Szene hofft auf “Initialzündung“ für weitere Events

Sachsenringradrennen: Wie konnte es in der Corona-Krise stattfinden?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Sachsenringradrennen: Wie konnte es in der Corona-Krise stattfinden?"
Startaufstellung wie bei der MotoGP: Das erste Radrennen in Zeiten der Corona-Krise fand auf dem Sachsenring unter besonderen Bedingungen statt. | Foto: Verein Internationales Radrennen Rund um den Sachsenring e.V.

01.06.2020  |  (rsn) - Radrennen in Zeiten von Corona - dass das schon geht, wurde am Pfingstsonntag auf dem Sachsenring unter der Organisationsleitung des Chemnitzers Dietmar Lohr bewiesen. An dem Ort, wo Maximilian Schachmann und Lisa Brennauer vor elf Monaten in die deutschen Meistertrikots fuhren, fand das 72. Sachsenringradrennen statt - gemäß Sächsischer Corona-Schutz-Verordnung ausschließlich für Vertragsfahrer und Kaderathleten und unter weitgehender Einhaltung der Corona-Hygieneregeln, wobei die Betonung auf 'weitgehend' liegen muss.

Denn im Rennen selbst ist, wie auch in der Fußball-Bundesliga, an Sicherheitsabstand, Mundschutz und Co. natürlich nicht zu denken gewesen. "Abstand im Rennen? Nein, das ist unmöglich. Alles andere wäre eine Illusion", sagte Lohr im Gespräch mit der Deutschen Welle bereits im Vorfeld.

Während aber Bundesliga-Fußballer derzeit immer wieder getestet werden, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben, baute man am Sachsenring auf schriftliche Zusicherungen aller Teilnehmer: Jeder bestätigte mit seiner Meldung, dass er selbst frei von Covid-19-Symptomen und in den vergangenen 14 Tagen nicht wissentlich in Kontakt mit Infizierten gewesen sei.

Zuschauern wurde kein Zutritt zum Gelände der Rennstrecke gewährt, die Jahr für Jahr die Motorrad-Weltmeisterschaft MotoGP begrüßt. Einzig Sportler, Teamleiter, Betreuer und das Organisationsteam durften das 50 Hektar große Areal betreten.

Veranstaltung nur zur Berufsausübung erlaubt

Das Starterfeld wurde in Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Radfahrer drastisch zusammengekürzt, so dass nur noch Vertragsfahrer und Kaderathleten an den Start gehen konnten - diejenigen also, für die das Rennfahren Arbeitszeit ist. So wurde man den Corona-Schutz-Verordnungen gerecht. Von den zwischen Sonntag dem 24. Mai und Mittwoch dem 27. Mai mehr als 130 gemeldeten Startern wurden dadurch nur noch 52 zugelassen. Letztendlich standen 40 davon auch tatsächlich am Sonntagmorgen am Start, 27 kamen ins Ziel und das Thüringer Team P&S Metalltechnik feierte mit Tobias Nolde und Immanuel Stark einen Doppelsieg.

Die vom Gesundheitsamt angeordneten Corona-Schutz-Maßnahmen vor Ort orientierten sich natürlich an den allgemeingültigen Regeln in Sachen Hygiene mit einem Sicherheitsabstand von 1,50 Meter. Allerdings musste Lohr auf die Durchführung der für Ostersamstag noch geplanten Rennen der Nachwuchsklassen sowie der Senioren und Jedermänner verzichten, denn das erlaubte die Corona-Schutz-Verordnung dann doch nicht. "Das wäre auch harakiri gewesen", so Lohr selbst mit Blick auf das dann deutlich höhere Menschenaufkommen auf dem Sachsenring-Gelände.

Start in MotoGP-Manier nur mit symbolischem Charakter

Um den Mindestabstand bis zum Rennstart einzuhalten, holten alle Teilnehmer ihre Startnummern bei der Anmeldung einzeln und mit Mundschutz aus verschiedenen Plexiglas-Boxen ab und die Teilnehmer wurden auf der Start-/Zielgeraden der Motorrad-Rennstrecke so formiert, wie sich auch die MotoGP-Piloten formieren: leicht versetzt in Dreierreihen über die gesamte Straßenbreite. Reine Show, aber eben Vorgabe.

Kaum war der Startschuss gefallen, durften sich die Abstände dann auflösen, bis das Rennen zu Ende war. Dann mussten die drei Bestplatzierten auf dem Weg zum Podium, dessen einzelne Sockel ebenfalls weiter voneinander entfernt aufgestellt wurden als gewohnt, von einem Tisch ihre Preise mitnehmen - auf das sonst obligatorische Händeschütteln und Siegerküsschen wurde verzichtet.

Wie eine MDR-Reportage zeigt, wurde bei der Siegerehrung, die 'indoor' abgehalten wurde, jedoch kein Mund- und Nasenschutz getragen - weder durch die Fahrer, noch durch Fotografen oder andere Offizielle. Allerdings ist das Tragen der Schutzmasken in Sachsen auch keine verpflichtende Verordnung, sondern lediglich eine Empfehlung.

Wackernagel und Voß hoffen auf "Initialzündung"

Insgesamt funktionierte die Veranstaltung gut, urteilten auch Lars Wackernagel als P&S-Metalltechnik-Teamchef und der Sportliche Leiter des zweiten fast vollständig vertretenen Continental-Teams LKT Brandenburg, Paul Voß, gegenüber radsport-news.com unisono. Beide hoffen nun, dass dieses erste nationale Straßenrennen, es handelte sich um kein internationales UCI-Event, eine Art "Initialzündung" für andere Veranstaltungen ist.

Allerdings gab Lohr auch zu bedenken, dass die Voraussetzungen mit einem abgesperrten Privatgelände wie dem Sachsenring, maßgeblich waren, um das Rennen stattfinden lassen zu können: "Im öffentlichen Raum ist das so derzeit nicht umsetzbar", meinte er.

Bleibt zu hoffen, dass von den Anwesenden auch wirklich niemand Sars-Cov-2-infiziert war.

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