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04.07.2022 | (rsn) - Nach einer starken Leistung hat sich Jannis Peter (P&S Benotti) am Sonntag im Rahmen der Drei-Länder-Meisterschaft im luxemburgischen Diekirch den Titel des Deutschen U23-Meisters gesichert. radsport-news.com sprach am Tag nach dem Coup mit dem 21-Jährigen.
Sie sind am Sonntag Deutscher U23-Straßenmeister geworden. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Peter: Ich bin sehr happy mit dem Titel und natürlich bedeutet mir dieser auch sehr viel. So ein wichtiges Rennen in meiner Alterskategorie zu gewinnen macht mich überglücklich.
Die Form war ja zuletzt schon gut. Hatten Sie sich insgeheim schon Chancen auf den DM-Sieg ausgerechnet?
Peter: Ich wusste, dass meine Form stimmt und ich ganz vorne würde mitfahren können. Aber dass es sich dann so im Rennen entwickelt hat und der Titel raussprang, das ist einfach nur geil. Gerade nach einem enttäuschenden sechsten Platz bei der Zeitfahr-DM im Sauerland, in einer Disziplin, die mir eigentlich sehr gut liegt, kam dieser Erfolg nun zum genau richtigen Zeitpunkt, auch für den Kopf.
Sie haben Ihre entscheidende Attacke im letzten Anstieg gesetzt. War das von vorne herein der Plan oder hat sich das spontan ergeben?
Peter: Für mein Team und mich war klar, dass ich es im letzten Anstieg probieren muss, um den Unterschied zu machen. Mir war aber auch klar, dass es noch ein langer Weg bis ins Ziel sein würde. Es folgte nach dem Berg nämlich noch eine längere, nicht sonderlich steile Abfahrt, auf der man richtig treten musste. Ich konnte es aber nicht auf den Sprint ankommen lassen, weil meine Chancen gegen viele endschnellere Fahrer in der Gruppe deutlich geringer gewesen wären.
Bei Ihrer Attacke konnte nur ein Schweizer mitgehen. Waren Sie überrascht, dass keiner der deutschen Starter an Ihrem Hinterrad saß?
Peter: Auf den drei Schlussrunden mit dem steileren Berg sind wir schon die ersten beiden Runden richtig schnell hochgefahren, weil wir noch eine Ausreißergruppe einholen mussten. Ich hatte mich in jeder Runde berghoch ziemlich gut gefühlt und mir gesagt: ich packe alles in die letzte Runde. Bei der letzten Runde hatte ich es schon zu Beginn des Anstieges kurz probiert, aber da hingen noch alle am Rad. Zum Glück wurde bis zur Kuppe richtig schnell weitergefahren. Kurz vor der Kuppe wusste ich: jetzt oder nie. Natürlich war ich dann überrascht, dass kein weiterer Deutscher dabei war, aber da merkte ich das erste Mal: Hey, das kann heute realistisch was werden.
Am Ende haben Sie auch noch Ihren Schweizer Mitstreiter abgeschüttelt. War es das Ziel, nicht nur den Meistertitel zu holen, sondern auch als Erster über den Zielstrich zu fahren?
Peter: Natürlich war mir der Meistertitel sehr wichtig. Aber aus der Situation heraus wollte ich auch das gesamte Rennen gewinnen. Wenn man am Start steht, möchte man immer gewinnen, gerade wenn drei Länder dabei sind. So ist es viel schöner Meister zu werden, als wenn man nur Dritter oder Vierter im Rennen wird. Ich war aber natürlich auch froh, erst mal noch einen Begleiter zu haben, um nicht alleine gegen die Verfolger in die flachere Abfahrt gehen zu müssen. Der Schweizer hat mir aber relativ früh klar gemacht, dass er nicht mehr viel zur Führungsarbeit beisteuern konnte. Da wusste ich, dass ich es alleine machen musste.
Wann war Ihnen klar, dass es mit dem Titel klappen würde?
Peter: Das war in etwa an der Flamme Rouge. Für mich war es zuvor auf der Abfahrt ein Ritt auf der Rasierklinge, da die Gruppe hinter mir immer auf Sichtweite war. Immer wenn ich mich umdrehte, dachte ich mir: oh, das wird eng. Kurz nach der Kilometermarke kam dann noch eine Serpentine, da wurde es deutlich steiler, ehe noch eine Rechtskurve kam. Da wusste ich, dass es reichen würde.
Sie sind im Winter von rad-net Rose zu P&S Benotti gewechselt. Fühlen Sie sich durch den Meistertitel bestätigt, dass Sie die richtige Wahl getroffen haben?
Peter: Ich fühle mich im Team sehr wohl. Ich wurde dort super aufgenommen, kann mich sehr gut entwickeln. Mir hat die Mentalität des Teams schon immer sehr gefallen. Mit P&S habe ich dieses Jahr ein Team, das immer hinter mir steht und auch in schwierigen Zeiten die richtigen Entscheidungen trifft. Das ist für eine gute Entwicklung absolut zielführend. Das hat mir auch dabei geholfen, da zu stehen wo ich jetzt stehe. Jetzt nach einem halben Jahr das in mich gesetzte Vertrauen durch den Titel zurückzahlen zu können, ist toll, das macht mich sehr glücklich.
Wie viel Anteil hatte gestern das Team am Titel?
Peter: Der Anteil war sehr groß. Wir standen zu Viert am Start und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Vor allem Tim Oelke hat einen super Job gemacht, er hat viele Gruppen besetzt, so dass ich kaum die Nase in den Wind stecken musste. Ich hatte meine Ruhe, konnte gelassen bleiben und das war natürlich Gold wert. Danke aber auch an alle anderen Teammitglieder, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben.
Die U23-Meister der letzten Jahre sind allesamt nun in der WorldTour aktiv. Ist das auch Ihr Ziel und denken Sie, dass sich Ihre Chancen durch den Titel nun merklich verbessert haben?
Peter: Mein Traum war es immer, Radprofi zu werden und ist es noch immer. Ich traue mir zu, diesen Schritt zu gehen und hoffe, dass ich durch den Erfolg in Diekirch entsprechend auf mich aufmerksam gemacht und gezeigt habe, was ich kann.
Was sind noch die weiteren Ziele für diese Saison?
Peter: Am Wochenende steht schon die EM an, danach geht es in die zweite Saisonhälfte. Ich möchte jetzt weiter beweisen, was ich kann. Leider hat mein Team keine Einladung für die Deutschland Tour erhalten. Mit dem Erfolg und dem Team zu Hause bleiben zu müssen, ist schade. Aber so ist der Sport. Ich freue mich aber jetzt erst mal über den Erfolg von gestern.
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