Aufbruchstimmung bei Bahrain - Merida

Sieberg: “Man hat das Gefühl, es ist ein neues Team“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Sieberg: “Man hat das Gefühl, es ist ein neues Team“"
Marcel Sieberg (li.) und Teamkollege Phil Bauhaus freuen sich auf die Saison 2020. | Foto: Cor Vos

31.10.2019  |  (rsn) - Bei Marcel Sieberg herrscht Aufbruchsstimmung, und das im fortgeschrittenen Radsportalter von 37 Jahren, von denen er 16 als Profi unterwegs war. Grund dafür ist vor allem die bereits laufende Umstrukturierung seines Teams Bahrain - Merida, bei dem der Sportwagenhersteller McLaren sein Engagement stark ausbauen wird.

Mit Rod Ellingworth gibt es einen neuen Teamchef, acht Fahrer haben das Team verlassen, darunter Kapitän Vincenzo Nibali, neun neue wurden verpflichtet, dazu gehören Sprinter Mark Cavendish, die beiden Rundfahrtspezialisten Mikel Landa und Wout Poels sowie der Österreicher Marco Haller.

"Wir hatten das erste Teamtreffen in der Zentrale von McLaren. Das hat uns allen sehr gut gefallen. Man hatte das Gefühl, es ist ein neues Team. Es gab ja auch einige Veränderungen in der Mannschaft. Man merkt, dass nächstes Jahr ein anderer Wind weht. Es wird noch professioneller. Das hört sich alles sehr cool an, was die Jungs vorhaben“, berichtete Sieberg gegenüber radsport-news.com. Der erfahrene Deutsche reiste mit seinen Teamkollegen direkt von der Tour of Guangxi aus China nach London. “Wir waren eigentlich müde, aber ich habe mich dann schon direkt auf das nächste Jahr gefreut, und dieses Gefühl kurz nach dem letzten Saisonrennen hatte ich auch nicht immer", fügte er an./p>

Auch an das Karriereende verschwendet er noch keinen Gedanken. "Mir macht der Sport einfach noch zu viel Spaß. Ich würde ungern nächstes Jahr aufhören“, sagte Sieberg, dessen Vertrag Ende 2020 ausläuft. “Ein, zwei Jahre würde ich dann gerne noch dranhängen“, betonte er. Sollte die Teamleitung ihn gerne als Sportlichen Leiter verpflichten wollen, würde das die Situation verändern. "Ich hätte schon Lust, nach meiner Karriere Sportlicher Leiter zu werden. Ich würde gern meine Erfahrung an junge Fahrer weitergeben, und ich denke, das würde mir liegen. Aber da muss ich abwarten, welche Pläne das Team mit mir über 2020 hinaus hat", sagte der Allrounder.

Mit Nibali und sechs Italienern an einem Tisch

Nach acht Jahren bei Lotto Soudal bedeutete allerdings schon die Saison 2019 eine große Umstellung. "Es waren alles neue Gesichter, ich kannte nur sehr wenige Leute und es blieb auch nur wenig Zeit, alle kennen zu lernen", so Sieberg. Zudem wartete auch eine neue Sprache auf den Deutschen, da im Team großteils italienisch gesprochen wird. "Wenn man Rennen mit Nibali gefahren ist und mit sechs Italienern am Tisch saß, hat man nicht so viel verstanden. Aber vielleicht ist dadurch mein italienisch ein bisschen besser geworden", meinte Sieberg mit einem Augenzwinkern.

Die meisten Renntage absolvierte er allerdings an der Seite von Heinrich Haussler und Phil Bauhaus, mit denen er einen kleinen Sprintzug bildete. Dass Bauhaus in diesem Jahr lediglich ein UCI-Rennen gewann, hatte nach Siebergs Meinung zwei Gründe. “Wir wurden immer wieder zu Rennen geschickt, die topographisch nicht auf Sprinter zugeschnitten waren. Das war hier und da der Motivation nicht ganz förderlich", gestand Sieberg ein.

Zudem waren eben nur Haussler und Sieberg für den jungen deutschen Sprinter abgestellt. "Mit Heino, Phil und mir hat es eigentlich ganz gut funktioniert. Aber man hat klar gemerkt, dass wir fast immer nur zu dritt in den Finals unterwegs waren. So kann man eben nicht viel unternehmen. Bei Lotto hatten wir viel mehr Leute für den Sprintzug und ich konnte mich mehr für das Finale schonen. Bei Bahrain fehlen halt noch ein paar Jungs, die uns unterstützen können", meinte Sieberg.

Mit seiner persönlichen Leistung war er im Großen und Ganzen zufrieden. "Ich konnte das erfüllen, was das Team von mir verlangt hat. In den Sprints war ich immer voll da", meinte Sieberg. Viel vorgenommen hatte sich der Routinier wieder für bei Paris-Roubaix. Doch weil er in der Vorbereitung auf den Klassiker erkrankte, lief es für den Siebten von 2016 nicht nach Wunsch. "Das war nicht so ideal. Also habe ich mich voll und ganz in den Dienst von Heino (Heinrich Haussler) gestellt", erklärte Sieberg.

2020 im Sprintzug von Cavendish?

Mit der Verpflichtung von Mark Cavendish (Dimension Data) und Haller (Katusha - Alpecin), der die Rolle des Anfahrers übernehmen wird, dürfte sich Bahrain in den Sprints deutlich verbessern. Dazu kommt noch Sonny Colbrelli, der 2019 für die meisten Siege sorgte - bezeichnenderweise waren es ganze drei, die der Italiener feiern konnte.

Haller könnte in den Sprintzug von Bauhaus integriert werden oder aber für Colbrelli respektive Cavendish fahren. Aber auch Sieberg könnte dem Briten zugeteilt werden. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei HTC Highroad.

Damals war Cavendish der beste Sprinter der Welt und André Greipel, Siebergs bester Freund, strebte nach einer beeindruckenden Leistungsentwicklung ebenfalls die Leaderposition an. Das führte dazu, dass Cavendish immer wieder gegen Greipel stichelte, der schließlich 2011 die Konsequenzen zog und gemeinsam mit Sieberg das Team verließ und sich Lotto anschloss.

"Ich denke, die Medien haben das auch höher gepusht, als es überhaupt war. Denn jedes Mal, wenn ich die beiden in den letzten Jahren zusammen gesehen habe, haben sie sich normal unterhalten. Sie respektieren sich zu 100 Prozent. Klar wird es erstmal komisch sein, Cav am Hinterrad zu haben, aber das gehört zu meinem Job und habe kein Problem damit", betonte Sieberg, der im Vertragsjahr eine konstante Leistung abliefern will, "ohne großartige Verletzungen oder gesundheitliche Probleme. Das ist das A und O für eine gute Saison. Mein Ziel ist es, bei jedem Rennen tip top am Start zu sehen, um meinen Kapitänen zu helfen", sagte er.

Seinen Rennkalender wird er in den nächsten Wochen erfahren. "Gerade die deutschen Rennen sind für mich etwas Besonderes. Da würde ich gerne am Start stehen und gut dabei sein", sagte Sieberg abschließend.

Weitere Radsportnachrichten

18.12.2025Niermann: “Normale Vuelta, aber etwas ungewöhnlich“

(rsn) – Am Mittwochabend wurde die Strecke der 81. Vuelta a España vorgestellt. Auffällig war für viele Beobachter, dass der Kurs nach dem Start in Monaco zu weiten Teilen ganz im Süden der ibe

18.12.2025Wird die Vuelta 2026 zum Hitzerennen?

(rsn) – So viel Südspanien wie bei der Vuelta 2026 gab es in diesem Jahrtausend noch nicht. Die letzten zehn Etappen der Rundfahrt werden ausnahmslos in Andalusien, der südlichsten Region des Land

18.12.2025Ineos Grenadiers gründen Nachwuchsteam

(rsn) – Das Team Ineos Grenadiers macht es vielen weiteren WorldTour-Rennställen nach und gründet für die kommende Saison ein eigenes Nachwuchsteam. Die Ineos Grenadiers Racing Academy, wie der

18.12.2025Im ersten Jahr voll eingeschlagen: “Macht Hunger auf mehr“

(rsn) – Erfolgreiche Mountainbikerinnen, die auf die Straße in die WorldTour wechseln, sind inzwischen im internationalen Frauenradsport keine Seltenheit mehr. Erstaunlicher hingegen, wenn diese â

18.12.2025Schleck-Brüder bei Lidl – Trek wiedervereint

(rsn) – Andy Schleck wird Teil der Management-Riege des deutschen Teams Lidl – Trek. Wie die Equipe bekanntgab, bekleidet der Tour-de-France-Sieger von 2010 ab sofort die Position des stellvertre

18.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.12.2025Raus aus der Komfortzone, rein ins “Wolfpack“

(rsn) – Angesichts von drei Top-Ten-Ergebnissen bei den Frühjahrsklassikern zog Laurenz Rex ein positives Fazit seiner fünften Profisaison, an deren Ende dann noch ein Highlight folgte: Der Belgie

18.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

17.12.2025Vuelta ehrt Froome bei Streckenpräsentation in Monaco

(rsn) – Nachdem die Strecke für die Vuelta a Espana 2026 im Salle des Etoiles in Monaco vollständig vorgestellt war, wurde es nochmal dunkel und die Videowand spielte einige Clips von den Spanien-

17.12.2025Die Vuelta 2026: Alle Etappen von Monaco bis Granada im Detail

(rsn) – Die Vuelta a Espana wird bei ihrer 81. Austragung im Jahr 2026 erneut im Ausland beginnen: Der Startschuss zur dritten Grand Tour der Saison fällt in Monaco vor dem Casino von Monte-Carlo.

17.12.2025Die Trikots der Women´s WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) – 14 Rennställe umfasst die Women's WorldTour in der Saison 2026. Doch wie treten diese 14 Mannschaften im neuen Jahr auf? Welche Farben zieren ihre Trikots, welche Art von Designs werden gew

17.12.2025Wie 2025: Ein Teamzeitfahren und zwei Bergankünfte

(rsn) – Die 84. Ausgabe von Paris-Nizza (2. UWT) beginnt am 8. März 2026 in Achères im Département Yvelines und endet am 15. März mit dem traditionellen Finale rund um den Zielort Nizza. Wegen d

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)