriere. Weshalb?
Blank: Es ist die Unwirtschaftlichkeit des Ganzen. Mir hat der Radsport viel Spaß bereitet. Allerdings muss man auch schauen, dass man genügend Geld verdient, um auch nach der Laufbahn davon noch einigermaßen leben zu können. Ich wollte diesen Schritt bereits im letzten Jahr gehen, hatte aber noch keine wirkliche Alternative. Im Vorjahr habe ich gute Ergebnisse eingefahren und war nahe dran an einem großen Vertrag. Das hat mich noch mal motiviert. Jetzt habe ich aber einen neuen Studiengang, „Regionalstudien Ost- und Mitteleuropa“, mit Schwerpunkt Russisch und Jura als Ergänzung, für mich entdeckt. Man darf seinen Träumen nicht ewig nachhängen, denn irgendwann heißt es „Willkommen im wahren Leben.“ Mit meinen 26 Jahren bin ich jetzt in einem Alter, wo ich auch an die Zukunft denken muss. Im Continental-Bereich kann man für den Moment ganz gut leben, aber Rücklagen sind da kaum möglich. Deshalb ist meine Entscheidung pro Studium gefallen. Mein Übergang war quasi fließend. Ich bin mit Paris-Bourges mein letztes Rennen gefahren und fünf Tage später fanden die ersten Vorlesungen statt.
Wann ist ihr Entschluss gefallen?
Blank: Bereits im Februar habe ich diesen Studiengang für mich entdeckt. Im Juni habe ich mich beworben und als ich von der Tour d`Alsace nach Hause kam, lag die Zusage auf dem Tisch.
Wie hat die Teamleitung von Differdange auf ihre Entscheidung reagiert? Schließlich waren Sie dort einer der wichtigsten Fahrer.
Blank: Das Team war natürlich nicht begeistert, hat aber für meine Entscheidung Verständnis gezeigt. Ich habe unserem Teamchef auch sehr früh Bescheid gegeben, dass er in der kommenden Saison ohne mich planen muss.
Viele Fahrer wagen den Spagat zwischen Studium und Radsport. Warum Sie nicht?
Blank: Mein Studium ist sehr aufwändig. Russisch ist für mich eine komplett neue Sprache. Zudem ist Jura nicht ganz einfach. Den Spagat hätte ich mir nur mit einem Team aus dem Kölner Raum erlauben können. Da hat aber kein Angebot gepasst und zudem habe ich in den letzten Wochen gemerkt, dass neben dem schweren Studium gar keine Zeit mehr für professionellen Radsport wäre, zumal ich mein Studium auch zügig durchziehen möchte.
Weshalb hat es bei Ihnen trotz guter Ergebnisse nicht mit einem großen Vertrag geklappt?
Blank: Mein Ziel war es, in ein großes französisches Team zu kommen. Die Rennen dort sind sehr schön, ich mag die Lebensart und Frankreich ist das Mutterland des Radsports. Allerdings wurde mir da, so wurde es mir zumindest gesagt, mein deutscher Pass zum Verhängnis. Bei den Verhandlungen mit einem französischen ProTour-Team wurde mir explizit gesagt, dass der Sponsor keine deutschen Fahrer im Team haben wolle.
Wäre das aufstrebende Team NetApp nichts für Sie gewesen?
Blank: Meine Entscheidung ist schon recht früh gefallen, da habe ich mich mit NetApp auch nicht wirklich beschäftigt. Das Vorhaben hört sich sicherlich interessant an, aber ich hätte dann auch noch mal drei Jahre auf einen großen Vertrag warten müssen. Und wer kann garantieren, dass die Mannschaft in drei Jahren wirklich in der ProTour fährt?
Wie bewerten Sie rückblickend ihre Karriere? Was waren Höhe- und was Tiefpunkte?
Blank: Es waren zehn lehrreiche Jahre. Ich habe viele Erfahrungen, sowohl positive wie negative, gemacht, die ich auch nicht missen möchte. Sportliche hatte ich viele Höhen, aber auch Tiefen. Die Teilnahmen am Henninger Turm-Rennen waren für mich als Hesse immer was Besonderes. Auch an meine starke Bayern-Rundfahrt 2006, als ich bester Nachwuchsfahrer wurde oder an die DM im Jahr zuvor, wo ich noch im Trikot von Mapei 140 Kilometer an der Spitze fuhr, denke ich gerne zurück.
Zu meinen schönsten Tagen als Radsportler zählen aber auch die Schlussetappe der Hessen-Rundfahrt 2006, als ich in einer Ausreißergruppe gemeinsam mit meinem Vorbild Jens Voigt unterwegs war. Kurz vor dem Ziel ging es auf dem Weg nach Frankfurt an meinem Heimatort Dieburg vorbei und schließlich konnte ich noch den zweiten Platz belegen. Aber auch mein diesjähriger Sieg beim GP Tarttu (Kat. 1.1) war etwas besonders, da es mein größter der Karriere war und ich an diesem Tag zudem durch einen besonderen Anruf am Morgen motiviert wurde. Negativ in Erinnerung geblieben ist mir die Endzeit bei Lamonta, als mir kurzfristig gesagt wurde, dass ich nicht im Team bleiben könne. Aber auch bei Differdange gab es ein paar Probleme, als der französische Co-Sponsor in finanzielle Nöte geriet und wir auf unser Geld warten mussten.
Geärgert habe ich mich, dass in diesem Jahr bei meinem Lieblingsrennen, dem Circuit de Lorraine (Kat. 2.1), als ich in absoluter Topform war, für mich aber nichts Zählbares herausgesprungen ist. Zum einen hatte ich im ungünstigsten Moment Defekt und zum anderen war das Verhalten einiger Teammitglieder nicht optimal. Der traurigste Tag als Sportler war allerdings in meinem letzten U23-Jahr, als ich bei meinem Heimrennen Rund um den Henninger Turm im strömenden Regen gleich drei Mal Defekt hatte und schließlich nicht auf die Zielrunde auf den Hainerweg gelassen wurde – und das vor der ganzen Familie.
Würden Sie jungen Radfahrern davon abraten, sich als Radprofi zu versuchen?
Blank: Träume soll man leben. Wenn man den Traum hat, Radprofi zu werden, dann soll man es versuchen. Ich würde niemandem davon abraten. Allerdings muss man sich auch den Konsequenzen bewusst sein. Man muss sich realistisch einschätzen können und sich fragen: Kann ich es nach ganz oben schaffen? Schließlich möchte man auch nach dem Radsport ein Leben mit Niveau führen, da gehört die finanzielle Absicherung mit dazu. Außerdem kann ich den jungen Fahrern einen ganz wichtigen Tipp geben: Augen auf, wenn ihr auf Reisen seid. Reisen bildet. Es gibt so viel zu sehen, also verkrümelt euch nicht nur auf eure Hotelzimmer.
Ist Ihr Abschied endgültig oder können Sie sich eine Rückkehr vorstellen?
Blank: Im Moment überhaupt nicht. Ich bin mit meiner Situation zufrieden. Ich habe 100 Prozent Radsport gelebt, jetzt hat mein Studium zu 100 Prozent Priorität. Radsportfan bleibe ich aber weiterhin. Es ist ein rein beruflicher Schnitt.
Abschließende Frage: Was war der kurioseste Moment Ihrer Karriere?
Blank: Das war bei der Korea-Rundfahrt. Bei sinnflutartigem Regen sind wir dort durch die Berge gefahren. Die Städte im Tal waren alle sehr bunt, überall riesengroße Schriftzeichen. Durch den Nebel fuhren wir langsam auf ein Haus zu, auf dem in großen Lettern „Schwarzwaldhaus“ stand. Da war ich erschrocken und überrascht zugleich.
Mit Hannes Blank sprach Christoph Adamietz.
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