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11.01.2024 | (rsn) – Ein bisschen fühlte es sich so an, als wäre der verlorene Sohn zurückgekehrt. Dabei war Emil Herzog gar nicht lange weg gewesen. Nur eine Saison bestritt er außerhalb seines gewohnten Umfelds, das in den Farben von Bora - hansgrohe daherkommt. Der junge Allgäuer war mehr oder weniger an die US-amerikanische Talenteschmiede Hagens Berman Axeon ausgeliehen, die im U23-Bereich regelmäßig große Talente formt und dann an die WorldTeams abgibt.
Jasper Philipsen, Joao Almeida, Mikkel Bjerg – das sind nur einige wenige Namen, die in den letzten Jahren die einst als Trek-Livestrong gegründete Mannschaft durchliefen und nun ihre Spuren in der WorldTour hinterlassen. Auch Herzog wollte diesen Weg gehen. Mit 18 Jahren war ihm der Sprung von Boras Junioren-Team Auto Eder direkt in die WorldTour-Mannschaft zu groß, Weltmeister und Führender der UCI-Weltrangliste hin oder her.
___STEADY_PAYWALL___Auf seine erste Profisaison bereitet sich Emil Herzog auf Mallorca vor, wo Bora – hansgrohe ein Teamtrainingslager bezogen hat. | Foto: Matthis Waetzel
Vielleicht diente auch ein Beispiel aus den eigenen Reihen als Abschreckung. Marco Brenner, als Junior ebenfalls ziemlich erfolgreich, wechselte zwei Jahre vor Herzog von Auto Eder direkt in die WorldTour zu DSM. Dort verbrannte er sich, ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, allerdings die Finger und kam nie so richtig in Fahrt. Mit 21 Jahren versucht er nun den Restart beim Schweizer Zweitdivisionär Tudor.
Herzog, der alles auf die Karte Radsport setzt und dafür seine Ausbildung abbrach, wollte mit dem Jahr in der U23 schwierige Zeiten umgehen, doch so richtig gelang ihm das nicht. Ergebnisse blieben die gesamte Saison über aus. Allerdings sammelte Herzog auf der Straße auch nur 22 Renntage, auf dem Mountainbike kamen lediglich sechs dazu. Die U23-WM im Gelände, die er als 50. beendete, war sein letztes Rennen.
Das war Anfang August. Danach war für Herzog Schluss. Wie er in einer Medienrunde am Rande der Teampräsentation von Bora – hansgrohe auf Mallorca sagte, sei dies krankheitsbedingt gewesen. “Ich hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Deswegen konnte ich vor allem im zweiten Teil der Saison kaum an Rennen teilnehmen.“ Später konkretisierte er: “Ich bin ein paar Rennen gefahren, als ich nicht ganz fit war. Danach bin ich nicht mehr in Schwung gekommen. Ich hatte eine kleine Entzündung im Herzen. Das hat man relativ spät, Mitte September, herausgefunden.“
Seinen bisher größten Sieg feierte Herzog im September 2022, als er in Wollongong Juniorenweltmeister im Straßenrennen wurde. | Foto: Cor Vos
Eine verschleppte Krankheit, späte Diagnosen – möglicherweise ein Grund dafür, dass Herzog relativ schnell und ohne gutes U23-Jahr wieder zurückgeholt wurde? “Nein“, sagte der Simmerberger. “Ich hatte schon früh beim Team unterschrieben. Eigentlich war schon kurz nach den Junioren klar, dass ich nach einem Jahr zu Bora zurückkomme.“
Mittlerweile sind alle Probleme ausgeräumt. “Das Training läuft gut, ich fühle mich viel besser.“ Ende Januar stehen bei der Mallorca Challenge seine ersten Rennen auf dem Plan, danach geht es weiter zur Oman-Rundfahrt. An die Hand wird ihn dann aber keiner seiner Kollegen nehmen. “Alle helfen mir und geben mir Tipps. Einen zugeordneten Fahrer habe ich aber nicht.“
Das gilt auch für sein Unterfangen, im Laufe der Saison herauszufinden, auf welche Art von Rennen er sich spezialisieren will. Im Juniorenbereich war Herzog äußerst vielseitig. Er gewann unter anderem die auch als Tour de France der Junioren bekannte Ain Bugey Valromey Tour oder den Jugend-Klassiker Grand Prix West Bohemia. Weltmeister wurde er 2022 im australischen Wollongong schließlich durch einen langen, kraftvollen Sprint im Ausreißerduell mit dem Portugiesen Antonio Morgado.
In der vergangenen Saison kam Herzog im Trikot von Hagens Berman Axeon aufgrund einer Herzmuskelentzündung auf nur 22 Renntage. | Foto: Cor Vos
Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, eine Tendenz hat Herzog aber schon. “Ich bin nicht der leichteste, ich werde sicher kein GC-Fahrer“, sagte der mit 75 Kilogramm bei 1,83 Meter auf diversen Statistikportalen vermessene Herzog. “Die Klassiker könnten mir ganz gut liegen.“ Entsprechend sieht auch sein Rennprogramm im Frühjahr aus. Abgesehen vom Scheldepreis ist eine nahezu vollständige Klassikerkampagne für den Neoprofi geplant.
Kleiner Haken dabei: “Ich will nicht unbedingt Klassikerfahrer werden. Ich will es ausprobieren und wenn es gut läuft, lohnt es, sich in den nächsten Jahren mehr darauf zu konzentrieren. Aber wenn ich sehe, dass es nicht mein Ding ist, dann ist es auch kein Problem.“
Dann werden es vielleicht doch die kleineren Rundfahrten. Dazu soll Herzog im Sommer die Chance bekommen. Wo genau, ist allerdings noch nicht fix. Alles in allem wartet auf ihn ein Jahr der Orientierung. Ein nachgeholtes zwar, denn optimalerweise wäre das bereits bei Hagens Berman passiert. Doch mit 19 Jahren ist Emil Herzog immer noch jung genug, um seinen Weg zu finden.
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