Interview zum Tour-Debüt

Geschke: „Ich habe nichts zu verlieren“

Foto zu dem Text "Geschke: „Ich habe nichts zu verlieren“"

Simon Geschke (Skil-Shimano)

Foto: ROTH

30.06.2009  |  (rsn) – Simone Geschke (Skil-Shimano) ist neben Tony Martin (Columbia-Highroad) und Johannes Fröhlinger (Milram) der dritte deutsche Debütant bei der diesjährigen Tour de France. Im Gespräch mit Radsport News äußerte sich der Berliner Neoprofi zu seinen Erwartungen und Zielen und zeigte sich zuversichtlich, dass sich sein Team beim ersten Start in Frankreich gut verkaufen wird.

Simon, Du gehst als Neoprofi zur Tour de France. Ist das für Dich ein kleines Radsportwunder?

Geschke: Auf jeden Fall. Im ersten Jahr eine dreiwöchige Rundfahrt zu fahren, ist nicht so speziell - aber dann gleich die Tour, das kann nicht jeder von sich behaupten.

Skil ist als niederländisches Team nicht gerade für seine Kletterer bekannt. Bist Du in eine Lücke gestoßen, hast Du auch deshalb dieses Team ausgewählt?

Geschke: Teils teils. Die Hauptgründe waren für mich allerdings das gute Rennprogramm und der gute Ruf, den das Team genießt.

Deine Berliner Heimat ist nicht gerade für Ihre Berge berühmt. Wie hast Du Dich zum Kletterspezialisten entwickelt?

Geschke: Also als reinen Kletterspezialisten würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich habe schon gute Voraussetzungen für die Berge, und das ist meiner Meinung nach wichtiger als ständig am Berg zu trainieren. Die meisten Rennen, die ich für Skil-Shimano fahre, sind bergige. Ich entwickele mich also auch viel über die Rennen.

Welche Aufgaben wirst Du bei der Tour haben?

Geschke: Wir haben das teamintern noch nicht besprochen. Aber da wir ohne ausgemachten Kapitän für das Gesamtklassement starten, wird jeder von uns seine Chance bekommen. Das bedeutet, dass wir vor allem in der ersten Woche versuchen müssen, uns in Ausreißergruppen zu präsentieren.

Mit welchen persönlichen Zielen gehst Du ins Rennen?

Geschke: Mein Primärziel ist erst mal, die drei Wochen zu überstehen und in Paris anzukommen. Wenn ich die Chance habe, in einer Fluchtgruppe dabei zu sein, wäre das prima – am liebsten natürlich auf einer mittelschweren oder einer Bergetappe. Aber ich nehme es, wie es kommt….

Was traust Du Eurem Team zu?

Geschke: Ich denke, wir werden uns sehr gut verkaufen. Jeder wird in Topform sein und natürlich auch sehr motiviert in jede einzelne Etappe gehen. In der Gesamtwertung werden wir wohl keine große Rolle spielen, aber auf den einzelnen Etappen werden wir, denke ich, einige gute Ergebnisse erzielen können.

Die Tour gilt als das härteste Rennen der Welt. Überwiegt die Vorfreude bei Dir oder hast Du Bammel vor den schweren Bergetappen und dem allgemein hohen Tempo?

Geschke: Noch überwiegt die Vorfreude. Großen Respekt habe ich natürlich auch, schließlich bin ich noch nie zuvor drei Wochen Rennen gefahren. Aber genau genommen habe ich nichts zu verlieren, deswegen bin ich noch relativ locker.

Wie sind deine Erfahrungen als Neoprofi bisher?

Geschke: Es ist schon komplett anders als in der U23. Die Rennen werden anders gefahren und auch im Team wird ganz anders gearbeitet. Das gefällt mir alles sehr gut bis jetzt.

Auch vor der Tour 2009 ist Doping ein großes, wenn nicht das große Thema. Wie beurteilst Du als junger Fahrer die Situation?

Geschke: Ich finde es nach wie vor unfair, wie einseitig über das Dopingproblem berichtet wird. Man hat das Gefühl, es wird vor jeder Tour nur auf Skandale gewartet. Ich fände es auch mal schön zu lesen, dass im Radsport so viel, so effizient und mit den neuesten Methoden kontrolliert wird wie in keiner anderen Sportart. Natürlich gab es in den letzten Jahren viele Skandale, die den Sport in Verruf gebracht haben, aber was alles getan wird, um den Radsport zu „säubern“, das wissen die wenigsten.

Wie sind Deine persönlichen Erfahrungen mit dem UCI-Blutpass, in dessen Rahmen ja rund 50 Fahrer mit abnormalen Blutwerten aufgefallen sein sollen?

Geschke: Ich habe vom Blutpass noch nicht so viel mitbekommen. Mir wird jetzt halt öfters Blut abgenommen. Aber das ist auf jeden Fall eine gute Sache und ein wichtiger Bestandteil im Anti-Dopingkampf. Man kann so einfacher die verdächtigen Fahrer einkreisen. Man sollte den Radsport dafür loben, Vorreiter dessen zu sein.

Wie wird in Eurem Team mit dem Thema Doping umgegangen?

Geschke: Als ich letztes Jahr bei Skil-Shimano meinen Vertrag unterschrieben habe, hat mir mein Teamchef Iwan Spekenbrink als eines der ersten Dinge erzählt, dass Doping im Team nicht geduldet wird. Unser Sponsor macht auch in keinster Weise Druck, was Spitzenergebnisse angeht. Wir wollen keine Skandale und nicht zuletzt deshalb fahren wir dieses Jahr die Tour. Wir haben keinen Fahrer mit Dopingvergangenheit und ich habe auch keine Angst, dass ein Fahrer von uns positiv getestet wird.

Du warst 2008 Stagiaire bei Milram, das Team hat Dich dann aber nicht verpflichtet. Glaubst Du, dass sich Teamchef Gerry van Gerwen ärgert, Dich nicht behalten zu haben?

Geschke: Milram hat letztes Jahr eine ganze Menge starker Fahrer von Gerolsteiner verpflichten können. Für mich war da leider kein Platz mehr, der Kader war voll. Das ist nichts worüber man sich im Nachhinein ärgern müsste.

Wer ist dein Tour-Favorit und was traust Du den deutschen Fahrern zu?

Geschke: Ich denke, Alberto Contador gewinnt die Tour dieses Jahr. Den deutschen Fahrern traue ich auf jeden Fall einen oder auch mehrere Etappensiege und in der Gesamtwertung eine Platzierung unter den besten 15 zu.

Mit Simon Geschke sprach Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.10.2009UCI: Bordry "fehlinformiert und boshaft"

Aigle (dpa) - Der Weltradsport-Verband UCI hat sich gegen Vorwürfe der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD gewehrt, bei der vergangenen Tour de Fance Anti-Doping-Regeln eklatant verletzt zu haben

29.10.2009UCI schießt gegen AFLD zurück

(sid) - Grobe Fehler im Umgang mit Kontrollen hat der Radsport-Weltverband UCI der Anti-Doping-Agentur Frankreichs (AFLD) vorgeworfen. Die Kritik ließ die UCI in einer Kopie auch der Welt-Anti-Doping

14.10.2009Astana: "Wir haben nichts zu verbergen"

Paris (dpa/rsn) - Astana zeigt sich von den jüngsten Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft überrascht. „Das Team Astana hat nichts zu verbergen, seine Fahrer benutzen keine verbotenen

13.10.2009Pariser Staatsanwaltschaft untersucht Spritzen von Astana

(sid/dpa) - Die Pariser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung gegen den Astana-Rennstall eingeleitet. Nach Informationen der französischen Sporttageszeitung „L´Equipe“ wurde die Behörde für

12.10.2009Tour: Keine weiteren verdächtigen Fälle

(sid) - Der Tour de France scheinen weitere Dopingfälle vorerst erspart zu bleiben. "Pierre Bordry hat mir kürzlich bestätigt, dass es keine verdächtigen Fälle gibt. Das zeigt, dass der Kampf geg

11.10.2009McQuaid: "Humaner Akt, keine Vorzugsbehandlung"

(sid) - UCI-Präsident Pat McQuaid hat den Anti-Dopingkampf des Radsport-Weltverbands gegen die jüngste Kritik verteidigt. Die Vorwürfe, die UCI habe bei der diesjährigen Tour de France das Team As

07.10.2009Bordry: "Tour-Kontrollen 2009 nicht regelkonform"

(sid) - Pierre Bordry, Präsident der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD hat den Radsport-Weltverband UCI wegen der Dopinkontrollen bei der diesjährigen Tour de France scharf attackiert. "Die Ko

06.10.2009Astana-Sprecher nennt Vorwürfe "lächerlich"

(dpa/rsn) - Nach dem Weltradsportverband UCI hat auch das Astana-Team Vorwürfe der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD zurückgewiesen, wonach die Mannschaft von Alberto Contador und Lance Armstr

06.10.2009UCI will Zusammenarbeit mit AFLD beenden

(rsn) – Nach der Veröffentlichung eines Berichts, in dem die französische Anti-Doping-Agentur den Fahndern des Weltverbandes UCI bei der Tour 2009 eine bevorzugte Behandlung des Astana-Teams vorge

06.10.2009Bordry: Neue Dopingmittel bei der Tour 2009

(rsn) - Bei der Tour de France 2009 gab es keinen positiven Dopingtest. Pierre Bordry, Vorsitzender der französischen Anti-Doping Agentur AFLD, ist jedoch überzeugt, dass auch in diesem Jahr betro

05.10.2009UCI: "Keine Vorzugsbehandlung von Astana bei der Tour"

Paris (dpa/rsn) - Der Weltverband UCI hat vehement Vorwürfe bestritten, wonach das kasachische Astana-Team bei Dopingkontrollen während der vergangenen Tour de France mit großer Nachlässigkeit beh

05.10.2009Kontrollpraxis der UCI bei der Tour in der Kritik

(sid) - Die Dopingkontrollen des Radsport-Weltverbandes UCI bei der Tour de France sind drei Monate nach Ende der Rundfahrt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Berichten der französischen Zeitungen "L

Weitere Radsportnachrichten

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

02.10.2025Mixed-Staffel bei der Straßen-EM: Startliste und Startzeiten

(rsn) – Nur sieben Mixed-Staffeln – immerhin aber eine mehr als 2024 - treten bei der Straßen-EM in Frankreich am Nachmittag im 40 Kilometer langen Teamzeitfahren der Elite an. Den Anfang macht u

02.10.2025Delbove holt sich am Fraser´s Hill Etappensieg und Gesamtführung

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe der 29. Tour de Langkawi (2.Pro) hat Joris Delbove (TotalEnergies) die Führung im Gesamtklassement der Rundfahrt übernommen. Der 25-jährige Franzose

01.10.2025Walscheid & Co. mühen sich: “Wie ein Kleiderschrank im Wind“

(rsn) – Am Mittwoch ist der Startschuss für die Straßenrad-Europameisterschaften in Frankreich gefallen. Den Anfang machte das Einzelzeitfahren zwischen Loriol-sur-Drome und Étoile-sur-Rhone, in

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

01.10.2025Straßen-EM 2026 findet in Pogacars Heimat statt

(rsn) – Wie die Union Européenne de Cyclisme (UEC) bestätigte, wird Slowenien die Straßen-Europameisterschaften 2026 ausrichten. Demnach soll die Hauptstadt Ljubljana vom 3. bis 7. Oktober Verans

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)