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13.02.2020 | (rsn) - Zwei Jahre und fünf Tage ist es her, dass Mark Cavendish bei der Dubai Tour 2018 in Fujairah zuletzt ein Radrennen gewonnen hat. Nach überstandenem Epstein-Barr-Virus will der Mann von der Isle of Man in dieser Saison mit neuem Team wieder angreifen und auf die Siegerstraße zurückkehren. Doch seine erste Rennwoche 2020 zeigte: Es könnte gut sein, dass Cavendish an die Kapitänsrolle als Sprinter bei Bahrain McLaren nicht mehr herankommen wird.
Denn bei der Saudi Tour ordnete sich 'Cav' gleich am zweiten Tag nach zwei Stürzen unter und arbeitete für den neun Jahre jüngeren Phil Bauhaus. Tagsdrauf wollte der Deutsche dem Briten dann den Sprint anfahren, doch rund 400 Meter vor dem Zielstrich ließ Cavendish an Bauhaus' Hinterrad eine Lücke aufgehen, so dass der von vorne zum Sieg durchziehen konnte.
Bauhaus bedankte sich und zeigte sich beeindruckt vom genialen Trick seines Teamkollegen sowie dessen Selbstlosigkeit. Da der Deutsche so die Gesamtführung übernahm, war die Rollenverteilung fortan auf den Kopf gestellt: Cavendish arbeitete bis zum Rundfahrtende für Bauhaus und dem gelang nicht nur Tagessieg Nummer zwei, sondern auch der Gesamtsieg in Saudi-Arabien. So hat Bauhaus nach fünf Renntagen bereits drei Siege auf dem Konto und damit auch indirekt seinen Anspruch auf die Rolle des Nummer-1-Sprinters im Team angemeldet: Dass er gewinnen kann, weiß man nun. Ob Cavendish es wieder kann, das ist noch die Frage.
"Ich denke, Cav hätte die letzte Etappe auch selbst gewinnen können", erklärte nun Bahrain McLaren-Team-Manager Rod Ellingworth, alter Wegbegleiter und Ex-Coach des 'Manxman', gegenüber cyclingnews.com. Ellingworth, der selbst in jungen Jahren unter Epstein-Barr litt, sieht Cavendish physisch auf einem guten Weg, wieder ein Siegfahrer zu werden. "Er muss sicher noch einige Arbeit verrichten, aber er ist auf dem richtigen Weg", so Ellingworth. "Dann gibt es noch das Thema Selbstvertrauen, wenn es in den Sprint geht..."
Physisch schon besser als im Kopf?
Cavendish gab seine Kapitänsrolle in Saudi-Arabien an Tag zwei wegen eines Sturzes an Bauhaus ab. Tagsdrauf ließ er den Deutschen ziehen und schenkte ihm mit einem taktischen Kniff den Sieg und damit die Kapitänsrolle für den Rest der Woche - war das selbstlos oder ein Zeichen dafür, dass er selbst noch arg an sich zweifelt?
Cavendish selbst sprach in Saudi-Arabien nicht viel mit der Presse. Das ist man von ihm so gewohnt. Doch was er sagte, hörte sich mehr nach eigenem Umdenken an. Anstatt sich weiter am Seriensieger Cavendish der Vergangenheit messen zu lassen, spielte er zunehmend die Teamsport-Karte: "Das Gefühl wieder zu gewinnen ist fantastisch", sagte er etwa über den ersten Erfolg von Bauhaus und erklärte dann:
"Es ist die Aufgabe jedes Radsportlers, sicherzustellen, dass sein Team gewinnt. Normalerweise bedeutet das, dass ich sprinte, aber das heißt nicht, dass ich nicht wüsste, was man in einer anderen Rolle zu tun hat", so Cavendish. In Saudi-Arabien hat er gezeigt, dass er das weiß, und Cavendish wäre nicht der erste Profi, der sich im höhren Alter zum Helfer wandelte und in dieser Rolle neue Freude und Freunde fand.
Gegenüber Eurosport lobte er Bauhaus jedenfalls schon mal sehr: "Phil ist ein enorm talentierter Fahrer und deutlich vielseitiger als ich es bin. Er kommt über Anstiege, über die ich nicht unbedingt drüber käme", gab er zu.
Bauhaus und Colbrelli besser geeignet für modernere Rennen
Da es bei den großen Rundfahrten immer weniger klassische Sprinteretappen gibt, ist das eine Qualität, die bei der Frage nach dem Nummer-1-Sprinter bei Bahrain McLaren auch bedacht werden muss. Bauhaus und Sonny Colbrelli können das beide besser als Cavendish.
Ellingworth sagt offiziell, er traue Cavendish die Rückkehr auf die Siegerstraße weiterhin zu. Doch auch er gibt seinem alten Freund keinen Freifahrtschein in Richtung Tour de France, die Cavendish 2019 zum ersten Mal seit zwölf Jahren verpasst hatte, weil Dimension Data-Teamchef Douglas Ryder ihn von Rolf Aldags Nominierungsliste strich. "Niemand hat den Tour-Startplatz sicher", sagte Ellingworth, der außerdem darauf hinwies, dass die Tour 2020 ohnehin sehr bergig sei und der Fokus wohl auf Mikel Landas Ambitionen im Gesamtklassement liegen werde.
Potentiell sei aber trotzdem auch möglich, einen Sprinter mit ein bis zwei Anfahrern mitzunehmen. "Wenn Mark wieder auf WorldTour-Level Siege holt, warum sollten wir ihn dann nicht mitnehmen?" Wenn!
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