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06.02.2004 | Vor zwei Jahren fuhren die beiden noch zusammen in einer Mannschaft über die Rennstrecken Europas, nun begegnen sich Udo Bölts und Danilo Hondo in sehr unterschiedlichen Rollen im Team Gerolsteiner wieder. Udo hat den Rennsattel nach der Saison 2003 gegen den Platz am Volant des Begleitfahrzeuges eingetauscht, Danilo beansprucht in seinem neuen Team eine Leaderrolle und will in den Kreis der Weltklassesprinter zurückkehren. Bei den fünf Rennen der Mallorca Challenge (1. – 5. Februar 2004) feierten die beiden in ihren neuen Jobs Premiere.
„Mallorca war doch nur ein leichter Aufgalopp, bei den nächsten Rennen gibt es erstmals konkret definierte Ziele“, wollte Neu-Sportchef Udo Bölts seinen von allen Seiten als gelungen bezeichneten Einstand nicht überbewertet wissen. „Es hat mir einen Riesenspaß gemacht. Jetzt sind halt nicht mehr die Fahrer die Kumpel, sondern die anderen Sportlichen Leiter.“ Zudem wusste der Pfälzer mit Reimund Dietzen einen erfahrenen Gerolsteiner-Kollegen an seiner Seite. „Mir fehlt noch bei vielen technischen Abläufen das nötige know-how oder die Routine meint Bölts. „Angefangen bei der richtigen Installation des Funkgerätes, der Einstellung der richtigen Funkfrequenzen, oder die Art und Weise der Abrechnung mit dem Hotel, etc., etc.. Der Reimund hat das natürlich alles fest im Griff, da kann ich mir viel abschauen.“ Eines hat der 37jährige jedenfalls sehr schnell gelernt: „Sportlicher Leiter bedeutet in erster Linie ‚verantwortlich sein’. Nicht nur für die Fahrer, auch und besonders für das Personal. Deine Ansage zum Tagesablauf ist für die Mitarbeiter Orientierungsmaßstab – also überlege dir sehr gut, was du sagst!“
Für Danilo Hondo (30) war die Herausforderung „Führungsposition“ ein entscheidendes Argument für den Wechsel zum Team Gerolsteiner: „Als Sprinter bist du hungrig nach Siegen. Siege sind dein Maßstab im Vergleich mit den anderen und du willst dich mit den Besten messen – du musst es, sonst entwickelst du dich zurück! Die Gelegenheiten im Kreise der ‚Großen’ mitzumischen waren für mich in der Vergangenheit spärlich gesät.“ Gerolsteiner bietet ihm jetzt die Gelegenheit, bislang Versäumtes nachzuholen. „Es ist ein richtiger Push für mich, wenn ich im Zielsprint die Verantwortung für den Erfolg der gesamten Teamleistung übernehmen kann.“
Dass sein neues Umfeld einen idealen Rahmen für die formulierten Ansprüche bietet, hat Hondo in den Tagen auf Mallorca hautnah erlebt. „Ich bin begeistert von der Atmosphäre bei Gerolsteiner. Eine gelungene Mischung aus familiärer Harmonie und höchster Professionalität. Aber den Eindruck hatte ich ja von Anfang an. Ich war im November zum ersten Mal mit dem kompletten Team zusammen und kam mir vor, als sei ich schon ewig dabei.“ Auch im Rennen stellte der Wahlschweizer fest: „Wir verstehen uns alle ohne Worte, das ‚Geben und Nehmen’ ist ein wichtiges Prinzip. Ich kann mich völlig aufs Finale konzentrieren, das ist ein tolles Gefühl.“
Sportlich betrachtet hätte Hondo natürlich „gerne einen Tagessieg mit nach Hause genommen“, aber auch mit den Plätzen vier, sieben und drei ist der 30jährige sehr zufrieden: „Man hat gesehen, dass es auch für ‚Ete’ (Zabel) schwer ist, im Moment gegen die Jungs, die in guter Form aus Australien kommen, zu gewinnen.“ Sportchef Udo Bölts sah den Auftritt seines Paradesprinters Hondo auf Mallorca ausgesprochen positiv: „Wenn man bedenkt, dass hier gar nicht mal die klassischen Anfahrer aus dem Team Gerolsteiner dabei waren, waren die Ergebnisse schon klasse. Die Mannschaft funktioniert schon auf sehr gutem Niveau.“ Danilo selbst war zudem zu Beginn der Rennserie noch durch eine Antibiotika-Behandlung leicht gehandicapt. „Ich hatte mir bei den Sixdays in Berlin eine Erkältung eingefangen.“
Angesprochen auf die schon zu Saisonbeginn unglaublich hohen Stundenmittel, die bei den Rennen gefahren wurden, meint Hondo: „Es wird von Jahr zu Jahr schneller und härter. Dazu kommt, dass das hier auf Mallorca fünf Einzelrennen sind, an denen es an jedem Tag um viele UCI-Punkte geht. Zudem ist ein guter Saisonauftakt für die zahlreichen spanischen Mannschaften sehr wichtig, die werden von ihren Chefs auch richtig heiß gemacht.“ Die ersten Schritte seines ehemaligen Kollegen im Rennsattel als „Chef“ kommentiert Danilo Hondo schnörkellos: „Der Udo hat seine Premiere sehr gut hinter sich gebracht. Er hat genau den richtigen Ton getroffen, war in der Balance zwischen locker und sehr konzentriert.“
In den nächsten Tagen wird Danilo Hondo gemeinsam mit Gerolsteiner Teamkollege Uwe Peschel noch auf der Sonneninsel trainieren. „Wir bilden mit ein paar anderen Jungs eine Trainingsgruppe und machen noch drei, vier Tage die Insel unsicher“, flachst der Sprinter. „Dann geht’s kurz nach Hause und ab dem 13. Februar starte ich mit dem Team bei der Ligurien-Rundfahrt.“
Für den Sportlichen Leiter Bölts stehen jetzt bis Paris – Nizza im März einige Wochen zu Hause in Heltersberg auf dem Programm. Für ihn aber keine Zeit des Müßiggangs: „Das Teammanagement steht im ständigen Austausch untereinander und mit den Fahrern. Die Detailplanungen bis hin zu den ersten Weltcup-Rennen stehen an. Es ist immer etwas zu tun, und ich habe noch so viel zu lernen.“ A propos lernen: Zwölf Mal Tour de France, plus zahllose weitere Rennen in Frankreich, Udo Bölts fühlte sich besonders im französischen Idiom recht alltagstauglich – vor seinem ersten Einsatz: „Ich kam mir bei den Meetings mit den Sportlichen Leitern vor wie in Babylon – jede Nationalität hat halt ihre eigene Weise, Französisch zu interpretieren. Die Spanier hauen die Worte dermaßen schnell raus – da hätte ich glatt besser Spanisch verstanden“, schmunzelt der Pfälzer.
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