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08.04.2020 | (rsn) - San Remo, die Ronde, Roubaix, Lüttich und die Lombardei. Die großen Klassiker. Monumente. Musik in den Ohren aller Radsport-Fans. Jahr für Jahr fiebern sie den sogenannten "heiligen Wochen" Ende März und Anfang April entgegen, die in den Highlights Flandern-Rundfahrt und Roubaix gipfeln. Doch genau zwischen 'Vlaanderens mooiste' und der 'Königin der Klassiker' findet noch ein großer Klassiker statt, der in der öffentlichen Wahrnehmung untergeht: der Scheldeprijs. Dabei trägt das Rennen, das ohne Corona-Pandemie heute zum 108. Mal hätte ausgetragen werden sollen, ein ganz spezielles Attribut: die inoffizielle Weltmeisterschaft der Sprinter.
1907 erstmals ausgetragen und damit das älteste noch bestehende Profirennen Flanderns - noch älter als die berühmte Ronde selbst - gewannen hier bis in die 1980er Jahre hinein zwar fast nur Belgier, doch seitdem liest sich die Siegerliste wie das Who is Who der schnellen Männer. Jean-Paul van Poppel, Mario Cipollini, Erik Zabel, Jeroen Blijlevens, Robbie McEwen, Tom Boonen, Mark Cavendish, Alessandro Petacchi, Tyler Farrar, Alexander Kristoff sowie zuletzt zweimal Fabio Jakobsen, sie alle waren in Schoten vor den Toren von Antwerpen erfolgreich.
Doch der König der inoffiziellen Sprinter-WM ist ein Deutscher: Marcel Kittel. Fünfmal gewann er an der Schelde, ist Rekordsieger. Kittel feierte dort 2012 im strömenden Regen den ersten Klassikersieg seiner Profi-Karriere, musste an selber Stelle sieben Jahre später aber auch den letzten großen Tiefschlag dieser Karriere einstecken.
Auch wenn ihn seine Erfolge bei der Tour de France zum Superstar der Szene und in Deutschland bekannt machten, definierte dieses Rennen Anfang April die Laufbahn des Erfurters mindestens genauso mit. Denn: "In meinen starken Jahren war ich beim Scheldeprijs erfolgreich und in meinen schwierigen Jahren nicht", fasste es Kittel in einem Telefonat mit radsport-news.com nun treffend zusammen. Wenn es für ihn Anfang April in Schoten lief, lief es auch im restlichen Jahr.
Fünf Siege, aber auch die letzte Niederlage
2012, 2013 und 2014 gewann er, in seinem ersten schwarzen Jahr 2015 stand er nicht am Start. In den Quick-Step-Jahren 2016 und 2017 gewann Kittel wieder an der Schelde, aber mit Katusha gelang nichts mehr. Drei Plattfüße stoppten ihn 2018, und 2019 war körperlich endgültig die Luft raus.
"Ohne es zu dem Zeitpunkt schon zu wissen, bin ich da mein letztes Profirennen gefahren. Der Tag an sich war einfach die Hölle für mich", so Kittel nun. "Ich wusste, dass ich es dort eigentlich kann und wollte unbedingt, aber ich habe einfach nichts mehr auf die Kette bekommen - bin abgefallen wie ein 18-jähriger Junior, der bei den Profis mitfahren muss, und konnte es mir nicht erklären. Aber die Gründe haben ja nichts mit dem Scheldeprijs zu tun. Deshalb trübt dieser Tag auch meine sonst so schönen Erinnerungen an das Rennen nicht."
Die allererste Erinnerung an den Scheldeprijs ist allerdings auch keine allzu schöne. In seinem ersten Profijahr kam Kittel am 6. April 2011 erstmals an die Startlinie nach Antwerpen, um am Ende den Sprint für Kenny van Hummel anzufahren. Doch das gelang eher schlecht als recht. "Ich habe es sowas von verkackt. Ich sollte das Leadout machen und wusste gar nicht wo vorne und hinten ist", so Kittel nun. "Aber das war eine Lektion für mich: Ich habe erkannt, dass mir das Rennen grundsätzlich liegt, ich aber noch eine Schippe draufpacken muss."
"Alter, Alter, Alter! Jetzt bloß nicht stürzen!"
Im Jahr darauf kam Kittel - da bereits 20-facher Profi-Rennsieger - als Kapitän von Argos - Shimano nach Antwerpen, sprang im strömenden Regen auf dem Schlusskilometer ans Hinterrad von Tyler Farrar (Garmin - Barracuda) und schlug den US-Amerikaner schließlich auf der breiten, nach links abknickenden Zielgeraden trotz längerem Weg außen herum um eine Vorderradlänge.
"An den Sprint selbst kann ich mich gar nicht mehr so gut erinnern, aber ich weiß noch, dass ich im Ziel erstmal nur dachte: Alter, Alter, Alter, jetzt bloß nicht in der Kurve abräumen! Das Pflaster dort nach dem Ziel ist im Nassen sauglatt - außerdem wird dort ja auch immer kräftig getrunken und es ist viel Bier auf der Straße. Deshalb dachte ich nur: Jetzt bloß nicht zu früh die Arme hochreißen." Tatsächlich gingen neben und hinter Kittel einige Kollegen nach dem Zielstrich zu Boden, er aber blieb obenauf.
"Für mich war es jede Saison ein erster Höhepunkt"
"Von da an war es jedes Jahr eine Challenge für mich, es wieder zu schaffen. Und nach zwei, drei Siegen weiß man dann: Das ist Dein Ding, da bist du zuhause", so Kittel über seine besondere Siegesserie an der Schelde. 2013 gewann er vor Cavendish, 2014 nochmal vor Farrar, 2016 wieder vor Cavendish sowie André Greipel und 2017 schließlich vor Elia Viviani und Nacer Bouhanni.
Der Scheldeprijs hat für viele Sprinter, die sich in Oudenaarde bei der Flandern-Rundfahrt am Sonntag davor oder in Roubaix am Sonntag danach, nichts ausrechnen, jedes Jahr einen besonderen Stellenwert. "Für mich war es jede Saison ein erster Saisonhöhepunkt, der Abschluss meines Frühjahrs", erklärt der 31-Jährige.
"Ich bin ja selten Roubaix gefahren und habe danach meist eine Pause gemacht, bevor ich dann für den Sommer aufgebaut habe. Deshalb war ich dort immer heiß. Außerdem sind immer viele gute Sprinter da und die Konkurrenz motiviert natürlich zusätzlich", gab Kittel zu und betonte außerdem, dass auch der Charakter des Rennens es für die Sprinter so speziell mache.
"Ein bisschen wie die Champs-Élysées"
"Es ist ein bisschen so wie die Champs-Élysées: Das ist auch kein schweres Rennen, aber das wissen eben auch alle. In Paris oder auch beim Scheldeprijs muss man einfach nur gut ins Finale kommen - und dann wollen alle gewinnen. Wenn man sich dann durchsetzen kann, ist es eine besondere Genugtuung", so der 31-Jährige, und: "Selbst wenn man zum ersten Mal dort fährt, kann man auf den Schlussrunden immer schon gucken, wann man lossprinten muss. Es ist also alles sehr planbar und deshalb geht es darum, wer es am besten umsetzt."
Seitdem der Scheldeprijs 2018 erstmals in der niederländischen Provinz Zeeland gestartet wurde, hat er seinen Charakter etwas verändert. Der Wind spielt eine größere Rolle, das Rennen ist früher schwer und den Sprintern wird vor dem Finale schon mehr auf den Zahn gefühlt. Doch am Ende kam es trotzdem auch in den vergangenen beiden Jahren - ohne Kittel - zu Massensprints um den Sieg. "Sie haben die Zielanfahrt auch etwas verändert, aber die Ankunft in Schoten ist trotzdem immer noch ein Traum für jeden Sprinter", meint der frisch gebackene Vater.
Es wird noch einige Jahre dauern, bis in der Churchillaan vor dem Marktplatz von Schoten ein weiterer Fahrer seinen fünften Sieg feiert. Wenn es überhaupt irgendwann passiert. Bis dahin bleibt Kittel Rekord-Weltmeister. Inoffiziell eben!
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