Beim Weltcup in Namur trotz Materialpechs vorn

Pidcock mit einem Training und einem Rennen zum ersten Sieg

Von Kevin Kempf

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Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) war bei seinem zweiten Einsatz im Querfeldein-Winter der beste Mann im Rennen. | Foto: Cor Vos

17.12.2023  |  (rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) beim achten Weltcup der Saison in Namur und bei seinem zweiten Einsatz dieses Winters seinen ersten Sieg rausgefahren. In der vorletzten Runde setzte er sich entscheidend vom Tageszweiten Pim Ronhaar (beide Baloise – Trek Lions) ab. Dessen Teamkollege Joris Nieuwenhuis wurde Dritter. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) baute als Vierter seine Gesamtführung aus, sein Mannschaftskollege Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) wurde Fünfter.

Bei seinem Saisondebüt am Samstag wurde Pidcock noch von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in die Schranken gewiesen, doch trotz minimaler Vorbereitung konnte der Brite bei Abwesenheit des Weltmeisters die Konkurrenz nur einen Tag später in Schach halten. “Das ist ein guter Start. Ich hatte eine nur eine Trainingssession und das Rennen gestern als Vorbereitung. Ich bin selbst überrascht. Meine Technik war gestern schon ziemlich gut. Ich bin natürlich sonntags auf meinem Mountainbike gefahren, aber auf dem Crossrad habe ich wirklich nicht viel gesessen“, erzählte der Sieger im Ziel-Interview.

In Wallonien musste er nicht nur mit Materialpech, sondern vor allem auch mit Ronhaar abrechnen. Doch im Finale war der 24-Jährige deutlich stärker als sein letzter Widersacher. “Einfach war es nicht. Ich habe von meinen letzten Rennen hier gelernt. Es sind die letzten Runden, die zählen. Wenn man zu Beginn zu viel investiert, macht man am Ende Fehler. So kann man problemlos dreißig Sekunden verlieren“, erklärte Pidcock nach seinem insgesamt dritten Erfolg im Weltcup.

Ronhaar konnte nach einem guten Start und Pidcocks Pech zum Auftakt lange für Spannung sorgen. “Nach einem Trainingslager ist immer etwas die Frage, wie die Beine sind. Aber ich fühlte mich gleich gut. Joris und ich haben in der ersten Runde ein gutes Tempo angeschlagen. Ich fühlte mich aber etwas stärker und wusste, dass Tom kommt, deswegen musste ich wegfahren“, blickte er zurück. “In den letzten beiden Runden war Tom einfach etwas zu stark“, lachte er anerkennend. Als Pidcock kurz vor der Glocke einen Platten hatte, gab es noch einen Moment Hoffnung für den 22-Jährigen, die der Engländer aber schnell zunichtemachte.

Marcel Meisen (Stevens) reihte sich nach dem Start auf Position 20 ein. Nachdem er zwischenzeitlich einige Plätze eingebüßt hatte, kämpfte er sich in der zweiten Rennhälfte wieder auf Rang 20 vor und erzielte so sein bestes Weltcupergebnis seit etwas mehr als einem Jahr. Der für das deutsche Heizomat - Kloster Kitchen fahrende Schweizer Timon Rüegg befand sich lange auf Top-Ten-Kurs, büßte aber im vorletzten Umlauf aus ungeklärter Ursache fast zwei Minuten auf seine normalen Rundenzeiten ein. Er kam direkt vor Meisen ins Ziel und lag damit sieben Positionen hinter Kevin Kuhn (Circus – ReUz – Technord), der als bester Eidgenosse Zwölfter wurde.

Iserbyt baute seine Führung in der Gesamtwertung um 18 Punkte aus. Neuer Zweiter ist Ronhaar mit 47 Zählern Rückstand. Der Niederländer überholte seinen Teamkollegen und Landsmann Lars van der Haar, der als Tagessechster unter anderem wegen eines Defekts wichtigen Boden einbüßte und nun 59 Punkte hinter dem Spitzenreiter liegt. Das neunte Rennen der Serie findet am 23. Dezember in Antwerpen statt.

So lief der Weltcup in Namur:

Der aus der dritten Reihe gestartete Pidcock ging eine Position vor Meisen auf Platz 26 in die erste lange Steigung. Von dort aus pflügte sich der Brite durchs Feld, während Gerben Kuypers (Circus – ReUz – Technord) sich etwas absetzte, bevor ihm die Kette bei der Auffahrt auf den Kopfsteinpflasteranstieg runterfiel. Ryan Kamp (Pauwels Sauzen – Bingoal) übernahm, doch Pidcock hatte sich an der Traverse schon auf Rang sechs vorgeschoben. Während van der Haar durch einen Defekt zurückgefallen war, erreichten Kamp, Nieuwenhuis und Ronhaar die erste Zielpassage kurz vor Iserbyt, Kuhn, Wietse Meeussen (Crelan – Corendon) und Pidcock.

Die ersten Sieben kam wenige Minuten später zusammen, doch im Kopfsteinpflasteranstieg mussten Meeussen und Kuhn die Segel streichen. In der direkt folgenden Traverse schlug es Pidcock die Kette runter, woraufhin er ebenfalls zurückfiel. Als Kamp danach an einem steilen Anstieg strauchelte und so auch Iserbyt behinderte, lösten sich Nieuwenhuis und Ronhaar. Das Baloise-Duo ging fünf Sekunden vor dem von Pauwels Sauzen auf die dritte von acht Runden.

Wegen eines Sturzes von Iserbyt musste dessen niederländischer Teamkollege nun solo weiterfahren. Der Weltcup-Führende fiel zu Pidcock , Kuhn, Timon Rüegg (Heizomat – Kloster Kitchen), Meeussen, Corné van Kessel (Deschacht – Hens – Maes) und Vanthourenhout zurück und lag nur auf Position vier. Den musste er aber schnell an Pidcock abgeben, denn der Ineos-Profi löste sich und fuhr zu Kamp auf und an diesem vorbei. Die vierte Runde nahm er 13 Sekunden nach Ronhaar und Nieuwenhuis in Angriff.

An der Spitze löste sich im langen Anstieg hinter der Zielgerade Ronhaar von seinem Teamkollegen. Pidcock sammelte Nieuwenhuis auf und gewann auch einige Sekunden auf den Spitzenreiter. Nach einer Tempoverschärfung am Kopfsteinpflasteranstieg und einer starken Passage an der Traverse hatte der Brite die Lücke auf den Niederländer fast geschlossen. Doch Ronhaar wehrte sich und kam sechs Sekunden vor Pidcock zur nächsten Zielpassage. Nieuwenhuis wies weitere vier Sekunden Rückstand auf, dahinter folgten Kamp und Iserbyt.

In den nächsten Minuten blieb der Abstand der ersten Beiden konstant, erst im sechsten Umlauf kamen sie zusammen. Mit einer sehr schnellen Rundenzeit schob sich van der Haar jetzt erstmals in die Top Ten, während Iserbyt sich von Kamp absetzte und nun alleiniger Vierter war. Als Fünfter wurde der Niederländer allerdings bald von Vanthourenhout abgelöst. Der Europameister von Namur 2022 war in dieser Phase der schnellste Mann auf dem Parcours und fuhr auch zu Iserbyt auf.

Im siebten Umlauf übernahm Pidcock erstmals die Führung, nachdem er zuvor einige Angriffe seines Widersachers abgewehrt hatte. Der ersten Attacke des Briten hatte Ronhaar aber nichts entgegenzusetzen. Er lag zwischenzeitlich 13 Sekunden zurück, doch als Pidcock durch einen Platten Zeit verlor, hörte Ronhaar die Glocke nur neun Sekunden nach dem Engländer.

Jetzt bekam der Baloise-Profi die zweite Luft. Er sprintete den langen Berg nach der Zielgerade hoch und näherte sich dem Spitzenreiter bis auf fünf Sekunden. Das war aber das letzte Aufbäumen des Niederländers, der nach diesem Zwischenspurt schnell aussichtslos zurückfiel. Pidcock konnte den Rest des Parcours ungefährdet zurücklegen und seinen ersten Saisonsieg feiern.

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