Van Empel erstmals im Weltcup geschlagen

Van Anrooij jubelt im Safaripark in Hilvarenbeek

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van Anrooij jubelt im Safaripark in Hilvarenbeek"
Shirin van Anrooij (Trek - Baloise Lions) gewinnt in Hilvarenbeek | Foto: Cor Vos

13.11.2022  |  (rsn) – Ihren Premierensieg feierte Shirin van Anrooij (Baloise - Trek Lions) beim fünften Saisonweltcup im Cyclocross in Hilvarenbeek. Im Safaripark Beekse Bergen attackierte sie in der vorletzten Runde die bislang so unangefochtene Fem van Empel (Pauwels Sauzen - Bingoal), welche die ersten vier Weltcuprennen gewann und sich vor einer Woche zur Europameisterin kürte, und rettete einen kleinen Vorsprung über die Ziellinie.

Die niederländischen Festspiele im ersen von zwei Heimrennen komplettierten Puck Pieterse, Ceylin del Carmen Alvarado (beide Alpecin - Deceuninck) sowie Marianne Vos (Jumbo - Visma) auf den Plätzen drei bis fünf. Sechste wurde Kata Blanka Vas (SD Worx) aus Ungarn.

Der erste Saisonsieg von van Anrooij war auch gleichbedeutend mit ihrem ersten ganz großen Erfolg bei der Elite. “Ich habe noch nie ein großes TV-Cross gewonnen. Jetzt gleich einen Weltcup zu gewinnen, ist sehr wichtig für mein Selbstvertrauen. Ich hatte gehofft dieses Jahr mal aufs Podium zu kommen“, freute sich die 20-Jährige im Ziel-Interview.

Bevor sie jubeln konnte, musste sie aber erst ihre beiden Altersgenossinnen einholen. “Ich hatte keinen guten Start und musste die ganze Zeit mein eigenes Rennen fahren. Doch irgendwie kam ich zurück“, blickte die Fahrerin der Trek-Löwen im Safaripark zurück.Van Empel und Pieterse hatte sich zwischenzeitlich abgesetzt, belauerten sich aber zwei Runden vor Schluss. “Als ich an die Beiden rankam, schrie Sven ich solle auf der Zielgeraden angreifen“, verriet van Anrooij die taktische Anweisung ihres am Streckenrand stehenden Teammanagers Sven Nys.

Sie folgte und profitierte zunächst von der Uneinigkeit ihrer beiden Landsfrauen, die ihr vier Sekunden an Vorsprung einbrachten. Diesen verteidigte sie dann aber vehement. “Ich bin Vollgas gefahren und wusste, dass ich bei den Balken Vorsprung brauche“, schilderte sie und blickte auf die Hindernisse, die ihre beiden Verfolgerinnen mühelos übersprangen, während van Anrooij diese überlaufen musste. Doch den Rückstand auf die spätere Siegerin konnten sie nicht ganz tilgen.

Pieterse setzt van Empel früh unter Druck

Zur Rennmitte hatte schon Pieterse die im bisherigen Saisonverlauf dominierende van Empel mit einem Angriff unter Druck gesetzt. Doch diese Attacke konnte die frischgebackene Europameisterin vereiteln. “In der letzten Runde guckten Fem und ich uns an – dann sprintete Shirin auf links superschnell an uns vorbei und von uns weg“, beschrieb Pieterse die vorentscheidende Szene. “Unser Rückstand blieb dann die ganze Zeit gleich und ich dachte, dass, wenn ich zuerst bei den Balken sein würde, ich die Lücke schließen könnte. Aber ich kam leider nicht an Fem vorbei. Shirin ist dann super durch den Sand gefahren – und danach war es schon vorbei“, bilanzierte die Alpecin-Fahrerin.

Van Empel sah es ähnlich. “Meine Reaktion auf Shirin kam etwas zu spät, aber man kann nicht immer gewinnen, Platz zwei ist auch gut“, meinte sie. Die vier verschenkten Sekunden, konnte die Weltcupführende nicht mehr einholen. “Die Finalerunde war eigentlich ein einziger langer Sprint, aber meine Passage durch den Sand war nicht gut genug, um ganz ranzukommen”, befand sie. “Ich hoffte noch auf den Sprint und wir kamen ihr noch sehr nah, aber Shirin war wirklich sehr stark in der letzten Runde”, sagte sie anerkennend.

Zum ersten Mal seit einem Monat stand Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) wieder am Start, vor dem sie bereits ankündigte, noch nicht zu hundert Prozent fit zu sein. “Ich habe noch nicht so viel Kraft in der Hand, aber die Form sollte ganz gut sein. Die Rennhärte fehlt mir natürlich, die kann man nicht trainieren”, so die Niederländerin, die zwar gut startete, aber dem Tempo der Besten nicht folgen konnte. Sie wurde Siebte. Die Luxemburgerin Marie Schreiber (Tormans CX) verbesserte als Achte ihr in Tabor – wo sie Zehnte wurde - erzieltes bestes Resultat im Weltcup.

Im Klassement baute van Empel, die die ersten vier Läufe der Serie gewann, ihre Führung aus. Sie liegt mit 190 Punkten an der Spitze. Zweite ist die in Hilvarenbeek in aussichtsreicher Position liegend gestürzte Alvarado mit 109 Zählern. Die Tageszehnte Denise Betsema (Pauwels Sauzen – Bingoal) ist Dritte mit 104 Punkten. Die Gesamtfünfte Pieterse führt den U23-Weltcup an. Fahrerinnen aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz waren in den Niederlanden nicht am Start.

So lief das Rennen:

Van Empel erwischte den besten Start und führte auf dem ultraschnellen Kurs im Safaripark die gesamte Auftaktrunde ein großes Feld an, das sie erst kurz vor der Zielgerade im Sandauseinanderriss. Pieterse und Alvarado konnten sofort folgen, Vas und Vos kamen zusammen wieder heran. Wenig später machte van Anrooij das Spitzensextett komplett. An den Balken und im Sand des zweiten Umlaufs setzten sich die gleichen drei Fahrerinnen erneut ab, wie zuvor dauerte dieser Ausreißversuch allerdings nur bis zur Mitte des Parcours.

Ein Angriff Pieterses zwang van Empel in der dritten von sechs Runden in die Defensive. Die Weltcupführende schien die Lücke mit Alvarado an ihrem Hinterrad im Sand zu schließen, doch die Spitzenreiterin verschärfte das Tempo nochmal und blieb an der Spitze. Tief im vierten Umlauf hatte Pieterse ihren viersekündigen Vorsprung verteidigt, als ihre Teamkollegin direkt hinter van Empel in einer Kurve stürzte. Von Alvarado befreit, holte die Verfolgerin im Sand die Spitzenreiterin ein.

Das Tempo vorn lag daraufhin nicht hoch genug, sodass van Anrooij aus dem Duo ein Trio machte. Eingangs der Schlussrunde hatten auch Alvarado und Vos nur noch zwei Sekunden Rückstand auf van Empel und Pieterse, die sich allerdings belauerten und auf dem Zielstrich van Anrooij wegfahren ließen. Van Empel legte die Karten vor der extrem kurvigen Walpassage auf den Tisch. So hielt sie die beiden Verfolgerinnen auf Abstand, die Spitzenreiterin aber hielt dagegen und verteidigte ihren kleinen Vorsprung bis zu den Balken.

Dort sprangen die beiden Verfolgerinnen im Gegensatz zu van Anrooij, deren Vorsprung von vier auf zwei Sekunden schrumpfte. Im Sand legte die Baloise-Fahrerin wieder ein paar Meter drauf, sie kam mit drei Sekunden auf die lange Zielgerade. Van Empel versuchte mit Pieterse am Hinterrad noch mal alles, aber an van Anrooij kamen sie nicht mehr vorbei. Alvarado wurde mit 25 Sekunden Rückstand Vierte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

26.12.2025Mit Uno-X bei den Topsprinterinnen angeklopft

(rsn) – Linda Zanetti (Uno-X Mobility) ist 2025 zu einem der Shootingstars im internationalen Peloton geworden. Nach zwei Jahren beim UAE-Team und einem bei Human Powered Health schloss sich die Sch

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

25.12.2025In Chongming um den WorldTour-Sieg gebracht

(rsn) – Zum dritten Mal in ihrer Karriere eroberte Kathrin Schweinberger (Human Powered Health) das Trikot der Österreichischen Meisterin, nachdem sie sich im Burgenland aus einer frühen Gruppe he

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

23.12.2025Manche Dinge “stimmten voll zufrieden, manche halt gar nicht“

(rsn) – Seit Jahren gehört Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) zu den Aushängeschildern des österreichischen Radsports. Sie sorgt für Topergebnisse in der WorldTour, aber auch im Trik

22.12.2025Brand holt sich in Hofstade auch das vierte X2O-Rennen

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) baut ihre Serien weiter aus. Bei der X2O Badkamers Trofee in Hofstade gewann die Niederländerin zum neunten Mal in Folge, was gleichzeitig ihr 56. Podi

21.12.2025Brand holt mit Machtdemonstration ersten Sieg in Koksijde

(rsn) – Zwei Starts, zwei Siege - mit dieser maximalen Ausbeute beendete Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) das Weltcup-Wochenende beim sechsten Lauf der Serie in Koksijde. Die Niederländerin k

21.12.2025Cross-Europameister Aerts bald im Charles-Liegeois-Trikot?

(rsn) – Die Fusion zwischen den Straßenteams Lotto und Intermarché – Wanty ist inzwischen unter Dach und Fach, doch als Spätfolge dieses Zusammenschlusses bahnt sich gleich der nächste an. Wie

20.12.2025Dem Women‘s Cycling GP Stuttgart droht das Aus

 (rsn) – Nach nur drei Ausgaben droht dem Women‘s Cycling Grand Prix Stuttgart (1.Pro) bereits das Aus. Wie die Organisatoren von Deutschlands einzigem Profiradrennen für Frauen auf ihrer Websi

20.12.2025“Lactat überall“: In Antwerpen muss Brand bis zum Sprint zittern

(rsn) – Bei der bisher wohl schwersten Ausgabe des Scheldecross hat die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) ihren ersten Sieg in Antwerpen gefeiert. Erst auf der Zielgerade konnt

19.12.2025Van Empel “fehlen Motivation und Freude am Radsport“

(rsn) – Fem van Empel wird zum 1. Januar ihr Team Visma – Lease a Bike verlassen und ihre Profikarriere auf unbestimmte Zeit unterbrechen, wie der niederländische Rennstall in einer Pressemitteil

Weitere Radsportnachrichten

27.12.2025Verpasste Windkante und Magenkrämpfe verhinderten das i-Tüpfelchen

(rsn) – Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto) hatte hohe Erwartungen an ihre dritte WorldTour-Saison, wie sie es RSN noch im März dieses Jahres anlässlich eines langen Interviews

26.12.2025Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

(rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei

26.12.2025Van-Dijke-Zwillinge drängen auf mehr gemeinsame Einsätze

(rsn) – Familienbande sind stark. Das wissen auch Tim und Mick van Dijke. Die Zwillingsbrüder haben ihr erstes gemeinsames Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe hinter sich, nachdem sie zuvor me

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

26.12.2025Ziel nach starkem Jahr: “Die zweiten Plätze in Siege umwandeln“

(rsn) – Das sei verraten: So weit vorne wie Max Kanter (XDS – Astana) landete in der RSN-Jahresrangliste 2026 kein anderer deutscher Sprinter. Das liegt zum einen daran, dass lange Zeit dominieren

26.12.2025Mit Uno-X bei den Topsprinterinnen angeklopft

(rsn) – Linda Zanetti (Uno-X Mobility) ist 2025 zu einem der Shootingstars im internationalen Peloton geworden. Nach zwei Jahren beim UAE-Team und einem bei Human Powered Health schloss sich die Sch

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

25.12.2025“Harzige Saison“ ohne Sieg und Tour, aber mit Doppelbronze

(rsn) – Stefan Küng ist sicher kein Legionär. Nach insgesamt sechs Jahren bei BMC sowie derer sieben bei Groupama – FDJ steht 2026 erst zum zweiten Mal in seiner Profilaufbahn ein Tapetenwechsel

25.12.2025Pogacar verdankt Niederlage gegen Vingegaard viel

(rsn) – Als Tadej Pogacar 2019 die Tour de l’Avenir (2.2Ncup) gewann, war er in seinem zweiten U23-Jahr Teil des Drittdivisionärs ROG – Ljubljana. In einer – nachträglich kann man das nicht

25.12.2025Auf Trainingsgruppe schießender Autofahrer festgenommen

(rsn) – Drei Tege nachdem die Trainingsgruppe des Drittdivisionärs S.C. Padovani Polo - Cherry Bank im Etschtal aus einem fahrenden Auto heraus aus nächster Nähe beschossen worden war, wurde der

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)