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29.11.2021 | (rsn) - Die energische Attacke der Jugend hat wohl am 27. September 2018, einem Donnerstag, so richtig Fahrt aufgenommen. Blauer Himmel, Sonnenschein. Und die fantastischen Straßenweltmeisterschaften in Innsbruck/Tirol erleben gerade ihren ersten großen emotionalen Höhepunkt: Die junge Ötztalerin Laura Stigger, zu diesem Zeitpunkt schon Weltklasse auf dem Mountainbike, kürt sich mit einem beherzten Sprint zur Weltmeisterin der Juniorinnen.
Nur wenige Stunden später spielt ein junger Belgier mit seiner Konkurrenz und wird seiner übergroßen Favoritenrolle im Rennen der Junioren mehr als gerecht. Einem ungefährdeten Sieg entgegen pedalierend, hält Remco Evenepoel kurz vor der Ziellinie an, steigt von seinem Rad, und trägt es, wohl als Statement seiner Überlegenheit, in seinen hoch gestreckten Armen über die Ziellinie. Mit demselben jugendlichen Selbstbewusstsein zeigt er wenig später der U23-Kategorie die rote Karte und wechselt direkt zu den großen Jungs bei Deceuninck - Quick-Step.
Drei Jahre später ist der Durchmarsch erfolgreicher Junioren direkt hinein in das Peloton der WorldTour gelebte Realität. Nicht nur das: Die Top-Mannschaften investieren neben ihren Development-Teams jetzt auch in den Juniorenbereich. Und bei Weltmeisterschaften und der Tour de l`Avenir treffen mehr und mehr Jungprofis aus der WorldTour auf Fahrer aus Kontinental-Teams. Viele Herausforderungen für die noch wenigen unabhängigen Koninental-U23 Teams, die sich dem Heranführen junger Athleten an die höchste Kategorie des Radsports verschrieben haben.
Fondriest für Regeländerung
Dass Jungprofis aus der WorldTour, die Beine gestärkt mit harten Rennkilometern auf einem anderen Belastungslevel, mit hoffnungsvollen Talenten aus der Konti-Welt gemeinsam bei einer Tour de l`Avenir oder Weltmeisterschaften an der Startlinie stehen, ist eine unglückliche Konstellation. Sollten doch gerade diese Rennen die große Bühne und Sprungbrett für einen ersehnten Profivertrag sein.
Maurizio Fondriest, legendärer Klassikerspezialist, mit 23 Jahren schon Weltmeister (1988), ist ein Förderer vieler junger Talente und plädiert deshalb für ein Startverbot von jungen Profis in diesen zwei wohl wichtigsten Rennen in dieser Nachwuchskategorie. Und sieht den Radsportweltverband UCI doppelt in der Pflicht: Bei besagten Wettkämpfen eine Regeländerung vorzunehmen und, weil er den direkten Einstieg von Junioren in die Eliteklasse kritisch sieht, über ein oder zwei verpflichtende Jahre in der U23 Kategorie für bessere Anpassungen nachzudenken.
Die Höhe des Preises
Auch wenn in anderen Sportarten dieser Verjüngungsprozess ebenfalls zu beobachten ist, mahnt der österreichische Sportwissenschaftler Peter Leo zu Vorsicht und Zurückhaltung, reden wir doch beim Radsport wohl von der härtesten Disziplin körperlicher und auch mentaler Hochleistungsertüchtigung. Sicherlich ist es beeindruckend, die Jugend forsch nach vorne preschen zu sehen.
Doch langfristig stellt sich die Frage nach der Höhe des Preises. Es sei nämlich ein Irrglaube, dass diese jungen erfolgreichen Sportler über Nacht zum Star werden, meint Leo. Vielmehr werden bereits im Schüleralter die Trainingsprozesse zunehmend professioneller und die Umfänge und Intensitäten gesteigert. Wenn nun auch noch große Teams mit Material und Knowhow in den Juniorenbereich einsteigen, werden klassische Vereine zunehmend keine Chance haben.
Selbstbestimmung und Identität
Auch das Kindsein und die Jugend werden dabei gerne vergessen. Es zählt nur der sportliche Erfolg. Eine gefährliche Tendenz, denn was passiert mit den vielen, die es nicht schaffen? Ein Schulabschluss oder eine fertige Lehre sind deshalb das Mindeste. Aber auch sinnstiftende Perspektiven, die eine wertschätzende Selbstbestimmung und Identität neben dem Leistungssport aufbauen und festigen.
Gerade der Radsport böte mit seiner Internationalität und globalen Ausrichtung wie kaum ein anderer Sport die besten Chancen, mit wachem Geiste, Neugierde und offenem Herzen auch die vielen aufregenden Dinge abseits des umfangreichen Renngeschehens als großes Geschenk für eine gewinnende Lebenserfahrung anzunehmen: andere Länder mit ihren Geschichten, Menschen, Kulturen und Sprachen.
Die UCI kann ein starkes Zeichen setzen
Auch in unserem Podcast machen wir die Revolution der Jugend regelmäßig zum Thema. Wie in spannenden und hintergründigen Gesprächen mit einem Jani Brajkovic, Lukas Pöstlberger, Georg Zimmermann oder jüngst mit Michael Gogl. Auch er weiß, wie hart dieses Geschäft ist. “Remco Evenepoel und Tadej Pogacar sind ja richtig durch die Decke gegangen. Aber gleich jeden guten Junior mit diesen Jahrhundertalenten zu vergleichen, das ist vermessen. Auch muss ein U23-Fahrer nicht schon nach dem ersten Jahr einen WorldTour-Vertrag unterschreiben. Da war ich noch richtig weit weg von Gut und Böse. Ich hab dann erst im dritten Jahr begonnen, wirklich schnell Rad zu fahren. Da war ich dann körperlich auch so weit, dass es funktionieren kann.“ Und es hat funktioniert.
Dass die U23-Kategorie eine tragfähige Brücke für den Übergang von den JuniorInnen zum Profisport bildet, bestätigt auch Sportwissenschafter Leo. In einem international angelegten Projekt hat er über drei Jahre die physischen und leistungsrelevanten Kennziffern im U23 Bereich erforscht. Das Ergebnis: Die Entwicklungsjahre in dieser Kategorie sind ein unerlässlicher Erfolgsgarant für eine langjährige und stabile Karriere als Berufsradfahrer.
Fazit: Chapeau deshalb für alle Vereine und Teams, die sich dieser Herausforderung verschrieben haben. Mit einem klaren Commitment kann die UCI ein starkes Zeichen setzen: Zertifizierungen für unabhängige Kontinental-Teams mit U23 Schwerpunkt, die professionell arbeiten und entsprechende Standards erfüllen. Regeländerungen bei Weltmeisterschaften und Tour de l`Avenir. Und die Einführung einer längst notwendigen “Training Compensation“, wenn U23-Fahrer von unabhängigen CT-Teams zu den Profis aufsteigen.
Und was zählt für die Sportler? Sich als Junior oder junger U23 Fahrer keinen allzu großen Stress machen. Locker bleiben. Fokussiert sein. Eine gesunde Demut an den Tag legen. Den Horizont erweitern. Mit Niederlagen umgehen. Wieder aufstehen. Chancen nützen. Und immer das große Ziel vor Augen haben. Dann kann das t schon klappen.
Und wenn nicht, dann wird die Welt deshalb nicht untergehen.
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