Die Giro-Favoriten / Teil 3

Voigt & Co. auf der Jagd nach dem Ausreißerglück

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Jens Voigt (CSC) Foto: Christoph Adamietz

08.05.2008  |  (rsn) - Bei der am Samstag auf Sizilien beginnenden 91. Auflage des Giro d`Italia kämpfen 198 Fahrer aus 22 Mannschaften um die begehrten Etappensiege und ein gutes Abschneiden in der Gesamtwertung. Radsport news stellt in einer dreiteiligen Serie die heißesten Anwärter auf das Rosa Trikot, die stärksten Sprinter und die Kandidaten für Ausreißersiege vor. Im letzten Teil unserer kleinen Reihe stellen wir die chancenreichsten Ausreißer vor.

***** Fünf Punkte

Heißester Anwärter auf den Titel des Ausreißerkönigs ist auch diesmal wieder Jens Voigt (CSC). Der 36-jährige Berliner machte sich im Laufe seiner langen Karriere vor allem durch seine offensive Fahrweise einen Namen. Beim Giro wird sich der zweimalige Deutschland-Tour-Sieger die eine oder andere Etappe herauspicken. Voigts Chancen stehen vor allem auf den langen, welligen Etappen sehr gut. Ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat ist der Belgier Nick Nuyens. Der Cofidis-Kapitän ist eigentlich ein Mann für die Frühjahrsklassiker und verfügt auch deshalb über ein geschultes Auge für die richtige Gruppe. Nicht zufällig feierte der 28-Jährige seine größten Erfolge als Solist oder aus kleinen Gruppen heraus. Auf den Bergetappen wird man vor allem den kleinen Kletterspezialisten Leonardo Piepoli an der Spitze sehen. Der mittlerweile 36 Jahre alte Saunier-Duval-Oldie wird sich wegen seiner Zeitfahrschwäche keine Chancen für die Gesamtwertung ausrechnen. In den Bergen zählt Piepoli aber zu den stärksten Fahrern im Feld und wird mit Sicherheit den einen oder anderen Etappensieg einfahren. Nicht ganz so steil mögen es seine beiden Landsleute Davide Rebellin (Gerolsteiner) und Paolo Bettini (Quick.Step). Die Klassikerspezialisten werden aber vor allem auf den hügeligen Teilstücken, die vom Profil her den Ardennen-Rennen ähneln, auf Etappenjagd gehen. Auf anspruchsvollem Terrain hat auch der Australier Stuart O`Grady gute Chancen. Der 34-jährige Allrounder hat sich bei CSC zu einem echten Klassikerjäger entwickelt. Diese Fähigkeiten kommen O`Grady auch bei Ausreißversuchen entgegen. Sofern er nicht als Helfer für Gilberto Simoni fungieren muss, hat auch der Schwede Niklas Axelsson (Serramenti PVC) gute Aussichten, mit einem langen Soloritt oder aus einer kleinen Gruppe heraus einen Sieg einzufahren. Der bald 36-Jährige fuhr auf diese Weise in diesem Frühjahr schon mehrfach auf das Podium.

**** Vier Punkte

Ein gutes Gespür für die richtige Ausreißergruppe hat auch der Spanier Pablo Lastras (Caisse d`Epargne). Der 32-jährige Madrilene konnte bereits 2001 eine Giro-Etappe gewinnen, 2003 war er auch bei der Tour de France erfolgreich. Hinzu kommen zwei Vuelta-Erfolge. In diesem Jahr gewann Lastras die Ruta del Sol – den Grundsteil dafür legte er mit einem erfolgreichen Fluchtunternehmen. In den Bergen wird man auch den Kolumbianer Maurico Soler ganz vorne sehen. Der Kletterspezialist vom Barloworld-Team bereitet sich beim Giro zwar hauptsächlich auf die Tour de France vor. Der Gewinner des Tour-Bergtrikots 2007 wird sich aber im Hochgebirge sicherlich auch testen wollen. Mit seiner offensiven Fahrweise begeisterte in diesem Jahr der Italiener Morris Possoni. Der 23-jährige High Road-Neuzugang verpasste vor wenigen Wochen bei der Baskenland-Rundfahrt nur knapp seinen ersten großen Sieg, als er vom heranjagenden Feld wenige Meter vor der Ziellinie noch gestellt wurde. Einen Giro-Etappensieg möchte in diesem Jahr auch der Italienische Meister Giovanni Visconti einfahren. Im letzten Jahr scheiterte der 25-jährige Quick.Step-Profi bei diesem Unterfangen nur knapp, als er hinter dem mittlerweile wegen Doping gesperrten Spanier Iban Mayo auf einem Teilstück den zweiten Platz belegte. Viscontis 27-jähriger Landsmann Daniele Pietropolli ist ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat auf einen Etappenerfolg. In diesem Jahr konnte der Teamkollege von Danilo Di Luca unter anderem die Kalabrien-Rundfahrt mit Etappensieg gewinnen. Viel erwarten kann man auch vom Russen Mikhail Ignatiev . Dem 23-jährigen Tinkoff-Profi gelangen im letzten Jahr mit offensiver Fahrweise bereits einige Siege. Während Ignatiev eher auf den flacheren Etappen erfolgreich sein kann, rechnet sich der Kolumbianer José Serpa im Hochgebirge etwas aus. Vielleicht kann der kleine Kletterer in den Alpen und den Dolomiten an seine Etappensiege bei der Tour de Langkawi anknüpfen.

*** Drei Punkte

Im Spätherbst seiner Karriere peilt auch der knapp 40-jährige Fabio Baldatoeinen Giro-Etappensieg an. Der Fuchs vom Lampre-Team, das ohne ambitionierten Klassementfahrer antritt, wird viele Freiheiten bekommen, und diese auch zu nutzen zu wissen. In seiner langen Karriere konnte der Italiener jeweils zwei Etappen bei der Tour, dem Giro und der Vuelta einfahren. Noch nicht ganz so imposant liest sich die Erfolgsbilanz von Kjell Carlström (Liquigas) und Pavel Brutt (Tinkoff). Sowohl der 31-jährige Finne als auch der fünf Jahre jünger Russe haben in der Vergangenheit schon des öfteren mit Attacken auf sich aufmerksam gemacht. Carlström, im letzten Jahr bei der Tour sehr aktiv, gelang in dieser Saison bereits ein Etappensieg bei Paris-Nizza. Brutt siegte im vergangen Jahr beim GP Chiasso. Ebenfalls auf der Rechnung haben muss man Magnus Backstedt. Der 33-jährige Slipstream-Neuzugang bewies 2004 bei seinem Roubaix-Triumph sein Durchhaltevermögen. Auch eine Tour-Etappe konnte Backstedt bereits gewinnen. Ein Erfolg beim Giro fehlt dem Kraftpaket aber noch. Dass Mauricio Ardila in guter Form ist und bei anspruchsvollen Etappen ein Mann für Ausreißergruppen ist, stellte er erst vor wenigen Tagen beim Henninger-Turm unter Beweis, wo der bald 29-jährige Kolumbianer auf den dritten Platz sprintete. Beim Giro wird Ardila allerdings Helferdienste für seinen Kapitän Denis Mentschow leisten müssen. Auf einen großen Sieg in seiner Karriere wartet noch der 33-jährige Italiener Fortunato Baliani (CSF Group Navigare). Dem Routinier fehlte bisher zumeist das nötige Quäntchen (Ausreißer)Glück. Vielleicht wird das beim Giro anders.

** Zwei Punkte

Vor dem Feld fühlt sich auch der US-Amerikaner Jason McCartney pudelwohl. So gelang dem 34-jährigen CSC-Profi, damals noch im Trikot von Discovery Channel, im vergangen Jahr bei der Vuelta sein bisher größter Erfolg. Der Schotte David Millar hat sich nach seiner Dopingsperre ebenfalls sehr offensivlustig gezeigt. Der 31-jährige Slipstream-Kapitän wird auch beim Giro zu den Aktivposten nicht nur seines Teams zählen. Ähnliches kann man auch vom Schweizer Patrick Calcagni erwarten. Der 30-jährige Barloworld-Profi konnte in diesem Jahr beim GP Pino Cerami seinen größten Karrieresieg einfahren und wird entsprechend selbstbewusst in Palermo an den Start gehen. Offensiv werden sich auch der Finne Jussi Veikkanen (Fdjeux) und der australische Meister Matthew Lloyd (Silence-Lotto) präsentieren.

* Einen Punkt

Neben Jens Voigt sind auch Markus Eichler (Milram) und Sven Krauss (Gerolsteiner) deutsche Kandidaten für lange Ausreißversuche. Der 26-jährige Eichler, dem besonders die Frühjahrsklassiker in Belgien liegen, ist prädestiniert für Fluchtunternehmen. Auch der ein Jahr jüngere Krauss beherrscht die Kunst des Ausreißens, wie er in der Vergangenheit auch beim Giro schon gezeigt hat – auch wenn es bisher noch zu keinem Etappensieg reichte. Ein weiterer Kandidat für einen langen Ausritt ist der Moldawier Ruslan Ivanov(PVC Serramenti). Der 34-jährige Teamkollege von Danilo Hondo gewann in diesem Jahr bereits die Tour de Langkawi (Kat 2.HC). Ambitionen auf den anspruchsvollen Etappen hat auch das kolumbianische Duo Felix Cardenas (Barloworld) und Luis Felipe Laverde (CSF Group Navigare).

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