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12.10.2022 | (rsn) – Am Wochenende waren die letzten deutschen Kontinentalfahrer und -teams in Frankreich beim Paris-Tours der U23 im Einsatz. In unserem zweiteiligen Power-Ranking blicken wir auf das Radsportjahr der acht deutschen Drittdivisionäre zurück.
Teil 2: Plätze vier bis eins
4. P&S Benotti: Nolde und Lindner die Trumpfkarten in Horrorsaison
Hinter der Mannschaft von Lars Wackernagel liegt eine Horrorsaison. Dominik Röber, Michel Aschenbrenner und Eric Lutter fehlten wegen schwerer Sturzverletzungen wochen- oder sogar monatelang, Immanuel Stark hatte immer wieder mit Erkrankungen zu kämpfen und auch Tom Lindner wurde im Sommer durch eine langwierige Blessur gestoppt. Da auch John Mandrysch nur selten einsatzfähig war, pfiff der nur elfköpfige Kader zeitweise aus dem berühmten letzten Loch und die junge zweite Reihe um Luke Wilk, Tim Oelke und Jakob Schmidt bekam mehr Einsätze als geplant.
Getragen wurde P&S Benotti von Tobias Nolde, der in Polen das Eintagesrennen Memorial Andrzeja Trochanowskiego (1.2) und eine Etappe der Bulgarien-Rundfahrt (2.2) gewann. Dazu kamen Siege beim Bundesliga-Lauf in Sebnitz und Rang drei beim GP Nasielsk-Serock (1.2).
Auch Lindner lieferte gute Leistungen und Ergebnisse ab, wenn er fit war. Der Cross-Spezialist gewann die Bundesliga-Läufe an der Südlichen Weinstraße und bei Rad am Ring, holte einen vierten Etappenrang bei der Istrian Spring Trophy (2.2), verpasste bei Rund um Köln mit Platz 13 knapp die Top Ten, die er bei der Sibiu Tour gleich zwei Mal erreichte. Insgesamt 13 Mal fuhr er unter die besten Zehn.
Weitere gute Ergebnisse erzielten Sprinter Aschenbrenner, der Siebter bei der Trofeo Umag (1.2) wurde und den GP Wyszkov (1.2) auf Rang vier abschloss. Stark, im Vorjahr einer der besten KT-Fahrer, konnte aus gesundheitlichen Gründen nur selten überzeugen, belegte bei der Sibiu Tour dank guter Kletterleistungen immerhin Rang zwölf und wurde beim Bundesliga-Rennen in Gippingen Zweiter hinter WorldTour-Profi Luis-Joe Lührs (Bora - hansgrohe).
Den bedeutendsten Sieg fuhr Jannis Peter ein: Der Neuzugang wurde im Rahmen der Dreiländer-Meisterschaft in Luxemburg Deutscher Straßenmeister der U23. Seine sehr gute Saison rundete Peter, der auch zahlreiche Einsätze mit der Deutschen U23-Nationalmannschaft absolvierte, als Achter des Fleche du Sud (2.2) und Dritter der Erzgebirgsrundfahrt ab.
Angesichts der personellen Engpässe holte P&S Benotti aus der Saison noch das Beste heraus. Ohne das enorme Krankheits- und Verletzungspech wäre für das Wackernagel-Team noch deutlich mehr drin gewesen.
UCI-Renntage: 39
Wichtigste Rennen: Rund um Köln (1.1), GP Kanton Aargau (1.1), Sibiu Tour (2.1)
Beste Ergebnisse: Sieg Etappe Bulgarien-Rundfahrt (2,2Tobias Nolde), Sieg GP Memorial Andrzeja Trochanowskiego (1,2, Tobias Nolde), U23-Meisterschaft (Jannis Peter), Bundesliga-Läufe an der Südlichen Weinstraße und bei Rad im Ring (Tom Lindner), Sieg beim Bundesliga-Lauf in Sebnitz (Tobias Nolde)
P&S Benotti bei Rund um Köln
3. Saris Rouvy Sauerland: In der Rad-Bundesliga das Maß der Dinge
Die Sauerländer waren in der Rad-Bundesliga die dominierende Kraft. Folgerichtig sicherte sich die Mannschaft von Jörg Scherf durch Jon Knolle den Gesamtsieg und belegte durch Johannes Adamietz, Michiel sowie Abram Stockman in der Einzelgesamtwertung die Plätze drei, vier und fünf. Dazu gewannen die Stockman-Zwillinge die Gesamtsprint- und die Gesamtbergwertung. Und auch in der Mannschaftsgesamtwertung war Saris Rouvy Sauerland am Ende ganz vorn.
Den Grundstein legte das Team schon beim ersten Lauf in Bruchsal, den Knolle gewann und wo insgesamt fünf Sauerland-Fahrer unter den besten Zwölf landeten. Michiel Stockman wurde beim dritten Lauf an der Südlichen Weinstraße Dritter und wiederholte diese Platzierung beim vierten Wettbewerb in der Schweiz in Gippingen. Knolle holte dritte Plätze in Sebnitz und beim Zeitfahrwettbewerb im Rahmen der Deutschen Meisterschaften. Adamietz belegte zum Abschluss beim Heimspiel im Sauerland den zweiten Platz wurde damit Deutscher Bergmeister. Bei Rad am Ring fuhr er als Dritter ebenfalls auf das Podium.
Adamietz stellte im gesamten Saisonverlauf immer wieder seine Kletterstärke unter Beweis. Bei der Straßen-DM hielt sich der Ulmer lange Zeit inmitten der WorldTour-Profis an der Spitze des Rennens, ehe ihn ein Hungerast im Schlussanstieg zum Kahlen Asten aus dem Tritt brachte. Bei der rumänischen Sibiu-Tour (2.1) sicherte er sich gegen Konkurrenz aus der WorldTour den siebten Gesamtrang. Auch bei der Deutschland Tour lief es ordentlich. In der Gesamtwertung belegte der 24-Jährige inmitten eines Top-Starterfelds Rang 22. Adamietz war allerdings der einzige Sauerland-Fahrer, der bei den internationalen UCI-Rennen auf sich aufmerksam machen konnte.
Per Münstermann ersprintete noch zwei zehnte Plätze bei der Tour of Antalya (2.1), Abram Stockman holte beim selben Rennen einen achten Etappenrang, während sein Zwillingsbruder Michiel bei der Tour du Rwanda (2.1) auf einer Etappe ebenfalls Achter wurde. Auf internationalem Niveau hat der Sauerländer Rennstall also noch Luft nach oben.
UCI-Renntage: 47
Wichtigste Rennen: Deutschland Tour (2.Pro), Münsterland Giro (1.Pro). Türkei-Rundfahrt (2.Pro)
Beste Ergebnisse: Gesamtsieg Bundesliga (Jon Knolle), Titel Berg-DM (Johannes Adamietz), Sieg Gesamtmannschaftswertung Rad-Bundesliga, Tagessieg Rad-Bundesliga in Bruchsal (Jon Knolle), 7. Platz Sibiu Tour (2.1, Johannes Adamietz)
Saris Rouvy Sauerland beim Münsterland Giro
2. Bike Aid: Starker Anfang, starkes Ende – aber dazwischen war Luft nach oben
Mit 88 Renntagen hatte Bike Aid nicht nur die mit Abstand meisten, sondern und auch die attraktivsten Rennen aller der KT-Teams in seinem Kalender. Doch ausgerechnet bei der Deutschland Tour fehlte die im Saisonverlauf ebenfalls personell oft gebeutelte saarländische Equipe. Die größten Erfolge fuhr das Team bei kleineren Rennen ein.
Dabei legte Bike Aid los wie die Feuerwehr. Bei der Tour of Alanya (2.1) wurde Neuzugang Henok Mulubrhan Vierter der Königsetappe und schloss die Rundfahrt auf Rang sechs ab. Dazu erzielte auch Leo Bouvier ein Top-Ten-Ergebnis auf einer Etappe. Bei der anschließenden Tour du Rwanda (2.1) landete Jesse Ewart auf Rang drei, Mulubrhan wurde Fünfter. Auf den acht Etappen fuhr Bike Aid elf Top-Ten-Platzierungen ein.
Danach aber zeigte die Kurve nach unten. Bouvier kam zwar bei der Tour de Normandie (2.2) noch auf einen sechsten Etappenrang, bei der Tour of Thailand (2.1) holten Lucas Carstensen, Nikodemus Holler, Adne van Engelen, Salim Kipkemboi und Jasper Pahlke insgesamt acht Top-Ten-Resultate. Angesichts der nicht sehr starken Konkurrenz hätte aber mehr herausspringen müssen als Carstensens dritter Etappenrang.
Ansprechend war dagegen der siebte Gesamtrang von Dawit Yemane bei der Türkei-Rundfahrt (2.Pro), wo Bike Aid sich mit zahlreichen WorldTeams messen konnte. Auf der Königsetappe wurde Yemane zudem Sechster, van Engelen belegte nach starker Leistung Rang neun. Die Türkei-Rundfahrt bestritt Bike Aid dann jedoch ohne Mulubrhan, der zuvor noch Afrika-Meister geworden. Der italienische Zweitdivisionär Bardiani CSF hatte den Eritreer mit dem Versprechen abgeworben, ihn beim Giro d`Italia einzusetzen – was dann aber nicht geschah.
Yemane konnte seine gute Form noch mit Rang sieben beim Fleche Ardennaise (1.2) unter Beweis stellen, danach folgte aber eine längere Dürreperiode, in der Bouviers neunter Etappenrang bei der Tour de la Mirabelle (2.2) und ein achter Etappenplatz bei der Tour d`Occitanie (2.1) die einzigen Top-Ten-Ergebnisse blieben. Das lag aber auch am hochwertigen Rennprogramm, in dessen Rahmen es oft gegen WorldTeams ging. Zudem fielen mit Holler und Carstensen gleich zwei Schlüsselfahrer verletzungs- respektive krankheitsbedingt lange aus.
Erst im September konnte Bike Aid wieder Erfolge einfahren. Sprinter Carstensen gewann bei der Turul Romaniei (2.1) in seinem ersten Rennen gleich eine Etappe. Bei der anschließenden Serbien-Tour (2.2) trat Bike Aid zwar arg dezimiert an, gegen die schwache Konkurrenz dominierten aber Yemane und van Engelen am Berg nach Belieben, belegten auf der Königsetappe die Plätze eins und zwei und machten in dieser Reihenfolge auch die Gesamtwertung unter sich aus.
Bei der anschließenden, ebenfalls eher dünn besetzten Tour of Iran (2.1) holte Carstensen seinen nächsten Sprintsieg und Yemane fuhr in der Gesamtwertung auf den dritten Platz: Ein versöhnlicher Saisonabschluss, zumal Yemane, van Engelen und Ewart im Verlauf der Rundfahrt auch noch Top-Ten-Ergebnisse erzielen konnten.
UCI-Renntage: 88
Wichtigste Rennen: Türkei-Rundfahrt (2.Pro), Münsterland Giro (1.Pro), ZLM Tour (2.Pro)
Beste Ergebnisse: Etappensieg Turul Romaniei (2.1, Lucas Carstensen), Etappensieg Tour of Iran (2.1, Lucas Carstensen), Gesamtsieg Serbien-Rundfahrt (2.2, Dawit Yemane), Afrikameister (Henok Mulubhran), Gesamtdritter Tour du Rwanda (2.1, Jesse Ewart)
Bike Aid bei der Tour of Iran
1. Lotto – Kern Haus: In einer starken Saison fehlte Bundesliga-Gesamtsieg als Krönung
Auf eine durchgehen erfolgreiche Saison kann Lotto – Kern Haus zurückblicken. Schon zum Saisonauftakt in Griechenland gelang Luca Dreßler auf der Auftaktetappe der South Aegean Tour (2.2) der erste Saisonsieg, die zweitägige Kurzrundfahrt auf Rhodos schloss er zudem auf Rang zwei ab. Zeitgleich fuhr Joshua Huppertz in den Niederlanden beim Friesland Elfsteden Race (1.2) auf Rang acht.
Und so ging es in den folgenden Wochen weiter. Beim Dorpenomloop Rucphen holte Sprinter Leslie Lührs mit Rang neun das nächste Top-Ten-Resultat, während auf Rhodos Dominik Bauer die Tour of Rhodes (2.2) als Vierter abschloss. Dazu fuhren Bauer und Christian Koch auf den Etappen insgesamt drei Mal in die Top Ten. Bei der Route Adelie Vitré (1.1) in Frankreich landete Huppertz inmitten der Profis auf Rang sieben, bei Rund um Köln verpasste der Road Captain als Elfter knapp die Top Ten, war damit aber bester KT-Fahrer des rheinischen Klassikers.
Die U23-Fraktion trumpfte im Juni in Italien groß auf. Bei der U23-Austragung der Strade Bianche lag Pierre-Pascal Keup lange auf Podiumskurs, ehe er durch einen Defekt ausgebremst und schließlich nur Achter wurde. Bester Lotto-Fahrer war Jakob Geßner auf Platz fünf. Bei der anschließenden Coppa della Pace (1.2u) fuhr Keup auf Platz zwei, während Alexander Tarlton Fünfter wurde. Keup ließ dann bei der Trofeo Alcide Degasperi (1.2u) den zweiten UCI-Saisonsieg für Lotto – Kern Haus folgen.
Beim anschließenden Babygiro konnten sich die Talente von Florian Monreal mit den besten Fahrern ihrer Altersklasse messen und zogen sich auch dabei achtbar aus der Affäre. Zum Auftakt der Italien-Rundfahrt der U23 fehlten Lührs als Etappensechsten ganze 50 Meter zum Sieg. Der Sprinter fuhr wie Keup auch insgesamt zwei Top-Ten-Platzierungen ein, auf eine weniger kam Geßner.
Huppertz ließ als Siebter des Midden Brabant Poort-Omloop eine weitere Top-Ten-Platzierung folgen, während Geßner Fünfter beim Districtenpijl (1.2) wurde. Diesselne Platzierung erzielte Tarlton als Ausreißer zum Auftakt der Sazka Tour (2.1) in Tschechien, Geßner wiederum hatte seinen großen Auftritt beim Saisonhöhepunkt Deutschland Tour, wo er das Bergtrikot gewann.
Bei der anschließenden Flanders Tomorrow Tour (2.2u) erwischte Geßner als Vierter einen guten Start, landete dabei aber zwei Positionen hinter seinem Teamkollegen Leon Brescher. Allerdings brach sich Geßner am Tag darauf das Schlüsselbein und musste das Rennen aufgeben, auch Brescher konnte seine gute Ausgangsposition nicht behaupten und fiel im Verlauf der Rundfahrt durch Belgien noch weit zurück. Für das letzte Highlight – allerdings im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft – sorgten Ole Theiler und Lührs beim zweitägigen Orlens Nationscup. Theiler gewann in Polen die Schlussetappe, Lührs wurde zweimal Etappenzweiter und schloss auch die Gesamtwertung auf Rang zwei ab. Zuvor hatte Keup sich mit der Nationalauswahl bei der Tour de l`Avenir in die Siegerliste beim Mannschaftszeitfahren eingetragen und war wichtiger Helfer des Gesamtdritten Michel Heßmann.
Etwas mehr erhofft hatte sich Lotto – Kern Haus von der Rad-Bundesliga. Im Kampf um den Gesamtsieg musste sich Jan Hugger nach großem Kampf nur Knolle geschlagen geben. Den Bundesliga-Abschluss im Sauerland entschied Tarlton für sich, der damit zugleich Deutscher Bergmeister der U23 wurde. Hugger gewann zudem das Rennen im Erzgebirge und wurde bereits zum Auftakt in Bruchsal vor seinem Teamkollegen Huppertz Zweiter, während Keup in Sebnitz Rang zwei belegte. Auch in der Mannschaftsgesamtwertung musste sich der Koblenzer Rennstall Saris Rouvy Sauerland geschlagen geben. Obwohl Lotto – Kern Haus bei den einzelnen Läufe der Rennserie erfolgreich war, verpasste die Equipe dann doch die beiden großen Ziele: den Gesamtsieg sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung.
Etwas mehr versprochen hatte sich das Team auch von Marcel Meisen. Der Deutsche Cross-Meister wurde Ende April verpflichtet, konnte aber bei seinen Einsätzen nur selten überzeugen und auch kein Ergebnis einfahren.
Einen großen Erfolg konnte Lotto – Kern Haus auch abseits der Rennstrecke erzielen. Der Koblenzer Rennstall wird künftig als Development-Partner von Bora - hansgrohe auftreten und konnte sich im Rahmen dieser Kooperation bereits die Dienste von Mathieu Kockelmann und Romet Pajur sichern, zwei Top-Talenten aus Boras U19-Team Auto Eder.
___STEADY_PAYWALL___UCI-Renntage: 66
Wichtigste Rennen: Deutschland Tour (2.Pro), Münsterland Giro (1.Pro), Giro d`Italia U23 (2.2u)
Beste Ergebnisse: Etappensieg South Aegean Tour (2.2, Luca Dreßler), Sieg Trofeo Alcide Degasperi (1.2, Pierre-Pascal Keup), Zweiter Gesamtrang South Aegean Tour (2.2, Luca Dreßler), Gewinn Bergtrikot Deutschland Tour (2.Pro, Jakob Geßner), Zweiter Etappenplatz Flanders Tomorrow Tour (2.2u, Leon Brescher)
Lotto - Kern Haus beim Münsterland Giro
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