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23.03.2024 | (rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat mit einem 29 Kilometer langen Solo auch die dritte Bergankunft der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gewonnen und in Queralt nach 155 Kilometern am Ende der 6. Etappe seinen Gesamtsieg bereits vor der Schlussetappe von Barcelona regelrecht festgezurrt. Der Slowene setzte sich auf der Königsetappe mit 57 Sekunden Vorsprung vor Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) durch und führt die Volta Catalunya nun mit ganzen 3:31 Minuten vor Landa an. Bernal (+ 4:53) rückte als Tageszweiter auf den dritten Gesamtrang vor.
"Der letzte Anstieg war richtig schön mit all den Leuten", freute sich Pogacar im Sieger-Interview beim Ausfahren auf der Rolle. "Aber ich habe sehr gelitten." Dafür war der 25-Jährige in erster Linie selbst verantwortlich. Denn auch mit bedeutend weniger Kraftaufwand hätte er seine Gesamtführung an diesem Tag wohl souverän verteidigen und vielleicht sogar trotzdem die Etappe gewinnen können. Doch Pogacar wäre nicht Pogacar, wenn er nicht die erstbeste Möglichkeit zur Attacke ergriffen und eine weitere Solo-Show abgezogen hätte.
"Wir haben das Rennen gut kontrolliert, aber an dem langen Ehrenkategorie-Anstieg hat Visma – Lease a Bike versucht, ein noch härteres Tempo vorzulegen. Es wurde super, super schwer. Oben waren wir nur noch etwa zehn Mann, aber wir waren mit Joao und Marc Soler gut vertreten. Also haben wir die Gruppe zum nächsten Berg geführt. Die anderen kamen zurück und Movistar hat versucht, zu attackieren, aber dann habe ich meinen Angriff lanciert. Ich sah noch ein paar Mann hinter mir, aber kam allein zum Gipfel und der Rest ist Geschichte…", schilderte Pogacar den Weg zu seinem Angriff am vorletzten Berg, 29 Kilometer vor Schluss, dem niemand folgen konnte.
Mit bereits 2:14 Minuten Rückstand auf Pogacar kam Enric Mas (Movistar) als Etappenvierter ins Ziel. Der Spanier hatte vor dem Schlussanstieg versucht, zu Bernal und Landa vorzufahren, war daran aber gescheitert und wurde in der knapp sechs Kilometer langen Steigung von Berga hinauf zum Ziel nach Queralt schließlich beinahe noch von der nächsten Gruppe eingeholt, aus der heraus Chris Harper (Jayco – AlUla / + 2:16) auf Rang fünf spurtete.
Bora-hansgrohe-Kapitän Aleksandr Vlasov konnte dieser Gruppe am Ende nicht mehr folgen und büßte 2:38 Minuten ein, was ihn auch seinen Podestplatz in der Gesamtwertung kostete. Vlasov ist 5:46 Minuten hinter Pogacar und 53 Sekunden hinter Bernal nun Vierter, Mas und Harper folgen beide fünf Sekunden hinter Vlasov auf den Plätzen fünf und sechs der Gesamtwertung.
Noch enttäuschender als für Vlasov verlief der Tag aber aus Sicht von Visma – Lease a Bike. Die niederländische Mannschaft schlug im Ehrenkategorie-Anstieg zum Coll de Pradell kurz nach Rennhalbzeit ein sehr hohes Tempo an, um das Feld schon am drittletzten Berg des Tages extrem zu dezimieren.
Oben heraus aber, als es immer steiler wurde, konnten ausgerechnet die eigenen Kapitäne Sepp Kuss und Cian Uijtdebroeks mit den Besten nicht mehr mithalten. Sie kamen nach der Abfahrt zwar nochmal zur zwölfköpfigen Spitzengruppe um Pogacar zurück, doch Etappenrang 15 mit 3:52 Minuten Rückstand auf den Slowenen war alles andere als das, was sich Kuss vorher wohl vorgestellt hatte.
Beeindrucken konnte dagegen der 22-jährige Deutsche Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost). Er fand sich auf dem Weg zum Schlussanstieg in der ersten größeren Gruppe hinter Pogacar, Bernal und Landa wieder und erreichte das Ziel schließlich als 18. mit 4:23 Minuten Rückstand.
Schon direkt nach dem Start setzten sich bei sonnigem Wetter Hugh Carthy (EF Education – EasyPost) und Bauke Mollema (Lidl – Trek) aus dem Hauptfeld ab. Carthy gewann nach 17 Kilometern den ersten Zwischensprint und kurz darauf am Coll de la Batallola auch den ersten Bergpreis der 3. Kategorie sowie bei Kilometer 57 den zweiten Bergpreis am Collet de Cal Ros (2. Kat.), während im Hauptfeld zunächst Visma – Lease a Bike das Tempo kontrollierte und den Abstand gering hielt.
Mit nur einer halben Minute Vorsprung gingen Carthy und Mollema nach rund 80 Kilometern den dritten Berg des Tages an, den zur Ehrenkategorie zählenden Coll de Pradell – ein 14,6 Kilometer langer Anstieg mit durchschnittlich 7 Prozent, dessen letzte 5,5 Kilometer allerdings mit ganzen 11 Prozent im Schnitt ansteigen. Schon im unteren Teil des Berges stellte das Peloton die beiden Spitzenreiter.
Das Profil der 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt. | Grafik: Veranstalter
Als es fünf Kilometer vor Schluss dann steiler wurde, löste sich mit Esteban Chaves der nächste EF-Kletterer und fuhr einige Meter Vorsprung heraus. Weit weg kam der Kolumbianer aber nicht, da hinter ihm nun das UAE Team Emirates das Zepter übernahm und für Pogacar die Schlagzahl im Peloton nochmals erhöhte und ihn bald wieder zurückholte. Je weiter es in Richtung des 1.730 Meter hoch gelegenen Passes ging, desto kleiner wurde das Feld unter dem Tempodiktat von UAE und Visma.
Zwei Kilometer vor der Bergwertung bekam plötzlich Sepp Kuss Probleme, dem Tempo zu folgen – und sofort scherte auch Steven Kruijswijk als Helfer des Visma-Teams an der Spitze aus. Doch das war zu spät: Der Kapitän, vor der Etappe Siebter der Gesamtwertung fiel zurück, nur Cian Uijtdebroeks blieb zunächst noch in der da noch rund 20 Fahrer starken Favoritengruppe. Doch auf den letzten 1.500 Metern bis zum Gipfel musste auch er die Segel streichen und nur zwölf Mann überquerten an der Spitze gemeinsam den Pass, angeführt von Pogacar-Helfer Marc Soler.
Die besten zwölf Kletterer am Coll de Pradell waren neben Soler und Pogacar sowie deren Teamkollegen Joao Almeida auch Mikel Landa (Soudal – Quick-Step), Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Antonio Tiberi (Bahrain Victorious), Lenny Martinez (Groupama – FDJ), Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe), Enric Mas, Einer Rubio, Ivan Sosa (alle Movistar) und Chris Harper (Jayco – AlUla). Sie lagen in der Abfahrt bis zu 1:20 Minuten vor dem Verfolgerfeld mit Kuss, Uijtdebroeks, Kruijswijk, Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Wout Poels (Bahrain Victorious) und dem nur durch einen Defekt zurückgefallenen George Bennett (Israel – Premier Tech) sowie vielen anderen.
Im Verlauf der durch einen rund drei Kilometer langen Gegenanstieg zweigeteilten Abfahrt rückte die stetig anwachsende zweite Gruppe, angeführt von Visma – Lease a Bike, allerdings wieder deutlich näher an die Spitze heran. Im Tal angekommen kam es 33,5 Kilometer vor dem Ziel dann sogar tatsächlich wieder zum Zusammenschluss, kurz bevor mit dem Collada de Sant Isidre (Kat. 1, 5,0 km bei 8,6 Prozent) der vorletzte Anstieg des Tages begann.
Dort erhöhte Movistar das Tempo und zog das gerade wieder zusammengewachsene Feld in die Länge, bevor 30 Kilometer vor dem Ziel Pogacar seinen Angriff startete und ein Kontrahent nach dem anderen vom Hinterrad wegplatzte. Als letztes musste 2,5 Kilometer vor der Bergwertung und 29,2 Kilometer vor dem Ziel Landa reißen lassen. Am Bergpreis lag Pogacar bereits 25 Sekunden vor Landa und 55 Sekunden vor Bernal sowie mehr als eine Minute vor der nächsten Verfolgergruppe mit Almeida, Harper, Martinez, Mas, Tiberi und Vlasov, die in der Abfahrt aber nochmal anwuchs – unter anderem mit Kuss und auch Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost).
Bergab holte Bernal außerdem Landa ein und das Duo befand sich auf den welligen 15 Kilometern an den Fuß des Schlussanstiegs konstant rund 50 Sekunden hinter Pogacar. Auf diesem Teil setzte sich dahinter auch Mas ab und machte Jagd auf das Duo. Der Spanier kam bis auf zehn Sekunden heran, verlor dann aber wieder an Boden im Duell mit Bernal um den dritten Podestplatz.
Als 5,7 Kilometer vor dem Ziel am Zwischensprint in Berga der Schlussanstieg begann, hatte Pogacar 40 Sekunden Vorsprung auf Bernal und Landa sowie 1:10 Minuten auf Mas und über zwei Minuten auf die Vlasov-Steinhauser-Gruppe, die nun bergauf sofort wieder zu zerfallen begann.
Hinauf zum Ziel in Queralt gingen die Lücken zwischen den einzelnen Gruppen kontinuierlich weiter auf und Pogacar siegte souverän, während Bernal vor Landa als Zweiter über die Linie fuhr.
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