RSNplusRed Bull – Bora – hansgrohe plant eine neue Ära

Evenepoel, Roglic, Lipowitz: Ein dreiköpfiges Rätsel

Von Christoph Niederkofler

Foto zu dem Text "Evenepoel, Roglic, Lipowitz: Ein dreiköpfiges Rätsel"
Remco Evenepoel fährt ab 2026 für Red Bull - Bora - hansgrohe. | Foto: Cor Vos PRÜFEN

05.08.2025  |  (rsn) – Mit der Verpflichtung von Remco Evenepoel hat Red Bull – Bora – hansgrohe einen waschechten Coup gelandet. Die deutsche Equipe selbst bezeichnete den Deal mit dem Belgier als "Meilenstein" und "starkes Signal" an die Konkurrenz. Doch so genial der Schachzug auf dem Transfermarkt sein mag – die Planung für die kommende Saison wird alles andere als ein Spaziergang.

Der Wechsel eines der "prägendsten Fahrer seiner Generation" ist nicht nur für Evenepoel selbst ein neues Kapitel. Auch Red Bull – Bora – hansgrohe setzte mit dem Transfer ein klares Statement unter den GC-Teams. Als 22-Jähriger gewann Evenepoel die Vuelta a España, zwei Jahre später krönte er sich bei den Sommerspielen in Paris zum Doppel-Olympiasieger. "Remco steht für einen Anspruch! Er will nicht mitfahren – er will prägen", wurde Teammanager Ralph Denk am Dienstag in einer Pressemitteilung zitiert. Und in dieser Aussage kündigt sich bereits die Zwickmühle an.

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Mit Evenepoel wechselt nämlich kein Jungspund in die Mannschaft, der von seinen routinierten Teamkollegen lernen will und aufgebaut werden soll. Der 25-Jährige soll von Anfang an das Geschehen auf der Straße mitbestimmen. Ein Umstand, der in der aktuellen Konstellation für Reibereien sorgen könnte. Immerhin schwang bereits bei der zurückliegenden Tour de France stets die Kapitänsfrage mit, die letzten Endes zwischen Primoz Roglic und Florian Lipowitz mit Bravour gelöst wurde. Gemeinsam für das Team – doch würde sich Evenepoel im Zweifelsfall hinten anstellen?

Remco Evenepoel und Primoz Roglic geben sich beim Giro dell'Emilia 2024 die Hand. | Foto: Cor Vos

 

"Das ist ein ziemlich komplexer Transfer, denn Evenepoel selbst sendet auch ein seltsames Signal aus", merkte der ehemalige Profi Jan Bakelants bei Het Laatste Nieuws an. Damit bezog er sich auf das Gefolge, welches der Neuankömmling zu seinem neuen Arbeitgeber mitbringt. So führt wohl auch für den Sportlichen Leiter Klaas Lodewyck, Teamkollege Mattia Cattaneo, Betreuer David Geeroms und Mechaniker Dario Kloeck der Weg von Soudal Quick – Step zu Red Bull – Bora – hansgrohe.

"Sogar die Ankunft des Sportlichen Leiters Sven Vanthourenhout kann man mit ihm in Verbindung bringen", hob Bakelants hervor. "Da kann man kaum sagen, dass Evenepoel sich für die Struktur und das Know-how des Teams entscheidet. Nein, er bringt seine eigene Struktur und seine eigenen Leute mit." Mit Bescheidenheit habe ein solches Manöver dem 39-Jährigen zufolge nichts zu tun. "Es ist fast wie eine feindliche Übernahme. Vor allem die Ernennung von Vanthourenhout ist ein Frontalangriff auf diejenigen, die bereits da sind", führte Bakelants weiter aus.

Remco Evenepoel kommt mit hohen Ambitionen zu Red Bull. | Foto: Cor Vos

 

Einer der Akteure im Team, der sich vor den Kopf gestoßen fühlen könnte, ist Lipowitz. Nach Platz drei in der Gesamtwertung und dem Gewinn des Weißen Trikots bei der Tour de France schien der 24-Jährige die große Zukunft seines Rennstalls zu sein. Diesen Status muss er sich ab sofort mit Evenepoel teilen. Der Zeitpunkt für den Mega-Deal hätte besser sein können. "Der Durchbruch von Florian Lipowitz macht alles komplexer", so Bakelants. Vor einigen Monaten war die Situation noch eine andere, "jetzt muss sich Remco mit den Pedalen zum Anführer machen. Denn wie soll man zwischen den beiden entscheiden?"

Vor seiner ersten Tour wurden die Erwartungen zurecht kleingehalten, Lipowitz wurde von seinem Team in Schutz genommen – selbst dann, als ganz Radsport-Deutschland mit ihm im Kampf um den Podestplatz mitfieberte. In der nächsten Saison ist die Situation jedoch eine andere. Lipowitz startet mit eigenen – und zwar höheren - Ansprüchen in die Saison 2026. Das erschwert die Planung. "Ich vermute, dass er sich nächstes Jahr noch mit dem Versprechen besänftigen lässt, dass er der große Mann im Giro oder in der Vuelta sein darf, aber wie sieht es in der weiteren Zukunft aus?", fragte Bakelants.

Red Bull und die beiden Gretchenfragen

 

Im Fall von Red Bull bleibt es aber nicht bei einer Gretchenfrage, vielmehr sind es zwei. Neben dem Kampf um die Zukunft gibt es auch ein Duell ums Prestige – und das wird zwischen Roglic und Evenepoel ausgefochten. Der Vertrag des Slowenen läuft nämlich über das Jahresende hinaus, was die deutsche Equipe vor ein dreiköpfiges Rätsel stellt. "Wir werden mit ihm sprechen, was seine Ziele sind, was ihn noch triggert, er hat ja fast alles gewonnen", meinte Denk im Podcast Inside Red Bull – Bora – hansgrohe. "Dann werden wir uns einen Plan zurechtlegen."

Florian Lipowitz hat bei der Tour de France das Weiße Trikot gewonnen. | Foto: Cor Vos

 

Wie dieser aussieht, hängt natürlich auch von den Wünschen seitens Evenepoel und Lipowitz ab. Es bahnt sich also ein Drahtseilakt an. "Vanthourenhout wird viel Arbeit haben, um alle auf eine Linie zu bringen", blickte Bakelants in die Zukunft von Red Bull. Mit anderen Worten: Wenn das Fundament nicht stimmt, stürzt jedes Bauwerk ein – egal wie hoch man zielt. In der Spitze ist Red Bull - Bora - hansgrohe den Namen nach nun optimal aufgestellt. Die unangenehmen Fragen kommen aber erst noch auf das Team zu.

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