"Ich orientiere mich an den Besten"

Martin knapp an zwei Trikots vorbei

Von Pit Weber

Foto zu dem Text "Martin knapp an zwei Trikots vorbei"

Tony Martin (Columbia HTC) im Auftaktzeitfahren der 96. Tour de France

Foto: ROTH

05.07.2009  |  (rsn) - Um fünf Uhr am Samstagnachmittag war Tony Martin mit seinem Tour-Debüt in Monaco zufrieden. Um sieben Sekunden hatte der Columbia-Profi zu diesem Zeitpunkt den großen Lance Armstrong (Astana) hinter sich gelassen und selbstbewusst kommentiert: „Es ist schön, dass ich schneller als Lance war, aber hier sind 180 Fahrer am Start und ich will mich an den Besten orientieren. Zeitfahren ist meine Spezialdisziplin. In den Bergen wird Armstrong wieder vor mir sein.“

Um halb acht dürfte er sich ein wenig geärgert haben. Nur knapp verpasste er schon gleich zu Beginn eines der begehrten Trikots. In der Bergwertung schnappte ihm Alberto Contador (Astana) das „Polka“-Leibchen um sieben Sekunden vor der Nase weg. Nur um eine Sekunde verfehlte der 24-jährige Eschborner das Weiße Trikot der Nachwuchswertung, an der alle Fahrer teilnehmen, die noch nicht 25 Jahre alt sind.

Grund war ein Fahrfehler in der Abfahrt. „Ich habe alles gegeben und mich in einer Kurve versteuert“, erklärte Martin nüchtern. „Er musste sich am Geländer festhalten“, schildert sein Sportlicher Leiter Rolf Aldag den Patzer, der fast zum Stillstand führte und eine bessere Zeit verhinderte. Martin: „Ich hatte mir die Strecke angeschaut, die Kurve aber doch etwas unterschätzt. Ich habe versucht, alles rauszuholen. Vielleicht fehlte mir auf den letzten zwei Kilometern auch die Konzentration, nachdem ich bis zur Bergwertung alles gegeben hatte.“

Martin war darüber informiert, dass er schneller als Armstrong unterwegs war, aber nicht, dass er eine neue Bestzeit aufstellte, die lange Bestand haben sollte. „Dass ich vor Armstrong lag, hat mich sicher noch etwas mehr motiviert. Ich wusste aber nicht, was die Zeit bedeutet, ob andere noch schneller waren, weil Rolf Aldag mir immer nur Armstrongs Zeit nannte.“

Beim Debüt vor dem siebenmaligen Toursieger zu sein, ist sicher eine schöne Anekdote für Martin. Den Traum vom Weißen Trikot kann er sich noch erfüllen. Wenn alles normal läuft, dürfte er es sich am Dienstag nach dem Mannschafts-Zeitfahren überstreifen. Columbia HTC sollte Liquigas die Sekunde Vorsprung abknöpfen können.

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